Brawa 64500: DB Twindex ET 445

Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2017 setzt die Deutsche Bahn erstmals die TWINDEXX Vario-Triebzüge der Baureihen 445 und 446 im Regionalverkehr planmäßig ein. Damit gingen die neuen Fahrzeuge mit mehreren Jahren Verspätung an den Start, und zwar zunächst in Schleswig-Holstein mit den grau-grünen TWINDEXX-Triebzügen des Herstellers Bombardier von Neumünster nach Kiel; der Vorlaufbetrieb begann im Oktober 2017.

DB Regio in Rostock setzt die TWINDEXX-Triebwagen ebenfalls seit dem Fahrplanwechsel ein, neu sind vor allem die „angetriebenen Steuerwagen“, denn die Mittelwagen sind teilweise schon mehrere Jahre im alltäglichen Fahrgastbetrieb in lokbespannten Zügen im Einsatz – ein Beleg für die flexiblen Nutzungsmöglichkeiten der Bombardier-TWINDEXX-Serie.

Im Jahre 2008 führte Bombardier unter dem Namen „Dosto 2010“ die nächste Generation von Doppelstockwagen ein, die seit der ersten Abrufbestellung im Januar 2011 unter der Bezeichnung TWINDEXX bekannt ist. Zur besseren Abgrenzung zum SBB-Doppelstockwagen werden sie seit Dezember 2011 TWINDEXX Vario genannt. Der Name deutet auf ein Doppelstockkonzept hin, das variabel in der Zuglänge ist, als Triebwagen oder Wendezug, mit verschiedenen Einstiegshöhen und ausstattungsmäßig als Regional- oder Fernverkehrsvariante. Grundsätzlich handelt es sich um eine Neukonstruktion auf Basis der bewährten Doppelstockwagen, die auch neuartige Varianten aufweist. Dazu zählen die von Bombardier so genannten „angetriebenen Steuerwagen“, die eigentlich als Triebwagen oder Triebkopf zu bezeichnen sind, oder die Ausstattung mit automatischen Kupplungen, was Flügelzugkonzepte wie mit herkömmlichen Triebwagen ermöglicht.

Die DB AG schloss Anfang 2009 mit Bombardier einen Rahmenvertrag über bis zu 800 Doppelstockwagen in verschiedenen Varianten ab, der ein Gesamtvolumen von bis zu 1,5 Milliarden Euro umfasst. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 160 km/h und optional bei 189 km/h. Ab 190 km/h gelten gemäß den Technischen Spezifikationen für die Interoperabilität des Teilsystems „Fahrzeuge“ des transeuropäischen Hochgeschwindigkeitsbahnsystems“ (TSI) deutlich strengere EU-Zulassungsbestimmungen. Die Schwester-Version (ab 190 km/h) nennt sich TWINDEXX Express und wurde als 200 km/h schneller Fernverkehrstriebwagen an die SBB ausgeliefert. Eine wesentliche Neuerung ist der Wired Train Bus (WTB) als zentrale Steuerungs- und Diagnoseeinheit der zunehmend rechnergesteuerten Komponenten im Zug wie etwa bei Klimaanlage und Heizung, der seitenselektiven Türsteuerung und den Informationsdisplays. Die antriebslosen Mittel- und Steuerwagen laufen auf Drehgestellen vom Typ „Görlitz IX“, die motorisierten Endwagen erhalten Triebdrehgestelle vom Typ FlexCompact (FLEXX). Die ersten 18 TWINDEXX-Mittelwagen der DB ergänzten bereits seit 2014/2015 die damals vorhandenen 90 Doppelstockwagen im „RE-Kreuz Bremen“ mit den Linien Norddeich – Bremen – Hannover und Bremerhaven – Bremen – Osnabrück. Dort wurden die Züge zur Abdeckung des hohen Verkehrsaufkommens auf bis zu sieben Wagen verlängert. Diese Wagen können im Untergeschoss je nach Bedarf teilweise oder komplett als Fahrradwagen umgerüstet werden. Auch die IC2-Doppelstockzüge gehören zur Bauart TWINDEXX Vario.

Der DB Fernverkehr setzt seit 2015 auch Doppelstock-Wagen unter der Bezeichnung „InterCity 2“ (IC2) ein. Auch diese gehören zu den Wagen vom Typ „TWINDEXX Vario“. Erste Einsatzgebiete sind die Linien Norddeich – Oldenburg – Bremen – Hannover – Magdeburg – Leipzig, seit Ende 2016 Köln – Hannover – Leipzig – Dresden sowie kurzzeitig auch Köln – Münster – Norddeich. Anfang 2011 wurden aus der mit Bombardier geschlossenen Rahmenvereinbarung insgesamt 135 Wagen abgerufen, aus denen sich 27 IC2-Garnituren mit je fünf Wagen zusammenstellen ließen. 27 Lokomotiven vom Typ TRAXX P160 AC2 (Baureihe 146.5) lieferte ebenfalls Bombardier.

