Siemens Eurorunner20 / Reihe 2016: Fleischmann 7360017 (Railadventure 2016 902)

Die ÖBB sahen in der letzten Hälfte der 1990er Jahre einen Handlungsbedarf hinsichtlich der Erneuerung des Diesellokfuhrparks. Das Unternehmen hatte von 1964 bis 1976 jeweils 77 Lokomotiven der Reihen 2043 (Jenbacher Werke) und 2143 (Simmering-Graz Pauker AG) beschafft, die einerseits am Ende ihrer Leistungsfähigkeit standen und andererseits vom Gesichtspunkt der Ergonomie längst überholt waren. Die Beschaffung der Taurus-Flotte bot die Möglichkeit, eine umfassende Modernisierung bei den Dieselloks vorzunehmen. Die 1998/99 durchgeführte Ausschreibung führte zur Bestellung von 100 Maschinen in zwei Tranchen bei Siemens Krauss-Maffei auf Basis des EuroRunner-Konzepts. Die Fertigung erfolgte komplett in den Werkhallen in München-Allach, das Rollout fand am 10. Januar 2002 statt. Trotz deutlich höherer Leistung als die Reihen 2043/2143 sind die 2016 wegen des dieselelektrischen Antriebs echte Flüsterloks. Diverse Kinderkrankheiten führten zur Abänderung des Daches samt der Kühlwiderstände, auch die Typhone mussten nach einem schrecklichen Arbeitsunfall neu platziert werden. Die Auslieferung aller Loks erfolgte in der verkehrsroten Farbgebung; die Logos wurden jedoch an unterschiedlichen Positionen angebracht, dies führte zu mehreren Designvarianten. Einige Loks trugen zeitweise eigens angebrachte Werbefolien, nur die 2016 001 mit der einseitigen China-Beklebung konnte sich als Werbelok halten.

Zu den insgesamt 100 Loks der ÖBB-Reihe 2016 fertigte Siemens eine fast ebensolche Stückzahl derartiger Lokomotiven für unterschiedliche Eisenbahnverkehrsunternehmen sowie für Leasingfirmen und Lokpools, wobei einige Lokomotiven zunächst auf Vorrat gebaut wurden. Der Hersteller verkündete im Juli 2012, nachdem eine Vorschriftenänderung im Bereich der Crashnormen eingetreten ist, die Produktion dieses Fahrzeugtyps einzustellen, wobei die Grundkonzeption des ER 20 im dieselelektrischen Vectron seine Fortsetzung findet.

Siemens fertigte innerhalb von 10 Jahren 181 Triebfahrzeuge, davon wurden 113 Loks nach Österreich, 52 Loks nach Deutschland, sieben Loks nach Tschechien, fünf Loks nach Hongkong und je zwei Loks nach Rumänien und Slowenien verkauft. Die genaue Aufteilung ist nachstehender Liste zu entnehmen:

Stück
Österreichische Bundesbahnen 100
Logistik und Transport GmbH (LTE), Österreich 3
Rail Transport Service GmbH (RTS), Österreich 4
Stern & Hafferl Verkehrs GmbH, Österreich 4
Steiermärkische Landesbahnen, Österreich 2
Connex Verkehr GmbH 3
Eisenbahngesellschaft Ostfriesland-Oldenburg mbH 2
Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH 4
IntEgro Verkehr GmbH 2
Nordic Rail Service GmbH 1
Osthannoversche Eisenbahnen AG 3
Prüf- und Validationcenter Wegberg-Wildenrath 1
Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH 2
Vogtlandbahn GmbH, Deutschland 11
Regental Bahnbetriebs-GmbH 1
Mitsui Rail Capital Europe (MRCE) 15
Westfälische Landes- Eisenbahn GmbH 2
Private Car Train GmbH 5
Metrans 7
Kowloon-Canton Railways Corporation 5
Cargo Trans Vagon 2
Adria Transport d.o.o 2

