Piko 51100 / 51104 / 51107 / 51113 / 51956: DB 101 081 & 101 003 & 101 066 & 101 042 & TCS 101 133
Der hochwertige Schnellzugsverkehr war seit Beginn der 1970er Jahre bis zur Jahrtausendwende fest in der Hand der sechsachsigen Paradepferde der Baureihe 103 der Deutschen Bundesbahn. Obwohl die 103 unermüdlich im Einsatz standen und infolgedessen vom technischen Aspekt nicht mehr zeitgemäß waren, stand ab Mitte der 1990er Jahre die Beschaffung einer adäquaten Nachfolgerin im Raum.
Neue Tendenzen hinsichtlich der Ausbildung der Traktionstechnik wurden bereits bei der Baureihe 120 angewendet. Die Inbetriebnahmephase der BR 120 war von erheblichen Schwierigkeiten geprägt, stand doch die Drehstromtechnik noch in den Kinderschuhen und wurde fortan zur Serienreife weiterentwickelt. Gleichzeitig entwickelten die beiden deutschen Fahrzeughersteller Siemens/Krauss-Maffei und ABB/Henschel jeweils eigene Produktplattformen mit je einer eigenen Vorführlokomotive.
Auf Basis des 12x-Konzeptes von ABB/Henschel wurden mehrere Fahrzeugtypen konzipiert, wozu auch die BR 101 als Nachfolgerin für die Schnellzuglokomotive 103 abgeleitet wurde. Den Auftrag zum Bau der neuen Baureihe 101 vergab die DB AG 1994 an ABB Henschel (heute Bombardier), obwohl schon damals die Umstellung des Fernverkehrs komplett auf Triebwagenzüge im Raum stand. Zum Zeitpunkt der Beschaffung bestanden sogar noch Überlegungen, die neue Schnellzuglokomotive auch im hochwertigen Güterverkehr mit Geschwindigkeiten von bis zu 160 km/h vorzusehen.
Die Indienststellung der BR 101 erfolgte ab dem Sommer 1996 und endete mit der Auslieferung der 145. Lokomotive noch vor dem Jahrtausendwechsel. Die Lokomotiven haben eine Achsfolge Bo‘ Bo‘, sind 19.100 mm lang und wiegen rd. 84 t. Die Lokomotiven sind für 220 km/h in Deutschland zugelassen, in Österreich lediglich für 200 km/h. Leistungsmäßig rangieren die Fahrzeuge bei 6, MW Dauerleistung und sind damit dem später in Dienst gestellten ÖBB-Taurus ebenbürtig.
Die ersten drei Lokomotiven wurden noch in orientroter Lackierung ausgeliefert. Alle weiteren Fahrzeuge erhielten eine verkehrsrote Kastenlackierung. Die geraden Flächen sowie die kantige Kastenform ohne Rundungen ließ diese Baureihe schnell zur rollenden Litfaßsäule verkommen. Im Laufe der bald 20jährigen Einsatzgeschichte trugen die Maschinen zahlreiche bunte Folien oder Lackierungen, von denen einzelne Maschinen in unterschiedlichen Erscheinungsbildern auf dem Streckennetz der DB AG, der SBB und der ÖBB zu sehen waren.
Modellvorstellung
Der Sonneberger Hersteller hat die Baureihe 101 der Deutschen Bahn AG bislang als Hobby-Modell mit zahlreichen Vereinfachungen zum günstigen Preis angeboten. Die vermehrte Sortimentserweiterung durch die Eurofima-Wagen und anderer hochwertiger Konstruktionen bei den Lokomotiven, aber auch die Tatsache, daß die bisher produzierten Lokomotiven dieser Baureihe schon ältere Konstruktionen darstellen, haben wohl den Hersteller bewogen, für das Neuheitenjahr 2021 diese DB-Schnellfahrlok in überarbeiteter Form als Expert-Modell ins Sortiment zu nehmen. Angekündigt war eine in den Regelfarben befindliche Maschine im aktuellen Erscheinungsbild der Epoche VI. Piko hat dieses Modell sogleich in vier verschiedenen Ausführungen angekündigt. Für die Gleichstrom-Modellbahner steht ein Modell ohne Loksound unter der Artikelnummer 51100 zum UVP von € 189,99 zur Verfügung, mit Loksound ist es die Artikelnummer 51102 zum UVP von € 279,99. Auch bei den Dreileiter-Wechselstrom-Fahrzeugen sind zwei Ausführungen erhältlich, und zwar ohne Loksound mit der Artikelnummer 51101 zum UVP von € 229,99 und mit Loksound (mfx-fähiger Decoder) mit der Artikelnummer 51103 zum UVP von € 289,99.
