Roco 73830: NS 1212

Die Niederländischen Staatsbahnen nahmen zwischen 1951 und 1953 eine sechsachsige Elektrolokomotive in Betrieb, um speziell im Güterzugdienst und später auch im Reisezugdienst einen Traktionswandel vorzunehmen. Das Aussehen der neuen, sechsachsigen Lokomotive kann den Einfluß amerikanischer Konstruktionsprinzipien im mechanischen Fahrzeugteil kaum leugnen und gehen auf den Hersteller Baldwin zurück. Die elektrische Ausrüstung stammt von der Fa. Westinghouse. Die Fertigung der NS-Lokreihe 1200 erfolgte nach Anpassungen und den Betriebserfordernissen des Bestellers dann bei Werkspoor in Utrecht. Der elektrische Teil stammt von Heemaf Hengelo. Obwohl eine Bestellung von ursprünglich 75 Loks vorlag, wurden nur 25 an die Niederländischen Staatsbahnen ausgeliefert. Die NS-Lokreihe 1200 erwies sich im Realbetrieb als langlebig und war bis 1998 im Planeinsatz. Fünf Lokomotiven sind bis heute als Museumsmaschinen erhalten geblieben, von denen eine – die 1211 als „Botschafterlok“ – im Bahnpark Augsburg eine neue Heimat fand. Weitere fünf Lokomotiven wurden an das EVU ACTS Nederland BV verkauft, drei davon sind an EETC vermietet.


Modellvorstellung

Das Modell der NS-Reihe 1200 wurde 2016 von Roco angekündigt, wobei anhand der Nummerngruppe anzunehmen ist, daß eine frühere Modellausführung einer technischen Überarbeitung unterzogen wurde. Im Neuheitenblatt findet sich jedenfalls das gegenständliche Modell unter der Artikelnummer 73830 für das Gleichstrom-Modell ohne Sound zum UVP von € 249,– und das digitale Version für das Gleichstromsystem (Artikelnummer 73831, UVP € 324,–) bzw. für das Wechselstromsystem (Artikelnummer 79831, UVP € 324,–).

Verpackung

Das überarbeitete Modell wird in der üblichen Kartonschachtel (alte Ausführung mit Sichtfenster) und dem Schaumstoffeinsatz inkl. Plastikgleis und Plastikhaube als Transportschutz über dem Modell ausgeliefert. Zum Lieferumfang gehört eine Betriebsanleitung, ein Ersatzteilblatt sowie zwei Zurüstbeutel. In einem Zurüstbeutel befinden sich die Teile für die Bremsausrüstung und die Zughaken sowie zwei Kurzkupplungen. Im zweiten Beutel sind geätzte Metalltafeln beigepackt, die ganz individuell am Modell angeklebt werden können.

Technik

Der technische Teil ist unter dem Lokkasten versteckt. Dieser lässt sich durch Lösen der vier Rastnasen im Bereich der Drehgestelle nach oben abziehen. Die Fahrzeugplatine ist am Metallrahmen festgeschraubt und sieht eine digitale Schnittstelle PluX22 vor. Der Antrieb ist darunter untergebracht. Der im Lokrahmen eingepasste Mittelmotor ist mit zwei großen Schwungmassen bestückt. Der Antrieb des Fahrzeuges erfolgt via Kardanwelle und Stirnrad-/Schneckengetriebe auf alle Achsen. Die äußerste Achse unter dem Führerstand 2 ist mit zwei Haftreifen versehen. Alle Achsen dienen der Stromaufnahme.

Fahrverhalten

Das Fahrverhalten des gegenständlichen Modells schließt an den gewohnten Standard vergleichbarer Roco-Modelle nahtlos an. Das Modell ist 530 g schwer. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 148 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 1,5 % zu niedrig, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist sie wiederum um ca. 31 % zu gering.

