Trix 25990 / 25991 / 25992: DB-Baureihe 194 / DR-Baureihe 254 / ÖBB-Reihe 1020
Die Deutsche Reichsbahn gab als Weiterentwicklung zur sechsachsigen BR E 93 die wesentlich leistungsfähigere E 94 bei Krauss-Maffei und Siemens bzw. AEG in Auftrag. Die Betriebsgeschichte des legendären „Deutschen Krokodils“ begann am 24. Mai 1940, als mit der E 94 001 die erste Probefahrt von Innsbruck zum Brenner erfolgte, wo die ersten Loks auch stationiert wurden. Weitere E 94 gelangten sowohl zu österreichischen Dienststellen (zB Salzburg, Spittal-Millstättersee, Schwarzach-St. Veit und Bludenz) als auch zu den wichtigen innerdeutschen Gebirgsstrecken der Frankenwaldbahn oder nach Schlauroth. Insgesamt wurden während des Krieges mehr als 150 Loks dieser Type gebaut, von denen nach dem Zweiten Weltkrieg 44 Loks bei den ÖBB mit der neuen Reihenbezeichnung 1020 bzw. 30 Loks bei der Deutschen Reichsbahn als BR 254 verblieben. Den Rest übernahm die Deutsche Bundesbahn, die in den Jahren 1954 bis 1956 weitere E 94 in modifizierter Ausführung in Betrieb nahm. Die BR 194 war im süddeutschen Raum stationiert und trug bis Mai 1988 die Hauptlast im schweren Güterverkehr. Planmäßig kamen die Loks bis nach Österreich, Italien und in die Schweiz zum Einsatz. Die Lokomotiven der Österreichischen Bundesbahnen standen rd. sieben Jahre länger im Planeinsatz und waren dort lange Zeit vor schweren Güterzügen auf den Alpenbahnen anzutreffen. Heute sind noch mehrere Lokomotiven vorhanden, die entweder als betriebsfähige Museumslokomotiven oder bei privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen im Planverkehr anzutreffen sind.
Modellvorstellung
Obwohl Märklin/Trix schon seit vielen Jahren eine recht brauchbare Konstruktion des „Deutschen Krokodils“ der Baureihe E 94/194 hat, wurde im Rahmen der Neuheiten 2021 eine komplette Neukonstruktion angekündigt, die auch technischer Hinsicht den aktuellen Entwicklungen Rechnung trägt. Als besondere Hightlights der Neukonstruktion gelten zahlreiche Verbesserungen an den Gehäuseteilen, die Anwendung des neuen Antriebskonzepts mit Kardanantrieb sowie die Berücksichtigung vieler Betriebsfunktionen mittels eingebauten mfx-Decoder, wobei wiederum die Märklin-Ausführung (Artikelnummer 39990) mit dem Spielewelt-Decoder mfx+ ausgestattet ist. Das Modell wurde letztes Jahr zum UVP von € 459,– angekündigt, ausgeliefert wurde im Sommer 2022 zum UVP von € 479,–. Neben dem DB-Modell wurden zwischenzeitlich auch Ausführungen der DR als Baureihe 254 und der ÖBB als Reihe 1020 bekanntgegeben.
Verpackung
Die Auslieferung erfolgt in der bekannten Märklin/Trix-Verpackung. Nach dem Abzug des Kartonschubers wird die stabile Plastikverpackung zugänglich, in welchem das Modell mit abermaligen Plastikschuber sicher für den Transport fixiert wurde. Das Modell ist mit drei Filzstreifen belegt und mit einer zusätzlichen Folie umgeben. Die DB-Güterzuglokomotive wird mit einem Zurüstbeutel ausgeliefert, der in einer Ausnehmung der Blisterverpackung abgelegt ist. Darin befinden sich die Bremsschläuche und der Kupplungshaken. Sämtliche Dokumente und Betriebsanleitungen sind in einem eigenen Schuber abgelegt, der in einem Schlitz der Kartonschachtel eingeschoben ist.
