Fleischmann 821301: ÖBB K – Spur N

Für den Transport von nässeempfindlichen Schüttgütern wie Kalk, Soda und Salz wurden schon frühzeitig gedeckte Wagen verlangt, in die das Ladegut von oben hineingeschüttet werden kann.

Die sogenannten Klappdeckelwagen wurden aus den offenen Wagen der Regelbauart mit Blechwänden entwickelt und seit Ende des vorvorigen Jahrhunderts (19. Jahrhundert) in großer Stückzahl gebaut. Die ersten Wagen wurden 1892 als Bauart K Elberfeld von der KPEV beschafft, wobei die erste Musterzeichnung II d4 aus dem Jahr 1897 stammt. Die meisten Wagen hatte die preußische Staatsbahn. Es waren dies im Jahr 1910 8.752 von insgesamt 9.500 dem Deutschen Staatsbahnwagenverband zugehörigen K-Wagen. Das Gattungszeichen der Klappdeckelwagen war K – abgeleitet von Kalk, dem wichtigsten Ladegut.

Die K-Wagen hatten eiserne Wagenkästen, der Boden bestand aus glattem Blech, die Seitenwände aus Buckelblech. Die Stirnwände waren fest, giebelförmig ausgebildet und mit einem Firstbalken verbunden. Die Wagen waren also nicht kippbar, was auch als Manko angesehen werden konnte. Das Dach bestand aus den festen Endteilen und mehreren nebeneinanderliegenden Klappen ebenfalls aus Buckelblech, die auf dem First gelagert waren und hochgestellt werden konnten. Damit die Klappen beim Öffnen bis wenig über die senkrechte Stellung stehen blieb, waren je zwei Anschläge vorgesehen, die die Klappen am Umschlagen hinderten. Die Klappen mußten dicht schließen, sie waren so angeordnet, daß sie an der Gelenkseite bis unter den Firstbalken reichten. Seitlich waren die Klappen überlappt, ablaufendes Regenwasser wurde in rinnenförmigen Profilen abgeleitet. Die Seitenwände hatten Schwenktüren mit 1,5 m lichter Weite. Zum Besteigen des Daches war eine Stirnwand mit Trittstufen und Handlauf versehen.

Die K-Wagen der Länderbauart (also preußisch) hatten zwei mal drei Dachklappen und schmiedeeiserne Radsatzhalter (spätere Ausführungen in Preßblech). Der Wagenkasten entsprach dem des Gattungsbezirks Schwerin, später O 02. Ein Teil der Wagen hatte Handbremse, auf der Bremserbühne befand sich außermittig ein offenes Bremserhaus, die Handbremskurbel war seitlich versetzt am Bühnengeländer angebracht. Das ladegewicht betrug 15 Tonnen, die Tragfähigkeit 15,7 Tonnen, das Eigengewicht 10,3 Tonnen mit, 9,5 Tonnen ohne Handbremse.

Die ab 1913 gebauten K-Wagen der Verbandsbauart entsprachen denen der Länderbauart bzw. im Aufbau den offenen Wagen des Gattungsbezirkes Nürnberg, später O 11. Diese Wagen unterschieden sich nur durch das geschlossene Bremserhaus und eine Ladefähigkeit von 17,5 Tonnen bei gleichem Ladegewicht von 15 Tonnen, ferner waren die Radsatzhalter aus Preßblech.

Die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft (DRB) übernahm 1922 12.252 Klappdeckelwagen (K 06 und K15) in ihren Bestand. Ab 1926/27 wurden rund 1.000 K-Wagen der Austauschbauart hergestellt. Die Wagen waren länger und hatten Holzfußböden, die Zahl der Dachklappen blieb jedoch auf zwei mal drei beschränkt, dafür waren die festen Endfelder größer. Der Dachfirst war mit einer mittigen Säule auf dem Untergestellt abgestützt. Das Ladegewicht bzw. die Tragfähigkeit wurden mit 15 bzw. 17,5 Tonnen beibehalten, das Eigengewicht betrug 11,6 Tonnen mit, 11,0 Tonnen ohne Handbremse.

