Eisenbahntunnel – Baukunst unter Tage

„Was Gott durch einen Berg getrennt hat, soll der Mensch nicht durch eine Röhre verbinden.“ Diese alte Weisheit ist Segen wie Fluch zugleich und wie alles im Leben, hat dieser „weise Spruch“ auch zwei Kehrseiten einer Medaille. Einerseits konnte eine natürliche Erhebung ein Volk vor unangenehmen Subjekten schützen, andererseits erwiesen sich diese natürlichen Erhebungen als nachhaltige Hemmnisse im Austausch vielseitiger menschlicher Interaktionen.

Ungeachtet dessen war es aber notwendig, schon frühzeitig entsprechende Verkehrsinfrastrukturen durch diese natürlichen Erhebungen zu schaffen. Tunnelbauwerke, deren erste Anwendung im Bergbau zu finden waren, stellen in vielerlei Hinsicht essentielle Erleichterungen in den Verkehrsbeziehungen dar. Sie erleichterten und beschleunigen vor allem den Transport von Menschen und Gütern und ermöglichen dabei heutzutage den gleichmäßigen Einsatz von Produktionsmitteln, wenn die entsprechenden Hindernisse mit konstanten Neigungen überwunden werden.

Das gegenständliche Buch nimmt sich der vielseitigen Welt des Tunnelbaues an, wobei der Autor bis in die Zeit 3000 v. Christi kehrt, um die Entwicklung des Tunnelbaues sowie die früheren Anwendungen im Bergbau zu erörtern. In rascher Abfolge wird die Entwicklung bis in die Neuzeit beschrieben, wo hierbei einige ausgewählte besondere Tunnelarbeiten kurz umrissen werden. Leider geht der Autor viel zu wenig in die technik-geschichtliche Entwicklung des Tunnelbaues und den bis heute entwickelten Methoden ein, wiewohl die großen Tunnelbohrmaschinen der Neuzeit sehr wohl breiten Eingang in diese interessante Literatur gefunden haben.

Der Autor hat seinen thematischen Schwerpunkt auf die großen Tunnelwerke in Deutschland, der Schweiz und Österreich gelegt. Geschichtliche Entwicklung aus Projektierungen in Übersee oder in anderen europäischen Staaten sowie in Japan finden sehr wohl ihren Niederschlag im Manuskript und dienen dabei dem besseren Gesamtverständnis. Um die Tunnelbauwerke näher zu bringen, hat sich der Autor mehrere Tunnelbauwerke im deutschsprachigen Raum ausgesucht und beschreibt dabei aus deutscher Sicht das frühere Felsentor Etterzhausen, den Brandleitetunnel, den Citytunnel Leipzig, den Kaiser-Wilhelm-Tunnel, den Katzenbergtunnel und den Schlüchtener Tunnel, also alles Bauwerke, die im deutschen Streckennetz eine entsprechende Bedeutung haben.

Österreich ist lediglich durch den Arlbergtunnel und seiner Rettungs- bzw. Fluchtstollen zum parallel verlaufenden Straßentunnel vertreten, ehe eine Reihe großer, schweizer Bauwerke beschrieben werden. