Piko 51450: PKP ET EN 57

Die Polnischen Staatsbahnen (PKP) ließen in den Jahren 1961 bis 1993 die elektrische Triebwagen-Bauart EN 57 bauen. Das Einsatzgebiet des dreiteiligen Triebzuges war von Beginn an im Nahverkehr zu finden. Ein vollwertiger Zug besteht aus einer festen Zugkonfiguration von zwei Steuerwagen mit der Bezeichnung 5B und einem Mittelwagen mit der Bezeichnung Typ 6A. Durch die vorhandene Scharfenbergkupplung ist die Bildung von Doppelgarnituren oder noch längerer Mehrfahrgarnituren einfach und rasch umsetzbar. Die Züge wurden von der Firma Pafawag gefertigt, das Unternehmen gilt als staatliche Waggonfabrik. Pafawag wurde 1997 von Adtranz übernommen und ist heute Teil des weltweit agierenden Bombardier-Konzerns. Das Äußere der Züge war zunächst von Sicken geprägt. Die Front hatte ursprünglich drei Fenster. Ab der Betriebsnummer 1114 änderte sich die Silhouette mit der Fahrzeugfront von nur zwei Fenstern. Des weiteren erfuhren die Fahrzeuge eine Vielzahl an neuen Farbvarianten. Der Triebwagen war für eine Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h ausgelegt. Der Innenraum ist in Abteile gegliedert. Der Einstieg erfolgt durch markante, händisch zu bedienende Doppeltüren. EU-Fördergelder ermöglichten ein Redesign der Fahrzeuge. Die Fahrzeugfront wurde abermals verändert. Zugzielanzeigen und die Inneneinrichtung wurden dabei modernisiert und eine Klimaanlage eingebaut.


Modellvorstellung

Der Sonneberger Hersteller betreibt seit Jahren eine kontinuierliche Ausweitung seines Sortiments und bearbeitet dabei intensiv verschiedene Käufermärkte. Als eines dieser potentiellen Kernmärkte zählt Polen. Seit mehreren Jahren werden für diesen Modellbahnmarkt unterschiedliche Modellkonstruktion realisiert, sei es im Bereich der Lokomotiven, sei es bei den Personen- wie den Güterwagen. Die Bearbeitung dieser Märkte bewirkt auch das Realisieren von Modellen, mit denen man nicht gerechnet hat, wobei die Lokmodelle ohnehin nur regional einsetzbar sind. Aber bei den Personen- und Güterwagen mischen sich bei der Modellumsetzung immer wieder Beschriftungsvarianten hinzu, die infolge der als Inlandswagen bezeichneten Fahrzeuge für den restlichen Markt in Europa als belanglos anzusehen sind. Leider.

Trotz dieser allgemein geäußerten Kritik sei nun diese Neukonstruktion näher betrachtet. Piko hat die Formneuheit für das Jahr 2022 bereits im Neuheitenprospekt 2021 aufgenommen und interessanterweise dann im nachfolgenden Jahr im aktuellen Neuheitenprospekt dann nicht mehr angeführt. Bei dieser Neukonstruktion handelt es sich um den dreiteiligen Elektrotriebwagen EN 57 der PKP, der für die Epoche V in blau/gelber Farbgebung ausgeführt ist. Das neue Modell wurde zugleich noch in drei technisch unterschiedlichen Ausführungen avisiert. Die gegenständliche Artikelnummer 51450 manifestiert ein Modell in analoger Ausführung und ohne Loksound zum angekündigten UVP von € 349,99. Der aktuelle UVP bei Auslieferung beträgt nunmehr € 414,– und ist aufgrund verschiedener Faktoren zurückzuführen. Des weiteren legt Piko zwei Sound-Modelle auf. Das Soundmodell für das Zweileiter-Gleichstrom-Ausführung wird unter der Artikelnummer 51452 geführt und weist einen UVP von € 530,– (angekündigt für € 439,99) auf. Verfügbar wird auch eine Dreileister-Wechselstromvariante mit Loksound und mfx-fähigen Decoder sein; die als Artikelnummer 51453 verfügbare Garnitur ist mit demselben UVP wie Gleichstrom-Ausführung versehen.

Verpackung

Das neue Triebwagen-Modell der PKP ist dreiteilig ausgeführt und wird in einer Setverpackung ausgeliefert. Im Überkarton ist der Styroporteil mit den eingelegten Modellen eingeschoben, dazwischen wurden noch die Betriebsanleitungen beigelegt. Wenn man den Überkarton auf der rechten Seite öffnet, so spürt man gleich die entsprechende Ausnehmung im Styroporeinsatz, womit sich diese einfach aus dem Karton herausziehen läßt.

