Bahnmedien.at: Die Triebfahrzeuge der StEG
Der Verlag bahnmedien.at hat in letzten Jahren mit den beiden Autoren eine Vielzahl an ähnlich gestalteten Büchern verfaßt, die durchaus ihre Berechtigung haben. Doch beim vorliegenden Buch über die StEG wachsen langsame Zweifel, was die Intention zur Produktion war? Der interessierte Leser wird vielleicht wissen, daß es schon ein Buch über die StEG gibt, erschienen im Jahr 2012 und auf 400 Seiten voll mit vielen Informationen, weitaus mehr als im vorliegenden Bahnmedien.at-Buch. Schon beim Lesen des Buches ist es bezeichnend, daß man bei der Geschichte der StEG auf ebendieses verweist. Immerhin ist die Fahrzeuggeschichte im Horn-Buch mindestens so gut beschrieben, eben nur anders gestaltet.
Die Publikationen von Bahnmedien.at sind bekannt dafür, daß die Bücher sehr viel Freiraum aufweisen. Gerade diese vielen weißen Flächen blähen die vorliegende Publikation unnötig auf und lassen das Buch im Preis-/Leistungsverhältnis stark absacken; nicht nur im Vergleich zum Buch von Alfred Horn, sondern auch zu anderen Bahnmedien-Bücher.
Doch was erwartet den interessierten Leser von diesem in billiger Machart erstellten Opus? Das Buch nimmt sich lediglich des Fuhrparks der StEG an. Die Darstellung erfolgt gegliedert nach den drei Nummernschemen, wobei im ersten Schema vielfach die Triebfahrzeuge der beiden Vorläuferbahnen, die erworbenen und schließlich selbst beschafften Fahrzeuge beschrieben werden. Generell ist festzuhalten, daß sämtliche Fließtexte sehr kurz gehalten sind und dabei die nachstehend abgedruckte Fahrzeugtabelle etwas besser erklären, inklusive fortwährender Satzwiederholungen. Bei den technischen Datentabellen wurden eben nur jene Parameter dargestellt, die dem Autorenteam bekannt waren. Um die Lücken nicht offenkundig darstellen zu müssen, verhielt man sich bei diesem Teil sehr situationselastisch.
Auch die Darstellungen der Tabellen geben Anlaß zu Kritik, indem man beispielweise beim weiteren Verbleib auf die Angabe eines Datums oder einer Jahreszahl tunlichst verzichtete. In das Werk haben sich auch zahlreiche Fehler eingeschlichen, wiewohl bei Bahnmedien.at nach eigenen Aussagen die Qualitätskontrolle sehr hoch gehalten wird. Fehler können zwar immer wieder einmal passieren, doch sind diese in die Augen fallend:
1) Das Buch weist erneut inkorrekte Achsformeln auf. Dieser Umstand ist den Autoren seit Jahren bekannt, leider sind die Herrschaften diesbezüglich einfach beratungsresistent.
2) Seite 48: Es hätte auf der Doppelseite genügend Platz bestanden, um den Dreizeiler der Seite 46 dort unterzubringen.
3) Seite 63: Im Fließtext wird die Achsformel richtig dargestellt, in der tabellarischen Aufstellung (siehe auch Pkt. 1) eben nicht. Der unbedarfte Leser wird sich fragen, was ist nun richtig?
4) Seite 87: Bei der Lok VILLAM stehen zwei unterschiedliche Kassierungsjahre, einmal 1900 in der Tabelle und 1902 im Fließtext! Was gilt nun?
5) Seite 114: Im zweiten Absatz steht das Wort „fürderhin“. Was soll man darunter verstehen?
6) Seite 165: Bis zu dieser Seite wurde unzählig oft erwähnt, daß die StEG im Jahre 1909 verstaatlicht wurde. Warum gleich im ersten Satz auf einmal 1907 angegeben wird, können nur die Autoren beantworten.
7) Auch die Tabellen sind sehr spartanisch befüllt, also teilweise unvollständig ausgeführt. Bei den späteren Vorheizlokomotiven der ÖBB wurde auf die Angabe des Kassierungsdatum verzichtet, dafür hielt man es bei den tschechischen K-Nummern wieder genauer. Hätten sich die Autoren den Band 3 der Tiroler Verkehrsschriften gegönnt, wäre auch bei diesem Datensätzen eine vollständige Darstellung gegeben.
8) Es fehlen u. a. auch die Zeitangaben für die Nummernschemata der MAV.
Die Zusammenstellung dieses Buches war zwar gut gemeint, doch die optische Aufbereitung der Datentabellen sowie der Lokstatistik samt der entsprechenden Typenskizzen, die als Faksimile abgedruckt sind, können nicht für die vielen Mankos hinwegtäuschen. Wer gutes Geld in eine Publikation für die Eisenbahngesellschaft StEG investieren will, fährt mit dem Eisenbahn Bilderbuch 16 von Alfred Horn immer noch am besten, zumal auch in diesem Buch die Lokomotiven ausführlich dokumentiert sind. Das vorliegende Bahnmedien.at-Buch eignet sich vielleicht als Ergänzungen dazu.
Wichtiger Hinweis!
Der Band 16 der Buchserie Horn-Bilderalben ist bei Mitbewerber www.rmg-verlag.at erhältlich. Der Verlag hat kurzfristig noch eine kleinere Menge erhalten.
Nachtrag:
Das absolute Highlight dieser Publikation steht jedoch auf Seite 287, quasi der letzten Seite mit dem relevanten Inhalt: „Johann Blieberger hat als User „blieb“ die meisten Artikel zu den StEG-Lokomotiven auf de.wikipedia.org mitverfasst. Es kann daher zu inhaltlichen Überschneidungen mit dem Inhalt des Buches kommen. Diese sind jedoch aus dem angegebenen Grund nicht als Plagiate zu werten.“ Man kann jetzt über die Redlichkeit lange philosophieren, doch stellen sich mir zwei Fragen: Warum soll sich ein Leser ein € 63,– Buch kaufen, wenn dies (Texte) ggf. kostenlos im Internet abrufbar ist und warum soll man sich das Buch trotzdem noch zulegen, wenn die Fahrzeugstatistik auf der Homepage des Co-Autors mit den Listennummern 14501 bis 14617 mit Stand der Jahre 2009 bis 2014 ebenfalls kostenfrei zur Verfügung stehen?
Allgemeine Infos:
Verlag: Bahnmedien
Autor: Johann Blieberger, Josef Pospichal
Buchhülle: Hardcover
Umfang: 290 Seiten/22,0 x 28,5 cm
Fotos: 150
Skizzen/Grafiken: 67
Tabellen: mehrere
ISBN: 978-3-903177-38-3
Verkaufspreis: € 63,– [A]