(Update 3) Wie erkennt man die Rückständigkeit der DB AG?
Die Beantwortung der Frage erfolgt weiter unten, jedoch zuvor ein Erlebnisbericht meiner Eindrücke mit einer Zugsfahrt ins Sauerland.
Ich wählte für meine Fahrt am Ostermontag die Zugsverbindung um 09:31 Uhr ab Ehrwald-Zugspitzbahn und fuhr zunächst nach München-Pasing. Da zwischen Garmisch-Partenkirchen und Murnau immer noch SEV war, fuhren beide Züge am Hausbahnsteig ein. Dies hatte den Vorteil, daß die Reisenden des SEV nicht durch den Personentunnel mußten, sondern man konnte in Richtung München und vice versa bahnsteiggleich wechseln.
In München-Pasing wurde am Bahnsteig der Wagenstandsanzeiger des ICE 518 studiert, der die 1. Klasse am Zugende anzeigte. Dieselbe Info war auch am Monitor am Bahnsteig zu sehen. Eingefahren ist eine verkehrte Garnitur. Es gab keine Ansagen bzw. Infos vorab, es trat eine unnötige Völkerwanderung zwischen Ankunfts- und Abfahrtszeit statt!
Bei der Fahrkartenrevision wurde der ZUB auf den Grund der verkehrten Garnitur angesprochen. Dieser verwies das Informationsproblem auf eine chronische Eigenheit in München-Pasing, man würde es dort nicht hinbekommen. Wie auch immer. Dafür dann in Ulm der nächste Aha-Effekt. Das FIS im Fahrzeug zeigte für Ulm die Abfahrt 12:50 Uhr bzw. noch zwei Minuten bis zur Abfahrt an. Wir fuhren bereits um 12:48 Uhr ab! Was aber nach den ersten Kilometern Fahrt auch auffiel, waren die Laufgeräusche des neuen Paradezuges der DB AG aus dem Hause Siemens. Es waren sämtliche Rollgeräusche, insbesondere über die Weichen hörbar. Wenn die neuen ÖBB-nightjet-Garnituren genauso gut isoliert sind, dann wünsche ich heute schon den Benützern der Luxus-Schlafabteile „Gute Nacht“!
Im Bahnhof Stuttgart wollte mir ein Fahrgast erklären, ich säße auf seinem reservierten Sitzplatz. Die Anzeige am Sitz wies aber schon die Strecke München – Köln aus. Den Nachweis einer angeblichen Doppelreservierung konnte er mir nicht erbringen. In Stuttgart fand übrigens Personalwechsel statt.
In Frankfurt-Flughafen angekommen, kam die Hiobsbotschaft für den Ostermontag. Es wurde ein verlängerter Aufenthalt wegen Personen im Gleis in Köln-Porz vermeldet. Aus zunächst prognositierten 15 Minuten wurden es dann 25. Der verlängerte Aufenthalt war für die Raucher ein Segen und wurde damit begründet, daß die Bahnhöfe bis Köln alle schon belegt seien. Warum man trotz des Suizidversuchs einer Person im Gleis die Züge nicht auf der SFS Köln – Frankfurt hintereinander hat aufzufädeln lassen, um keine Verspätungen zu produzieren, erschloß sich mir nicht. Oder gibt es da eine sinnbefreite Dienstanweisung?
Bei der Abfahrt in Frankfurt-Flughafen meinte der ZUB, der bis Düsseldorf fuhr, er werde zeitgerecht die Anschlüsse bekanntgeben. Eine Anschlußvoranmeldung war zwecklos, weil die ZUB sich eher rar machten. Kurz vor Köln gab es dann die Standardinfo, und als es zu spät war, tauchte der ZUB wieder auf (zeitgleich zur Lautsprecheransage). Außerdem schaffte man es nicht, den verspäteten ICE4 über die Hohenzoller Brücke in den Kölner Hbf. zu fahren. Die Verspätung betrug dann eine halbe Stunde. Wie ich nach Hagen weiterkam, mußte ich selbst erkunden.
Es wurde der ICE 653 (Köln – Berlin) für die Weiterfahrt ausgewählt. Die 1. Klasse war bis auf drei Plätze ausreserviert. Der Zug konnte Köln nicht pünktlich verlassen, weil der eingeteilte ZUB in der Zufahrt auf Köln ebenfalls auf der Hohenzollerbrücke hängen blieb. Die kurze Übergangszeit eines Berliner-ZUB spricht Bände, die Abfahrtsverspätung betrug ca. 8 Minuten. In Hagen angekommen, wurde auf die Weiterfahrt des RE 16 Ruhe-Lenne-Express gewartet. Von der Stadler-Doppelgarnitur ET 427 war eines der beiden WC-Anlagen defekt.
