Roco 73314: DR-Baureihe 250

Die Deutsche Reichsbahn ging 1957 bei ihrem Neubautypen-Programm noch davon aus, daß die beiden Baureihen E 11 und E 42 alle Anforderungen des Betriebes erfüllen könnten, wobei die Strecken mit größeren Steigungen im elektrischen Streckennetz der DR mit Doppeltraktion bewältigt werden sollten. In den wenigen Fällen, in denen die E 42 tatsächlich planmäßig in Doppeltraktion eingesetzt wurde, zeigte sich jedoch, daß die zunehmende Schleuderneigung insbesondere bei asynchron arbeitenden Schaltwerken erhebliche Beeinträchtigungen im Betrieb mit sich brachte.

Das Ende der 60er Jahre größere elektrisch betriebene Netz der DR und die erheblichen Transportleistungen, die in der DDR durch die Bahn erbracht werden mußten, führten schließlich doch zur Entwicklung einer sechsachsigen Lok mit 5.400 kW Stundenleistung und 125 km/h Höchstgeschwindigkeit, die sowohl vor schweren Güterzügen als auch im Schnellzugdienst eingesetzt werden sollte. So entstand bei LEW in Hennigsdorf bei Berlin die Baureihe 250, deren erste drei Baumuster 1974 in Betrieb genommen wurden. Erstmals entstand bei dieser Neukonstruktion die Gestaltung des Lokkastens in Zusammenarbeit mit dem Amt für industrielle Formgebung.

Der gesamte Lokkasten wurde als Stahlkonstruktion ausgeführt, drei abnehmbare Dachhauben ermöglichen den Zugang zum gesamten Maschinenraum. Charakteristisch sind das große durchgehende Lüfterband und die Längssicken in den restlichen Seitenflächen. Der Kasten stützt sich auf den beiden dreiachsigen Drehgestellen mit je vier Federtöpfen ab, die Radsätze werden im Drehgestell durch elastisch gelagerte Lenker verschleißfrei geführt. Erstmalig kam der von LEW entwickelte vollelastische Kegelringfederantrieb zum Einsatz. Neben der mehrlösigen Druckluftbremse verfügt die Baureihe 250 auch über eine elektrische Widerstandsbremse. Geschwindigkeit und Zugkraft werden durch eine elektronische Nachlaufsteuerung mit unterlagerter Zugkraftregelung geregelt. Die Leistungssteuerung erfolgt mit Thyristorstellern.

Auf dem Dach der Lokomotive befinden sich zwei Stromabnehmer der Bauart VM 28-31 D, die ursprünglich für den S-Bahn-Triebzug BR 280 entwickelt worden war. Wegen der niedrigen Dachhöhe dieses Triebwagens hatte diese Stromabnehmer-Bauart relativ große Scherenarmlängen. Später wurde die Armlänge verkürzt, so daß zwei verschiedene Bauarten des gleichen Stromabnehmertyps existieren. Von 1977 bis 1984 wurden in sechs Serien insgesamt 270 Exemplare der späteren Barureihe 155 der DB AG gebaut, die sich von den drei Baumustern äußerlich durch die niedrigeren Führerstandsfenster sowie der großen Seitenfenster und die Anordnung des 3. Spitzenlichtes unterhalb der Stirnfenster unterscheiden.

Diese Lokomotivgeneration war nah und nach auf allen stark belasteten Strecken der DR zu finden und hat sich hervorragend bewährt. Ab Oktober 1991 kamen insgesamt 24 Loks der inzwischen als 155 bezeichneten Baureihe ins Bw Nürnberg 2 und konnten insbesondere auf der Frankenwaldbahn ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Die Lückenschlüsse zwischen Nordhausen und Eichenberg (1994), Erfurt und Bebra sowie Camberg und Probstzella (1995) ließen diese Baureihe auf der Nord-Süd-Strecke und im Nürnberger Raum heimisch werden, während die in Nürnberg stationierten 44 Loks nach Mannheim umbeheimatet wurden und im gesamten Rhein-/Main-/Neckarraum längst keine Unbekannten mehr sind.

