SBB RBe 540 + Steuerwagen: Piko 96854 / 96822 + 96752

Die SBB beschaffte im Jahr 1959 die ersten sechs Triebwagen für den Regionalverkehr am Gotthard. Die neuen Triebwagen wiesen derartige Leistungsreserven auf, daß sich diese auch nach ihrer Ablieferung im Schnellzugsverkehr im Flachland bestens eigneten. Die sogleich eingebaute Vielfachsteuerung gestattete von Beginn an einen Betrieb mit Steuerwagen. Zwischen 1963 und 1966 erfolgte die Serienlieferung weiterer 76 Fahrzeuge als RBe 1407 – 1482. Im gleichen Zeitraum wurden auch jeweils EW I und EW II-Steuerwagen zur Bildung von schweren Pendelzügen (schweizerische Bezeichnung für Wendezuggarnitur) ausgeliefert. Die Fahrzeuge waren im grünen Farbton der SBB lackiert. Erst nachdem ausreichende Lokomotiven der Type Re 4/4 II zur Verfügung standen, versahen die Triebwagen ihren Dienst im zugedachten Einsatzspektrum Nahverkehr, weshalb hierzu weitere EW II-Steuerwagen beschafft wurden. Die 74 noch vorhandenen Serientriebwagen wurden ab 1992 modernisiert und für den S-Bahn-Verkehr adaptiert. Ende 2014 endete der Einsatz dieser Fahrzeuge, geblieben sind mehrere Nostalgiefahrzeuge.


Modellvorstellung

Die Modellumsetzung des SBB-Solotriebwagens RBe 540 geht auf eine Initiative des Schweizer Generalimporteurs zurück. Die ersten Modelle wurden exklusiv für den Schweizer Geschäftspartner realisiert und ausschließlich in der Eidgenossenschaft vertrieben. Bevor dieses Fahrzeugset angekündigt war, gab es schon eine dunkelgrüne Ausführung mit den üblichen Warnsteifen für die Seetalbahn-Triebwagen. Im Neuheitenprospekt 2021 kündigte Piko dann die in den 1990er Jahren vorherrschende Standard-Lackierung an, wobei die Modellausführung schon die modernisierte Version darstellte. Das Zweierset aus einem Triebwagen RBe 4/4 und einem Steuerwagen BDt auf Basis eines Einheitswagen II in NPZ-Ausführung wird als analoges Gleichstromset unter der Artikelnummer 96854 zum UVP von € 459,99 angeboten. Dasselbe Set mit mit Loksound unter der Artikelnummer 96855 zum UVP von € 554,99 erhältlich, aber auch als Wechselstrom-Modell mit Sound unter der Artikelnummer 96856 zum UVP von € 564,99.

Verpackung

Die Modelle sind einzeln verpackt, aber durch einen Kartonschuber zu einem Set verpackt. Beide Fahrzeuge liegen stamm im Kartonumschlag. Die Fahrzeugpapiere sind wie gewohnt in einem freien Spalt der Verpackung eingeschoben. Beim Entnehmen der Fahrzeuge ist das hohe Eigengewicht des Triebwagens zu beachten.

Jedes Fahrzeug ist ein einer zweiteiligen Blisterverpackung abgelegt. Durch Abzug des Plastikdeckels ist das Herausnehmen des Schienenbusses auf der paßgenauen Plastikverpackung möglich. Jedes Fahrzeug ist in Plastikfolien eingewickelt. Die Betriebsanleitung ist in einem eigenen Kuvert abgelegt und im bodenseitigen Schlitz der Kartonverpackung verstaut. Ein Zurüstbeutel ist in der Blisterbox eingeklebt

Technik

Bei der Unterbringung der Antriebstechnik orientierte sich Piko an der heutzutage gewünschten Anforderung, eine freie Durchsicht durch den Innenraum zu haben. Die Anordnung der technischen Komponenten wurde daher unter die Sitzbänke verbannt, die Umsetzung erfolgte damit nach heute existierenden Vorstellungen gehobener Kundenwünsche. Der Triebwagen ist angetrieben und daher schwerer als der antriebslose Steuerwagen. Die Antriebskomponenten sind zwischen dem Fahrzeugboden und der Innenraumnachbildung untergebracht. Das Fahrzeuggehäuse ist (leider schweigen sich die mitgelieferten Unterlagen gänzlich aus) über vier am Fahrzeugboden vorhandene Kreuzschrauben im Drehgestellbereich befestigt. Nach dem Lösen der Schrauben läßt sich das Gehäuse nach oben abziehen. Es wird der freigelegte „Fahrgastraum“ sichtbar, darunter befinden sich die Antriebskomponenten.

