Piko 51430 / 51437 / 51440: MAV V43 / GySEV 0430

Die MAV wandte sich nach ersten Versuchen bei der Auswahl eines geeigneten Stromsystems im Jahr 1960 dem westlichen Industriestandard der 50-Hz-Technologie zu und ließ eine Elektrolok nach aktuellen Baugrundsätzen entwerfen. Bei Ganz-VM bzw. Ganz-MAVAG entstand die neue Baureihe V43, die äußerlich unverkennbare Konstruktionskriterien aus Frankreich aufweist, sich aber im elektrischen Teil an der BLS-Type Re 4/4 mit den Loknummern 161 bis 180 orientiert.

Die ersten sieben Lokomotiven wurden noch von der ArGE in der Lokomotiv- und Waggonfabrik Krupp in Essen mit den Betriebsnummern V43.1001 – 1007 beschafft. Ab der V43.1008 erfolgte dann die Produktion bei Ganz-Mavag in Ungarn. Die MAV hat dann bis zum Jahr 1982 insgesamt 379 Lokomotiven in Dienst gestellt, die in den Dienststellen Budapest-Ferencváros, Szolnok, Miskolc, Nylregyháza, Békéscsaba, Szeged, Györ, Szombathely, Dombóvár und Székesfehérvár stationiert waren und dort als Universalloks landesweit zum Einsatz kamen.

Einige Lokomotiven kamen ab 1985 zur österreichisch-ungarischen Privatbahn GySEV, die ab1985 ihre Strecke von Györ nach Sopron und weiter nach Ebenfurth mit Wechselstrom 25 kV/50 Hz elektrifizieren ließ. Die GySEV hat in den Jahren 1987/88 zwölf Lokomotiven aus der letzten Lieferung an die MAV entnommen. Vier weitere, jedoch ältere MAV-Maschinen wurden zwischen 1995 und 1998 übernommen.


Modellvorstellung

Die Öffnung des Ostens bzw. der Fall des Eisernen Vorhanges liegt zwar schon mehr als 20 Jahre zurück, doch weitet sich das Geschäftsgebaren der Hersteller recht unterschiedlich aus. Piko hat den Modellbahnmarkt seiner Nachbarländer Polen und Tschechien schon sehr frühzeitig erkannt und weitete diesen 2021 mit einer gänzlichen Neukonstruktion einer nur in Ungarn vertretenen E-Loktype aus, indem als Formneuheit 2021 die MAV-Baureihe V 43 angekündigt wurde. Damit wurde der Grundstein für ein zeitgemäßes Großserienmodell dieser für Ungarn so markanten E-Loktype geschaffen, von welcher Piko vier verschiedene Modellausführungen vorgesehen hat:

* 51430: Gleichstrom-Ausführung analog, derzeitige UVP € 230,–
* 51431: Wechselstrom-Ausführung, ohne Sound m. mfx-fähigen Decoder, UVP € 280,–
* 51432: Gleichstrom-Ausführung mit Loksound, UVP € 345,–
* 51433: Wechselstrom-Ausführung mit Loksound, mfx-fähiger Decoder, UVP € 345,–

Verpackung

Piko liefert seine MAV-Lok in der bekannten Verpackung aus. In die Kartonverpackung mit Kartonschuber ist das Modell in der rutschsicheren Blisterummantelung eingelegt, zudem steht die Lok auf einem Plastikgleis mit mehreren bodenseitigen Arretierungen. Sämtliche Papiere zum Modell sind an der Unterseite in einem eigenen Schuber in die Kartonverpackung eingeschoben. Der Zurüstbeutel ist am Scharnier der Blisterbox eingeklebt.

Trotz mehrfacher Kritik hat Piko an der Lesbarkeit der Betriebsanleitung nichts geändert. Sämtliche Hinweise sind leider immer noch in der kleinen Schriftgröße ausgeführt, wenngleich man keine nennenswerte Selbstmontage von Zurüstteilen vornehmen muß. Aber der Hinweis auf die Barrierefreiheit dieser Unterlagen bleibt weiterhin aufrecht. Gerade bei älteren Personen wird die Sehkraft immer schwächer.

Dem Modell liegt ein dicker Zurüstbeutel bei. Dieser enthält zum ersten die üblichen Anbauteile für die Pufferbrust wie die Bremsschläuche, den Zughaken und noch ein weiteres Bauteil. In diesem Zurüstbeutel liegt noch ein weiteres Anbauteil bei, und zwar die vier Seitenspiegel. Da diese Spiegel sehr weit in das Lichtraumprofil hineinragen und eventuell beim Transport abzureißen drohen, wurde die Montage entgegen der bisherigen Praktik bei Piko an den Käufer ausgelagert.

