Roco 76038: PKP Eaos
Vierachsige offene Güterwagen spielten zunächst nur eine untergeordnete Rolle im Eisenbahnverkehr. 1942 waren insgesamt zehn verschiedene Versuchswagen gebaut worden, die verschiedenen Gattungsbezirken zugeordnet waren:
Gattungsbezirk Kattowitz: zwei Stück OOfs mit Holzaufbau und zwei Seitenwandtüren mit einer LüP 14.200 mm, Eigengewicht von 20,3 Tonne, Laderaum von 71 m³ und eine Tragfähigkeit von 55 Tonnen.
Gattungsbezirk Berlin: drei Stück OOfs, lange Ausführung mit Holzaufbau und zwei bzw. drei Seitenwandtüren, Hersteller SGP und LHB, Länge über Puffer von 18.000 mm bei einem Eigengewicht von 20,4 bzw. 15,6 Tonnen. Der Laderaum betrug 70,5 bzw. 67,5 m³ und die Tragfähigkeit 59,5 bzw. 64,3 Tonnen.
Gattungsbezirk Berlin: fünf Stück OOfs bzw. OOs, kurze Ausführung mit Stahlaufbau und zwei Seitenwandtüren bzw. in der unteren Hälfte Klappen, in der oberen Hälfte Schwenktüren. Hersteller waren die Waggonfabrik Uerdingen und Talbot. Die Länge über Puffer betrug 14.200 mm bei einem Eigengewicht von 21 bzw. 15 Tonnen. Der Laderaum hatte ein Fassungsvermögen von 68 bzw. 74 m³ und die Tragfähigkeit lag bei 59 bzw. 64 Tonnen.
Die zehn Versuchswagen haben den Zweiten Weltkrieg überstanden und waren bis 1963 im Betriebsbestand der Nachfolgebahnverwaltung. Obwohl das Gros der Beschaffung immer noch bei den zweiachsigen Bauformen lag, wurden 1948 von der Waggonfabrik Uerdingen sechs verschiedene Versuchswagen OOfs 47 mit Stahlaufbau und Holz- bzw. Stahlfußboden gebaut. Sie wurden dem Gattungsbezirk Göttingen zugeordnet, die Versuchswagen hatten die Nummern 025 bis 028 und 030). Wie die Vorgänger hatten die Wagen zum Teil in der unteren Hälfte pendelnd angelenkte Seitenwandklappen bzw. zwei und drei Seitenwandtüren mit verschiedenen Ausführungen für die Öffnungs- und Schließvorrichtungen. Die Drehgestelle waren mit langen Schaken sowie mit und ohne Wiege ausgestattet. Die Länge über Puffer betrug 14.300 mm, das Eigengewicht 19 bzw. 20 Tonnen. Der Laderaum war mit 70 bzw. 72 m³ festgelegt, die Tragfähigkeit lag bei 52 bzw. 53 Tonnen; im Sonderverkehr sogar bei 58 Tonnen. Die 16 verfügbaren Versuchswagen des Typs OOfs hatten eines gemeinsam: Stirnwandtüren (daher das Nebengattungszeichen f), HiK-Bremse mit vierstufiger Lastabgrenzung und Unikate.
Ein Diskussionsgrund seinerzeit war die Wandhöhe, Anzahl der Seitenwandtüren, Bauart der Drehgestelle und Entlademöglichkeiten. Der Güterwagenbauausschuß empfahl im Jahr 1949 als Großversuch zwei kleine Serien von je 100 Wagen mit zwei Seitenwandtüren und schwenkbaren Stirnwänden sowie mit fünf weiteren Pendel- und drei oberen Fallklappen. Die Drehgestelle sollten lange Schaken, aber keine Wiege haben. Zu dem Serienbau ist es jedoch nicht gekommen.
Obwohl die Wagen technisch interessant waren, bestand kein Verkehrsbedürfnis. 1969 wird letztmalig ein OOfs im Güterwagenbestand der DB geführt. Die OOfs-47-Nachkriegsbauarten dienten später als Versuchsträger für Schiebedächer (KKfk 47). Zwei der langen OOfs mit einer LüP von 18.000 mm dienten als Versuchsträger niedriger Bauart für Schiebedächer KKk 48.
Das Thema vierachsige, offene Güterwagen wurde durch eine neue Nachfrage von derartigen Güterwagen mit größerem Volumen Anfang der 1960er geweckt. Das ORE hat Mitte der 1960er Jahre einen vierachsigen offenen kippfähigen Güterwagen mit Stahlaufbau, zwei Seitenwandtüren, Stirnklappen und durchgehendem Holzfußboden standardisiert. Dieser Wagen ist in großer Stückzahl mit beweglichen Stirnklappen (Eas) bzw. mit festen Stirnwänden (Eaos) von den Nachbarbahnverwaltungen wie der FS, ÖBB, SNCF, SNCB, SBB beschafft worden.
