Roco 72810: FS-Diesellok D 236.003

Die Deutsche Wehrmacht beschaffte zwischen 1938 und 1944 rund 250 Lokomotiven mit der Typenbezeichnung WR 360 C14, die im wesentlichen ziemlich einheitliche Hauptabmessungen, jedoch unterschiedliche Ausrüstungen und Gewichte aufwiesen. 63 Lokomotiven verblieben nach dem Zweiten Weltkrieg bei der Deutschen Bundesbahn. Diese Maschinen wurden sodann relativ rasch wieder instandgesetzt, um den akuten Lokmangel zu kompensieren. Zahlreiche Lokomotiven waren danach im Personenverkehr der Städte Bremen, Bremerhaven, Frankfurt am Main und Wuppertal eingesetzt, die anderen Übernahmen bis zum Erscheinen der Neubaulokomotive V 60 den Verschiebedienst auf größeren Güterbahnhöfen bzw. waren für die Bereitstellung von Reisezugwagen auf Knotenbahnhöfen zuständig. Die Lokomotiven wurden von den Lokschmieden Krupp, Schwartzkopff, Henschel, Gmeinder, O & K, KHD und DWK gefertigt und erwiesen sich aufgrund ihrer mittleren Größe mit der hydraulischen Kraftübertragung einigen der noch vorhandenen Dampflokomotiven ebenbürtig.

Dieser Lokomotivtyp kam während des Zweiten Weltkrieges mit der Wehrmacht in den Stiefelstaat, die nach Beendigung der Kriegshandlungen dort auch verblieben sind. Die FS nahm nach 1945 drei Lokomotiven als D236.001 bis 003 in den Bestand, nach 1964 fand eine Umschreibung der Betriebsnummern auf D236.9001 bis 9003 statt, wobei die dazwischen geschoben Ziffer 9 symbolisierte, daß es sich um eine Fahrzeug mit Motoren unterschiedlicher Herkunft handelt.

Die Lokomotiven waren nach 1945 zunächst im Isabella-Braun lackiert. Der Rahmen und das Dach waren braun lackiert. In den 1960er Jahren erhielt die D236.003 dann eine grüne Farbgebung mit gelben Zierlinien. Der Verbleib der Loks ist unterschiedlich verlaufen. Die D263.001 wurde im Dezember 1964 verschrottet. Die D236.002 wurde an die Eisenbahngesellschaft Valditerra verkauft und 1977 verschrottet. Die D236.003 fand den Weg zu den Rumi Stahlwerken und blieb bis in die 1980er Jahren im Dienst.


Modellvorstellung

Diese Modellbahnkonstruktion ist wiederum ein schönes Beispiel, daß bei der Modelleisenbahn GmbH keine wirkliche Markenstruktur erkennbar ist. Wie erinnerlich ist die Wehrmachtslokomotive V 36 samt späterer Folgeausführungen vor zwei Jahren bei Fleischmann als Neukonstruktion erschienen und wird nun in der FS-Ausführung bei Roco angeboten. Roco führt das Modell unter der Artikelnummer 72810 zum UVP von € 136,90. Die Sound-Modelle werden unter den Artikelnummern 72811 (Gleichstrom-Ausführung, UVP € 221,90) bzw. 78811 (Wechselstrom-Ausführung, UVP  221,90) angeboten.

Verpackung

Die Auslieferung der ex-Wehrmachtslok erfolgt in einer zweifachen, ausgehalteten Kartonschachtel (Unterteil und Deckel). Die Lok ist paßgenau in den Schaumstoffkern eingelegt und zum besseren Herausziehen durch eine Plastikfolie umgeben. Mitgeliefert wird die Betriebsanleitung, das Ersatzteilblatt und ein Zurüstbeutel, in welchem Teile wie Windabweiser, Griffstangen, Bremsschläuche und Kupplungsimitationen beiliegen.

Technik

Die Antriebskomponenten sind unter dem Vorbau versteckt. Das Gehäuseoberteil ist über vier Schrauben am Chassis befestigt. Die Schrauben befinden sich im Fahrwerksbereich, und nach dem Lösen läßt sich das Plastikgehäuse nach oben abziehen. Der Mittelmotor befindet sich über den beiden, vorderen Achsen. Die Schwungmasse ist an das Vorbauende situiert, am anderen Ende befindet sich die Welle, deren Kraftübertragung mittels Zahnräder auf die hintere Achse und die Blindwelle erfolgt. Die vorderen Räder werden über die gemeinsame Kuppelstange antriebsmäßig mitgenommen. Der erste Radsatz verfügt über zwei Haftreifen.

Die Fahrzeugplatine umgreift einen Teil des Motors und sitzt auf dem Fahrzeugrahmen auf der Höhe des Fußbodens. Die Platine sieht eine achtpolige Schnittstelle nach NEM 652 vor, der Ablageort für den Decoder ist zwischen Führerhaus und anschließendem Vorbau. Die Lok verfügt beidseitig über eingeschränkt ausschwenkbare Kurzkupplungskulissen.

Fahrverhalten

Das Eigengewicht der Lok beträgt 227 Gramm. Die Vorbildgeschwindigkeit beträgt 60 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 77 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 28 % zu hoch, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist die Modellgeschwindigkeit um ca. 2 % zu gering.

Optik

Verschublokomotiven früherer Tage haben die Eigenheit an sich, nicht wie viereckige „Einheitscontainer“ auszusehen. Im Vorbau sind verschiedene Drehtüren und Klappdeckel vorgesehen, die am jetzigen Roco-Modell sauber angraviert sind. Dies wird auch durch das Lamellengitter an der Frontseite ersichtlich. Die begehbaren Plattformen des Lokrahmens weisen geriffelte Oberflächen auf. Das Führerstand ist ebenso mit feinen und tiefen Gravuren versehen. Bei genauerer Betrachtung werden überall die feinen Noppen als Nietenimitationen sichtbar. Während die Griffstangen für die Führerstandstüren schon werkseitig montiert sind, müssen die Windabweiser selbst montiert werden. Weitere Zurüstteile sind bei der Leiter zu Beginn des Vorbaues zu montieren. Die Lokpfeife und der Auspuff sind bereits werkseitig angesetzt.

Der Fahrzeugrahmen trägt unterflurig verschiedene Anbauteile wie die Luftbehälter oder die Kühlschlangen. Die Speichenräder wirken etwas plastikhaft. Dafür sind die Kuppelstangen wiederum dezent ausgeführt. Unterhalb der Pufferbohlen wurden eigens angesetzte Haltestangen eingesetzt.

Farbgebung und Beschriftung

Die Lok weist die dunkelgrüne Farbgebung von FS-Lokomotiven auf und weist am Vorbau mehrere, gelbe Zierlinien auf. Das Dach ist silbern lackiert, das Fahrwerk rotbraun. Die Anschriften sind in gelber Farbe gehalten und lupenrein aufgetragen. Das Lokschild mit der Betriebsnummer ist sauber umgesetzt und ebenfalls lupenrein lesbar, an den Stirnfronten ist die große, schattierte Anschrift zu erkennen. Die D236.003 weist keinerlei Depot-Anschriften auf. Als Revisionsanschrift wird das Datum RG RI.D 2.2.68 ausgewiesen. Seitens des Herstellers wird die Lok als Epoche III-Ausführung eingestuft.

Beleuchtung

Die Beleuchtung besteht aus warm-weiße LED. Das Spitzenlicht besteht aus drei weißen Lichtern, das Schlusslicht aus zwei roten Lichtern unten. Die Ansteuerung erfolgt fahrtrichtungsabhängig.


Bilder