Eine IC2-Garnitur besteht aus fünf Wagen: einem Steuerwagen mit 2. Klasse, drei Mittelwagen der 2. Klasse und einem Mittelwagen der 1. Klasse. Sie verfügt über insgesamt 465 Sitzplätze, davon rund ein Drittel in der Anordnung „Vis-á-vis mit Tischen“. Im Untergeschoss befinden sich insgesamt neun reservierungspflichtige Fahrradplätze, davon sechs im Steuerwagen und je einer in den Mittelwagen der 2. Klasse. Der Steuerwagen mit Sonderbereichen – auch als Servicewagen bezeichnet – verfügt im Untergeschoss über eine barrierefrei erreichbare, großzügige Fläche für zwei Rollstühle, die mit vier reservierbaren Sitzplätzen für das Umsetzen der Rollstuhlfahrer und für Begleitpersonen ergänzt wird. Das Zugchef-Abteil liegt in der Nähe. Der Mehrzweckbereich bietet Platz für größeres Gepäck, Kinderwagen und Sportgeräte. Im Obergeschoss befindet sich ein „Familienbereich“ mit acht Sitzplätzen an zwei Tischen mit Freiflächen für größeres Gepäckaufkommen. Der 1.-Klasse-Wagen am anderen Zugende verfügt über einen separaten Ruhebereich.

Die weiteren 17 IC2-Garnituren mit Loks der Baureihe 147.5 sind ab Fahrplanjahr 2018 für die IC-Linien Stuttgart – Zürich und Karlsruhe – Stuttgart – Nürnberg vorgesehen. Gemäß dem im Frühjahr 2015 vorgestellten „Fernverkehrskonzept 2030“ der DB AG ist für das Jahr 2030 neben dem ICE-Netz ein IC2-Netz mit rund 42 Millionen Zugkilometer geplant, das von insgesamt 120 Doppelstock-IC-Garnituren bedient werden soll. Die Bestellung weiterer 25 IC2-Züge mit Loks der Baureihe 147.5 gab Bombardier Ende März 2017 bekannt. Ergänzt wurde das Einsatzgebiet noch durch Leistungen auf den IC-Linien Rostock – Berlin – Dresden und Münster – Siegen – Frankfurt/Main sein.

Angetriebene Doppelstockwagen der Baureihe 445 sind in mehreren DB-Netzen vorgesehen. Zur Ergänzung lokbespannter Züge erhält DB Regio Nordost fünf vierteilige Doppelstock-Triebzüge für die RE-Linie Rostock – Berlin – Jüterbog – Lutherstadt Wittenberg. Da in der Sommersaison mit erhöhten Sitz- und Fahrradstellplatzbedarf zu rechnen ist, wird ein fünfter Mittelwagen eingestellt. Damit werden die betrieblichen Möglichkeiten von Triebwagen mit den Vorteilen eines flexiblen Einzelwagenkonzepts kombiniert. Der ursprüngliche Einsatzbeginn war mit Dezember 2014 festgelegt.

Zum gleichen Zeitpunkt sollten auch 16 vierteilige Einheiten den 160 km/h schnellen Regionalexpress-Verkehr in Schleswig-Holstein zwischen Hamburg, Neumünster und Flensburg/Kiel aufnehmen. Diese Züge bestehen aus zwei Mittelwagen und zwei mit je 2,3 MW angetriebenen Endwagen. Während etliche Mittelwagen bereits im Einsatz waren, befanden sich die Endwagen noch in der Inbetriebnahme- und Zulassungsphase. Um dann insgesamt 17 Einheiten bilden zu können, bestellte die DB noch zwei weitere angetriebene Triebköpfe nach. Die Mittelpufferkupplung vom Typ Scharfenberg ermöglicht das geplante Flügelzugkonzept, bei dem in Neumünster die Doppeleinheiten aus Richtung Hamburg für die Weiterfahrt in Richtung Kiel bzw. Flensburg getrennt werden. Hierbei wird ein altes Konzept aus den 1980er Jahren mit den „Eierkopf-VT“ der Baureihen 612 und 613 kopiert. Trotz Verspätung bei der Inbetriebnahme wurden die für Schleswig-Holstein bestimmten Fahrzeuge noch im alten NAH.SH-Design in Hellgrün/Dunkelgrau lackiert. Im Main-Spessart-Netz zwischen Frankfurt, Würzburg und Bamberg lösen zwölf vierteilige Einheiten die bisher verkehrenden Doppelstockzüge mit den Baureihen 146 und 111 ab. Die Flotte für den „Ringzug West“ Nürnberg – Augsburg/München setzt sich aus drei vierteiligen und 15 sechsteiligen TWINDEXX-Vario-Doppelstock-Garnituren zusammen. Für das „Main-Neckar-Ried“-Netz mit den Strecken Frankfurt/M –Biblis – Mannheim und Frankfurt – Darmstadt – Mannheim/Heidelberg mit Flügelung in Neu-Edingen- Friedrichsfeld sind 24 Einheiten, davon sieben drei- und 17 Vierteiler, eigentlich ab Dezember 2017 vorgesehen. Diese Fahrzeuge sind für die Bahnsteighöhe 76 Zentimeter vorgesehen und werden daher als Baureihe 446 bezeichnet. Seit Fahrplanwechsel im Dezember 2017 kommen die ersten zehn Garnituren nach und nach auf der RB 68 Frankfurt/M – Heidelberg – Wiesloch-Walldorf zum Einsatz, ab Ende März 2018 sollen weitere Linien nach entsprechendem Zulauf neuer ET umgestellt werden.