Wegen der großen Seitenwandhöhe von über 2 Meter ist der sehr kräftige Obergurt über den Seitenwandtüren durchgezogen. Die DB-Ausführung hat feste Stirnwände und ist nicht kippfähig. Während bei den ersten Serien die Stirn- und Seitenwandsäulen aus U-Profilen gefertigt waren, ist bei den späteren Serien ein kräftigeres I-120-Profil verwendet worden.
Im Rahmen eines Großversuchs sind 100 Neubauwagen der Bauart Eaos 106 mit einem glatten Stahlfußboden ausgerüstet worden, der sich gut bewährt hat und nach einem Revisionsabschnitt kauf Schäden aufweist. Der Stahlfußboden liegt niedriger als der Holzfußboden, deshalb sind die Seitenwandtüren bei diesem Wagen nach unten versetzt. Diese Wagen wurden dann im Jahr 1988/89 in die Bauart Baos 051 umgezeichnet.
Die im Schrottverkehr eingesetzten Wagen werden sehr stark ramponiert, insbesondere der Holzfußboden ist anfällig und muß schon nach dem ersten Instandhaltungsabschnitt in erheblichen Umfang ersetzt werden. Deshalb werden die ab 1987 beschafften Eaos-Wagen nur noch mit Stahlfußboden und verlängerter Seitenwandtür als Eaos 051 beschafft. Die oben genannte 100 Versuchswagen Eaos 106 mit Stahlfußboden sind ab 1987 in Eaos 051 umgezeichnet worden.
Auf Veranlassung der SNCF hat das ORE eine längere Version mit einer LüP von 15,74 m und 22 Tonnen Achslast standardisiert, die von der DB als Nachfolgewagen des Eaos 106/051 als Eanos 052 ab 1987 beschafft werden. Wegen der größeren Ladefähigkeit hat der Wagen Drehgestelle der Bauart 652 mit 22,5 t Radsatzlast und Parabelfedern erhalten.
Der Wagenkasten ist sehr viel stabiler als der des ersten Eaos 106 ausgeführt. Die Stirn- und Seitenwandsäulen bestehen aus I-140-Profilen, die Seiten- und Stirnwände sind im Bodenbereich auf ca. 300 mm Höhe durch 6 mm dickes Blech verstärkt. Die Seitenwände haben zusätzliche Querprofile als Verstärkung erhalten. Der Fußboden besteht aus sechs mm starkem glatten Bleich. Die Seitenwandtüren haben zusätzlich eine mittlere Abstützung zwischen den Scharnieren erhalten.
Im Inneren des Wagens sind auf einer Höhe von ca. 200 mm von Fußbodenoberkante je Längsseite sechs und je Stirnseite zwei versenkte Befestigungsringe vorgesehen, die die Anbringung aller zur Ladungssicherung geeigneter Bindemittel ermöglichen. Die Mulden für die Binderinge ragen nach außen warzenförmig heraus. Der Wagen ist lauftechnisch für Geschwindigkeiten bis 120 km7h und bremstechnisch bei 1.000 m Vorsignalabstand für 100 km/h geeignet. Das Lastgrenzraster nennt bei 90 km/h 65,6 Tonnen, bei 100 km/h 55,5 Tonnen (DB 65,6 Tonnen) und leer 120 km/h.
Die Projektstudie über die Vorhaltung offener Güterwagen der Regelbauart hat seinerzeit empfohlen, daß für die Abwicklung des zukünftig zu erwartenden Verkehrsaufkommen für diese Wagen neben rund 27.000 (20.000) zweiachsigen 10.000 Drehgestellwagen zur Verfügung stehen müssen.
Die offenen, vierachsigen Güterwagen der Gattung Eaos 106 haben sich natürlich mehr als bewährt. In den späteren Jahren wurden weitere Projektstudien erstellt, wobei hier bei der Tenor im Fokus stand, wie kann man diese Offene Bauart sinnvoll weiterentwickeln und damit Nachfolgewagen für die Gattungs Tms und Tcms kreieren. Auch hier war der Tenor einhellig, indem Drehgestellwagen für nässeempfindliche Schüttguter zu entwickeln waren.
