Fleischmann 736509: ÖBB 1043.07

Die ÖBB nahmen zu Beginn der 1970er Jahre zehn schwedische Thyristorlokomotiven in Betrieb. Grund der ungewöhnlichen Bestellung im Ausland war die Tatsache, daß die Österreichische Schienenfahrzeugindustrie als „Verstaatlichte“ es nicht verstand, innovationsfreudig zu sein.

Da ASEA schon länger Lokomotiven mit neuer Antriebstechnik fertigte und entsprechende Lokomotiven aus dieser Serie zu Probefahrten auch in Österreich – erfolgreich – verweilten, stellten die 1043 durch ihre neue Technik ein Novum dar. Gerade die neue Antriebstechnik bestätigte, daß mit dieser eine essentiell höhere Zugkraftausnutzung möglich war, was sich insbesondere im Güterverkehr über die Alpen positiv auf die Betriebsabwicklung auswirkte.

Die ersten vier Lokomotiven wurden vom Oktober 1971 bis Februar 1972 nach Österreich geliefert. Die Probefahrten fanden zwischen Salzburg und Linz statt, ehe die Maschinen nach Villach in ihre ewige Heimatdienststelle zugeführt wurden. Die positiven Erfahrungen führten zur Anschlußbestellung weiterer sechs Lokomotiven, wobei diese Triebfahrzeuge neben der 1043.004 ebenfalls über eine E-Bremse verfügten und bei diesen zusätzlich noch eine höhere Leistung installiert war.

Alle zehn Lokomotiven waren in Villach stationiert und wurden primär auf der Tauernbahn eingesetzt. Hinzu kamen noch weitere Leistungen in alle Richtungen von Villach aus, sodaß die Loks auch vor Reisezügen genauso anzutreffen waren wie auch für Güterzügen oder auch im hochwertigen Schnellzugverkehr nach Wien genauso wie vor Sonderleistungen. Die vorhandene Tandemsteuerung wurde erst gegen Ende ihrer Aktivzeit in Betrieb genommen. Zum Jahresende 2001 erfolgte die Außerdienststellung. Alle betriebsfähigen Loks einschließlich dem Torso der 1043.005 kehrten nach dem Verkauf wieder in ihre Heimat zurück und sind heute noch im Einsatz.

Da die ÖBB-Reihe 1043 technisch und serienmäßig zur SJ-Reihe Rc2 gehören, konnten die übernommenen Lokomotiven nach einigen Adaptionen problemlos wieder im schwedischen Netz eingesetzt werden. Die Lokomotiven 1043 001 bis 003 wurden an den Infrastrukturbetrieber Banverket verkauft, der nunmehr als Trafikverket firmiert und aus der Fusion mit der Vägverket entstand. Diese drei Lokomotiven werden als ELL 0001R bis ELL 0003R geführt und erhielten eine Neulackierung in gelber und hellgrauer Farbgebung. Die Lokomotiven 1043 004, 007 und 008 wurden via TagAB an TGOJ als Rc 2 004, 007 und 008 übergeben. Auch diese erhielten eine Neulackierung in den Farben der TGOJ, und zwar Hellgrün, Dunkelblau und grau. Bei der TagAB verblieben nur die Lokomotiven 1043 006, 009 und 010, die als Rc 2 006, 009 und 010 in einer silbernen Lackierung und dem bekannten Schwedenspitz weiterhin im Einsatz sind bzw. waren.


Modellvorstellung

Die Schwedenlok der ÖBB-Reihe 1043 wurde bei Fleischmann in der Baugröße N erstmals 2012 (in überarbeiteter Form) angekündigt, wobei neben der ÖBB-Version auch die schwedische Stammlok der Reihe Rc4 ins Sortiment genommen wurde. Als weitere Variante in der Ursprungsausführung findet sich das Modell der 1043.07 im Neuheitenblatt 2020. Das ÖBB-Modell wird dort unter der Artikelnummer 736509 zum UVP von € 164,90 geführt, es ist nur eine soundlose Version verfügbar.