Zum Schutz der eingelegten Modelle dienen einerseits eine an der Oberseite mit Klebstreifen aufgeklebte Blisterabdeckung und andererseits dünne Folie auf den Modellen und in den Ausnehmen. Leider sind die Folien in den Ausnehmen etwas zu klein geraten, weshalb ein Herausziehen der Modelle durch Festhalten am Wagenkasten erfordert. Dabei sollte es vermeiden, die Trittstufen zu verwenden. Diese könnten dadurch leicht abbrechen, lassen sich aber wieder ankleben.

Die mitgelieferte Betriebsanleitung ist in einem Plastikbeutel abgelegt und besteht aus der „Allgemeinen Betriebsanleitung für alle Modelle der EN 57 PKP“ und der „Betriebsanleitung Elektrozug EN 57 PKP“. Letztere ist durch die Nennung der Ersatzteile auf die jeweilige Artikelnummer abgestimmt.

Technik

Die technischen Komponenten sind in allen drei Fahrzeugteilen untergebracht, weshalb alle Fahrzeuge über eine mehrpolige, elektrische Kupplung verbunden sind. Während damit nur die elektrische Verbindung für die Beleuchtung der Führerstande wahrgenommen wird, sind die Antriebskomponenten im Mittelwagen untergebracht.

Die beiden Endwagen oder Steuerwagen sind antriebslos ausgeführt. Die beiden Gehäuseteile der Endwagen sind auf dem Chassis befestigt. Hierzu dienen insgesamt vier Schrauben nahe der Seitenwand auf höhe der inneren Drehgestellachsen. Nach dem Lösen läßt sich das Gehäuseteil nach oben abziehen, es wird die Inneneinrichtung sichtbar. Im Wechselstrombetrieb dienen die Endwagen zur Montage des Mittelschleifers. Ungeachtet dessen ist an allen Wagenenden eine Kurzkupplungskulisse berücksichtigt, wobei nur jene der Stirnfronten einen NEM-Schacht aufweisen.

Die Abnahme des Gehäuseteiles mit angetriebenen Mittelwagens erfolgt analog zu den Endwagen, indem auch dort die vier Schrauben beim inneren Radsatz zu entfernen sind. Bei diesem Modell wird nicht nur die Inneneinrichtung sichtbar, sondern auch die darüber gesetzte Fahrzeugplatine mit der PluX22-Digital-Schnittstelle. Der Kabelbaum von der Platine zum Motor bzw. der entsprechenden Motorplatine erfolgt über eine seitliche Führung der WC-Anlage.

Die Antriebskomponenten sind unterflurig im Mittelwagen unter der aufgeklipsten Inneneinrichtung angeordnet. Ein Mittelmotor mit zwei Schwungmassen treibt das Fahrzeug über lange Kardanwellen und dem im Drehgestell untergebrachten Zahnradgetriebe an. Hierbei werden alle vier Achsen des Mittelwagens angetrieben. Zwei innen liegende Achsen sind jeweils einseitig mit einem Haftreifen bestückt.

Fahrverhalten

Der EN 57 der PKP stellt das erste Triebwagenmodell der PKP von Piko dar. Das Modell weist aufgrund der konstruktiven Ausführung unterschiedliche Eigengewichte auf. Die antriebslosen Endwagen wiegen je 175 Gramm, währenddessen der Mittelwagen als Antriebsteil ein Eigengewicht von 429 Gramm auf die Waage bringt. Die PKP-Triebwagenreihe ist für eine Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h zugelassen. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 110 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit ident, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist sie um ca. 30 % zu langsam. Die Messung mit dem Halling-Geschwindigkeitsmesser brachte eine Modellgeschwindigkeit von 106,8 km/h hervor.