Modellvorstellung

Die Reihe 2016 bzw. der EuroRunner20 von Siemens gibt es bei Fleischmann schon länger im Sortiment. Für das Neuheitenjahr 2024 wurde die ehemalige RTS 2016 902, die jetzt bei Railadventure für Überstellungsfahrten verkehrt, als Farb- und Beschriftungsvariante angekündigt. Die weiß/graue Diesellok ist in der analogen Modellausführung mit der Artikelnummer 7360017 zum UVP von € 174,90 bzw. in der digitalen Modellausführung mit der Artikelnummer 7370017 zum erhöhten UVP von € 299,90 erhältlich.

Verpackung

Das Modell wird in der üblichen Blisterbox ausgeliefert. Das Modell liegt paßgenau im Blistereinsatz, dazwischen befindet sich eine dünne Folie. Unter der Blistereinlage sind die Papiere abgelegt, und zwar das Ersatzteilblatt. Die Betriebsanleitung ist auf dem Karton-Einsatz gedruckt.

Technik

Das Gehäuse sitzt paßgenau auf dem Rahmen. Um an das Innenleben heranzukommen, sind die Seitenwände des Lokgehäuses seitlich auseinander zu spreizen, um es dann nach oben abziehen zu können. Es wird dann die Zentralplatine sichtbar. Für den Digitalbetrieb ist eine Digitalschnittstelle Next 18 vorgesehen. Unter der Zentralplatine befindet sich der Mittelmotor mit einer großen Schwungmasse. Die Kraftübertragung erfolgt über verlängerte Wellen auf das Zahnradgetriebe in den Drehgestellen. Die Zahnräder sind aus Messing gefertigt, am Getriebeboden sind Wartungsöffnungen vorhanden. Das Modell ist mit einem Haftreifenpaar versehen, welches sich auf die beiden Außenachsen verteilt. Die Stromabnahme erfolgt über alle vier Achsen. An den Stirnfronten sind NEM-Kurzkupplungskulissen vorgesehen.

Optik

Fleischmann hat eine sehr detailgetreue Abbildung des Vorbildes geschaffen, immerhin ist die Fahrzeugfront sehr markant für diese Bauform. Das Kunststoffgehäuse ist reichhaltig detailliert und weist eine Vielzahl an feinen wie tiefen Gravuren auf. Verschiedene Anbauteile wurden jedoch in angespritzter Ausführung realisiert. Die seitlichen Lüftereinsätze sind mit feinen Gravuren versehen. Die Verschiebergriffstangen, aber auch die UIC-Dosen sind allesamt angespritzt. Gleiches gilt auch für die farblich behandelten Scheibenwischer, währenddessen die Seitenspiegel schon im eingeklappten Zustand eingesetzt wurden.

Das Dach besticht durch weitere vorhandene Details. Die Typhone und die GPS-Antenne sind am Dach erhaben nachgebildet. Als eingesetzte Ätzteil findet sich lediglich das eingesetzte runde Lüftergitter. Die Drehgestelle sind vorbildgerecht umgesetzt.

Farbgebung und Bedruckung

Die Railadventure 2016 902 fällt durch ihre weiß/graue Lackierung sofort auf. Das Modell weist eine saubere Lackierung und klare Farbtrennkanten auf. Die Anschriften sind zum Teil mehrfarbig ausgeführt. Obwohl die Lok von RTS an den neuen Eigentümer verkauft wurde, haben sich die Anschriften nur geringfügig geändert. Die Loknummer ist bei 93 81 2016 902-5 geblieben, die neue Halterkennung lautet auf A-RADVE. Unverändert blieb das alte Untersuchungsdatum mit den Anschriften REV Lz 23.08.17.

Beleuchtung

Die Diesellok ist mit warmweißen und roten LED ausgerüstet. Das Spitzenlicht ist dreifach belegt, das Schlußlicht zweifach. Die digitalisierten Modelle verfügen noch über weitere Beleuchtungsmöglichkeiten.


Bilder