Verpackung
Die Auslieferung der DB-Schnellzuglokomotive erfolgt in der aktuellen Kartonverpackung mit dem üblichen Kartonschuber als Umverpackung mit leichten Modifikationen. Das Modell liegt gut verpackt und rutschsicher in der Blisterummantelung. Auf dem Modell ist eine dünne Folie gelegt, eine weitere befindet sich im Fahrwerksbereich. In einer Verpackungsmulde ist oberhalb ein Zurüstbeutel mit Klebestreifen angeklebt. Im Zurüstbeutel befinden sich Bremsschläuche, Zughaken und weitere Anbauteile. Die Betriebsanleitung, das Ersatzteilblatt und die übrigen Werbeschriften sind im eingeschobenen Kuvert in die Kartonverpackung eingeschoben.
Technik
Piko setzt bei seiner Neukonstruktion auf bewährte Antriebskomponenten. Das Lokgehäuse aus Kunststoff ist auf dem Metallchassis aufgesetzt und mit vier Schrauben an der Unterseite befestigt. Die Schraubenverbindungen befinden sich jeweils hinter der inneren Achse des Drehgestells auf beiden Seiten. Danach ist das Gehäuse nach oben abziehbar, und es wird die Zentralplatine sichtbar, welche an der Oberseite eine Digitalschnittstelle PluX22 aufweist und auf einer Distanzhalterung ruht.
Für den Antrieb dient ein dreipoliger Motor, wohl der selbe wie bei der Baureihe 193 (Vectron). Beidseits befinden sich zwei große Schwungmassen, die Kraftübertragung erfolgt mittels Kardanwellen und dem Schnecken-/Zahnradgetriebe auf alle vier Achsen. Die beiden Innenachsen sind einseitig und diagonal versetzt mit Haftreifen besetzt. Die Fahrzeugfronten nehmen die NEM-Kurzkupplungskulissen nach NEM 362 auf, die Drehgestelle sind an der Innenseite mit beweglichen Zug-/Druckstangen mit dem Unterfluraufbau versehen.
Fahrverhalten
Das Fahrverhalten der neu konstruierten 101 erinnert sehr an die mit „zusätzlichen Schwung“ versehene Vectron aus dem selben Hause. Auch die Baureihe 101 von Piko in der gegenwärtigen, optisch verbesserten Version ist eindeutig zu schnell und hat im Anlagenbetrieb gerne die Halt zeigende Signale überfahren. Dieses „flotte Tempo“ manifestiert sich wiederum in den erhobenen Geschwindigkeitstests.
Die Baureihe 101 ist in Natura mit einer Höchstgeschwindigkeit von 220 (200) km/h zugelassen. Wird die Lok bei 12 V Gleichstrom eingesetzt, erreicht sie umgerechnet eine Modellgeschwindigkeit von ca. 226 km/h. Unter Berücksichtigung der NEM-Werte ist die Lok sowohl bei der Vorbildgeschwindigkeit als unter dem 30 % erhöhten Wert um ca. drei (13) % zu schnell bzw. um ca. 27 (17) % viel zu langsam. Dies hat gerade bei analog betriebenen Modellbahnanlagen den immensen Nachteil, weshalb es notwendig ist, die Lok zu „entschleunigen“ und damit den Fahrmotorstrom entweder zu drosseln oder das Getriebe des Modells neu zu dimensionieren. Das Eigengewicht beträgt 560 Gramm.