Optik

Die markanten Konturen der Reeks 1200 wurden tadellos wiedergegeben. Der beim Vorbild gewöhnungsbedürftige Lokkasten ist aus Kunststoff gefertigt und verfügt über zahlreiche tiefe Gravuren. Die Fronttüren in den Vorbauten samt Lüftungsschlitze, die Führerstandstüren sowie andere Ausnehmungen und Ritzen von Abdeckungen, aber auch filigrane Erhebungen sind allesamt sauber dargestellt. Die Filigranität der Konstruktion setzt sich am Lokdach fort, indem neben einzelner Leitungen auch die Verschlüsse der Dachfelder nachgebildet sind. Am Dach befinden sich zwei Stromabnehmer mit Gleichstromwippen. Schön nachgebildet sind auch die Antriebe. Die Unterscheren sind verstärkt nachgebildet. Verschiedene Haltestangen und -griffe wurden als eigene Ansetzteile bereits werkseitig am Modell montiert und erhöhen das optische Finish des Modells noch zusätzlich. Diese erhabenen Teile bestehen aus einem nicht deformierbaren Material und sind hauchdünn dimensioniert. Sämtliche Fenster sitzen paßgenau im Rahmen. Die Fensterstege sind sehr dezent ausgeführt. Extra angesetzt sind auch die Seitenlüfter. Die Drehgestelle sind dreidimensional durchgebildet und wirken durch ihre zusätzlichen Ansteckteile noch realistischer.

Bedruckung und Lackierung

Das vorliegende Modell ist sauber lackiert und bedruckt. Die Beschriftungen sind mehrfarbig ausgeführt, sogar das in weinroter Farbe ausgeführte Fabriksschild mit den abgedruckten Angaben in der Fahrzeugmitte an der mittleren Schütze ist zu erkennen. Die kleinen Anschriften sind am Modell trennschaft ausgeführt.

Beleuchtung

Roco hat in die Lok warmweiße LED eingebaut, die fahrtrichtungsabhängig leuchten.


Bilder


Betriebsgeschichte der Reeks 1200

Die Baureihe 1200 der Niederländischen Eisenbahnen (NS) ist eine universelle Hochleistungs-Elektrolokomotive, die sowohl für die Traktion von Personen- als auch Güterzügen geeignet ist. Obwohl der Entwurf von den amerikanischen Firmen Baldwin und Westinghouse stammt, wurden die Maschinen 1952 und 1953 vollständig in den Niederlanden bei Werkspoor in Utrecht gebaut. Die 25 robusten Lokomotiven haben sich in der Praxis als besonders zufriedenstellend erwiesen und waren (und sind) sowohl bei den Lokführern als auch Eisenbahnfreunden sehr beliebt. Mit einer außergewöhnlich langen Einsatzdauer von mehr als sechzig Jahren haben sie alle anderen Lokserien aus den fünfziger Jahren überstanden: Anfang 2015 waren noch acht vorhanden, von denen einige noch regelmäßig auf dem niederländischen Schienennetz aktiv sind.

Entwicklung

Die Baureihe 1200 wurde im Rahmen der Instandsetzung der Eisenbahninfrastruktur nach dem Zweiten Weltkrieg und dem gleichzeitigen Ausstieg aus der Dampftraktion bestellt. Nach den nicht allzu positiven Erfahrungen mit der als Rahmenlokomotive gebauten Baureihe 1000 wurde beschlossen, die Baureihen 1100, 1200 und 1300 als Drehgestelllokomotiven auszulegen. Die von der französischen Firma Alsthom gebauten Baureihen 1100 und 1300 waren mit vollgefederten Motoren ausgestattet, während die Baureihe 1200 halbgefederte Motoren hatte. Der Motor ruht auf einer Seite der Welle, die ihn über ein Stützlager antreibt. Die Konstruktion der 3.000 PS starken, sechsachsigen Reihe 1200 unterlag folgenden Leistungsanforderungen:

Die Lokomotive mußte mit einem Personenzug von 520 Tonnen (dreizehn Waggons) auf einer ebenen Strecke mit 125 km/h fahren können, und bei Verspätungen mußten auch 140 km/h erreicht werden. Die Höchstgeschwindigkeit wurde mit 150 km/h festgelegt. Die Lokomotive mußte weiters einen Güterzug von 1650 Tonnen mit einer Geschwindigkeit von 60 km/h ziehen können.