Die Ankunft in Iserlohn wurde dann noch mit netten Beschildungen versüßt. Am neuen Bahnhofsgebäude hängten noch die Hinweisschilder für die Maskenpflicht und den sonstigen Warnbestimmungen des angeblichen Todesvirus Corona. Auch am Boden sind noch entsprechende Markierungen vorhanden. Besonders rückständig zeigte sich der Fahrplanaushang des Bahnhofes Iserlohn:
Die Pointe kommt noch!
Rückfahrt – 13.04.2023:
Der Fahrtbeginn für die Rückfahrt war um 08:22 in Iserlohn. Es kam eine Doppelgarnitur der Stadler-Triebwagen ET 427. Da ich im ersten Triebwagen keine 1. Klasse angeschrieben sah, stieg ich in den hinteren. Dort war eine 1. Klasse vorhanden. Auf der Fahrt nach Hagen entdeckte ich dann nachstehende Datums- und Zeitangabe im FIS:
Wie der Angabe ersichtlich ist, schrieben wir den „28.08.2003, 07:20 Uhr„. Fotografiert wurde das Bild am 13. April 2023 um 08:20 Uhr!“ Ein sichtlicher Grund für die gut 20 Jahre Zeitdifferenz ist nicht erkennbar und erklärt somit die Rückständigkeit des Konzerns!
Der ICE4 des ICE 515 fuhr in Hagen fast pünktlich ein und brachte mich bis München. Der ZUB verteilte Schokolade und Kaffee. In Köln fand ein Personalwechsel statt. Die neue ZUB ließ sich öfter blicken und verteilte abermals Schokolade. Vor Stuttgart blieb der Triebzug ohne ersichtlichen Gründen stehen, es wurde eine Verspätung von zwölf Minuten angehäuft. Als der Zug wieder rollte, hat die Zugchefin schon den knappen Anschluß am gegenüberliegenden Bahnsteig für den IC 119 verlautbart, der bei der Einfahrt in den Bahnhof diesen verließ.
Der Richtungswechsel ließ auf sich warten, auch die Verspätung wurde nicht geringer, +15 Minuten. Die Weiterfahrt hätte über die Altbaustrecke stattfinden sollen, jedoch war diese ICE4-Garnitur mit ETCS ausgestattet und dann auf die NBS Ulm – Wendlingen umgeleitet worden. Obwohl der Zug Verspätung hatte, wurde die Steigungsfahrt eher gemächlich angesetzt, die Talfahrt erfolgte dann teilweise mit der Fahrzeughöchstgeschwindigkeit (ähnliches wurde schon zuvor auf der SFS beobachtet, wo es kurz nach Montabaur in einem Tunnel fast zur Zwangsbremsung kam; diese Fahrt hat die Fahrzeitreserven aufgezeigt). Man schafft es zwar, den IC 119 zu überholen, jedoch trotz NBS die Verspätung der um 20 Minuten kürzeren Fahrzeit nicht einzufahren. Außerdem wurde bis kurz vor Ulm (ca. sieben Minuten vor der geänderten Ankunftszeit) die alte Ankunftszeit von 14:21 angezeigt; danach war es 14:06 Uhr. Die Ankunft in Ulm wurde sehr kurzzeitig den Fahrgästen verlautbart, es wurde hektisch. In Ulm wechselte das in Köln zugestiegene Personal, man ließ auf die „letzte Stunde“ frisches Personal antanzen. Die verbliebende Verspätung wurde dann bis München Hbf. mitgezogen.
Die Weiterfahrt an den Ausgangsort erfolgte dagegen pünktlich. Dafür zeigte sich die ÖBB wiederum von ihrer unpünktlichsten Seite. Es hingen auch dort noch die Hinweisschilder auf die Maskenpflicht:
Dieses Bild ist passend zum heutigen Pünktlichkeitstag, für den die ÖBB noch einen internen Pressetermin oder Mitarbeitertermin verlautbart haben. Das Programm war öffentlich abrufbar:
INFRA_Puenktlichkeitstag_Programmheft_A5_V11 (1)
Das zeitgleich zu dieser Veranstaltung dann die BFZ Wien wegen angeblichen Stromausfall lahmgelegt wurde (Insider verweisen auf einen Softwarefehler), war die absolute Krönung für die ÖBB und sorgte für einen Beitrag der Tageszeitung „Die Presse“. Der Vorfall mag zwar für die ÖBB peinlich gewesen sein, aber es reicht sich in eine lange Liste von Unzulänglichkeiten und Managementfehler des Staatskonzern in den letzten Jahren ein. Für die entsprechenden Lacher war natürlich auch diesmal gesorgt.