Die Fahrzeugplatine erstreckt sich über die gesamte Fahrzeuglänge und ist in Dachhöhe angeordnet, sie beinhaltet für den Digitalbetrieb eine 22polige Digitalschnittstelle nach NEM 658 (PluX22). Für den Antrieb dient ein kleiner Mittelmotor mit Schwungmasse in der Fahrzeugmitte in einer Ausnehmung der Bodenwanne. Zwei lange Kardanwellen treiben die beiden Drehgestelle an. Alle Achsen sind angetrieben, die Außenachsen sind einseitig mit Haftreifen aufgezogen. Alle Fahrzeuge sind mit einer Kurzkupplungskulisse ausgestattet, wobei die Fahrzeugschürzen des Triebwagens wie schon bei anderen Konstruktionen mit der Kurzkupplungskulisse seitlich ausscheren.

Fahrverhalten

Das Eigengewicht des RBe 4/4 beträgt 528 Gramm, jenes des Steuerwagens nur 170 Gramm. Die Vorbildgeschwindigkeit beträgt 125 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 121 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. drei % zu langsam, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist sie sogar um ca. 33 % zu langsam.

Optik

Das Modell des für die Schweiz so typischen Regionaltriebwagens weist alle markanten optischen Ausprägungen auf, wie man dies vom Vorbild kennt. Die Fahrzeugsilhouette entspricht dem Standardgesicht, erfuhr allerdings durch die vorgelegte Ausführung einigen Änderungen. Verschiedene erhaben dargestellte Teile sind daher in das Gehäuse eingesetzt, wie etwa die Scheibenwischer, die Griffstange oder die UIC-Dosen. Die Fahrzeugfront mit der auffallenden Übergangstüre ist mit feinen Gravuren ausgestattet und verschiedenen Detaillierung versehen, die sich auch farblich abheben. Dasselbe setzt sich am Fahrzeugkasten fort und betrifft einerseits die Schwenkschiebetüren oder auch die seitlichen Lüftergitter.

Das Dach fällt vor allem durch seine Vielzahl an extra angesetzten Teilen positiv auf. Die Aufbauten der Bremswiderstände sind als feine Ätzteile realisiert, aber auch gut erkennbar sind die vielen angravierten Details dieses Bauteils. Auch die Dachleistungen sind aufwendig umgesetzt, die Leitungsteile sind vorbildgerecht umgesetzt. Als Augenweide ist noch die filigrane Stromabnehmerkonstruktion zu erwähnen.

Piko hat den Wagenboden vollständig umgesetzt und mit verschiedenen Aggregaten bestückt, auf denen Andrucke zu erkennen sind. Die Drehgestellblenden sind dreidimensional durchgebildet und mit entsprechender Tiefenwirkung versehen. Man beachte bei auch die freistehenden Leitungen. Die Modellausführung des Triebwagens ist so gewählt, daß das Fahrzeug auch als Solo-Fahrzeug eingesetzt werden kann. Im Betrieb mit Zwischenwagen oder dem mitgelieferten Steuerwagen liegt eine eigener Faltenbalg zwischen Fahrzeugübergang und angrenzenden Wagen bei.

Die Konstruktion des Steuerwagens schließt an der hervorragenden Modellkonstruktion des SBB-Schlierenwagen vom gleichen Hersteller an. Als Basis diente ein Einheitswagen 2 der SBB mit aufgesetzter Führerkabine mit dem Steuerabteil für den Lokführer. Auch bei dieser Neukonstruktion sind die feinen Gravuren im Türbereich oder bei der Schiebetüre des Gepäckabteils zu beachten. Das Dach ist gesickt ausgeführt, in der Dachschräge ist ein Ansauggitter situiert sowie verschiedene Antennen und die Lokpfeife eingesetzt. Die Fahrzeugfront des Steuerwagens ist genauso aufwendig umgesetzt wie jene des RBe 540, allerdings ohne der üblichen Stirntüre, jedoch mit eingesetzten Anbauteilen und eckigen Scheinwerfern. Der Wagenboden ist gänzlich nachgebildet, auch sind die Drehgestelle dreidimensional realisiert. In die Drehgestellblenden sind Metallbleche zur Stromabnahme verbaut und dienen zur Stromversorgung der integrierten LED-Beleuchtung. Allerdings muß der Steuerwagen eine bauliche Schaltung aufweisen, die im Anlagenbetrieb beim Überfahren der Trennstellen zum kurzzeitigen Einknicken der Fahrgeschwindigkeit sorgt.

