Modellbahn-Union MU-H0-T95007: VT 95 (Vorserie)

Die noch junge Deutsche Bundesbahn war nach dem Zweiten Weltkrieg gefordert, nicht nur durch die Kriegswirren zerstörte Infrastrukturen zu erneuern, sondern auch den Nebenbahnbetrieb auf eine kostengünstige Basis zu stellen. Dies versuchte man mit neu konstruierten Solo-Dieseltriebwagen zu bewerkstelligen. Diese wurde im Jahr 1950 konstruiert und bei Ürdingen gefertigt.

Bei der Konstruktion des neuen Vorserien-Schienenbus der DB handelt es sich nicht um eine reine Neukonstruktion. Der Hersteller beschäftigte sich bereits in den 1930er Jahren mit entsprechenden Fahrzeugserien, weshalb die Konstruktion wesentlich auf frühere Entwicklungsschritte vergangener Entwicklungen fußt.

Der Vorserien-Schienenbus wurde in einer Serie von zwölf Stück produziert. Das Fahrzeug war für die damalige Zeit recht modern und zeichnete sich einerseits durch Leichtbau, große Verglasungsflächen im Fahrgastraum und eine zweckmäßige Raumaufteilung aus. Die Fahrzeuge sind mit zwei Führerständen verstehen, der Fahrgastraum beinhaltete 57 Sitzplätze, Die Antriebsanlage war unterflurig am Wagenboden untergebracht. Der eingebaute Dieselmotor erbrachte eine Leistung von 150 PS und trieb eine Antriebsachse an.

Die Fahrzeuge erhielten zunächst die Betriebsnummern VT 95 901 – 911 und wiesen einen Achsstand von 4,5 m auf. Der zwölfte Vorserien-Triebwagen (VT 95 912 bzw. VT 95 9112) wurde an eine Privatbahn ausgeliefert und verfügte bereits über den Achsstand von 6 m. Die Länge über Puffer betrug für die ersten elf Fahrzeuge 10.650 mm, letztgelieferter mit 6 m Achsstand brachte es auf eine LüP von 13.298 mm. Die Fahrzeuge erreichten eine Dienstmasse zwischen 11,5 bis 13,9 t und erreichten dabei eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 90 km/h.

Den Prototypen folgte dann die Serienproduktion an die DB. Insgesamt wurden bis 1958 weitere 557 Triebwagen in Betrieb genommen, die von den Herstellern Ürdingen, Rathgeber, Orions, Lüttgens, Waggonbau Donauwörth und MAN gefertigt wurden. Die Serie war bis 1983 im Betriebsdienst der Deutschen Bundesbahn. VT 95 906 wurde 1964 zum Indusi-Meßwagen mit der neuen Betriebsnummer 724 001 umgebaut.

Der erste Einsatz dieser Fahrzeuge führte unter anderem zum Bw Kempten, die die Triebwagen auf Außerfernbahnstrecke (Kempten – Reutte in Tirol – Ehrwald-Zugspitzbahn – Garmisch-Partenkirchen) im eigens arrangierten Touristenverkehr mit speziellen Reiseangeboten auf österreichischem Staatsgebiet einsetzten. Da diese Verkehre nur von kurzer Dauer waren, eignen sich für die Nachbildung des ersten Gebirgseinsatzes nur die Fahrzeuge der Epoche IIIa.


Modellvorstellung

Die Firma Modellbahn Union greift auch bestehende und von anderen Herstellern ausführte Projekte auf. Die geänderten Eigentumsverhältnisse bei Brekina führte zur Einstellung des Schienenfahrzeugsortiments. Modellbahn Union ist es gelungen, diese Werkzeuge zu übernehmen und dabei überarbeitete Modelle nach dem aktuellen Stand der Technik neu aufzulegen. Diese Vorgangsweise ist sang- und klanglos im Hintergrund passiert, sodaß im Sommer 2023 dann die Überraschung mit neuen Modellen folgte. Dabei wurden folgende Modellvarianten angekündigt:

MU-H0-T95003 – DB VT 95.906, Bw Husum

MU-H0-T95007 – DB VT 95.911, Bw Freiburg

MU-H0-T95009 – Lübeck-Segeberger Eisenbahn, VT 1

MU-H0-T95098 – VT 95 Vorserie, neutrale Version 1

MU-H0-T95098 – VT 95 Vorserie, neutrale Version 2

Der UVP wurde für alle analogen Modelle einheitlich mit € 119,99 festgelegt. Die Modelle sind auch in digitalisierter Version mit werkseitig eingesetzten Decoder erhältlich, in dieser Ausführung beträgt der UVP € 149,–. Darüber hinaus hat Modellbahn Union als Novum dieser Fahrzeugserie erstmals einen passenden Sound verpaßt. Die Soundmodelle werden zum UVP von € 199,– angeboten.

