Wagenfamilie Hbis – Brawa 48950 ff
Die Güterwagen der beiden Bauarten Klmmgks 66 (Tbis 870) und Klmmgks 68 (Tbis 871) mit ihren großen Schiebewänden und beweglichen Dächern bewährten sich sehr gut im täglichen Betriebseinsatz, da sie mit ihren großen Be- und Entladeöffnungen den normalen gedeckten Güterwagen in Bezug auf Umschlagzeiten weit überlegen waren.
Es zeigte sich jedoch bald, dass in einigen Einsatzgebieten die beweglichen Dächer überflüssig waren, da die Wagen nur über die Seitenwände be- und entladen wurden. Auf diesen Umstand reagierte die Deutsche Bundesbahn und stellte ab dem Jahre 1966 mit den als Klmmgs (Hbis 299) bezeichneten Fahrzeugen eine erste Serie zweiachsiger Schiebewandwagen mit festen Dächern in Dienst.
Diese Bauart war ein voller Erfolg, und die DB übernahm bis 1975 8.444 Hbis 299 in ihren Bestand. Den Hauptanteil der Konstruktionsarbeit leistete die Rheinische Stahlwerke Transporttechnik (SEAG Waggonbau) in Siegen. An der Produktion der Schiebewandwagen waren neben der SEAG noch die Linke-Hofmann~Busch (LHB) in Salzgitter und die Waggonfabrik Uerdingen AG beteiligt. Parallel zur Bauart 299 entstand in den Jahren 1970 bis 1972 die Baureihe Hbis(-t) 297. Diese Wagen unterschieden sich nur in der Bremsanlage von den Hbis 299. Diese Anlage war so ausgelegt, dass die Wagen bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h eingesetzt werden konnten. Von ihnen wurden 2.099 Fahrzeuge von der DB beschafft. Damit verkehrten insgesamt über 10.000 Schiebewandwagen auf den Gleisen der Deutschen Bundesbahn.
Das überkritische Laufwerk der zweiachsigen Wagen verfügt über Monobloc-Radsätze in UIC-Rollenachslagern. Über neunlagige Blatttragfederpakete stützt sich der Wagenkasten auf den Radsätzen ab. Die Verbindung zwischen den Federpaketen und den Federböcken am Untergestell stellen Doppelschakengehänge her. Beide Bauarten verfügen über eine Druckluft-Klotzbremse der Bauart Knorr. Während bei den Hbis 299 die zweistufige Lastumstellung manuell vorgenommen werden muss, geschieht dies bei den Wagen der Bauart 297 automatisch. Ein Steuerventil und ein Bremsgestängesteller sind bei beiden Bauarten vorhanden. Bei der Bauart 297 ist ein einfacher Bremszylinder montiert, bei den 299 ist ein Doppelzylinder vorhanden. Auf eine Feststellbremse wurde bei allen Wagen verzichtet.
Sämtliche Wagen verfügen über eine normale Zugvorrichtung mit Zughaken und Schraubenkupplung. Die Nachrüstung einer automatischen Mittelpufferkupplung ist aber möglich. Vier Hochleistungspuffer dienen zur Übertragung der Stoßkräfte auf Nachbarfahrzeuge. Das Untergestell setzt sich aus Außen- und Innenlangträgern, Quer- und Pufferträgern sowie einem ebenen, gelochten Sprengwerk zusammen. Als Ausgangsmaterial wurde dafür Baustahl verwendet.
Das Untergestell ist so konstruiert, dass der Einbau der automatischen Kupplung möglich ist. Der feste Wagenkasten besteht aus zwei Stirnwänden, einem Querportal in der Wagenmitte sowie Obergurten, die die Stirnwände und das Querprotal miteinander verbinden. Diese Bauteile sind wie das Untergestell aus Baustahl hergestellt. Über den Hohlprofil-Obergurten wölbt sich das feste Wagendach. Dieses ist wie die beweglichen Seitenwandteile aus Gründen der Gewichtsreduzierung aus Aluminium hergestellt. Das Querportal wurde schmaler als bei den Tbis-Wagen ausgeführt, damit konnten der Laderaum etwas vergrößert und die unzugänglichen Ecken verkleinert werden.