Modellvorstellung

Brawa hat die Modellfertigung erstmals 2016 in Neuheitenblatt angekündigt. Im Neuheitenblatt 2017 wurde das Modell dann richtig vorgestellt. Letztendlich wurde die Formneuheit 2017 dann im November 2019 in den Fachhandel ausgeliefert. Brawa bietet den Twindexx Vario Doppelstock-Triebzug in einer Basisversion (64500) und als Digital-Version mit Loksound (64501) an. Diese Modelle sind als Dreierset konzipiert, das aus zwei Triebwagen und einem Doppelstockwagen besteht. Ergänzend dazu werden noch Ergänzungswagen mit den Artikelnummern 64501 bzw. 64503 angeboten. Die Preise für die Modell betragen € 269,90 bzw. € 369,90 für die Sets und € 74,90 bzw. € 104,90 für den Ergänzungswagen. Der Mehrpreis für den Zwischenwagen ist dem zusätzlich eingebauten Decoder geschuldet.

Verpackung

Brawa liefert das Dreierset in einer Kartonverpackung aus. Die Modelle sind in einer zweiteiligen Blisterverpackung untergebracht, die einerseits in einer Folie umwickelt sind, andererseits wurden für die Drehgestelle noch eigens gefertigte Schutzabdeckungen beigelegt. Die Betriebsanleitung und ein Zurüstbeutel mit weiteren Kupplungsteilen liegt zwischen Blisterverpackung und Schaumstoffausfüllung.

Technik

Das dreiteilige Set besteht aus zwei Treibköpfen und einem Mittelwagen. Beide Triebköpfe sind bereits mit einer Kuppelstange bestückt. Beim Kuppeln der Fahrzeugeinheiten empfiehlt es sich, diese im Liegen zu tun, weil der Kuppelvorgang bei einer Wagenseite des Dosto sich infolge der schlechteren Zugänglichkeit der Kurzkupplungskulisse als mühsamer gestaltet. Ansonsten ist ein problemloses Einschieben des Kupplungsteils möglich.

Von den Triebköpfen ist nur einer motorisiert. Die Antriebsanlage ist in der Bodenplatte verstaut. Das Abnehmen des Fahrzeuggehäuses erfolgt durch Auseinanderspreizen der Seitenwände und anschließenden Hochziehen. Sie wird allerdings noch durch die Inneneinrichtung verdeckt. Diese Plastikteile sind am Fahrzeugrahmen mit Schrauben befestigt.

Der Motor befindet sich in der Bodenwanne und ist beidseitig mit Schwungmassen bestücke. Das Drehmoment wird über zwei lange Kardanwellen mit anschließendem Schnecken- und Zahnradgetriebe auf alle Achsen übertragen. Diese dienen gleichzeitig der Stromabnahme.

Die Fahrzeugplatine ist unter dem Oberdeck platziert. Im rückwärtigen Übergangsbereich des Fahrzeuges befindet sich die Digital-Schnittstelle Next 18. Die Schnittstelle ist in jedem Wagen berücksichtigt.

Fahrverhalten

Der dreiteilige Triebzug hat ein Gesamtgewicht von 127 Gramm. Der motorisierte Triebkopf wiegt 56 Gramm, der Dosto 40 Gramm, und der Dummy-Triebkopf 31 Gramm. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. 120 km/h. Die Modellgeschwindigkeit beträgt bei 12 V Gleichspannung ca. 112 km/h. Das Modell ist demzufolge gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 30 % zu langsam, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 50 % – um ca. 80 % zu langsam.