Die Farbgebung entsprach ursprünglich den Festlegungen der DR (Lokkasten bordeauxrot, TGL 0775, Drehgestelle hellgrau, TGL 1808). Davon abweichend wurden einige Loks mit der bei LEW aus einem anderen Auftrag noch vorhandenen helleren Farbe „Orleanrot“ lackiert (Ordnungsnummern 226, 234-239, 241-243, 245, 247, 248). Bei der DB AG ereilte bereits über 50 Maschinen eine Lackierung in Neurot mit Lätzchen.


Modellvorstellung

Der ostdeutsche Hersteller Gützold war der Modellbahnproduzent, der den „Container“ in der Baugröße H0 als erster umgesetzt hatte. Die Salzburger griffen die sechsachsige Güterzuglokomotive der DR um 2010 als Neukonstruktion auf und haben seither verschiedene Modellausführungen gefertigt. Die bisherigen Modelle betrafen in der Regel Fahrzeuge der Serienlieferung. Im Neuheitenprogramm findet sich diesmal die Modellausführung der 250 001-5 in der Vorserienausführung mit großen Front- und Seitenfenstern, von denen es drei derartige Vorbilder (250 001 bis 003) gab. Roco liegt diese Formvariante in drei verschiedenen Modellausführungen auf, welches bereits im ersten Quartal lieferbar sein sollte. Die Auslieferung der analogen Modellvariante erfolgte vor Weihnachten 2022, das Modell ist zum UVP von € 232,90 erhältlich. Das Gleichstrom-Modell mit Loksound wird unter der Artikelnummer 73315 und zum UVP von € 342,90 angeboten. Zum selben UVP ist auch eine Dreileiter-Wechselstrom-Ausführung mit Loksound mit der Artikelnummer 79315 verfügbar.

Verpackung

Die Auslieferung erfolgt in der neuen, robusten Kartonschachtel mit Schaumstoffeinsatz. Entgegen dem üblichen Usus eines Plastikgleises samt entsprechender Plastikhaube wurde die Lokomotive in eine zweiteilige Blisterverpackung abgelegt, indem das Modell noch zusätzlich in einer Folie gewickelt ist. Als Transport bzw. Scheuerschutz wurden verschiedene Schaumstoffstreifen eingelegt. Die Zurüstbeutel waren auf den ersten Blick nicht zu sehen. Erst beim Herausheben des unteren Blistereinsatz liegen links und rechts davon zwei Säckchen. Im ersten Säckchen sind die lackierten Ätzschildersätze abgelegt, im zweiten befinden sich noch die erforderlichen Zurüstteile für das Modell wie die frontseitigen Griffstangen, Bremsschläuche und die Roco-Kurzkupplungen. Die „Fahrzeugpapiere“ aus Betriebsanleitung und Ersatzteilblatt sind unter den Schaumstoffeinschätzen eingelegt. Dabei fand sich noch ein weiterer lackierter Ätzschildersatz.

Technik

Die Antriebskomponenten sowie die gesamte Technik ist unter dem Kunststoffgehäuse untergebraucht. Das Lokgehäuse ist auf das Chassis aufgesteckt. Es läßt sich durch einfaches Auseinanderspreizen der Seitenwände problemlos nach oben abziehen. Wie bei allen Modellen von Roco üblich, ist entweder auf der Platine oder am am Zinkgußrahmen der Führerstand 1 eingraviert, um die richtige Seiten zum Aufsetzen der Gehäuse kenntlich gemacht werden.

Die Lok wird durch einen fünfpoligen Mittelmotor mit zwei Schwungmasse via Kardanwellen und dem kombinierten Schnecken-/Stirnradgetriebe angetrieben. Es sind alle sechs Achsen angetrieben, die allesamt für die Stromabnahme zur Verfügung stehen. Obwohl das Modell bereits über ein ordentliches Eigengewicht verfügt, sind vier Haftreifen aufgezogen. Diese sind an der ersten und letzten Achse ersichtlich.

Roco liefert die aktuelle Modellausführung im letzten Stand der Technik aus. Das nunmehr verfügbare Fahrzeug ist mit einer Fahrzeugplatine mit PluX22-Digitalschnittstelle nach NEM 658 versehen. Während die Analog-Variante nur einen Brückenstecker hat, wurde bei der Sound-Ausführung auf einen Zimo-Decoder eingesetzt. An jeder Fahrzeugseite ist eine Kurzkupplungskulisse nach NEM 362 berücksichtigt.