Technik
Das Innenleben bzw. die technischen Komponenten sind in den drei Gehäuseteilen untergebracht. Die Abnahme der beiden Vorbauten und des Lokgehäuses erfordern mehrere Handlungsschritte, wobei als erstes das Verbindungskabel vom Lokgehäuse zum Vorbau zu entfernen ist. Alle Gehäuseteile sind über Schraubenverbindungen an der Unterseite mit dem Fahrzeugrahmen verbunden. Zuerst müssen jeweils zwei Schrauben für die Vorbauten zwischen den beiden ersten Treibaschen entfernt werden, um die Vorbauten abnehmen zu können. Das Mittelgehäuse ist ebenfalls über zwei Schraubenverbindungen befestigt. Die Abnahme sollte infolge der Kabelverbindung zur Platine vorsichtig erfolgen. Unter diesem Bauteil wird die Zentralplatine mit dem oberseitig eingesetzten Digitaldecoder sichtbar, darunter befindet sich den Mittelmotor mit großer Schwungmasse. Das Drehmoment wird über die Kardanwellen und dem nachgesetzten Zahnrad-/Schneckengetriebe auf beiden Außenachsen der Drehgestelle übertragen. Die mittlere Achse jedes Drehgestelles ist als Laufachse ausgeführt. Je ein Haftreifen befindet sich an der ersten und sechsten Antriebsachse. Die Stromabnahme erfolgt über alle Achsen. An den beiden Fahrzeugenden ist eine NEM-Kurzkupplungskulisse verbaut.
Fahrverhalten
Die Neukonstruktion bringt ein Eigengewicht von 541 Gramm auf die Waage. Die Vorbildgeschwindigkeit beträgt 90 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 54 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 40 % zu niedrig, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist sie sogar um ca. 70 % zu niedrig.
Optik
Märklin/Trix ist wie bei anderen Überarbeitungen oder Neukonstruktionen auch in diesem Falle ein hervorragendes Modell mit zahlreich verbesserten Details gelungen. Beide Vorbauten und das Maschinenhausgehäuse sowie der Brückenrahmen ist aus Metall gefertigt, wobei die seitlichen Lüftergitter bzw. Lüfterjalousien sehr filigran und tief angraviert sind. Darüber hinaus wurden dem Modell zahlreiche Anbauteile spendiert, indem die Griffstangen für die Türen extra angesetzt wurden, auch die Handläufe an den Vorbauten sind extra angesetzt. Die unteren Scheinwerfer sind auf den Drehgestellrahmen aufgesetzt, das dritte Spitzenlicht ist mit einer Kabelverbindung versehen. Die UIC-Dosen sind extra farblich hervorgehoben. Sämtliche Verschlüsse verschiedener Abdeckungen wurden fein säublicher realisiert.
Die Drehgestellblenden sind aus Kunststoff gehalten und zeichnen sich nicht nur durch eine hervorragende Tiefenwirkung aus, sondern sind als solche ebenfalls mit extra angesetzten Bauteilen versehen. Feine Gravuren sind sich vor allem bei den Achslagerdeckeln. Das grau lackierte Fahrzeugdach weist beidseitige Verlängerungen auf. Die montierten Stromabnehmer sind, wie bei diesem Hersteller üblich, äußerst robust ausgeführt und können auch im Oberleitungsbetrieb eingesetzt werden. Das erklärt auch die Kabelverbindung von der Platine zu diesem Maschinengehäuse. Am Dach wurden verschiedene Leitungen angraviert, außerdem wurden die Isolatoren und Teile der Hochspannungsanlage ebenfalls korrekt nachgebildet und mit einer roten Dachleitung als Draht verbunden. Der Lüfteraufsatz weist wiederum feine Nachbildungen der Verschlüsse auf.