Das Design stammt von den amerikanischen Firmen Baldwin und Westinghouse Electric Cooperation. So erhielt die Baureihe 1200 sein charakteristisches amerikanisches Aussehen; Die hohe Nase stammt von amerikanischen Lokomotiven. Die Baureihe hätte aus 75 Lokomotiven bestehen können, wenn in Frankreich nicht 50 zusätzliche 1100 als Gegenauftrag für die von Frankreich in den Niederlanden gebauten Binnenschiffe bestellt worden wären.

Am 2. Oktober 1948 erteilte die NS den Auftrag zur Lieferung von 25 Lokomotiven der Baureihe 1200 an den Hauptauftragnehmer Heemaf. Zusammen mit Westinghouse lieferten sie den elektrischen Teil, Werkspoor und Baldwin den mechanischen Teil. Die Drehgestellrahmen wurden von General Steel in Amerika gegossen und kamen per Schiff in die Niederlande.

Konstruktiver Teil

Der geschweißte Stahlkasten hat zwei U-Profile und zwei I-Profile als Basis. Die Nasen sind nach amerikanischen Standards verstärkt. Es gibt drei Luken im Dach und der Maschinenraum ist in drei Abteile unterteilt. Die Lüfter befinden sich in den Außenfächern in der Nähe der Gitter. Die Hochspannungsinstallation und die Fahrwiderstände befinden sich in der Fahrzeugmitte. Die Baureihe 1200 hat zwei Kompressoren, einen in jeder Nase. Die sechsachsigen Schwanenhals-Drehgestelle (mit Speichenrädern) sind vom Typ Pennsylvania und aus einem Stück gegossen. Jede Achse hat einen eigenen Fahrmotor. Die Traktionsanlage der Baureihe 1200 kann auf drei Arten geschaltet werden: eine Gruppe von sechs Motoren in Serie, zwei Gruppen von drei Motoren (Serien-Parallelschaltung) und drei Gruppen von zwei Motoren (Parallelschaltung). Jeder Motor wird in diesen Stromkreisen mit 250, 500 oder 750 Volt und einer Oberleitungsspannung von 1500 Volt gespeist. Jede dieser Schaltungen ist in verschiedene Stellungen unterteilt, sechzehn in Reihe, elf in Reihe und neun parallel.

Indienststellung

Am 31. Oktober 1951 wurde die Lok 1201 von Werkspoor Utrecht in türkiser Farbgebung ausgeliefert. Es folgte ein umfangreichen Testfahrtenprogramm vor schweren Zügen. Die neue Lokomotive erwies sich als ausgezeichnet. Am 9. Januar 1952 wurden die Lokomotiven 1201, 1202 und 1203 offiziell in Dienst gestellt. Ein Jahr später, am 19. Januar 1953, endete die Auslieferung mit dem letzten Exemplar der Serie, der Lok 1225.

Während ihrer gesamten Einsatzzeit bei NS war die Werkstatt in Maastricht der Heimatwerkstätte der Baureihe 1200. Bereits 1952 waren sie im ganzen Land zu sehen. Anfangs wurden die Maschinen vor D-Zügen eingesetzt, aber bald waren sie für allen Zugarten mit Ausnahme des Nahverkehrs zu sehen. Die Lokomotiven fuhren sogar Holzwagen mit Dampfheizungen. Bis zur Inbetriebnahme der neueren Baureihe 1600 war die Verbindung zwischen Haarlem bzw. Amsterdam und Süd-Limburg immer ein wichtiger Teil ihres Tätigkeitsbereichs.