Technik

Die Neukonstruktion basiert auf bewährten Konstruktionsprinzipien. Das Lokgehäuse ist über vier an der Unterseite befindlichen Schrauben befestigt, wobei es sich empfiehlt, einen Schraubenzieher mit magnetisierter Spitze zu verwenden. Die Schrauben befinden sich an den inneren Enden der Drehgestellblenden. Nachdem Abnehmen durch den Abzug des Gehäuses nach oben wird der Blick auf das Innenleben frei. Die sichtbar werdende Zentralplatine ist von einem Plastikeinsatz, der den Maschinenraum imitiert, umschlossen und offenbart dabei eine Digital-Schnittstelle PluX22. Auf der gegenüberliegenden Seite ist der Ablageplatz für den Lautsprecher vorgesehen.

Der fünfpolige Mittelmotor befindet sich unter der Zentralplatine, die über zwei Schrauben mit dem Chassis verbunden ist. Der Motor weist zwei große Schwungmassen auf, ist im Chassis eingelassen und treibt das Modell über einen Kardanantrieb mit Stirnrad-/Schneckengetriebe auf alle Achsen an. Die beiden Haftreifen sind einseitig auf der ersten und letzten diagonal versetzt aufgezogen. Natürlich würde bei dieser Neukonstruktion eine NEM-Kurzkupplungskulisse berücksichtigt.

Fahrverhalten

Die formschöne MAV-Lokomotive als Modell fällt vorab durch das hohe Eigengewicht auf. Das Modell bringt ein Eigengewicht von 529 Gramm auf die Waage. Das Fahrverhalten ist solide. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. 168 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 29 % zu hoch, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist die Modellgeschwindigkeit um ca. ein % zu niedrig. Die Messung mit dem Halling-Geschwindigkeitsmesser ergab eine Geschwindigkeit von 164,6 km/h.

Optik

Die V 43 der MAV fällt durch den kurzen, sehr schlicht ausgeführten Lokaufbau mit der kantig nach oben zulaufenden Dachform auf, welches Piko in der Modellumsetzung sehr gut nachempfunden hat. Obwohl die Seitenwände eher glatt wirken, sind dennoch markante und tiefe Gravuren vorhanden. Sehr ansehnlich umgesetzt sind unter anderem die Türbereiche mit den erhaben realisierten Dachrinnen und den Türschnallen. Weitere Feinheiten sind an der Führerstandstüre und im Rahmen durch die Ausschnitte für die Trittstufen erkennbar. Sämtliche Griffstangen an den Türen bzw. die Handläufe an der Stirnfront sind als eigene Teile in das Lokgehäuse eingesetzt und in gelber Farbe gehalten. Die Seitenfenster wie auch die Stirnfenster sitzen paßgenau im Gehäuse und weisen eine dezente schwarze Umrandung für die Gummidichtung auf.

Die Stirnfronten sind schlicht ausgeführt, indem auch dort die Fenstereinsätze paßgenau eingesetzt sind. Schön umgesetzt wurde auch die etwas nach hinten versetzte Lage der Stirnfenster berücksichtigt. Die glatte Stirnfront wird nur durch die UIC-Dose, einer Heizdose, dem Handumlauf und der extra eingesetzten Scheibenwischer durchbrochen. Am Umlaufblech ist eine zweifache Nietenreihe erkennbar. Sehr schön anzusehen sind mitunter auch die Lampenfassungen und deren Ausführungen.

Das Dach verfügt über zwei zierlich ausgeführte Wechselstrom-Stromabnehmer als neukonstruierte Teile. Die Dachgarten ist vollständig umgesetzt, wobei die Dachleitung in roter Farbe, die Isolatoren eine bräunliche Farbe und der Hauptschalter silbern ausgeführt ist. Am Dach sind verschiedene Details erkennbar. Die Dachstege sind als Ätzteile ausgeführt und extra angesetzt. Gut erkennbar sind die Dachklappe und die Makrophone sowie sonstige Details. Bei den Drehgestellen wurde die markant, französisch wirkende Bauform nachgebildet. Die Drehgestellblenden sind dreidimensional durchgebildet und mit weiteren Anbauteilen bestückt. Die Sandfallrohre sind auf der Radlaufebene angespritzt.