Nur wenn der ÖBB-Konzern schon wieder seine Märchen losbringen will, dann mögen sie das Thema Pünktlichkeit auch ernst nehmen. Sie betrügen uns in der Pünktlichkeitsstatistik dadurch, indem Zugausfälle als pünktlich gewertet werden und Zeitkartenbesitzer deswegen um Ihre Entschädigung fallen. Bei selbst produzierten Verspätungen sind die handelnden Akteure unfähig, entsprechende Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Wo die Pünktlichkeit generell scheitert, liegt in der Bearbeitung von Anliegen des Kunden- und Beschwerdedienstes. Auch die Konzernkommunikation produziert laufend Verspätungen! Wenngleich der größte Mobilitätsdienstleister infolge seiner Trägheit zur Schlaftablette mutiert ist, hat wenigstens in ähnlicher Angelegenheit der VVV bzw. der Landbus Walgau sehr rasch reagiert.
Edit 1 am 26.04.2023:
Der Konzernkommunikation der DB wurde mein Blog zur Stellungnahme zur Kenntnis gebracht und dabei stichwortartig meine Fragen angeführt. Dies geschah am 14. April 2023. Am 19. April 2023 (!) hat mich DB Kundendialog angeschrieben und um weitere Details meiner Anfrage gebeten. Dieser Bitte bin ich sehr gerne nachgekommen und wurden am 26. April 2023 übermittelt.
Edit 2 am 27.04.2023:
Demnächst steht eine weitere Reise mit der DB an. Zunächst bestand das Bedürfnis, die Fahrkarten in Österreich zu kaufen. Die ÖBB wollten für die Verbindung sagenhafte € 312,60 für die einfache Fahrt. Weil die Rückfahrt ebenda nicht erwerbbar war, wurde die Karte in Lindau gekauft. In Lindau-Insel existiert ein „Reisezentrum“. Obwohl die Umbenennung dieses Bahnhofes schon einige Zeit zurück liegt, steht auf den Fahrkarten immer noch als Verkaufsstelle „Lindau Hbf.“ Ich bin schon bespannt, bis wann der erste ZUB mir eine Dokumentenfälschung vorwirft?
Edit 3 am 30.05.2023:
Die obige Reise wurde natürlich angetreten, auch dazu gibt es noch einiges zu berichten, folgt gesondert.
DB Dialog hat sich der von mir gestellten Fragen angenommen und zumindest versucht, diese zu beantworten. Leider schaffte man es nicht, sich tiefgreifender mit der Materie zu beschäftigen und die Fragestellungen an die jeweiligen DB-Dienststellen weiterzugeben. Ich erkenne jedenfalls das redliche Bemühen an! Die ÖBB kann sich schon einmal ein Maß daran nehmen.
Heute erreichte mich ein Brief von DB Dialog GmbH wegen dieser berichteten Reise. Das Unternehmen DB hat sich angeboten, meine Erlebnisse nochmals zu durchleuchten und zu prüfen, ob mir eine Entschädigung im Rahmen der Fahrgastrechte zustehen! Als ich den Brief bekommen habe, war ich richtig überrascht!
„des angeblichen Todesvirus Corona. “
Noch so ein Verharrmloser, paßt aber ins Bild eines ewig Verfolgten…
„Wie der Angabe ersichtlich ist, schrieben wir den „28.08.2003, 07:20 Uhr„. Fotografiert wurde das Bild am 13. April 2023 um 08:20 Uhr!“ Ein sichtlicher Grund für die gut 20 Jahre Zeitdifferenz ist nicht erkennbar und erklärt somit die Rückständigkeit des Konzerns!“
Daraus die Rückständigkeit des Konzerns abzuleiten ist schon gewagt, weniger gewagt indes ist, aus solchen Aussagen auf den Verfasser zu schließen.
Danke für die Rückmeldung. Mein Technischer Betreuer meinte, ich möge moderieren. Da ich nicht zu diejenigen gehöre, die unliebsame Äußerungen löschen, lasse ich es im Sinne der Meinungsfreiheit stehen. Ich wünsche ein schönes und erholsames Wochenende!