Roco 73431 – SBB Be 4/6 braun
Die SBB gaben 1918 aufgrund Kohlemangels für den schweren Personen- und Schnellzugverkehr am Gotthard zweimal zwanzig Loks in Auftrag. Als Anforderungsprofil galt die Beförderung von 260 Tonnen Anhängelast bei 26 ‰ und 60 km/h im Schnellzugdienst sowie 310 Tonnen bei 35 km/h im Güterverkehr. Der Streckenverlauf der Gotthardbahn begünstigte die Ausführung als Drehgestelllok mit Vorlaufachse. Der mechanische Teil besteht aus einer durchgängigen Brücke, die sich auf zwei kurzgekuppelte Drehgestelle abstützt. Die Drehgestelle bestehen aus einer Vorlaufachse, zwei Treibachsen, einer Vorgelegewelle und zwei Fahrmotoren. Der Kasten ist auf der Brücke befestigt. Darin befinden sich zwei Führerstände sowie ein Maschinenraum. Die Dachausrüstung besteht aus zwei Stromabnehmern, der Dachleitung und den Bremswiderständen. Der 12,5 Tonnen schwere Trafo befindet sich im Maschinenraum, die Kühlung erfolgt mittels Kühlschlangen an der Kastenaußenseite. Die Be 4/6 verfügt neben der Druckluftbremse auch über eine automatische Westinghouse-Bremse. Die Loks waren ursprünglich am Gotthard im Einsatz und wanderten nach Ablieferung moderner Typen ins Flachland ab. Sie waren zuletzt im Depot Winterthur stationiert und schieden 1970 aus dem Planbetrieb aus. Lok 12320 blieb als betriebsfähige Museumslok erhalten, die 12332 wurde Denkmallok in Baden, und die 12339 ging im Tausch mit der FS-Drehstromlok E431.037 nach Italien.
Modellvorstellung
Die ersten Modelle dieser SBB-Gotthardlokomotive erschienen im Jahr 1980, als Roco zwei verschiedene Modelle noch unter den alten Artikelnummern 04191 A und B auflegte. Im Vergleich zur heutigen Neuauflage sind nun mehr als 35 Jahre vergangen, wobei die einstige Neukonstruktion auch heute noch die Basis für dieses Modell darstellt. Das jüngste Modell dieser Stangen-E-Lok der SBB wird unter den Artikelnummern 73431 als Zweileiter-Gleichstrom-Modell zum UVP von € 149,– bzw. 79431 als Dreileiter-Wechselstrom-Modell zum UVP von € 189,– angeboten.
Verpackung
Die Auslieferung erfolgt in der bekannten Roco-Schachtel. Das Modell liegt dort in einer Plastikfolie umhüllt im Schaumstoff und wird auf einem Plastikgleis stehend durch eine Plastikhaube geschützt. Mitgeliefert wird eine Betriebsanleitung, das Ersatzteilblatt sowie zwei Zurüstbeutel. In einem sind verschiedene Bauteile eingesackelt, im anderen die Bremsanlage sowie die Kurzkupplungsköpfe mit Zacken-Arretierung, weil auch bei dieser Ausführung der Hersteller noch keinen Kurzkupplungskulissen-Schacht vorsieht. Auf die Beilage eines geätzten Schildersatzes wurde verzichtet.
Technik
Obwohl der Gesamtaufbau im Prinzip dem hinlänglich bekannten Konzept entspricht, scheinen doch einige Details erwähnenswert. Nach dem Abheben des aus Kunststoff gespritzen Lokkastens, was nach beidseitigem Spreitzen in Lokmitte leicht gelingt, erkennt man die übliche Platine. Diese wies bei der Erstserie noch einen Umschalter Zweischienen-Fahrleitungsbetrieb auf, welcher durch die Drehung der Greifer die Einstellung der Stromabnahme vornimmt. Beim gegenständlichen Modell ist diese Einrichtung nicht mehr vorgesehen, sodaß die Stromabnahme nur mehr über die Radsätze erfolgt.
Das Modell ist nach den üblichen und von Roco bekannten Standards konzipiert. Ein fünfpoliger Mittelmotor mit zwei Schwungmassen ist im Metallrahmen integriert und treibt das Modell über die Kardanwellen und die Stirnrad-Schneckengetriebe sowie – entgegen der üblichen Usance – mittels einem Zwischenzahnrad auf die äußere gekuppelte Achse wirkt. Die Blindwellen sowie die innere gekuppelte Achse werden über die Kuppelstangen mitgenommen. Die äußerste Antriebsachse unter dem Führerstand 2 ist beidseits mit Haftringen bestückt.
Die Platine ist über dem Mittelmotor auf dem Metallrahmen montiert. Diese ist – entgegen den aktuellen Entwicklung zur Berücksichtigung mit einer PluX16 oder PluX22-Schnittstelle – lediglich mit einer 8poligen Schnittstelle nach NEM 652 ausgeführt und wird werkseitig mit einem Brückenstecker ausgeliefert. Eine Nachrüstung mit einem Decoder ist möglich, wobei für das Verstauen des Bauteiles der am Fahrzeugrahmen hängende Trafo demontiert werden muß. Die Neukonstruktion ist mit einer Kurzkupplungskulisse nach NEM 362 versehen.
Fahrverhalten
Das Fahrverhalten der Lok ist toll. Das 447 g schwere Modell zeichnet sich durch einen ruhigen und taumelfreien Lauf aus. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 102 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 36 % zu hoch, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist die Modellgeschwindigkeit um ca. 6 % höher.
Optik
Maßstabstreue und hervorragende Detaillierungen sind bereits einschlägige Tradition bei Roco. Neben den silbern gestrichenen Stromabnehmern besticht auch die Gestaltung des Daches und der Hochspannungsausrüstung, die wirklich keinen Wunsch offen lassen. Primärstromwandler, Ölschalter, Dachdurchführung und Erdungsschalter sind ebenso exakt vorhanden wie die Luftzuteilungen zu den Stromabnehmerantrieben, die Dachtreppen und die Pfeifen. Am Lokkasten besticht die durch die präzise Nachbildung der Laternen (mit Anschlußkabel), die scheibenwischerbewehrten Stirnfenster, Pufferbrust und Bahnräumer charakterische Frontansicht in gleicher Weise wie die durch Ölkühler, diagonal angeordnete Aufstiege, vergitterte Fenster und erstklassig gelungene Firmen- und Nummernschilder sowie minuziöse Anschriften bestens gestaltete Seitenwand.
Die feingliedrigen Kuppelstangen, die voll durchbrochenen Radsterne mit entsprechender Speichenanzahl, Blindwelle, Zahnradschutzkasten und Ritzeldeckel und nicht zuletzt die in Radebene liegenden Bremsklötze geben den Triebwerken ein äußert realitisches Gepräge. Da wird kaum jemand die Sandkasten neben den Integra-Magneten oder den Sifa-Apparat vermissen.
Farbgebung und Beschriftung
Die schlichte Lackierung macht sich Modell durch wenige Farbtrennkanten bemerkbar. Die Bedruckung ist sauber aufgebracht. Die Beschriftungen sind mehrfarbig und vollständig vorhanden. Die Fahrzeuganschriften sind alle gut lesbar und trennscharf aufgedruckt. Die Be 4/6 12325 ist in Bellinzona beheimatet. Die Revisionsanschriften lauten auf R2 Be 13.09.34.
Beleuchtung
Für die Beleuchtung dienen noch gelbliche Glühlampen. Das Spitzenlicht besteht aus drei Lampen, beim Schlußlicht leuchtet die untere, rechte Lampe.
Bilder