Piko 59268 / 59270 / 59273 / 59275 – PKP SM 42-894 / PL-PREG / PL-PLK

Die Entwicklung von Mittelführerstandslokomotiven geht auf die Zwischenkriegszeit zurück, indem erste Bauformen in der Traktionsform der Verbrennungsfahrzeuge entstanden ist. Einen enormen Entwicklungsschub trat aber noch während des Zweiten Weltkrieges ein, als die USATC ihre ersten Mittelführerstandslokomotiven in den Staaten entwickelten und dann in großen Stückzahlen nach Europa importieren ließen.

Whitcomb baute nach der Projektnummer Nr. 65-DE-19A die erste für den allgemeinen Einsatz auf allen europäischen Normalspurstrecken entsprechende Diesellokomotive. Diese war 65 Tonnen schwer, 650 PS stark und hatte eine Achsfolge von 0-4-4-0 (Bo‘ Bo‘) und war mit einer dieselelektrischen Steuerung – auch von Triebzügen – versehen. Die Konstruktion wurde aus den im Nahen Osten eingesetzten Baureihen WD 12XX und 13XX, 65-DE-14, 65-DE-14A und 65-DE-14B weiterentwickelt. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 mph (umgerechnet ca. 70 km/h) konnten sie sowohl im Streckendienst als auch im Verschubbetrieb eingesetzt werden. Von diesem Basismodell, das zu den USA/TC-Standardausführungen gehörte, wurden mehrere kleinere Varianten hergestellt, die auch gepanzert werden konnten.

Das Design war für amerikanische Verhältnisse recht konventionell, die Lokomotiven waren mit Scheinwerfern und Mittelführerhäusern ausgestattet. Die beiden Dieselmotoren waren aufgeladene Buda-Motoren des Typs 6-DCS-1879 mit einer Leistung von jeweils 325 PS bei 1.200 U/min. Die gesamte elektrische Ausrüstung stammte von der Westinghouse Electrical & Manufacturing Corporation und bestand aus einem Generator des Typs 197 A, einem Hilfsgenerator des Typs YG-41-B und vier Fahrmotoren des Typs 970A mit einem 14:72-Untersetzungsgetriebe.

Ungeachtet dessen standen fast alle Bahnverwaltungen Europas im Jahre 1945 – sowohl in Bezug auf die ortsfesten Anlagen als auch den Fahrzeugbestand – vor einem gigantischen Trümmerhaufen. In der unmittelbaren Nachkriegszeit trachteten sie daher, die am wenigsten beschädigten Lokomotiven wieder einsatzbereit zu machen. Parallele dazu versuchte die Industrie – oder was davon noch übrig geblieben war – neue Lokomotiven zu bauen, was allerdings aufgrund weitgehend zerstörter Anlagen, fehlender Fachkräfte und kaum lösbarer Materialbeschaffungsprobleme vorerst auf die Fertigstellung bereits vor Kriegsende begonnener Lokomotiven beschränkt blieb. So konnten in Österreich noch Lokomotiven der Reihen 42 und 52 gebaut und an die ÖBB geliefert werden. Damit endete aber, sieht man vom Sonderfall 999.201 (Schafbergbahn-Zahnradbahnlok „Quaxi“) ab, auch der Dampflokomotivbau für die ÖBB, die in der Folge nur noch Elektro- und Dieseltriebfahrzeuge beschafften. Dementsprechend bestellten die ÖBB bereits 1948 jene zwanzig Diesellokomotiven, die später als Reihe 2045 bezeichnet wurden.

Diese Bestellung erfolgte zu einem Zeitpunkt , als man im Ausland noch vielfach am Dampflokomotivbau festhielt. So entwickelte man in den westlichen Besatzungszonen Deutschlands um 1950 noch die neuen Dampflokomotivreihen 23, 65 und 82, von denen insgesamt 164 Stück beschafft wurden. Dazu kamen noch je zwei Stück der Reihen 10 und 66. Erst im Dezember 1959 lieferte die Industrie mit der 23 105 die letzte Dampflokomotive an die Deutsche Bundesbahn. Parallel dazu konnten 1951/52 zehn leistungsmäßig etwa mit der Reihe 2045 vergleichbare, technisch jedoch völlig unterschiedliche Strecken-Diesellokomotiven (Baureihe V 80) in Dienst gestellt werden . Während sich die ÖBB bei der erwähnten Bestellung nämlich für die elektrische Kraftübertragung entschieden hatten, erhielten die V 80 neu entwickelte hydraulische Getriebe.