Mit dem Modell wurden auch Fahrversuche mit einem langen Wagenzug durchgeführt. Der Wagenzug bestand aus zwölf 1:87-Wagen von Roco. Der Betriebseinsatz bestätigte dasselbe Fahrverhalten wie beim Piko-Vectron: Im Gefälle und in der Ebene verhält sich das Modell wie eine Rennmaschine, in der Steigung knickt die Geschwindigkeit regelrecht ein. Zweimal wurde trotz des Wagenzuges das Signal überfahren, womit dieser Modellkonstruktion ein künftiges Fahrverbot auf unserer Anlage erteilt wird.
Optik
Die neue Piko-Lok erfüllt optisch alle Ansprüche, welche heutzutage an Neukonstruktion gestellt werden, wiewohl auch die einfach Bauform sich natürlich leicht umsetzen läßt. Das Lokgehäuse ist fein graviert, welche vor allem an der Fahrzeugschürze und dem Lokrahmen zur Geltung kommen. Feine Gravuren finden sich auch bei den Führerstandstüren und im Dachbereich. Gerade die seitlichen Schürzen zeigen formschön ausgeführte Verschlüsse der Sandbehälter, die Bremsanzeigen und ausgeschnittene Trittstufen. Auch die Stirnfront weist eine schöne Gravur auf. Zudem sind an der Fahrzeugfront silbern ausgeführte und durchbrochene Trittstufen als Ätzteile eingesetzt. Die Lüfterschlitze in den Dachschrägen sind feinst angraviert und die Verschlüsse umgesetzt. Das Dach mag an sich als karg bestückt gelten, doch sind auch dort feine Gravuren zu sehen, auch die Anhebehaken der Dachfelder sind nachgebildet. Am Dach sind zwei filigran ausgeführt Einholmstromabnehmer montiert, die Hochspannungsanlage vollständig umgesetzt. Als Augenweide seien die feinen Lüftergitter bei den Phantografen zu nennen, unter denen Maschinenraumteile nachgebildet sind.
Farbgebung und Beschriftung
Das neue Piko-Modell ist tadellos lackiert und bedruckt, vor allem die großflächige Einheitslackierung gestattet möglichst wenige Farbtrennkanten. Die wenigen Farbtrennkanten sind trennscharf ausgeführt, alle Anschriften sind gut deckend, mehrfarbig und trennscharf ausgeführt. Selbst kleine Anschriften sind unter der Lupe lesbar. Das Erstmodell ist mit beiden Betriebsnummern angeschrieben, also mit der alten in ausgebleichter Ausführung, und in der neuen. Somit reiht sich das Modell in die Phase der Umschreibung von der verkürzten UIC-Nummer auf die seit 2007 geltende TSI-Nummer ein. Die alte Betriebsnummer 101 081-8 ist leicht unter dem DB-Logo mit dunkler Farbe angedeutet, währenddessen am Langträger die TSI-Anschriften mit D-DB als Halterkennung und der vollständigen NVR-Nummer 91 6101 081-8 zu lesen ist. Die Lok gehört der DB Fernverkehr AG, Heimatdienststelle ist keine aufgedruckt, dafür aber das Letzte Untersuchungsdatum mit den Angaben Unt. AE 08.03.18.
Beleuchtung
Die neukonstruierte DB-Lok wird mit warmweise LED ausgeliefert. Im Digitalbetrieb lassen sich die Lampen einzeln schalten.
Bilder
Modellvorstellung 51104
Das erste Modell der Baureihe 101 wurde letztes Jahr kurz vor dem Jahreswechsel ausgeliefert, da wurden schon die weiteren Modellvarianten angekündigt. Im Neuheitenprospekt für 2022 wird ein Modell aus der Vorserienlieferung und eine reguläre Ausführung in verschiedenen Varianten angeführt. Das vorliegende Modell der Vorserie wurde in Form der 101 003 mit orientroter Lackierung ausgeführt. Die Lok ist mit den Revisionsdaten REV AE 26.06.00 versehen und in der Niederlassung Hamburg des GB Fernverkehr beheimatet. Piko legt das Modell in drei verschiedenen Ausführungen auf. Die Gleichstrom-Ausführung wird unter der Artikelnummer 51104 geführt, die Gleichstromvariante mit Loksound (Artikelnummer 51105) bzw. die Wechselstromvariante mit Loksound wird zum UVP von € 310,– angeboten.