Der Spoorslag ’70 und die Einführung des InterCity-Netzwerks führten zu einer Steigerung der Verkehrsleistungen und zu einem Anstieg der Zugkilometer. Die Mehrleistung betrug innerhalb eines Jahres gleich mehr als 40 Prozent. Die Streckengeschwindigkeit wurde ebenfalls erhöht. Die Baureihe 1200 erwies sich jedoch als zuverlässige Lokomotive mit guten Fahreigenschaften im hohen Geschwindigkeitsbereich. Die Hauptsorge galt den Fahrmotoren, wie eine Studie von 1974 ergab: Die halbgefederten Motoren verursachten mehr Ausfälle als die Baureihen 1100 und 1300 mit vollgefederten Motoren. Aus diesem Grund wurde zur Schonung der Loks die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 135 km/h gesenkt und die Motoraufhängung leicht angepasst.

In den frühen 1980er Jahren wurde die Baureihe 1200 einer Generalüberholung zugeführt. Die auffälligsten äußeren Veränderungen waren die modernisierten Scheinwerfer und Seitenwandgitter. Die NS investierte für diese Maßnahmen mehr als 500.000 Gulden pro Lokomotive. Die Ausbesserungsarbeiten umfassten unter anderem den teilweisen Austausch von Kabeln, Luftleitungen, Blechen und Getrieben sowie eine verbesserte Schalldämmung als Teil eines ganzen Pakets von Änderungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für das Lokpersonal. Zusätzlich wurde unter anderem eine Möglichkeit zur Depotversorgung installiert und zur Erhöhung der Betriebssicherheit das störempfindliche 24-Volt-Netz durch ein 48-Volt-Netz ersetzt. Alle noch blau lackierten Lokomotiven erhielten bei dieser Gelegenheit eine Neulackierung im neuen Corporate Identity-Farbschema mit den Farben Gelb und Grau. Am 20. Mai 1978 wurde die Lok 1216 als Testlokomotive auserkoren und am 23. Dezember 1983 verließ die Lok 1217 als letzte renovierte Lok der Baureihe 1200 das Ausbesserungswerk Tilburg.

Die Inbetriebnahme neuer Lokomotiven der Baureihe 1600 ab 1981 brachte das Ende der alten Baureihen 1000 und 1500. Für die Baureihen 1200 bedeutete dies, dass sie von den Zügen nach Süd-Limburg weitgehend verdrängt wurden und immer mehr auf anderen InterCity-Verbindungen Verwendung fanden wie der Ijssel-Linie , Den Haag – Venlo und Amsterdam – Enschede. Anfang der neunziger Jahre fuhren sie auf der Ijssel-Linie mit belgischen Personenwagen des Typs M2. Abgesehen von einigen vorübergehenden Engpässen bei den Traktionsmotoren erwies sich die Loks der Baureihe 1200 immer noch als zuverlässig. Am 1. Januar 1992 waren alle 25 noch in Betrieb und am 9. Januar wurde das 40-jährige Bestehen des 1201 in Tilburg gefeiert, wonach die Lokomotive „gerade“ überholt wurde.

Die erste Lokomotive, die endgültig außer Dienst gestellt wurde, war die 1223, die Anfang 1992 zur Überholung eintraf, stattdessen aber unter anderem als Ersatzteillieferant für Traktionsmotoren herhalten mußte. Anfang Juli 1993 wurde die 1223 als erste Lokomotive der Baureihe ausgemustert und zerlegt. Ab 1994 folgte eine Periode, in der Stilllegung, Erhaltung, Wiederinbetriebnahme und Zerlegung/Verschrottung ständig wechselten. Nach und nach fuhren immer mehr Lokomotiven der Baureihe 1200 auf das Abstellgleis, von denen einige in Roosendaal abgestellt wurden.