Die Türen werden manuell verschoben und geben knapp die Hälfte der Ladelänge frei, da sich die geöffnete Tür über die geschlossene schiebt. Die als Hbis-t (später Hbils) bezeichneten Wagen besitzen eine Transportschutzeinrichtung der Bauart „Daberkow“. Dabei handelt es sich um verschiebbare Holzquerwände. Ergeben sich nach der Beladung Leerräume zwischen dem Ladegut können in diese Gummibälge eingesetzt werden. Diese werden mit Luft aufgeblasen und drücken die Trennwände gegen das Ladegut, welch es somit nicht mehr verrutschen kann.
Ab dem Jahre 1974 wurden die Wagen mit Funkenschutzblechen geliefert. Diese wurden auch bei den anderen Wagen nachgerüstet und diese Fahrzeuge als Hbis-ww bezeichnet. Die Bauart Hbiqss 297 ist mit einer elektrischen Hauptheizleitung (1.000 V und 1.500 V Gleichspannung) und einer Hauptluftbehälterleitung ausgestattet und kann deshalb auch (als Postwagen) in Reisezügen eingesetzt werden.
Die Wagen beider Bauarten wurden überwiegend zum Transport palettierter Güter eingesetzt. Bei vielen Wagen wurden in den 1980er Jahren die alten Transportsicherungssysteme ausgebaut und teilweise gegen neue ersetzt. Diese verstärkten Trennwände sind in den Wagen der Bauart Hbills-x 299 vorhanden. Diese sind an einem Laufschlitten aufgehängt, der in einer in Längsrichtung in der Mitte befestigten Laufschiene geführt wird. Neben der oben genannten Hauptheizleitung erhielten sechs als Hbis-v 297 bezeichnete Wagen eine Heizleitung für alle Stromarten und konnten somit noch freizügiger eingesetzt werden.
Die meisten der hier beschriebenen Wagen gingen nach Gründung der Deutschen Bahn AG im Jahre 1994 in deren Bestand über. Allerdings stehen sie auf Grund ihres Alters und des zurückgegangenen Bedarfs bevorzugt zur Ausmusterung an. So waren Ende 1999 nur noch 144 Wagen der Bauart 297 und 3.490 Stück der Bauart 299 im Einsatz. Die Wagen mit Heizleitung verschwanden bereits im Jahre 1997 von den Gleisen der DB. Neben der DB haben auch einige Industriebetriebe, Brauereien und Mineralbrunnen Wagen dieser Bauart in ihrem Bestand. Sie sind als Privatwagen bei der DB eingestellt und tragen meist eine Werbeanschrift oder sind gar in den Hausfarben der Einsteller lackiert.
Im Jahre 1991 wurden 754 Wagen mit einer verstärkten und verriegelbaren Trennwand ausgestattet und ihnen die neue Gattungsbezeichnung Hbills-x angeschrieben.
In den Bestand der DB AG gelangten 1994 immerhin noch 8.403 Wagen unterschiedlichster Bauarten. Sechs Jahre später, also zur Jahrtausendwende, befanden sich in den Beständen von Railion mehrere Tausend derartige Fahrzeuge. Von der Gattung Hbis-ww waren immer noch ca. 2.700 Wagen verfügbar, wobei der Bestand 2008 auf mehr als 1.000 Fahrzeuge halbiert wurde. Von der Wagengattung Hbills-x existierten noch 90 Wagen.
Die Güterwagen der Gattung Hbis wurden nicht nur von der Deutschen Bundesbahn beschafft. Gleichartige Fahrzeuge finden sich auch bei den Bahnverwaltungen der ÖBB und der DSB.
Modellvorstellung
Brawa kündigte als Güterwagenneuheit 2014 die Umsetzung des Schiebewandwagen der Gattung Hbis an. Die Formneuheit aus dem Vorjahr hätte zwar im 4. Quartal geliefert werden sollen. Die Auslieferung der Dreiersets erfolgte nunmehr im Sommer mit einem halben Jahr Verzug.