Farbgebung und Beschriftung
Die Lackierung bzw. die Farbgebung der Güterzuglok wird schon durch die verschiedensten Bauteile vorgegeben, indem mögliche Farbtrennkanten direkt am Gehäuse nicht auftreten. Alle Gehäuseteile bzw. die anderen Bauteile sind tadellos lackiert, aber auch die Anschriften bzw. die Bedruckung am Modell wurden hervorragend umgesetzt. Alle Anschriften sind gut deckend und treffscharf in weißer Farbe angebracht, an den Vorbauten sind gelbe Aufdrucke zu erkennen. Die Neukonstruktion erhielt die Loknummer 194 050-1 und ist beim Bw Nürnberg Rbf der BD Nürnberg beheimatet. Das am Rahmen angeschriebene Untersuchungsdatum weist die Revisionsanschriften mit Unt. MF 22.04.77 auf.
Beleuchtung
Die DB-Lok wurde mit wartungsarmen, warmweisen LED ausgestattet. Die Ansteuerung des Spitzenlichtes bzw. des Schlußlichtes erfolgt natürlich fahrtrichtungsabhängig, und zwar in weißer Farbe für das Spitzenlicht und rot für das Schlußlich. Im Digital-Modus sind noch zahlreiche, weitere Lichtkombinationen möglich, indem die Anfahrlampe, der Führerstand, der Maschinenraum eigens schaltbar sind.
Bilder
Modellvorstellung Trix 25991 – DR 254 106-8
Neben der DB-Version war auch zu rechnen, daß die Göppinger ein Modell einer DR-Lokomotive der Baureihe 254 verwirklichen. Das Modell ist technisch ident mit der DB-Ausführung, jedoch optisch sind einzelne Änderungen umgesetzt worden, wie zum Beispiel der Signalhalter an den Vorbauten. Trix hat dem „Eisenschwein“ die Loknummer 254 106-8 vergeben, die in der Rbd Halle bzw. beim Bw Engelsdorf beheimatet ist. Im Revisionsraster steht das letzte Untersuchungsdatum mit 6 REV Ds 29.11.86 sowie auch die weiteren Zwischenuntersuchungen mit den Angaben Br. REV Lr. 03.05.88 bzw. Br. Unt. Lr 05.04.89. Als weitere Änderung seien noch die DR-Stromabnehmer und ein anderer Dachgarten zu erwähnen. Auch dieses Modell wird zum UVP von 479,- offeriert.
Modellvorstellung Trix 25992 – ÖBB 1020.27
Die Überarbeitung des Deutschen Krokodils diente bereits als latenter Hinweis darauf, daß Märklin/Trix aus den überarbeiteten Werkzeugen eine ÖBB-Variante abwandeln wird. Das Märklin-/Trix-Modell wurde in den Neuheiten 2022 angeführt, wobei der Hersteller als Besonderheit auf die Metallkonstruktion in filigraner Umsetzung inkl. der vielen, extra angesetzten Details sowie eine Vielzahl extra schaltbarer Digitalfunktionen hinwies. Der Branchenführer hat bei seiner Modellausführung die 1020.27 als Modell ausgewählt, welches es schon seit gut 3 Jahrzehnten von einem Mitbewerber gibt. Die Modellkonstruktion sorgt für ein hohes Eigengewicht und somit eine gute Zugkraft. Mit dem Digitaldecoder sind bis zu 29 verschiedene Einstellungen möglich. Der verwendete Decoder erkennt die Datenformate mfx und DCC. Die optischen Neuerungen der 1020.27 betreffen die extra angesetzten Bauteile wie Griffstangen, Lampenhalterungen oder die extra aufgesetzten Scheinwerfer. Beim vorliegenden Modell handelt es sich um eine Variante ohne das dritte Spitzenlicht, welches durch die StVO-Novelle erforderlich wurde. Das Spitzenlicht wird durch zwei warmweiße und das Schlußlicht durch zwei rote LED verkörpert. Die 1020.27 ist mit den Anschriften der letzten Bremsuntersuchung der HW Linz vom 29. August 1955 angeschrieben, wobei als Dienststelle die Zgf. Salzburg angegeben wird. Dort war die Lok u. a. vom 1. April 1955 bis 30. April 1957 stationiert. Als Besonderheit sind noch die Maschinenrauminitationen (Reliefs) zu nennen. Dasselbe Modell ist bei Märklin unter der Artikelnummer 39992 verfügbar. Der UVP ist mit € 489,– festgesetzt.