1933/35 folgten einige wenige K-Wagen in geschweißter Ausführung mit gesickten Seitenwandblechen und 1941 geschweißte K-Wagen mit größerer Länge und zwei mal vier Dachklappen, die Seitenwände hatten wieder Buckelbleche. Der Fußboden bestand aus 6 mm starken Blechplatten. Das Ladegewicht dieser Wagen betrug 20 Tonnen, deshalb erhielten sie das Nebengattungszeichen m. Das Eigengewicht war mit 11,2 Tonnen und mit 10,7 Tonnen ohne Handbremse angeschrieben.

Die DB hat nach dem Zweiten Weltkrieg einige 1.000 K-Wagen mit dem Gattungsbezirk Wuppertal übernommen. Weitere K-Wagen verblieben nach 1945 auch bei der DR, der ÖBB und der PKP.

Weitere 20 K-Wagen wurden noch einmal nach dem Zweiten Weltkrieg in geschweißter Bauart beschafft, die ein Ladegewicht von 24 Tonnen (Nebengattungszeichen mm) hatten. Die Seitenwände bestanden aus glattem Blech, es waren je Seitenwand vier Türen vorhanden. Die Anzahl der Klappen war entsprechend dem längeren Wagenkasten auf zwei mal fünf erhöht. Entsprechend den Richtlinien des IEV (später UIC) hatten die Wagen ein überkritisches Laufwerk mit kleinem Radstand (von der DB seinerzeit auf 5,1 festgesetzt), achtlagige 1.200 mm lange Federn, Doppelschakengehänge und Rollenlager.

Diese 1949 gebauten Wagen wurden dem für große Klappdeckel- und Schiebedachwagen neu geschaffenen Gattungsbezirk Düsseldorf zugeordnet. Mit dieser Beschaffung fand die Entwicklung des Klappdeckelwagens sein Ende – die weitere Entwicklung ging in Richtung Schiebedach- und Schwenkdachwagen. Eine weitere Neubenennung der Gattungsbezeichnungen für die K-Wagen erfolgte im Jahr 1952 wie folgt:

Länderbauart K 06, später Tk 940
Verbandsbauart K 15, später Tk 901
Austauschbauart K 25, später Tk 902
Geschweißte Bauart Km 35, später Tk 904
Nachkriegsbauart Kmm 36, später Tu 905

Für die Wagen der Gattungen K 06 bis 25 war bei der DB die Nummernreihe 340 000 bis 349 999 vorgesehen. Diese Güterwagenbauarten waren noch in großen Stückzahlen bis gegen Ende der 1950er Jahre im Einsatz.

In den 1950er und 1960er Jahren waren die kleinen K 06 und K 15 zum Teil als paarweise, festgekuppelte Einheiten im Einsatz, um mit 30 Tonnen Ladegewicht eine günstigere Tarifklasse anbieten zu können. Diese Wagen erhielten dabei neue Gattungsbezeichnungen wie KK 06 und KK 15 bzw. Tak-u 940 bzw. 941. Die Klappdeckelwagen der DB sind im Bestand von 1962 noch nachgewiesen, ihr Ende kam jedoch danach. Im Jahr 1964 schieden die Km 36 bzw. Tu 905 aus. 1965 wurden die letzten K 06 bzw. Tk 940 ausgemustert. Im Jahr 1966 kam der Kahlschlag, die Bauarten KK 06 bzw. Tak 940, K 15 bzw. Tk 901, KK 15 bzw. Tak 941, Km 35 bzw. Tu 904 und K 90 als fremde Bauarten schieden in diesem Jahr aus dem Bestand. Die K 25 bzw. Tk 902 schieben im Jahr 1967 als letzte Bauart aus.

Mit dem Kassieren des Bestandes im Güterwagenpark waren die Güterwagen noch lange nicht von den Deutschen Gleisen verbannt. Eine Vielzahl derartiger Wagen fand nach 1966 Verwendung als Bahndienstwagen, Bahnhofswagen oder Werkwagen, wobei diese Wagen teilweise mit und ohne Klappen noch jahrelang im Einsatz standen.