Die Lokomotiven wurden mit Wirkung zum Sommerfahrplan 1995 im Rahmen der Aufteilung des NS-Konzerns auf NS Cargo übertragen, waren aber weiterhin gelegentlich im Personenverkehr anzutreffen. 1997 wurden zehn Lokomotiven der Baureihe 1200 der Verschrottungsfirms HKS Metals in Amsterdam zugeführt.. Ab Januar 1998 wurden keine Reparaturen mehr durchgeführt, sodaß Anfang März 1998 nur noch sechs und kurze Zeit später nur noch drei Lokomotiven in Betrieb waren. Am 20. März fand in Geldermalsen eine Verabschiedung statt, bei der es dennoch möglich war, sieben Exemplare zu vereinen. Es waren dies: 1201, 1210, 1211, 1214, 1221, 1224 und 1225. Bis zum 30. März 1998 wurde die Serie vollständig abgesetllt. Jedoch war eine endgültige Abstellung infolge des Lokmangels nicht daran zu denken und die Maschinen wurden auch weiterhin eingesetzt. Die letzte Leistung vollbrachte die Lok 1203 am 11. Juni 1998, dann war wirklich Schluß für den regulären Dienst bei der NS.

Vier Lokomotiven sollten für Museumszwecke erhalten bleiben, die anderen Lokomotiven wurden schnell der Verschrottung zugeführt. Die Loks 1214 und 1218 waren die letzten, die am 21. Juli zur Abbruchfirma gebracht wurden.

Die Farbgebung

Da sich bald herausstellte, dass die schöne türkisfarbene Farbe sehr anfällig für Verschmutzungen war, wurden die letzten elf Lokomotiven, 1215 – 1225, in braun geliefert. Im Jahr 2011 wurde die Lok 1218 in diesen Zustand zurückversetzt, während der 1201 nun die türkisfarbene Version verkörpert.

Ab 1954 wurden alle Elektrolokomotiven im Zuge von Instandsetzungs- oder Schadensreparaturarbeiten nach und nach berlinblau lackiert (siehe Museumslok 1202). 1969 wurden alle Loks der Baureihe 1200 mit weißen NS-Logo versehen, das anläßlich des Spoorslag ’70 eingeführt wurde. Im Februar 1971 war die Lok 1208 der erste, die in gelb/grauer Farbgebung in Erscheinung trat. Da das Farbschema nur während einer Generalüberholung angepasst wurde, dauerte es bis 1983, bis der alle Loks ihre blaue Farbgebung verloren haben.

ACTS

Der Abriss von sechs Loks der Baureihe 1200 konnte im September 1998 durch Berufung von Laurens Pit und Harry Schneider auf das Wettbewerbsgesetz verhindert werden. Die Lokomotiven 1208, 1215, 1214, 1218, 1224 und 1225 wurden dem Frachtführer ACTS für den Betrieb von Containerzügen zur Verfügung gestellt. Die 1208 und 1224 wurden als Teilelieferanten ausgewiesen und die restlichen vier wurden für die neuen Güterzugleistungen einer Betriebsuntersuchung zugeführt. Die Lok 1214 wurde dabei überarbeitet. Die ACTS-1200 wurden lila-blau lackiert und im Frühjahr 1999 wurden die ersten drei Lokomotiven unter den ACTS-Nummern 1251 – 1253 in Betrieb genommen. Die 1214 folgte ein Jahr später als 1254. In der Zwischenzeit wurde eine zusätzliche Lokomotive benötigt. Da die Lokomotiven 1208 und 1224 nicht für die Inbetriebnahme geeignet waren, wurde die 1221 von der Classic Locomotives Foundation mit der 1208 als Angstlok verwendet. Die Lok 1221 kam im Mai 2000 zu ACTS und erhielt dort die neue Loknummer 1255. Die Lok 1255 war die einzige Maschine dieser Subtype, die schwarz lackiert und mit einem orangefarbenen Band, in den Farben von Vos Logistics, versehen war. Die Lok 1253 war mit Logos dieser Firma versehen, behielt aber das blaue Farbschema bei. Im Jahr 2002 wurde die Lok 1252 in der Tschechischen Republik einer Untersuchung zugeführt, später auch die Lok 1255. Teile der 1208 wurden dafür verwendet. Der 1255 wurde in Tschechien wieder in den ACTS-Farben lackiert.