Die aktuelle Formneuheit wird zunächst in mehreren Dreiersets angeboten. Bei den DB-Modellen ist eine Variante der frühen Epoche IVa angekündigt sowie eine Ausführung in der Epoche IV bzw. V. Darüber hinaus erscheinen Modelle der ÖBB und der DSB, jeweils in Dreiersets. Brawa plant neben den verschiedenen Wagensets auch Einzelwagen zu produzieren.
DB, Epoche IVa
Das Wagenset 48950 verkörpert drei Wagen der frühen Epoche IV – nicht wie auf der Schachtel angeschrieben, Epoche II – , in dem die Wagen nicht nur die neuen UIC-Gattungsanschriften tragen, sondern auch noch die zuvor gültigen angeschrieben sind. Die Wagen entsprechen den Gattungen Hbis 297 und Hbis 299 und haben die Wagennummern:
21 80 211 5 014-7
21 80 211 5 159-0
21 80 211 5 335-6
Die Wagen haben ein schwarzes Fahrgestell. Die Seitenwände sowie die Mittelsäule sind braun lackiert, das Dach sowie die Schiebewände entsprechen farblich dem unlackierten Aluminium. Die Modelle sind fein graviert und sauber ausgeführt. Die Modelle zeichnen sich durch verschiedene Anbauteile wie freistehende Griffe, Halterungen, Verschiebertritte und Fahrzeugverschlüsse auf. Das Modell wurde gänzlich in Kunststoff gefertigt und bringt 62 Gramm auf die Waage.
Die neukonstruierten Wagen sind dreipunktgelagert und erhielten Metallachshalter zur Verbesserung der Fahreigenschaften. Der Wagenboden ist dem Original nachempfunden und weist eine extra angesetzte Bremsanlage sowie eigens angesetzte Bremsgestänge sowie Bremsbacken in der Radebene auf. Der Einbau einer Kurzkupplungskulisse ist für die Neukonstruktion als Selbstverständlichkeit anzusehen. Eine besondere Augenweide stellt die dreidimensional dargestellte Fahrzeugkonstruktion der Modell dar. Dies gehört bei Brawa ebenso zum Standard wie die feinste Bedruckung aller Anschriften oder auch die farblich abgetrennte Darstellung der Bremsanlage.
DB, Epoche IV
Unter der Artikelnummer 48951 erschien das zweite Set der Deutschen Bundesbahn der späteren Epoche IV. Auch hierbei handelt es sich um Wagen der Gattungen Hbis 297 und 299, wobei einzelne Bauartunterschiede zum vorigen Set berücksichtigt sein sollen. Die drei Wagen tragen folgende Betriebsnummern:
21 80 235 3 268-0 – dunkelbraune Lackierung
01 80 225 1 776-9 – Lackierung wie im Set 48950
21 80 235 3 089-0 – „Staatl. Fachingen“, hellgrün/silberne Lackierung
An dieser Stelle sei noch erwähnt, daß als drittes Set mit deutschen Wagen eine Ausführung der DB AG unter der Artikelnummer 48952 vorgesehen ist. Alle Wagen sind (dunkel)braun lackiert und in Epoche V beschriftet.
DSB
Für die Dänischen Staatsbahnen (DSB) wurde das Set 48954 aufgelegt. Die drei Wagen sind allesamt braun lackiert und in der Epoche IV gehalten. Die Modelle erhielten folgende Betriebsnummern:
44 86 225 0 001-6P – Aufschrift SWS
01 86 225 0 387-0
01 86 225 0 484-5
ÖBB
Abschließend ist noch die Ausführung der Güterwagen der ÖBB zu erwähnen. Diese Wagen im Set 48955 verkörpern ebenfalls die Epoche IV und sind braun und silbern lackiert (analog zu den DB-Wagen im Set 48950) und unterscheiden sich in Feinheiten. Auffallend sind vor allem die farblich abgehobenen Bereich für die Wagennummern und der Wagenanschriften, ebenso der Elfenbein hinterlegten Fahrzeuginformationen auf den Seitenwänden. Die Stirnwände sind entgegen anderer Modelle bedruckt. Brawa vergab diesen Wagen folgende Betriebsnummern:
21 81 211 5 148-2
21 81 211 5 005-4
21 81 212 0 659-1