Verpackung

Fleischmann liefert die 1043 in der bekannten Blisterbox aus. Nach Öffnen des Deckels ist die Lok durch Herausziehen der Plastikfolie sofort entnehmbar. Unter dem passgenauen Plastikeinsatz befinden sich die Betriebsanleitung und die Garantieerklärung. Ein Ersatzteilblatt wurde interessanterweise nicht beigelegt, welches auch nicht auf der Homepage des Herstellers existiert. Dort ist lediglich eine Liste der möglichen Teile zu finden. Der Karton-Einsatz der Blisterbox dient wiederum als gut illustrierte Wartungsanleitung.

Technik

Die technischen Komponenten sind im Fahrzeuggehäuse untergebracht. Um zum Innenteil des Modells zu gelangen, genügt ein leichtes Auseinanderspreizen der beiden Seitenwände des Gehäuseoberteiles. Danach wird das Innenleben offengelegt, indem nur der Antriebsblock zu Tage tritt. Bei dieser Fahrzeugkonstruktion wurde ebenfalls auf das bewährte Antriebskonzept mit Mittelmotor mit Schwungmasse gesetzt. Das Drehmoment wird über die beiden verlängerten Wellenstummel auf das Stirn- und Schneckenzahnradgetriebe übertragen, alle Achsen sind angetrieben sind. Die beiden Haftreifen sind einseitig und gegenüberliebend auf den Achsen 2 und 3 aufgezogen. Die Fahrzeugplatine befindet sich diesmal zwischen dem Antriebsblock und dem Chassis, seitlich davon – neben dem Mittelmotor – ist der Brückenstecker in der Digitalschnittstelle zu sehen. Als Digital-Schnittstelle kam die sechspolige Version nach NEM 661 zur Anwendung. Eine Kurzkupplungskulisse nach NEM 355 gehört zum gängigen Standard.

Fahrverhalten

Das Modell der 1043 wiegt 71 g schwer und weist leider einen sehr unruhigen, taumligen Lauf vor, das Motorgeräusch ist dabei unüblich laut. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 200 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 48 % zu hoch, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 50 % – ist die Modellgeschwindigkeit um ca. zwei % zu niedrig.

Optik

Führere Lokkonstruktionen haben die Eigenart, daß sie äußerlich gewisse Gestaltungselemente aufwiesen. Bei der schwedischen Rc-Reihe bzw. der ÖBB-Reihe 1043 waren dies ein durchgestylter Lokkasten mit zahlreichen Sicken entlang der Seitenwände, ein in den Maschinenraum versetzter Einstieg sowie auch die vier Bullaugen. Fleischmann hat alle diese Elemente an seiner Konstruktion bedingungslos umgesetzt. Die Fahrzeugfront im Führerstandsbereich weist eine leicht konisch zulaufende Form auf, im Fahrzeugkasten finden sich feine Gravuren, wie dies bei den Sicken ersichtlich ist. Sehr sauber umgesetzt ist der Türbereich, der nicht nur tiefe Gravuren, sondern auch feine Nachbildungen der Türgriffe aufweist. Außerdem sind die Türschnallen sogar noch farblich behandelt. Das Lüfterband in der Dachschräge verleitet zur Annahme, daß dort Ätzteile eingesetzt sind, letztendlich ist auch dieser Bereich sauber ausgeformt und farblich behandelt. Am Dach wurden die Dachfelder samt der Kranösen ausgebildet und eine zierliche Dachleitung mit Einholmstromabnehmer berücksichtigt. Die Drehgestelle sind dreidimensional durchgebildet und weisen eine entsprechende optische Tiefenwirkung auf.

Bedruckung und Lackierung

Das vorliegende Modell weist eine saubere und glänzende Lackierung auf. Die Farbtrennkanten sind trotz der vielen Zierlinien alle trennscharf ausgeführt. Die Bedruckung ist ebenfalls tadellos ausgeführt, unter der Lupe sind sogar einzelne Anschriften ablesbar. Die gewählte Betriebsnummer 1043.07 wurde eingangs schon erwähnt. Im Anschriftenfeld ist als Heimatdienststelle die Zf. Villach ausgewiesen und als letzte Bremsuntersuchung der 11.06.86 ausgewiesen.

Beleuchtung

Das Beleuchtungskonzept besteht aus warmweiße und rote LED.Die Spitzenbeleuchtung ist zweifach weiß belegt, ebenso auch das Schlusslicht. Die Umschaltung erfolgt fahrrichtungsabhängig.


Bilder


Literaturhinweis:

Kiruba-Sonderheft zur ÖBB-Reihe 1043