Neben dem Bau der ÖBB-Loks wurden weitere derartige Konstruktionen auch in Italien sowie den noch jungen Ostblockstaaten umgesetzt, so auch in den Ländern Ungarn, Tschechoslowakei und Polen.

Zu Beginn der 1960er Jahre ließ die PKP eine neue Diesellokomotive der mittleren Leistungsklasse zur Erneuerung ihres Fuhrparkes entwickeln. Die Planungen wurden 1962 abgeschlossen, 1964 stand die erste Lokomotive auf den Schienen, denen im Folgejahr noch zwei Lokomotiven folgten. Die Serienlieferung erfolgte zwischen 1967 und 1993, dabei wurden mehrere Serien in Dienst gestellt. Die dieselelektrischen Drehgestelllokomotiven mit der Achsfolge Bo‘ Bo‘ erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h und eine Leistung von 590 kW. Als Antriebsaggregat ist ein aufgelandener Achtzylinder-Dieselmotor verbaut. Das Dienstgewicht beträgt 72 t. Darüber hinaus hat die PKP noch abgewandelte Bauform als SP42 bzw. SU42 beschafft, die Jahre bzw. Jahrzehnte später einer Modernisierung unterzogen wurden.


Modellvorstellung

Piko hat für das laufende Jahr eine Vielzahl an unterschiedlichen Lokomotiven dieser polnischen Bauart angekündigt. Im Neuheitenblatt 2016 finden sich allein acht verschiedene (!) Ausführungen. Stellvertretend dafür wird das Modell mit der Artikelnummer 59268 (nur als Gleichstrommodell angekündigt, UVP € 134,99) in der grünen PKP-Lackierung als Epoche-V-Fahrzeug vorgestellt.

Verpackung

Piko liefert die PKP-Lok in einer Kartonschachtel an den Fachhandel aus. Das Modell liegt in einer zweiteiligen, passgenauen Plastikform. Nach dem Abziehen des Oberteiles (Deckel) der Plastikform lässt sich das Modell entweder anhand der untergelegten Plastikfolien herausziehen oder man dreht das Unterteil und lässt das Modell in die offene Handfläche fallen. Verschiedene Prospekte und die mehrsprachige Betriebsanleitung inkl. Ersatzteilblatt liegen dem Modell bei.

Technik

Die Antriebstechnik ist zwischen dem Fahrzeugrahmen und dem Plastikgehäuse untergebracht. Das Chassis läßt sich durch Lösen von zwei Schrauben an der Fahrzeugunterseite abnehmen, womit die Antriebskomponenten und die darüber befindliche Fahrzeugplatine freigelegt wird. Die Fahrzeugplatine berücksichtigt eine digitale Schnittstelle nach NEM 652, also eine achtpolige. Für den Digitalbetrieb kann ein eigener Multiprotokolldecoder mit Lastregelung (Artikelnummer 56121) beschafft werden.

Der Mittelmotor ist von zwei großen Schwungmassen umgeben, die Kraftübertragung des Drehmomentes erfolgt via Kardanwellen und gekapselte Getriebeblock auf alle vier Achsen. Zwei Radsätze sind jeweils einseitig mit Haftreifen versehen, die diagonal angeordnet sind. Das Modell verfügt über keine Kurzkupplungskinematik.

Fahrverhalten

Das vorliegende Modell macht bei den Testrunden auf der Anlage eine hervorragende Figur. Das Modell hat einen taumelfreien Lauf, der Motor ist absolut leise. Das Fahrzeuggewicht beträgt 280 Gramm.

Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. 144 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 60 % zu hoch, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist die Modellgeschwindigkeit um ca. 30 % zu niedrig. Der Auslauf von 12 V Gleichstrom beträgt drei Loklängen.

