Liliput L133240 / L133241: DB (AG)-Baureihe 704

Mitte der 1970er Jahre, als man die Schienenbusse durch neue Triebwagen der Baureihen 627 und 628 ersetzen wollte, ging man auch daran, die alten Turmtriebwagen der Baureihen 701 und 702 durch moderne Fahrzeuge abzulösen. So wurden auf Basis der völlig neu entwickelten Solo-Triebwagen der Baureihe 627 insgesamt fünf neue Turmtriebwagen der Baureihe 704 in Dienst gestellt. Anders als die Baureihe 627, die mit einer Scharfenberg-Kupplung ausgeliefert wurde, bekamen die Turmtriebwagen normale Stoßeinrichtungen und die normale Kupplung eingebaut, damit auch Gerätewagen mitgeführt werden konnten. Zwischen den Führerständen befindet sich eine Werkstatt. Auf dem Dach sind die Arbeitsbühne und ein Stromabnehmer montiert, der die Lage der Fahrleitung sowie die elektrischen Werte ermittelt. Der Weiterbau unterblieb jedoch aus Kostengründen. Alle fünf Turmtriebwagen wurden in gelber Lackierung ausgeliefert. Sie wurden an die Bahnbetriebswerke Hamburg 4, Osnabrück 1, Braunschweig 1 und Karlsruhe 1 zugewiesen.

Modellvorstellung

Das Sortiment von Liliput ist seit Jahren mehr als überschaubar geblieben, umso überraschender sind oftmals die Neuheitenankündigungen. Liliput hat dasselbe Vorbild bereits zuvor als N-Modell umgesetzt. Umso überraschender ist jedoch die Modellumsetzung als H0-Fahrzeug, da der Hersteller nicht einmal den artverwandten Triebwagen der Baureihe 627 im Sortiment führt. Allerdings sind die zweiteiligen Vorserienfahrzeuge der Baureihe 628.0 als Neukonstruktion angekündigt. Umso erfreulicher ist dafür die Umsetzung von Exoten wie Bahndienstfahrzeuge, die allgemein als „Gelbe Gefahr“ verschrien sind.

Die Ankündigung erfolgte bereits im Jahr 2023, ausgeliefert wurden die beiden Modelle Anfang Oktober 2024. Liliput produziert zwei verschiedene Modelle, je eines für die Epochen IV bzw. V. Der UVP für die Gleichstrom-Fahrzeuge weist einen UVP von € 279,95. Dazu wurden noch Dreileiter-Wechselstrom-Fahrzeuge mit Decoder gefertigt, die zum UVP von € 344,95 erhältlich sind.

Verpackung

Liliput liefert den Turmtriebwagen in der bekannten Liliput-Verpackung aus. Nach dem Abziehen des Kartonüberzuges und der Schutzverpackung aus Plastik ist das Modell aus der passgenauen Blisterbox entnehmbar. In der Blisterbox befindet sich in einer Ablage ein Zurüstbeutel. In diesen sind die Kurzkupplungskulissen und die offenen Pufferbohlen als Tauschteil beigelegt. In der Kartonverpackung findet sich wie gewohnt auch die Betriebsanleitung und ein Ersatzteilblatt.

Technik

Das technische Innenleben befindet sich unter dem aus Kunststoff gefertigten Lokgehäuse. Das Lokgehäuse ist über seitliche Rastnasen mit dem Chassis befestigt. Um das Kunststoffgehäuse abzunehmen, müssen die Seitenwände entweder auseinander gespreizt oderzwischen Seitenwände und Chassis schmale Distanzhalter eingeschoben werden. Die Antriebskomponenten sind im Metallrahmen verbaut und sind ohne die Abnahme des Kunststoffgehäuses zugänglich. Die Antriebsanlage befindet sich am Wagenende unterhalb der Arbeitsbühne. Der Motor ist mit einer Schwungmassen bestückt und sorgt für einen ruhigen und angenehmen Lauf des Turmtriebwagens. Die Kraftübertragung erfolgt über einen Wellenstummel auf das Zahnradgetriebe und die beiden Antriebsachsen des Drehgestelles der Führerstandsseite 2. Die innere Achse ist beidseitig mit Haftreifen bestückt. Dieses Drehgestell dient auch der Stromversorgung. Das andere Drehgestell ist als antriebsloses Laufdrehgestell ausgebildet. An dieser Stelle sei noch darauf hingewiesen, daß die Angaben im Neuheitenprospekt auf ein Allachs angetriebenes Modell nicht korrekt sind. Das Modell ist serienmäßig mit einer Kurzkupplungskulisse ausgestattet, welcher aber durch eine davor montierte Pufferbrust wirkungslos ist. Die Kupplungsdeichseln liegen als Zurüstteile extra bei.

