Piko 59995: ET 440 Agilis
Die Triebzüge der Baureihe 440 wurden von Alstom LHB gebaut und gehören der Produktplattform „Coradia Lirex“ an. Die Fahrzeuge sind modular aufgebaut und sind vollständig, niederflurige Fahrzeuge mit konventionellen Enddrehgestellen sowie Jakobs-Drehgestellen zwischen den einzelnen Wagensegementen. Die in Deutschland eingesetzten Fahrzeuge entsprechen dem Typ Coradia Continental und passen damit in das deutsche Umgrenzungsprofil mit angepaßten Wagenkästen und geraden Seitenwänden.
Die ET 440 werden in standardisiertem Baukastenmodus zusammengesetzt. Die elektrischen Komponenten sind bis auf die Fahrmotoren am Fahrzeugdach verteilt untergebracht. An den Endwagen befinden sich jeweils ein Haupttransformator, ein Antriebsumrichter und ein Nebenbetriebeumrichter, weiters der Stromabnehmer, der Kompressor und der Batteriekasten. Die Fahrzeuge sind ohne Knautschzonen zwecks Kostenersparnis ausgeführt.
Die ET 440 sind seit Mai 2010 bei der DB AG im Einsatz, und zwar beim Fugger-Express im E-Netz Augsburg mit 37 vierteiligen Triebzügen. Weitere Fahrzeuge kommen im E-Netz Würzburg (22 dreiteilige und fünf vierteilige Garnituren) zum Einsatz. Darüberhinaus wurden weitere Fahrzeuge von agilis und NWB in Betrieb genommen. Die agilis-Triebwagen weisen bauliche Unterschiede aus, welche die ausfahrbaren Trittstufen betreffen.
Modellvorstellung
Der Elektrotriebwagen der Baureihe 440 wurde seitens Piko Herstellers erstmals im Neuheitenprogramm 2012 aufgenommen und gehört seither mit weiteren Modellausführungen zum fixen Programm des Sonneberger Herstellers. Die ersten Varianten stellten eine Ausführung für die DB AG (vierteilig) sowie die NordWestbahn (NWB, 3teilig) dar. Ein Jahr später (2013) folgte die fünfteilige Version für die DB Regio sowie die vierteilige Ausführung für das EVU Agilis. Die fünfteilige Ausführung des ET 440 der Nordwestbahn folgte im Jahr 2014, ehedem für 2016 der kurze Agilis-Triebwagen (3teilig) aufgelegt wurde. Diese Version ist auch Gegenstand dieser Modellvorstellung. Piko liefert den Gleichstromstriebwagen unter der Artikelnummer 59995 zum UVP von € 229,99 aus. Die Wechselstrom-Ausführung erhielt die Artikelnummer 59895 und kostet € 254,99.
Verpackung
Piko liefert sein Modell in einer länglichen Verpackung aus. Der Triebwagen ist dreigeteilt in der Styroporverpackung fest und somit transportsicher und mit Plastikhalterungen eingelegt. Die Modelle liegen in der Verpackung derart fest, daß ein aktives Drücken durch das Loch an der Unterseite notwendig ist. Die Styroporverpackung ist von einer Kartonverpackung umgeben. Piko liefert dabei eine Betriebsanleitung, ein Ersatzteilblatt sowie weiteres Prospektmaterial mit.
Technik
Der Triebwagen besteht aus drei Einzelfahrzeuge, die mittels einer 8poligen elektrischer Kupplungen sowie darunter befindlicher Führungssschiene miteinander verbunden werden. Die Fahrzeugteile lassen sich einfach über diese Führungsschienen problemlos zusammenfügen und auch trennen. Der erste Triebwagen (obere Reihe) ist angetrieben, und zwar nur das Enddrehgestell, bei dem alle vier Räder mit Haftreifen versehen sind. Die Jacobsdrehgestelle werden nur durch die Drehgestellblenden symbolisiert. Am anderen Ende befindet sich eine Laufachse. Das Mittelteil ist antriebslos und verfügt über je eine Endachse. Durch diese Antriebstriebslösung befinden sich die elektrische Kupplung sowie die Führungsschiene auf eine Ebene und erleichtern den Kupplungsvorgang. Der zweite Endwagen ist ebenfalls antriebslos ausgeführt. Alle drei Achsen sind als Laufachsen ausgeführt.
Der Motor ist direkt hinter dem Antriebsdrehgestell des ersten Triebwagen in der Bodenplatte eingelassen und verfügt über eine zum Führerstand hin situierte große Schwungmasse. Der Antrieb erfolgt über eine Kardanwelle auf das Stirnrad-/Schneckengetriebe auf beide Antriebsachsen. Die Fahrzeugplatine ist ebenfalls auf der Höhe des Wagenbodens platziert. Die Innenraum wird durch einen eigenen Plastikspritzling dargestellt, der zugleich die beiden technischen Komponenten kaschiert, wobei die dunkle Tönung der Fensterscheiben ein Erkennen des Motorblocks fast unmöglich macht.
