Die Eurofimawagen von Roco: ÖBB und CD
Als die EU noch in den Kinderschuhen steckte und EG hieß, installierten mehrere Bahngesellschaften einen Leuchtturm der Zusammenarbeit, der heute noch flackert.
Ab 1968 setzten sich die Bahnen der TEE-Gruppe auf multidisziplinärer Ebene mit der Entwicklung des künftigen internationalen Personenverkehrs auseinander. Die Zeichen der Zeit sprachen gegen das Konzept der elitären TEE-Züge und damaligen Erste-Klasse-IC beziehungsweise -Rapidi. Der Durchbruch zu den gemischtklassigen Qualitätszügen zog sich in einzelnen Ländern letztlich noch lange hinaus, bei der DB bis zum IC79 und in Italien gar bis 1984. Der gemischtklassige 4010-Triebzug „Transalpin“ der ÖBB war 1965 noch als „Proleten-TEE“ verspottet worden, in diese Umbruchphase fiel im März 1969 der Startschuss zur gemeinsamen Entwicklung und Beschaffung eines neuen Standard-Personenwagens gehobener Qualitätsstufe durch DB, FS (Italien), ÖBB (Österreich), SBB (Schweiz), SNCB (Belgien) und SNCF (Frankreich). Wagenkonstrukteure der beteiligten Bahnen erstellten zusammen mit Sachverständigen der Betriebs- und der kommerziellen Dienste ein Lastenheft zur Vorbereitung einer Ausschreibung. Mit deren materieller Organisation wurde per 14. Dezember 1970 die Eurofima (Europäische Gesellschaft zur Finanzierung von Eisenbahnmaterial) beauftragt – im Umfang von zehn Prototypwaggons und 500 späteren Serienwagen.
Die Komfortwagen, als Einheitswagen Typ Z im neuen UIC-Codex 567-2 benannt, glichen in ihren äußeren Abmessungen dem Einheitswagen Typ X mit einer Länge über Puffer von 26,4 Metern, einem Drehzapfenabstand von 19 Metern und sechs Sitzplätzen je Abteil. Dagegen wurden nur elf Abteile je Wagen in der zweiten Klasse und neun in der ersten vorgesehen. Die Länge der 2.-Klasse-Abteile bringt mit 1888 Millimetern so mehr Beinfreiheit (gegenüber 1737 Millimetern beim UIC-X, dessen Grundriss noch vom C4ümg-54 der DB stammt), in der 1. Klasse 2306 Millimeter. Großraumwagen für den internationalen Fernverkehr, mit denen das Reisepublikum heute gerne (zwangs-)beglückt wird, waren um 1970 im Entscheidungsprozess für die neue Wagengeneration Z überhaupt noch kein Thema. Nach den Festlegungen der UIC sollte der Einheitswagen als Typ Z Klimaanlagen erhalten, um das Komfortangebot im Fernverkehr anzuheben und 200 km/h Höchstgeschwindigkeit zu ermöglichen. Klimaanlagen setzen definierte Luftströmungsverhältnisse voraus, die nicht durch geöffnete Fenster gestört werden dürfen. Bei den nicht zu öffnenden Fenstern sind goldbedampfte lsolierglasscheiben von innen eingelegt und elastisch gehalten. Herausziehen des Gummieinsteckprofils löst die Scheibe zum Notausstieg. Bei Ausfall der Klimaanlage kann bei jedem Abteilfenster und bei drei Seitengangfenstern eine Klappe zur Notbelüftung geöffnet werden. Die Normierung umfasste auch eine Version Z2 für 160 km/h, die ohne Klimatisierung auskommt. Die Bauart der Türen (Schwenkschiebe- oder Drehfalttüren) ist übrigens von UIC nicht normiert.
In den 1970er Jahren wurden elf Prototyp-Wagen neuer Personenwagen konstruiert, die als Vorläufer zu den heutigen im Oberbegriff genannten „Eurofima“-Wagen zählen. In weiterer Folge wurde dann der Serienwagen entwickelt. Dieser Wagentyp hat die korrekte Bezeichnung UIC-Z-Wagen. Die Wagenfamilie wird aber vielfach irrtümlich auch als „Eurofima“-Wagen bezeichnet. Unter Eurofima ist jedoch eine Finanzierungsgesellschaft zu stehen, die im Eigentum mehrerer Bahnverwaltungen steht und für die Finanzierung von Rollmaterial verantwortlich ist.