Farbgebung und Beschriftung

Beide Fahrzeuge sind sauber lackiert. Die Farbtrennkanten zeigen keinerlei Ausfransungen. Alle Anschriften und Aufdrucke sind trennscharf und lupenrein, sogar mehrfarbig ausgeführt. Der SBB-Triebwagen ist mit der Betriebsnummer RBe 540 043-7 versehen und weist die Untersuchungsdaten R2 Zü 25.03.03 auf. Die Trennkanten beim Steuerwagen weisen leider nicht einen solchen, sauberen Verlauf auf, wie der Triebwagen und ist als BDt 50 85 82-33 928-1 beschriftet. Seine Untersuchungsdaten weisen die Angaben REV 3 Ol 12.08.03 im Revisionsraster auf.

Beleuchtung

Die Modelle sind mit warmweisen LED ausgestattet. Diese finden sich bei der Stirnbeleuchtung und der Innenbeleuchtung. Die Spitzenbeleuchtung wird weiß dargestellt und wechselt fahrtrichtungsabhängig auf das rote Schlußlicht. Es werden Schweizer Normen angewandt.


Bilder 96854/1 – Triebwagen RBe 540


Bilder 96854/2 – Steuerwagenwagen BDt


Modellvorstellung 96822 – Triebwagen RBe

Piko hat schon mehrere Modellvarianten dieses SBB-Triebwagens gefertigt, doch sind viele dieser Ausführungen bisher nur exklusiv für den Generalimporteur in der Schweiz produziert worden. In der Regel waren es sehr interessante Modellausführungen, die es durchaus verdient hätten, auch außerhalb der Schweiz vertrieben zu werden. Da aber der Generalimporteur dem Anschein nach auch entsprechende Investitionen in den Formenbau geleistet hat, ist es verständlich, wenn dieser zuerst mit den mitfinanzierten Modellen bedient werden will, um sich damit auch einen exklusiven Markt zu sichern.

Das vorliegende Modell des SBB-Solotriebwagens ist im Erscheinungsbild der Epoche IV gehalten und weist eine grüne Kastenfarbe auf. Das realisierte Modell gehört der 2. Beschaffungsserie an und weist an den Seitenwänden goldige Anschriften bzw. auch noch die alte Schrift auf. Die Seitenwände sind dabei mit den Lettern „SBB FFS“ bzw. „SBB CFF“ bedruckt. Der Triebwagen ist als RBe 4/4 1434 beschriftet. Seine Heimatdienststelle wird mit dem Depot Winterthur angegeben. Unter der Angabe der Heimatdienststelle steht das Untersuchungsdatum R2 Zü 25.11.87 bzw. darüber die Angabe TK Zü 18.11.93. Der Triebwagen ist nicht gänzlich in grüner Farbgebung lackiert, sondern weist eine rote Fahrzeugfront auf. Außerdem verfügt der Triebwagen noch über die alten, runden Stirnlampen und zwei extra angesetzte UIC-Dosen. Der Triebwagen ist als Einzelfahrzeug lieferbar. Der Hersteller hat für das Solo-Fahrzeug einen UVP von € 350,– für die Zweileiter-Gleichstrom-Version festgelegt. Lieferbar ist auch eine Modellversion mit Loksound. Das Modell mit der Artikelnummer 96823 wird zum UVP von € 465,– an den Fachhandel ausgeliefert. Die Wechselstrom-Ausführung mit Loksound ist gleich teuer wie das vorigen Modell, aber wird unter der Artikelnummer 96824 geführt.


Modellvorstellung 96752 – Steuerwagen BDt

Damit der oben vorgestellte Triebwagen RBe 4/4 nicht so ganz allein auf der Anlage herumfährt, wiewohl er dazu auch konzipiert wurde, hat der Hersteller als Ergänzung dazu und zur Nachbildung von typischen Nahverkehrskompositionen in der Schweiz auch den dazu passenden Steuerwagen ins Sortiment genommen. Auch dieser ist einzeln verfügbar und ist ebenfalls im Erscheinungsbild der Epoche IV umgesetzt. Der Steuerwagen weist wie der Triebwagen ebenfalls die alten Anschriftendesigns auf, indem neben dem Schweizer Kreuz auch die Schriftzüge „SBB CFF“ bzw. „SBB FFS“ zu lesen ist. Der der Gattung BDt angehörende Wagen ist mit der Wagennummer 50 85 82-33 920-8 bedruckt. Im Revisionsraster werden die Untersuchungsdaten mit REV 2 Zü 06.11.80 genannt. Heimatdienststelle ist keine angebracht. Der Steuerwagen ist alles andere als günstig. Die Gleichstrom-Ausführung mit der Artikelnummer 96752 weist den sagenhaften UVP von € 190,– auf, währenddessen die Wechselstrom-Ausführung mit der Artikelnummer 96753 mit einem UVP von € 250,– kalkuliert ist.