Modellvorstellung

Die Neuauflage unter neuem Namen wird in der Kartonverpackung mit Blistereinsatz von Modellbahn Union ausgeliefert. Da das Modell bereits vollständig zugerüstet ausgeliefert wird, sind im beigepackten Zurüstbeutel verschiedene Kupplungsstücke beigepackt. Die Kupplungsstücke lassen sich daher leicht austauschen und arretieren in der Aufnahme. Allerdings liegt dem Modell keine Betriebsanleitung bei, zumindest bei dem mir vorliegenden Modell.

Das Modell ist wirklich perfekt umgesetzt, schon die Erstkonstruktion durch Brekina offenbart die kompromisslose Umsetzung des Vorbildes. Das Modell weist neben den filigranen und fein erhabenen Zierlinien auch toll gestaltete Nietenreihen auf. Vorbildgerecht ist auch die Berücksichtigung der diagonal versetzten Einstiegstüren, jeweils rechts des Führerpultes. Die Fensterstege sind zierlich dimensioniert; Lüftergitter oder sonstige Fahrzeugdetails sind sauber graviert.

Die Bodenplatte des Triebwagens ist aus Metall gefertigt. Am Wagenboden ist die Antriebsanlage, bestehend aus Dieselmotor und Getriebe fein säuberlich nachgebildet. Ein kleiner Motor treibt den Schienenbus an. Dieser befindet sich zwischen dem Chassis und der Abdeckung für die Inneneinrichtung. Infolge der fehlenden Betriebsanleitung ist unklar, wie der Fahrzeugkasten auf dem Chassis aufgesetzt und befestigt ist? Beim alten Brekina-Modell war dieser über Schrauben am Metallrahmen befestigt, außerdem konnte man den aus Kunststoff gefertigten Wagenkasten mittels leichtes Auseinanderspreizen vom Chassis abnehmen, der eingeklippst war.

Im Zuge der Neuauflage sind Änderungen beim technischen Teil eingetreten. Als wesentliche Änderung ist die neue Digital-Schnittstelle zu nennen. Statt der bisherigen achtpoligen Schnittstelle nach NEM 652 ist nun eine Next18-Schnittstelle verbaut. Sämtliche Kabel werden über einen Kabelbaum geführt, der sich geschickt hinter dem WC-Fenster versteckt. Die Stromabnahme erfolgt über beide Achsen. Neu ist auch ein Pufferkondensator.

Das Modell ist beleuchtet, die Innenbeleuchtung erfolgt über vier LEDs. Das Spitzenlicht besteht aus weißen bzw. roten Stirnlampen, die alternierend und je nach Fahrtrichtung korrekt leuchten. Das Modell verfügt über hervorragende Fahreigenschaften, insbesonders auch im Weichenbereich, was aufgrund des kurzen Achsstandes von 4,5 m beim Vorbild – umgerechnet ca. 53 mm beim Modell – doch eine technische Hürde hätte sein können. Im Anlagenbetrieb weist der Triebwagen – ohne konkrete Messungen durchgeführt zu haben – eine angenehme Fahrgeschwindigkeit auf, die gefühlsmäßig weder als zu schnell noch zu langsam zu bewerten ist.

Die Bedruckung ist lupenrein und sauber aufgebracht, selbst im Bereich der Nietenreihen. Sämtliche Anschriften sind gut lesbar und auch vollständig vorhanden. Einzelne Anbauteile wurden in Kunststoff gespritzt und sind in den vorgesehen Löchern eingesetzt.

Die dazu passenden Beiwagen wurden noch nicht produziert, sollen aber nach Herstellerangaben noch folgen. Angekündigt sind heute schon die Modellvarianten für das Dreileiter-Wechselstromsystem.


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