Mehrere Bahnverwaltungen haben noch während der 1970er Jahre größere Stückzahlen vom „Eurofima“-Wagen in Dienst gestellt. Beim Wagenmaterial handelt es sich um Abteilwagen erster Klasse mit neun Abteilen bzw. 2 Klasse mit elf Abteilen, die allesamt klimatisiert waren und international einsetzbar sind. Zu den beschaffenden Bahnverwaltung gehörten die Deutsche Bundesbahn (DB), die Italienischen Staatsbahnen (FS), die Österreichischen Bundesbahnen, die Schweizerischen Bundesbahnen, die Belgischen Staatsbahnen (SNCB) und die Französischen Staatsbahnen (SNCF). Die meisten Wagenserien wurden in reinorange abgeliefert. Bei den SBB wurde eine Serie an Liegewagen beschafft, die blau lackiert waren. Die französischen Wagen orientierten sich am Corail-Lackierungsschema. Der Fuhrpark der DB wurde im TEE-Farbschema gehalten. Sämtliche Wagen wurden im Laufe der Jahre bei allen Bahnverwaltung zu einem späteren Zeitpunkt mit neuen Farbschemen versehen.
Die ÖBB haben ihre in den 1970er- und 1980er Jahren beschafften Wagen in reinoranger Farbgebung mit hellgrauen Absetzstreifen in Dienst gestellt. Die Wagen wurden im hochwertigen Schnellzugverkehr auf der Westbahnstrecke eingesetzt. Als im Zuge des Jubiläums 150 Jahre Eisenbahn in Österreich DI Valousek mit neuen Design herumexperimentierte, hat er auch diese Wagenfamilie in den Farbtopf geworden. Die ersten neulackierten Wagen waren noch in blutorange/umbragrau lackiert, später wurde der Farbton Blutorange gegen das dünklere Verkehrsrot ersetzt. Dieses Farbschema war lange Zeit in Betrieb und zeigte damals eine moderne ÖBB. Das aktuelle Farbschema wurde erst im neuen Jahrtausend unter DI Dr. Wehinger ins Leben gerufen, indem die Schnellzugwagen quasi weiße „Lazarett-Lackierung“ erhielten. Neben der Neulackierung wurden die Wagen auch vom Innenraum her umgestaltet und dabei auch neues Interieur geschaffen. Die dabei umgebauten Schnellzugwagen wurden in diesem Falle Upgrading-Wagen genannt.
Des weiteren wurden viele Eurofima- bzw. Upgradingwagen umgebaut. Sie behielten weiterhin ihre FIAT-Drehgestelle, womit sie leicht erkennbar waren. Leider wurden die ganzen Wagengruppen wild durcheinander gemischt, sodaß bei diesen Umbauten kein klares Bild der Weiterentwicklung erkennbar ist. Gut zehn Jahre später, als die Railjetflotte seine gewünschte Größe erlangt hat, wurden sehr viele dieser Upgrading- und Eurofimawagen arbeitslos. Die ÖBB hatte unter dem CEO Kern nichts besseres zu tun, dieses Rollmaterial ins Ausland zu verscherbeln, welches heute bitter im Planbetrieb fehlt.
Modellvorstellung
Roco führt die Wagen schon seit Jahrzehnten im Programm und fertigte diese zunächst im verkürzten Maßstab 1:100, kurz nach der Indienststellung des Vorbildes gegen Ende der 1970er Jahre. Mit der Ankündigung dieser Wagentypen im korrekten Längenmaßstab 1:87 im Jahre 1986 folgte Roco der Tradition eines bekannten Kleinserienherstellers, der sich auf diesem Marktsegment sehr verdient machte, und sorgte damit für Furore.
Welche Wagen Roco bisher schon im korrekten Längenmaßstab 1:87 umgesetzt hat, ist in den Wagenlisten dieser Homepage >> hier (unter den Menüpunkten Reisezugwagen UIC 1. Klasse, 1./2. Klasse, 2. Klasse und 2. Klasse mit Gepäckabteil sowie Speisewagen) nachzulesen.
Roco kündigte für 2015 weitere Modell- bzw. Nummervariaten der bekanten Wagenserien an, wobei jeweils ein 1. Klasse-Wagen (44665), ein 2. Klasse-Wagen (44668) und der Speisewagen (44648) angekündigt wurde. Der UVP für die Epoche V-Wagen wird aktuell mit je € 52,90 angegeben.