Im Jahr 1983/84 wurde im Vorfeld der anstehenden 150 Jahr Feierlichkeiten nach noch gut erhaltenen Wagen gesucht. Nach langem Suchen wurde noch zwei einigermaßen gut erhaltene bzw. brauchbare Exemplare gefunden und sichergestellt. Zur Aufarbeitung eines dieser Wagen kam es erst 1987/88 anläßlich des 75jährigen Jubiläums des AW Paderborn. Dort wurde dieser Wagen aufwendig restauriert wurde danach dem Museumsbestand des AW Paderborn zugeführt. Ein weiterer Klappdeckelwagen K 06 wurde 1983 von dem Verein Freunde Eisenbahn EV Hamburg von der ÖBB, wo er nach dem Zweiten Weltkrieg verblieben ist, erworben und 1983 restauriert. Der Wagen wurde der Fahrzeugsammlung in Hamburg-Wilhelmsburg zugeführt. Auch zur Fahrzeugsammlung der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte gehört ein K-Wagen. Dieser Wagen in der Austauschbauart K 25 steht im Museum von Bochum-Dahlhausen.


Modellvorstellung

Die alte Firma Fleischmann verschrieb sich bereits frühzeitig der Modellpflege von Länderbahnmodellen, speziell bei preußischen Vorbildern. Die Modelle der kurzen Klappdeckelgüterwagen der Bauart K Elberfeld (KPEV), K Wuppertal (DRG/DRB), K 06 und KK 06 bei der DB und andere Nachfolgegesellschaften fand schon frühzeitig Platz im interessanten Güterwagenprogramm des einst in Nürnberg angesiedelten Unternehmens. Österreichische Modelle dieses Wagentyps erschienen bisher nur als Österreich-Sonderserien bei Fleischmann (alt). Mit der Übernahme des Unternehmens und des vielseitigen Formenschatzes ist eine Weiterführung des Sortiments möglich, weshalb als Neuheit 2017 eine weitere Nummernvariante erschienen ist. Beim genauen Hinsehen handelt es sich sogar um die exakt gleichen Formen wie anno dazumal.

Der unter der Artikelnummer 821301 erschienene ÖBB-Wagen gehört der Epoche III an und erhielt die Betriebsnummer K 831558. Das vollständig aus Kunststoff gefertigte Modell ist lediglich acht Gramm schwere Fahrzeug zeichnet sich optisch durch eine hervorragende Gravur aus. Fleischmann ist bei seiner Konstruktion ein tadelloses Modell gelungen, indem markante Fahrzeugdetails exakt wiedergegeben wurden, wenn man sich die nach außen gekreutzten Deckel oder Seitenwänder oder die hauchzarten Nietreihen ansieht.

Lackierung und Bedruckung geben keinen Grund zur Klage. Obwohl die kleinen Anschriften am Längsträger trennscharf aufgedruckt sind, ist es infolge der Zierlichkeit unmöglich, mit der vorhandenen Lupe die Revisionsanschriften abzulesen.


Bilder


Weitere Varianten und unterlassene Sortimentsvielfalt

Fleischmann hat neben dem kurzen Klappdeckelwagen der ÖBB auch andere Ausführungen für die Baugröße N produziert. Bereits ein Jahr zuvor wurde unter der Artikelnummer 591302 ein ebensolches ÖBB-Güterwagenmodell aufgelegt. Ein weiteres ÖBB-Modell der Gattung K findet sich außerdem im dreiteiligen ÖBB-Güterwagenset mit der Artikelnummer 880905, indem neben Güterwagen Offener Bauart auch ein solcher beiliegt.

Das letzte Modell der DB war in einem dreiteiligen Güterwagenset (Artikelnummer ?????) für die E 69 05 enthalten. Dasselbe Wagenset hat der Hersteller auch für das Lokmodell in der Epoche II-Aufmachung angekündigt, indem unter der Artikelnummer 550504 ein derartiger in der Reichsbahn-Beschriftung ausgeführt ist. Fleischmann hat 2016 ein Epoche III-Modell mit fünf Dachfeldern, Bremserbühne und Verschieberbühne aufgelegt. Im Neuheitenprogramm 2014 wurde ein zweiteiliges DB-Wagenset aufgenommen, indem Fleischmann zwei verschiedene Modelle ankündigte. Ein Modell verfügt über eine Bremserbühne mit fünf Dachfelder, der zweite Wagen stellt die kurze Bauart mit drei Dachfelder dar, beide Wagen gehören der Epoche III an. Es hatte die Artikelnummer 821901 und war mit Kurzkupplungskinematik versehen.

Obwohl diese Reichsbahnwagen-Bauart nach dem Zweiten Weltkrieg in mehreren Ländern verblieben ist und dort weiterhin längere Zeit im Einsatz standen, hat des der Hersteller bisher verabsäumt, Modellausführungen der NS, der DR, der PKP usw. umzusetzen.