Fahrverhalten

Das Eigengewicht beträgt 557 Gramm. Die Lok zeigt im Testbetrieb ein günstiges Fahrverhalten sowie entsprechende Zugkräfte. Die Höchstgeschwindigkeit beim Vorbild beträgt 120 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 92,36 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 23 % zu langsam und nach dem NEM-Wert (+ 30 %) um ca. 53 % zu langsam. Die Messung mit dem Halling-Geschwindigkeitsmesser zeigte 92,5 km/h an.

Optik

Die Modellumsetzung der Vorserienloks mit den großen Front- und Seitenscheiben erforderten zu den bisherigen Konstruktionen eine Anpassung der Werkzeuge. Das gegenwärtige Lokmodell basiert zwar auf den früheren Ausführungen, jedoch sind am Modell im Zuge dieser Umsetzung auch optisch einer Überarbeitung unterzogen worden. Am Lokkasten sind seitlich die markanten Sicken im Bereich des Maschinenraums, das über den gesamten Maschinenraum angelegte Lüfterband, tief gravierte Konturen der Führerstandstüren, der Lüftergitter und der Dachfelder zu sehen. Natürlich finden sich noch weitere Details am Lokkasten, wie die Ausschnitte für die Trittstufen oder auch die Ausnehmungen für den Sand oder den Trittflächen. Die großen Panoramascheiben sind paßgenau am Modell eingesetzt und werden von sehr zierlichen Alu-Fensterstegen umgeben. Bereits werkseitig montiert sind schon die zierlichen Scheibenwischer, aber auch die Griffstangen. Ebenfalls ab Werk montiert sind auch die aus Metall gefertigten Griffstangen der Führerstandstüren.

Das Dach offenbart sich als eine Augenweide. Am Dach sind verschiedene Ätzteile wie der Trittflächen oder die Lüftergitter eingesetzt, sehr detailreich zeichnet sich insbesondere der Dachgarten und der sonstigen Hochspannungs-Bauteile ab. Weitere Ätzteile sind auch an der Fahrzeugfront als Trittflächen eingesetzt. Die Aufstiegsleitern sind dagegen aus Kunststoff gefertigt und bereits in die Konstruktion eingesetzt. Die Stromabnehmer entsprechen dem Vorbild. Auch der Blick auf die Drehgestellblenden wird so manchen begeistern. Diese sind dreidimensional durchkonstruiert und weisen wie bei Roco üblich entsprechend tiefe Gravuren auf.

Farbgebung und Beschriftung

Die einfach Farbaufteilung gewährt eine saubere Lackierung des Modells. Das schlichte Bordeauxrot der 250 001-5 wird nur durch eine weiße Zierlinie auf Fußbodenhöhe durchbrochen. Die Farbtrennkanten sind sauber umgesetzt. Am Modell sind unterschiedliche Anschriften entlang des Lokkasten sowie an der Stirnfront aufgebracht. Neben der schon genannten Loknummer 250 001-5 betrifft dies dies die Eigentumskennung „Deutsche Reichsbahn“ als erhaben dargestellte Schilder und mehrere Anschriften. Alle Anschriften sind gut deckend aufgetragen und sind unter der Lupe gut lesbar. Eine Heimatdienststelle ist an der 250 001-5 nicht angeschrieben, dafür ist aber das Fabriksschild und das letzte Untersuchungsdatum angeschrieben. Dort ist die Angabe REV E6 Ds 31.05.85 zu lesen.

Beleuchtung

Der „Container“ ist mit einer LED-Beleuchtung ausgestattet. Es sind warmweiße und rote LED verbaut. Die Ansteuerung erfolgt richtungsabhängig. Der Lichtwechsel von weiß auf rot erfolgt richtungsabhängig. Im Digitalbetrieb sind das Spitzen- und das Schlußlicht sowie die Führerstandbeleuchtung extra schaltbar. Das rote Schlußlicht wird über die innen liegenden Scheinwerfer angezeigt, die weiße Stirnbeleuchtung außen, ist aber viel zu hell eingestellt.


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