Bilder
Modellvorstellung 51107
Die zweite 101 war als DB-Werbelok angekündigt, natürlich in den drei üblichen Varianten wie Gleichstromausführung analog (51107), Gleichstromausführung mit Loksound (51108) und Wechselstromausführung mit Loksound (51109). Die decoderlose Lok wird zum UVP von € 210,— angeboten, die Soundloks zum UVP von € 325,–. Als Vorbild wählte der Hersteller die 101 066 mit der firmeneigenen Seitenwerbung „Unsere Züge schonen die Umwelt – Unsere Preise schonen Ihren Geldbeutel.“. Die verkehrsrote Lokomotive trägt die vollständige Betriebsnummer 91 80 6101 066-9 mit der Halterkennung D-DB und weist die Revisionsdaten Unt AE 24.12.10 auf. Als Heimatdienststelle ist die FM Hamburg der DB Fernverkehr AG angeben.
Modellvorstellung 51113
Zu den bisherigen neutral lackierten DB-Loks gesellte sich ins Neuheitenprogramm 2023 die erste Werbelok der Baureihe 101. Die Wahl fiel dabei auf den „ECO2PHANTEN“ von DB Schenker. Das Vorbild ist mit blauen Folien versehen und zeigt verschiedene Elephantensymbole. Die DB-Lok ist mit der NVR-Nummer D-DB 91 80 6101 042-0 versehen und ist dem FM Hamburg der DB Fernverkehr AG zugewiesen. Im Revisionsraster sind die Untersuchungdsaten mit den Angaben Unt. AE 06.11.08 angeführt. Die DB-Werbelok steht in drei technisch unterschiedlichen Ausführungen zur Verfügung, und zwar als analoge Gleichstrom-Version zum UVP von € 222,– bzw. als digitale Soundlokomotive mit den Artikelnummern 51114 für das Zweileiter-Gleichstrom- und 51115 für dasDreileiter-Wechselstrom-System. Die beiden letzt genannten Ausführungen haben den PIKO TrainSound onboard und sind mit dem UVP von € 344,– versehen.
Modellvorstellung 51956 – TCS 101 133
Der Verkauf von Lokomotiven der Baureihe 101 war lange Zeit undenkbar, doch mit den blauen 101 von Train Charter Services B. V. ist auch hier ein unvorstellbares Novum in Deutschland eingetreten. Train Charter Services B. V. hat im Jahr 2023 gleich vier Lokomotiven (101 033, 051, 128 und 133) gekauft [Anmerkung: zwei gingen an RDC (101 027 und 101 031 sowie die 101 001 an das DB-Museum] und in einem ansprechenden Farbkleid gehüllt, welche nunmehr in hell- und dunkelblauer Farbgebung mit weißen und schwarzen Kontrastflächen in Erscheinung treten. Das Seitenwandmotiv ist im Digitaldruckverfahren umgesetzt worden. Die Loks kommen regelmäßig vor Charterzügen zum Einsatz und waren sogar in der letzten Wintersaison auch in Österreich anzutreffen. Piko hat eine der beiden Maschinen ins Modell umgesetzt. Diese ist mit den Fahrzeuganschriften 91 80 6101 133-7 D-TCS (die Halterkennung ist auf der rechten Seitenwand unvollständig dargestellt) bedruckt. Am Rahmenende wurde mit der Zahl „101003“ die firmeninterne Inventarnummer aufgedruckt. Im Revisionsraster stehen die aktuellen Untersuchungsdaten mit 8 Unt AE 06.06.17. Das Modell ist in drei verschiedenen Ausführungen erhältlich, und zwar als analoges Gleichstrom-Modell zum UVP von € 234,–. Die Zweileiter-Gleichstrom-Ausführung mit Piko TrainSound onboard wird unter der Artikelnummer 51957 zum UVP von € 344,– geführt, währenddessen die Dreileiter-Wechselstrom-Ausführung zum gleichen UVP die Artikelnummer 51958 trägt.