Die Fahrzeugplatine ist im Mittelteil des Fahrzeuges zum Führerstand 2 untergebracht. Diese ist ebenfalls über den Fahrzeugunterboden zugänglich. Der Digitaldecoder ist im mittleren Unterfluranbau versteckt. Liliput hat für das neue Modell eine 21polige Decoderschnittstelle 21MTC berücksichtigt. Interessanterweise ist gibt es das Zweileiter-Gleichstrom-Modell nur in analoger Modellausführung. Im Decoder ist deshalb ein Brückenstecker eingeschoben. Das Modell ist nicht für den richtigen Oberleitungsbetrieb vorbereitet.

Fahrverhalten

Die Neukonstruktion weist ein Eigengewicht von 287 Gramm auf. Das Fahrverhalten des Triebwagens ist tadellos. Die Vorbildgeschwindigkeit beträgt 140 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom werfen eine Modellgeschwindigkeit von ca. 117 km/h aus. Demzufolge ist das Modell gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 16 % zu langsam, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – um ca. 46 % zu langsam.

Optik

Das Modell basiert auf der Konzeption des Vorserien-Triebwagens der Baureihe 627.1 der DB. Allerdings hat das Bahndienstfahrzeug verschiedene Modifikationen erfahren. Liliput hat alle Besonderheiten und Feinheiten am Modell umgesetzt. Die beiden Kopfformen sind ident. In der Seitenwand sind Falttüren wie verschiedene Seitenfenster gleichermaßen vorhanden. Der Wagenkasten verfügt über feine wie tiefe Gravuren. Die Griffstangen der Seitentüren sind mit Edelstahldrähten bestückt.

Der Dachbereich verdient eine besondere Beachtung, immerhin ist diese sehr detailreich nachgebildet. Die Gitterroste am Dach sind als feine Ätzteile ausgeführt, wobei die Dimensionen hinsichtlich der Gitterroste zu große Öffnungen erfahren hat. Darauf angebracht sind mehrere Geländerteile, eine Aussichtskanzel unmittelbar beim Stromabnehmer und den Scherenstromabnehmer. Über dem Drehgestell 2 befindet sich die bewegliche Arbeitsbühne. Das Geländer läßt sich nur nach vorne aufstellen. Die Arbeitsbühne ist nur manuell verstellbar und sollte sich in beide Seiten ausdrehen lassen.

Der Wagenboden ist ebenfalls mit verschiedenen Details ausgestattet, indem auf dem Langträger mehrere Aggregate bzw. Wagenkästen angebaut sind. Diese Bauteile sind dreidimensional durchgebildet, wie auch schon die Drehgestelle.

Farbgebung und Beschriftung

Das Fahrzeug gilt als Bahndienstfahrzeug, welches in der üblichen, gelben Farbgebung lackiert. Die Drehgestelle und der Rahmen sind im Farbton Schwarz gehalten, das Dach wie üblich in silbern. Die Lackierung ist tadellos umgesetzt. Alle Farbtrennkanten weisen keine Ausfransungen auf.

Die Bedruckung sowie die Anschriften sind mehrfarbig, gut deckend und lupenrein aufgetragen. Das gegenständliche Modell gehört der Epoche IV an und ist mit der Betriebsnummer 704 002-5 bedruckt. Am Modell ist weder die Heimatdienststelle noch das Revisionsdatum angeschrieben.

Beleuchtung

Die Beleuchtung besteht aus gelbe und rote LEDs. Das Spitzenlicht leuchtet weiß, der Zugschluß wird durch rote LED dargestellt. Die Werkseinstellung kann durch die Änderung der Kippschalter am Fahrzeugboden verändert werden. Es sind sechs verschiedene Einstellungen möglich, die in der Betriebsanleitung beschrieben sind.


Bilder L133240


Bilder L133241

Das zweite Liliput-Modell ist im Erscheinungsbild der DB AG bzw. als Epoche V-Fahrzeug entstanden. Dieses Modell unterscheidet sich lediglich durch die geänderte Betriebsnummer und dem Logo der DB AG. Liliput hat dem Epoche V-Modell die Loknummer 704 004-1 vergeben. Darüber hinaus wurde noch unterhalb des Führerstandfensters verschiedene Aufkleber berücksichtigt. Auch bei diesem Turmtriebwagen sind weder Heimatdienststelle noch Untersuchungsdaten angeschrieben.