Die Firma Talbot lieferte im Jahr 1986 20 Probetypen (Gattung Tamns 886; je zehn mit und ohne Handbremsstand) vierachsiger Güterwagen für Schuttgüter mit öffnungsfähigem Kunststoffrolldach, das im geöffneten Zustand fast die gesamte Ladefläche. Der Wagenkasten entspricht der Gattung Eaos 051, damit ist der Wagen im Gegensatz zu den Bauarten Taems 889, 892 für Schüttgüter jeder Art geeignet. Da der Wagen für 2,5 t Radsatzlast ausgelegt ist, hat der das Drehgestell Bauart 652 erhalten. Das Dach besteht aus einem PVC-beschichteten Chemiefasergewebe, in das Spriegel eingelegt sind, die in einer Rollkette auf dem Obergurt laufen. Die Betätigung erfolgt mit einem Handrad vom Boden aus. Das Dach entspricht grundsätzlich der Ausführung Taems 889 und 892. Verbesserungen bestehen in der Anbindung des seitlichen Anschlusses der Dachplanen an die Spriegel, bei der Spriegelaufnahme und -mitnahme auf den Führungsketten in der Kette und in der Kettenführung. Der Wagen hat eine Lastgrenze von 6,5 bzw. 66 Tonnen bei 100 km/h Höchstgeschwindigkeit und kann im Leerzustand für 120 km/h Höchstgeschwindigkeit eingesetzt werden. Als Wagen mit Sondereinrichtung ist die Bauart als Tams 886 bezeichnet worden.
Ungeachtet dieser Entwicklung haben sich weitere, verbesserte bzw. adaptierte Bauformen dieser Wagenfamilie ausgebildet. Um auf die Offenen Güterwagen der Gattung Eaos der PKP zurückzukehren, ist anzuführen, daß durch die Standardisierte Ausführung durch die ORE die Bauform noch weitere Verbreitung fand.
Für den Transport von Schüttgütern oder witterungsunempfindlichen Gütern nahmen die europäischen Eisenbahnverwaltungen unterschiedliche Fahrzeugtypen in Betrieb, die unter dem Oberbegriff Hochbordwagen subsumiert werden. Das Bezeichnungsschema der UIC kennt Offene Wagen in Regelbauart mit dem Gattungsbuchstaben E und Offene Wagen in Sonderbauart mit dem Gattungsbuchstaben F.
Die Offenen Wagen in Regelbauart sind Hochbordwagen, deren Ladefläche über mind. eine Seitentüre oder über Stirnklappen zugänglich ist. Die genaue Baubezeichnung ergibt sich aus der Gattungsbezeichnung. Güterwagen der Wagengattung Eaos sind europaweit vielfach verbreitet im Einsatz und verkörpern dadurch folgende Eigenschaften:
E – Offener Wagen in Regelbauart
a – mit 4 Radsätzen
o – nicht stirnklappbar
s – geeignet für Züge bis 100 km/h
Modellvorstellung
Das Modell des Eaos stellt eine weitere Modellvariante dieser Konstruktion dar, die aus dem Formenschatz der früheren Firma Klein Modellbahn stammt. Dem Vernehmen nach stellt es zudem die ersten Variante dieser Güterwagenbauart dar, die von der Polnischen Staatsbahn (PKP) umgesetzt wurde.
Roco liefert die PKP Eaos in einem Zweierset mit der Artikelnummer 76038 zum UVP von € 61,90 aus. Da die Modelle nicht beladen sind, eignen sich diese als Ganzzugwagen, welche sich individuell beladen lassen. Bei uns zu sehen waren solche Wagen oftmals mit beladener Kohle.
Die beiden Modelle werden in einer transparenten Blisterverpackung ausgeliefert. Die gegenständlichen Modelle sind in der bekannten Fleischmann-Verpackung untergebracht. Das erste Modell ist mit der Wagennummer 31 51 549 5 612-4 bedruckt. Das vollständigen Revisionsanschriften lauten auf 4 REV Ow 29.01.96. Das Schwestermodell trägt die Betriebsnummer 31 51 536 3 510-9 und die Untersuchungsdaten 4 Rev Ow 15.09.97. Die beiden Modelle sind werkseitig zugerüstet, lediglich die beiden Handbremsräder sind vom Modellbahner selbst einzusetzen.
Der Eaos ist vollständig aus Kunststoff gefertigt. Die Drehgestelle und der Wagenkasten sind detailliert nachgebildet, der innere Wagenboden ist flächenbündig ausgeführt. Die Bremsanlage an der Unterseite des Wagenbodens ist vereinfacht dargestellt. Die Griffstangen sind bereits werkseitig montiert. Das Modell ist weitgehend braun lackiert. Die Drehgestelle und das Anschriftenfeld sind schwarz lackiert. Der Zettelhalter ist in der Seitenwand erhaben dargestellt und fällt durch seine weiße Fläche auf. Die Türen sind in die stabile Seitenwand angraviert und nicht beweglich. Der Wagen trägt die Anschriften der PKP, die Wagen sind in der Epoche V-Ausführung gehalten. Sämtliche Anschriften sind gut deckend, mehrfarbig und trennscharf aufgebracht, die Bedienelemente der Bremsanlage sind farblich abgesetzt.
Roco 76038/1
Roco 76038/2