Optik

Die optische Ausführung der SM42 verspricht eine solide Konstruktion mit der Wiedergabe zahlreicher Details. Der Fahrzeugrahmen mag auf den ersten Blick als plastikhaft und vereinfacht dargestellt sein, dennoch ist dieser korrekt wiedergeben. Für die Betrachtung aufschlußreicher sind die Gehäuseteile. Die beiden Vorbauten verfügen über feine Gravuren im Bereich der Vorbaudeckel und der Lüfterlamellen, aber ebenso auch auf der Abdeckung. Die rundherum eingesetzten Geländerteile sowie die Griffstangen sind aus robusten Material gefertigt und lassen durch Berührung nur leicht verformen, aber nicht verbiegen. Die Drehgestelle wirken plastikhaft. Die Federpakete sind hingegen mehr angedeutet.

Farbgebung und Beschriftung

Die vollflächige grüne Lackierung wird nur durch orange Zierlinen durchbrochen. Farbverläufe sind keine zu erkennen. Die Bedruckung ist sauber aufgebracht. Als Revisionsdatum der Lok ist in verkehrter Reihenfolge der 11.12.96 angeschrieben.

Beleuchtung

Die Beleuchtung der Stirn- und Rücklampen erfolgt mittels LED.


Bilder


Modellvorstellung 59270

Piko liefert von der SM 42 ein Modell im aktuellen Erscheinungsbild der PKP Cargo als Epoche VI-Fahrzeug ab. Das Modell ist bei den Fahrzeugaufbauten komplett dunkelblau lackiert, lediglich die Griffstangen und eine umlaufende Zierlinie ist gelb gehalten. Der Fahrzeugrahmen und die Laufwerke sind schwarz lackiert. Ausgeliefert wird diese Herbstneuheit 2018 unter der Artikelnummer 59270 als Gleichstrom-Modell zum UVP von € 144,99.

Das Modell trägt einerseits die bekannte PKP-Betriebsnummer SM42-733 und andererseits die vollständige NVR-Nummer 98 51 8620 394-1 mit der Halterkennung PL-PKPC. Im Revisionsraster stehen die Angaben 5 REV 1097 16.05.12. Beheimatet ist das Fahrzeug in Centralny Zaklad Spolkni w Warszawie.


Bilder


Modellvorstellung 59273

Der Personenverkehr in Polen ist genauso wie in anderen Ländern der EU der Regionalisierung ausgesetzt. Die Polnischen Staatsbahnen haben durch Ausgliederung mehrere Tochtergesellschaften geschaffen, wozu auch die Polregio sp. z. o. o. gehört, die zuvor als PKP Przewozy Regionalne geführt wurde. Das vorliegende Modell gehört also diesem Eisenbahnverkehrsunternehmen. Am Führerhaus ist die alte PKP-Loknummer SM42-523 angeschrieben, währenddessen am langen Vorbau die TSI-Nummer angeschrieben ist. Diese lautet auf 98 51 8621 024-3 mit der Halterkennung PL-PREG. Als Heimatdienststelle steht unterhalb der alten Lokschilder Oddzial Wielkopolski z siedziba w Poznaniu. Am Langträger finden sich noch die Untersuchungsdaten N REV 2004 14.01.2015. Piko liefert das Modell nur als Gleichstromfahrzeug ohne Loksound zum UVP von € 150,– an.


Modellvorstellung 59275

Diese Modellausführung wurde als Neuheit 2024 angekündigt und weist eine gelbe Lackierung der Lokaufbauten auf, welche durch einen schwarzen Zierstreifen und zwei Zierspitzen durchbrochen ist. Das Modell ist als Epoche VI-Fahrzeug beschriftet, wobei die Halterkennung auf PL-PLK und die Loknummer mit 92 51 3620 103-3 angeschrieben ist. Über den Fahrzeuganschriften findet sich der Hinweis auf den Eigentümer, der PKP Polskie Linie Kolejowe S. A. Ansonsten sei noch das Untersuchungsdatum mit der Angabe 6 P5 PNI1 04.04.18 im Revisionsraster erwähnt. Piko fertigt das Modell nur als Zweileiter-Gleichstrommodell ohne Loksound zum UVP von € 175,–.