ÖBB-Fahrplan als Plagiat (2)

Nach meinem ersten Beitrag über die fehlerhaften Fahrplanangaben auf den Bahnhöfen der ÖBB hätte man meinen oder hoffen dürfen, daß das Unternehmen die publizierten Angaben nach dem Fahrplanwechsel auch prüft.

Dem ist leider nicht der Fall, wie aktuelle Beispiele zeigen. Der Grund für die Fahrt war die Teilnahme an einer ÖBB-Presseveranstaltung in Gloggnitz zum Tunneldurchschlag im Semmering-Basistunnel. Meine Eindrücke hinsichtlich der fehlerhaften bzw. unvollständigen Angaben ist mittlerweile bezeichnend, lagert man doch die Qualitätskontrolle dem Anschein nach an die Reisenden bzw. Kunden des Unternehmens aus. Wird darauf hingewiesen bzw. führt die Verantwortlichen auf die richtige Spur zur Angabe der korrekten Darstellung, findet man es nicht der Mühe wert, sich dafür zu bedanken!

Meine aktuellen Beanstandungen

Für die Fahrt nach Gloggnitz bot es sich an, die Nachtzugverbindung nach Graz zu benützen. Es ist dies der NJ 1465. Die Monitorangabe führt den Zielbahnhof Graz Hbf an, daneben steht Zagreb. Wirft man aber einen Blick auf die Wagenreihung,  wird es noch lustiger! Man erwähnt zwar den Kurswagenteil EN 40465 nach Zagreb, aber alle darauf angeführten Wagen enden in Graz Hbf. Dies trifft jedoch nur auf die Wagen 62 bis 314 zu! Die übrigen (315 bis 318) sind die Wagen des EN 40465.

Witzig ist auch, daß beim NJ 466 „Wiener Walzer“ die Wagengruppe nach Stuttgart anzeigt wird, wiewohl diese Wagen in Salzburg Hbf vom Zug gehen und dann direkt als EN 40462 weitergeführt werden.

Wirft man aber noch einen Blick in den Aushangfahrplan, dann scheint der EN 40465 nach Zagreb überhaupt nicht auf! Der Zug wird in den Fahrplanunterlagen gänzlich verschwiegen!

Natürlich habe ich auch die Gegenprobe in einem anderen Bahnhof gemacht, und zwar in meinem Umsteigebahnhof in Bruck an der Mur. Auch nach diesen Unterlagen wird der Zug nur bis Graz geführt, die Kurswagen nach Zagreb scheinen im Wagenstandsanzeiger gar nicht mehr auf, obwohl diese Wagen im Zugverband waren.

Mein letzter Blick war auf den Aushangfahrplan von Salzburg Hbf. gerichtet, um mich über die Angaben des NJ 466 Wiener Walzer (siehe oben) zu vergewissern. Wenn man auf die Zeile des NJ 466 blickt, wird dort als Zielbahnhof Zürich HB angegeben. Die Kurswagen von Budapest nach Stuttgart sollten ab Salzburg im EN 50462 weitergeführt werden. Diese Zugverbindung sucht man im Aushangfahrplan vergeblich! Laut Scotty ist die Abfahrt um 04:05 Uhr, die Wagen gehen auf den NJ 236 über.

Abschließend wird noch der Wagenanstandszeiger den RJX 168/185 von Salzburg Hbf. gezeigt. Der RJX 168 ist die letzte Verbindung nach Zürich HB, der RJX 185 nach Bozen. Am Bahnsteigmonitor und im Aushangfahrplan werden an diesem Tag der Endbahnhof angeführt, der Wagenstandsanzeiger läßt den Zug ohne Grund schon im Grenzbahnhof Buchs (SG) enden!

Conclusio

Wie reagieren die ÖBB, wenn man auf derartige Probleme hinweist?

Diese Frage ist ganz einfach zu beantworten. Kritische Personen sind im Umfeld der Kommunikationskanäle der ÖBB unerwünscht. Die erste Facebook-Sperre beim ÖBB-Account ging von Rene Zumtobel aus, die im Zusammenspiel mit Herrn Schacherhofer geschah.

Als ich das ganze mit einem neuen Account umging, hat man sich längere Zeit nicht getraut, eine erneute Sperre durch zu führen. Daß man aber dann die Wahrheit mit dem Debakel zum Aushangfahrplan ebenfalls nicht verkraftete, kam die zweite Sperre! Wie man sieht, sind die Damen und Herren in dieser Abteilung nicht Kritikfähig. Der Erfolg wird aber nur von kurzer Dauer sein, denn ab dem 1. September 2025 hat das Staatsunternehmen gegenüber seinen Staatsbürgern eine Informations- und Auskunftpflicht, die im Verfassungrang steht. Derartige Vorgehensweisen stehen also der gesetzlichen Norm entgegen. Das Verweigern derartiger Auskünfte und Informationen stellt ein weiterer Verstoß dar, was vor ca. zwei Wochen der EuGH in einem richtungsweisenden Urteil festgestellt hat. Für Grundrechte gibt es keine Einschränkungen.

Kurzum, die Vorgangsweise der ÖBB paßt ins Bild. Und solange man mir leidvoll klagt, daß ich ständig die Finger in die Wunden lege bzw. die berühmte Nadel im Heuhaufen finde, bin ich auf dem richtigen Weg. Es ist nur für die Gegenseite ein Armutszeugnis, wenn diese mit den gewonnenen Erkenntnissen nicht umgehen kann. Auch das macht eine Qualifikation einer Führungskraft aus.