Optik

Ohne das Vorbild zu kennen, aber auf Fotos gesehen zu haben, stellt die Modellkonstruktion ein ordentlich konstruiertes Fahrzeug dar. Die drei Modelle sind reichhaltig detailliert und mit feinen Gravuren versehen. Der Blick auf die Wagenkästen zeigt gesickte Seitenwände mit leicht erhaben dargestellten Abdeckungen bzw. Wartungsklappen an der Außenhaut. Die Doppeltüren sind leicht versetzt nach innen angeordnet, beidseits der Türen sind zierliche Griffstangen in das Modell eingesetzt. Die Fenster sind paßgenau eingesetzt, auch die Fensterstege der Übersetzfenster weisen unterschiedliche Dimensionen auf. Die Türfenster weisen Innengravuren auf. Dahinter ist die Inneneinrichtung zu erkennen. Die Stirnfronten wirken abgerundet, sind aber defacto durch Winkelschienen dreigeteilt ausgeführt, in denen gummigefaßte Fenster untergebracht sind. Die Scheibenwischer, die beiden Makrophone und auch die Rückspiegel sind bereits ab Werk montiert. Sehr markant wirken die großen Frontscheinwerfer bzw. die extra angesetzte Scharfenbergkupplung.

Anschließend richtet sich der Blick auf die Wagenunterseite. Die Bodenplatte der beiden Endwagen ist vorbildgerecht umgesetzt, daran befestigt ist eine Vielzahl unterschiedlich ausgeführte Aggregate montiert. Auch die Drehgestelle sind detailreich umgesetzt. Diese sind dreidimensional durchgebildet und sorgen für eine hervorragende Tiefenoptik. Was den Wagenboden des Mittelwagens betrifft, wo weist dieses Fahrzeug entsprechend angehängte Apparateschränke auf, deren Umsetzung von der Nachbildung der Verschlüsse und Scharniere gekennzeichnet ist. In natura sind dort Teile des elektrischen Teils untergebracht, sodaß an den Verkleidungen entsprechende Warnhinweise vorzufinden sind. Die Trittstufen sind in den Wagenboden eingesetzt. Aber Achtung mit dem Berühren dieser Bauteile, die neigen leicht zu brechen.

Der letzte Blick ist dem Dach gewidmet. Die beiden Endwagen weisen ein glattes, abgerundetes Dach ohne Stromabnehmer auf. Gut erkennbar sind die Kuckuck-Dachlüfter, aber auch die mittig verlaufende Dachleitung, welche sich beim Mittelwagen fortsetzt. Beim Mittelwagen sind schon mehr Details ersichtlich. Über den äußeren Fahrgastabteilen sind zwei Scherenstromabnehmer nach PKP-Bauart montiert, dazwischen die markanten Dachleistungen und auch die Hochspannungsleitungen samt Hauptschalter udgl. Sehr schön ausgeführt sind auch die Verteilerkästen, aber auch die über den Doppeltüren befindlichen Lüftungsgitter.

Farbgebung und Beschriftung

Der Triebwagen fällt durch seine angenehme blau/gelbe Farbgebung auf. Alle drei Fahrzeuge sind soweit sauber lackiert. Es sind nur einzelne, leichte Ausfransungen bei den Farbtrennkanten zu erkennen. Alle Anschriften sind ebenso tadellos ausgeführt, wobei diese sich auf die verschiedenen Stellen des Fahrzeuges verteilen.

Der erste Endwagen ist mit der Fahrzeugnummer EN 57-925ra beschriftet. Neben dem leeren Feld des Revisionsraster findet sich ein letztes Untersuchungsdatum mit 25.01.90, scheinbar ausgeführt in der ZNTK Minsk-Maz. Das Fahrzeug gehört wohl zur Lok. Wroclaw Glowny, Dolnoslaska DOKP.

Der Mittelwagen wird als EN57-925s geführt. Auch bei diesem Fahrzeug bleibt das Revisionsraster leer. Daneben stehen die Untersuchungsdaten des ZNTK Minsk-Maz. vom 25.01.90; bei gleicher Angabe der Heimatdienststelle.

Der zweite Endwagen unterscheidet sich vom ersten Endwagen nur durch geänderte Fahrzeuganschriften auf, welche als EN 57-925rb angeschrieben ist. Anschriften bzw. Bedruckungen finden sich bei den Türstufen am Rahmen, aber auch die Drehgestellrahmen sind eigens bedruckt worden.

Beleuchtung

Das Triebwagenmodell ist mit warmweißen LED ausgestattet. Das Spitzenlicht ist dreifach und weiß belegt, das Schlußlicht wird mit rote LED dargestellt. Die Ansteuerung erfolgt fahrtrichtungsabhängig. Das Modell ist serienmäßig mit einer Innenbeleuchtung ausgestattet, zudem ist das Führerpult beleuchtet.


Bilder 51450/1


Bilder 51450/2


Bilder 51450/3