Das Kunststoffgehäuse wird über eine Zentralschraube an der Bodenplatte festgehalten. Zuerst muß der kleine Deckel durch das Lösen von zwei Schrauben gelöst werden, danach kann die Zentralschraube gelöst werden. Der Abzug des Kunstgehäuses muß zuerst nach außen gespreitzt werden werden und ist dann nach oben möglich.
Fahrverhalten
Die Garnitur hat ein Eigengewicht von 687 Gramm und fällt durch ruhige Laufeigenschaften auf. Die Höchstgeschwindigkeit beim Vorbild beträgt 160 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte der Vorbildgeschwindigkeit von ca. 191 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 19 % zu schnell, gegenüber dem NEM-Wert (+ 30 %) ist die Modellgeschwindigkeit un ca. elf % zu niedrig.
Optik
Die glatten Oberflächen des Vorbildes lassen daraus schließen, daß das Modell einfach umzusetzen war. Dieser Eindruck trügt, denn bei genauen Hinsehen wird man sehr viele Details am Triebwagenmodell erkennen. Die Fahrzeugfront wirkt wie beim Vorbild sehr stumpf, weist aber verschiedene Gravuren rund um das große Panoramafenster und der Fassungen der Frontscheinwerfer auf. Der große Scheibenwischer ist als eigenes Teil gefertigt und wird wekseitig bereits im montierten Zustand ausgeliefert. Die Frontscheibe ist paßgenau in die Öffnung eingesetzt und steht leicht zur Fahrzeugaußenhaut empor. Die an und für sich glatten Seitenwände werden durch feine Garvuren zur Imitation der Gummidichtungen der Doppelschwenktüren unterbrochen. Die Fenstereinsätze sind paßgenau und bündig bis leicht nach innen versetzt eingesetzt.
Das Fahrzeugdach ist dagegen aufwendiger und detailreicher gestaltet. An den Dachseiten sind noch verschiedene Gravuren zu sehen, währenddessen die elektrischen Apparate am Dach des Triebwagens eine wahre Augenweide darstellen. Sämtliche Aggregate sind fein säuberlich umgesetzt und attestieren Piko sein Können auf diesem Metier. Einzelne Aufbauten heben sich durch eine andere Farbe ab.
Die Drehgestellblenden weisen eine optische Tiefenwirkung auf und sind dreidimensional durchgebildet, an welchen weitere Details zu erkennen sind. Bei den Jacobsdrehgestellen ist erkennbar, wie robust die Blenden ausgeführt sind und erreichen dabei eine maximale Materialstärke von 4 mm.
Ein ähnliches Bild zeigt sich beim zweiten Triebwagengehäuse, deren Dachaufbauten mit dem vorigen Fahrzeugteil ident ist und auch deren optischen Ausführungen und Gravuren diesselben sind. Der zweite Triebwagenkopf ist als Dummy ausgeführt, anstelle des Motors wurde dort ein Ballastgewicht untergebracht. Das Eigengewicht des Triebwagen B beträgt daher nur 266 Gramm, währenddessen das Pendant dazu 311 Gramm auf die Waage bringt.
Abschließend ist noch der Mittelwagen zu betrachten, wobei die Seitenwände, die Fahrzeug- und Dachschürzen in der gleichen Qualität ausgeführt sind wie die beiden Triebköpfe. Besonder Beachtung verdient das Dach. Es trägt einen Einholmstromabnehmer in einfacher Fertigungsqualität sowie eine Gruppe von Isolatoren und weiteren Aggregatgruppen der elektrischen Ausrüstung. Verschiedene Kabelkanäle sowie sonstige Nachbildungen zeigen auch hier die hohe Fertigungskunst des heutigen Modellbaues des 110 Gramm schweren Mittelteiles. Der Mittelwagen läßt sich durch Auseinanderspreitzen der Seitenwände nach oben abziehen.
Farbgebung und Beschriftung
Die Lackierung des Fahrzeuges besticht durch eine hervorragende Ausführung der weißen Grundfarbe und der hellgrünen Konstrastflächen. Die Fahrzeugfronten und die Bodenwanne bzw. die Dachpartien sind in dunkelgrauer Farbe gehalten. Die aufwendige Bedruckung der verschiedenen Muster und Embleme ist ebenfalls sauber aufgebracht. Einzelne Fugen von seitlichen Wagendeckeln werden über dünne Linien angedeutet, entsprechende Gravuren fehlen am Fahrzeugkasten. Die Fahrzeugnummern lauten:
94 80 0 440 407-5 D-AGIL
94 80 0 441 907-3 D-AGIL
94 80 0 440 907-4 D-AGIL
Der Triebwagen ist bei Agilis in Regensburg stationiert. Die Revisionsanschriften mit Unt Alstom 18.11.10 schließen auf ein Fahrzeug im fabriksneuen Zustand der Ablieferung.
Beleuchtung
Der Triebwagen wird über warmweiße LED illuminiert. Das Spitzenlicht besteht aus drei weiße, das Schlußlicht aus zwei rote LED. Eine Innenbeleuchtung ist werkseitig nicht vorgesehen, jedoch für einen nachträglichen Einbau vorbereitet.
Bilder