Optik

Das Fahrzeug ist eine Kombination aus Personenwagen und motorisierten Triebkopf. Das aufgesetzte „Cockpit“ mit seinen nach innen geschwungenen Fahrzeugfront sowie die große Panoramascheibe sind maßgeblich für die Optik des ET 445 verantwortlich. Die Fenstereinsätze sind dabei paßgenau eingesetzt. Die Seitenwände weisen unterschiedliche Gravuren auf. Die seitlichen Abdeckungen und die Lüfterjalousien lassen sich dezent ertasten. Sogar die empor stehenden Fensterdichtungen wurden nachgebildet. Sauber umgesetzt sind auch die verschiedenen Taster bei den Türen. Der Dachbereich weist ebenso schön gravierte Lüftergitter dar, am hinteren Fahrzeugbereich ist ein Stromabnehmer mit Dachgarten aufgesetzt. Die elektrischen Bauteile sind zierlich modelliert und verschieden farbig ausgeführt. Beim Stromnehmer wurden sehr dünne Materialen verwendet. Der Treibkopf läuft auf zwei mit Tiefenwirkung versehenen Drehgestellen, die an der Außenseite eigene Schlingerdämpfer haben.

Dem Set ist noch ein normale DOSTO-Wagen des DB-Bestandes beigegeben worden. Das Modell ist tadellos gelungen und ist genauso wie die Triebköpfe mit feinen Gravuren an den Seitenwänden und der einzelnen erhabenen Darstellung verschiedener Fahrzeugteile versehen. Gerade die Fahrzeugunebenheiten bei den Bremsstellern und den Schiebetüren sind gut erkennbar. Die Fenstereinsätze sind wiederum paßgenau eingesetzt, die Fensterfassungen sind dezent mit schwarzen Umrandungen und erhaben dargestellt. Das Modell bzw. die Modelle weisen eine vorbildgerechte Inneneinrichtung auf.

Farbgebung und Beschriftung

Das Modell ist großflächig verkehrsrot lackiert und wird durch lichtgraue Zierlinien durchbrochen. Alle Farbtrennkanten sind gut gelungen. Die Anschriften sind gut deckend aufgetragen und unter der Lupe auch gut lesbar. Einzelne Fahrzeugteile oder Piktogramme sind mehrfarbig dargestellt. Der motorisierte Triebkopf ist mit den Anschriften D-DB 91 80 0445 062-6 und der Gattungsbezeichnung DBpzfa versehen. Im Revisionsraster stehen die Abnahmedaten Unt 0106 22.09.17. Der Mittelwagen weist folgende Anschriften auf, und zwar als NVR-Nummer D-DB 50 80 26-81 539-1. die Gattungsbezeichnung DBpza 782.1 und die Revisionsanschriften Unt 0106 22.12.16. Beim Dummy-Triebkopf sind diese Angaben aufgedruckt: D-DB 91 80 0445 056-8, Wagengattung DBpzfa und die Revisionsanschriften Unt 0106 22.09.17. Bei allen Fahrzeugen wurde auf den Seitenflächen der Main-Spessart-Express aufgedruckt, im Zuglaufschild wird auf den RE 54 mit Fahrtziel Frankfurt/M angegeben. Die Fahrzeuge gehören DB Regio Bayern und sind in Würzburg stationiert.

Beleuchtung

Die Beleuchtung besteht aus LEDs, wobei das Spitzenlichter dreimal weiß leuchtet. Bei der Innenbeleuchtung wurden blau schimmernde LEDs verwendet.


Bilder 64500/1

D-DB 91 80 0445 062-6, DBpzfa


Bilder 64500/2

D-DB 50 80 26-81 539-1, DBpza 782.1


Bilder 64500/3

D-DB 91 80 0445 056-8, DBpzfa


Bilder 64501

Da die Triebzüge der Baureihe ET 445 mehrteilig im Einsatz stehen, hat Brawa noch einen Ergänzungswagen aufgelegt, der als Dosto-Wagen die 1. und 2. Wagenklasse aufweist. Der Wagen gehört der Fahrzeuggattung DABpbza 787.2 an und hat die Wagennummer 50 80 36-81 163-8. Im Revisionsraster stehen als letzte Untersuchungsdaten Unt. 0106 15.08.16.

Das Modell orientiert sich konstruktiv an dem beigefügten Mittelwagen des Sets, ist aber mit allen bauartbedingten Änderungen ausgeführt, was insbesondere auf einer Wagenseite im Unterdeck sichtbar ist.