Aufgrund des hohen Zuggewichts der Containerzüge wurden die Loks der Baureihe 1200 von Diesellokomotiven der Baureihe 6700 (vormals NMBS-Baureihe 62) unterstützt, die bereits vor und nach dem Transport in den Zügen fuhren. Die Loks der Baureihe 1200 waren mit einer Fernsteuerverbindung ausgestattet, mit denen über eine Kabelverbindung die Bedienung der Lok erfolgte. In dieser Kombination könnten Züge mit bis zu 2.200 Tonnen gefahren werden, im Vergleich zu 1800 Tonnen ohne Hilfe der Diesellok-Reihe 6700.

Am 7. April 2003 wurde die Lok 1253 (ex 1218) auf einem Stützlager beschädigt und abgestellt. Die Lokomotive wurde für kurze Zeit an Herik Rail verkauft, kam dort aber nie zum Einsatz. ACTS nahm die Lok wieder zurück und übergab sie der Werkgroep 1501. Sie wurde im Lagerhaus in Blerick abgestellt, wo die Lok im November 2011 abtransportiert wurde.

2007 wurde die Lok 1252 mit verbrannten Widerständen außer Betrieb genommen, im Februar 2009 wurden bei den Lokomotiven 1254 und 1255 die Fahrmotoren defekt, und die Lok 1251 hatte im Oktober desselben Jahre defekte Lager. Damit war die ACTS-Ära für die Baureihe 1200 nach zehn Jahren beendet. In der Zwischenzeit wurden die Kommissionierlokomotiven 1208 und 1224 im Jahr 2005 verschrottet. Die Lok 1255 kam sodann zur KLOK-Stiftung, dem Schwesterverband der Arbeitsgruppe 1501.

EETC

Nachdem die 1251, 1252, 1254 und 1255 ursprünglich in Den Bosch und anderswo stationiert waren, kamen sie Anfang 2010 nach Amsterdam ans Wassergraafsmeer zu Euro-Express Train Charter (EETC). Ab dem 1. Juli 2010 fuhren die Lokomotiven für EETC, zunächst eingesetzt vor Autotransportzüge oder vor Ferienzügen. Die Ferienzüge werden seit 2014 durch EETC selbst gefahren.

Die Loks der EETC waren zunächst in den ACTS-Farben verblieben, im Frühjahr 2011 wurde erhielt die Lok 1254 im VSM in Beekbergen eine Neulackierung in rotbraun in den Hausfarben der EETC. Ihr folgte die 1251 im November 2011.

60 Jahre Baureihe 1200

Am 12. November 2011 wurde das 60jährige Jubiläum der Baureihe 1200 gefeiert, das mit dem 80jährigen Jubiläum der NVBS zusammenfiel. In Amersfort kam es zum Treffen aller noch vorhandenen Loks der Baureihe 1200. Zudem wurden Museumszüge zu dieser Veranstaltung geführt und die neulackierte 1218 im brauner Lackierung dem Publikum vorgestellt. Zudem bestand die Absicht, die Lok 1255 wieder mit schwarzer Lackierung ins Design von Vos Logistics zu lackieren. Dafür war aber die Zeit zu knapp. Des weiteren waren noch die Loks 1201 in türkiser Farbgebung, die 1202 in berlinblauer Lackierung und die 1211 in gelb/grauer Lackierung anwesend.