Bedruckung und Beschriftung

Die schlichte Lackierung der V 43 macht sich auch beim Modell durch wenige Farbtrennkanten bemerkbar. Das vorliegende Modell zeichnet sich durch eine ausgezeichnete Lackierung aus, indem die gelbe Kontrastfläche an den Fahrzeugfronten tadellos umgesetzte Farbtrennkanten auf. Dies gilt auch im Übergang zum Fahrzeugrahmen. Was die wenigen Anschriften am Modell betrifft, so wurden diese alle lupenrein ausgeführt, sind gut deckend aufgetragen und lassen sich gut ablesen. Sogar die Drehgestellrahmen sind mehrfarbig bedruckt. Am Modell ist keine Heimatdienststelle angeschrieben, dafür aber die bisherige Loknummer mit V 43 1282 und die Halterkennung H-MAVTR. Das Modell fällt in dieser Ausführung eindeutig in die Epoche VI.

Beleuchtung

Piko hat seiner ungarischen Universallokomotive für die Beleuchtung gelbliche und rote LED berücksichtigt. Der Lichtwechsel erfolgt vom dreifach belegten, gelbe Spitzensignal zum zweifachen, roten Schlußlicht. Der Wechsel erfolgt fahrrichtungsabhängig. Im Digitalbetrieb sind weitere Lichtfunktionen vorhanden, und zwar die Innenbeleuchtung, die Führerstandsbeleuchtung und sogar die fahrrichtungsabhängige Beleuchtung der Führerpulte!


Bilder


Modellvorstellung Piko 51437 – MAV V 43.1001

Die Ankündigung der V 43 der MAV war die Überraschung aus dem Jahr 2021, die seine Fortsetzung im Modellbahnjahr 2023 fand. Piko hat von dieser Bauform zwei weitere Modell als Neuheit angekündigt, die als Formvarianten zu klassifizieren sind. Das erste Modell betrifft die als Jubi-Lok bezeichnete V 43 1001 in ansprechender Farbgebung. Der Lokkasten weist zwei verschiedene Blautöne mit elfenbeinfarbiger Zierlinie als Absetzstreifen auf, welche ober- und unterhalb noch mit einer weiteren, sehr dünnen roten Zierlinie flankiert ist. Natürlich darf der „Rote Stern“ auf der Fahrzeugfront unter den Stirnfenstern nicht fehlen. Das Modell der V 43.1001 ist im Erscheinungsbild der Epoche III bzw. im Ablieferungszustand ausgeführt. Außer den Bremsanschriften und zweier Firmen- bzw. Hinweisschilder sind am Modell keine wesentlichen Betriebsanschriften zu entnehmen. Piko offeriert das außergewöhnliche Modell in drei technisch unterschiedlichen Ausfertigungen an. Das Gleichstrom-Modell weist die Artikelnummer 51437 auf und hat einen UVP von € 244,–. Die Modellausführung mit Loksound trägt die Artikelnummer 51438 und ist mit einem UVP von € 365,– belegt. Gleich teuer ist die Wechselstrom-Modellausführung mit Loksound mit der Artikelnummer 51439.

Bilder


Modellvorstellung Piko 51440 – GYSEV 0430

Die Ganz-Lok ist nicht nur bei der Ungarischen Staatsbahn MAV im Einsatz, sondern mit mehr als 30 Exemplaren auch bei der Österreichisch-Ungarischen „Privatbahn“ GySEV/ROeEE (Raaberbahn) vertreten. Die GySEV-Lokomotiven haben ihren Dienstsitz in Sopron und waren somit lange Zeit im grenzüberschreitenden Einsatz zu Österreich und bedienten dabei den Streckenabschnitt Ebenfurth – Wulkaprodersdorf – Sopron und darüber hinaus. Piko hat die GySEV-Variante ebenfalls als Jahresneuheit 2023 berücksichtigt und dabei ein Modell im aktuellen Erscheinungsbild realisiert. Was die Lackierung der gelb/grünen Lok betrifft, so sind einige Farbtrennkanten nicht ganz gut getroffen worden, aber dennoch überwiegt der positive Eindruck des Modells mit lupenreinen Anschriften. Das Modell reiht sich in die Epoche VI ein und trägt die NVR-Anschriften H-GYSEV 91 43 0430 335-9 am Fahrzeugrahmen, rechts neben der linken Führerstandstüre. Die Stirnfronten sind mit der verkürzten, neuen Loknummer 430 335 bedruckt. Am Fahrzeugrahmen sind mehrere Fabrikstafel aufgedruckt, die etwas schwer zu entziffern sind, darüber die Bremsanschriften. Das GySEV-Modell ist gegenüber den MAV-Ausführungen nur als Gleichstrom-Modell erhältlich. Die Modellausführung ohne Loksound mit der Artikelnummer 51440 ist zum UVP von € 244,– erhältlich, jene mit Loksound und der Artikelnummer 51441 zum UVP von € 365,–.


Bilder