Die Auslieferung der Modelle erfolgt – entgegen früheren Verpackungen – ausschließlich in der bekannten, schmalen Fleischmann-Blisterbox, in welchem eine Betriebs- und Montageanleitung sowie ein Zurüstbeutel beiliegt. Dieser umfaßt verschiedene Einzelteile wie die Griffstangen, unterschiedliche Teile an der Bodenplatte und die Heizkabel zur Selbstmontage.
Das Modell ist aus Kunststoff gefertigt. Es weist feine Gravuren im Bereich an alle Fahrzeugbereichen auf. Allerdings befinden sich die Modelle noch seinerzeitigen Fertigungs- und Bedruckungsstandard, indem die Bremssteller nicht unterschiedlich farblich behandelt wurden. Die Lackierung und Bedruckung ist sauber und vollständig wiedergegeben.
Bilder
Bilder – Roco 44668
Dieses Modell wurde ebenfalls im Rahmen der Jahresneuheiten 2015 angekündigt und gut ein Jahr später ausgeliefert. Der UVP bei Auslieferung wurde mit € 52,90 gemäß Ankündigung belassen. Der Wagen hat die Betriebsnummer 51 81 21-70 538-9 und ist in Wien-Westbahnhof beheimatet. Das Revisionsdatum stammt von 26.07.00.
(Nachtrag vom 11.03.2016)
Modellvorstellung 6200002 – Wagenset CD
Der Verkauf einer größeren Flotte von ÖBB-Fernverkehrswagen in das nördliche Nachbarland Tschechien brachte weitere Farb- und Nummernvarianten im Modell hervor. Die Ceske Drahy (CD) hat mehrere Wagenbauarten in ihren Bestand eingegliedert und diese Wagen teilweise neu immatrikuliert. Ansonsten haben die Schnellzugwagen die alten Fahrzeugnummern der ÖBB bei neuer Halterkennung behalten. Die übernommenen Schnellzugwagen wurden bei der CD einer Neulackierung unterzogen und sind im Najbrt-Design ausgeführt. Ein derartiges Wagenset hat Roco in den Jahresneuheiten 2024 aufgenommen, welches aber schon vor Weihnachten publik wurde. Das dreiteilige Set besteht aus einem gemischtklassigen Eurofimawagen der Gattung ABmz 346, einem 2. Klasse Schnellzugwagen Bmz 226 und einem 2. Klasse Schnellzugwagen Bmz 229. Die Wagen sind zwar sauber lackiert, allerdings sind die Anschriften infolge des Digitaldrucks nicht lupenrein ausgeführt. Roco liefert die Modelle im ungerüsteten Zustand aus. In den beigefügten Zurüstbeuteln finden sich die Griffstangen, die Heizkabel und die Mg-Bremsen. Das Wagenset wird zum UVP von € 199,90 angeboten.
Bilder 6200002/1
Dieser Eurofimawagen wird bei der CD als ABmz 346 geführt. Der ehemalige ÖBB-Wagen erhielt bei der CD die neue Wagennummer 61 54 30-90 044-4 und somit auch die neue Immatrikulierung mit CZ-CD. Der 200 km/h lauffähige Wagen ist in Cheb beheimatet, im Revisionsraster stehen die Untersuchungsdaten 1 REV CH 23.06.19.
Bilder 6200002/2
Dieser 2. Klasse Schnellzugwagen gehört der Bauart Bmz 226 an. Auch dieser Wagen ist ein ehemaliger ÖBB-Wagen. Der Wagen behielt seine alte ÖBB-Nummer 61 81 21-90 132-5 und weist die Immatrikulierung A-CD auf. Im Unterschied zu den anderen Modellen weist dieses Modell weiße Fensterrahmen auf und ist in Praha beheimatet. Die Untersuchungsdaten sind mit 1 REV PO 15.02.19 angegeben.
Bilder 6200002/3
Dieser Schnellzugwagen ist mit einer zusätzlichen Werbeanschrift in Wagenmitte versehen. Der Wagen gehört zur Bauart Bmz 229 und ist mit den NVR-Anschriften CZ-CD 61 54 29-91 002-4 bedruckt. Als Heimatbahnhof ist Cheb angegeben, im Revisionsraster stehen die Angaben 1 REV NK 28.01.19.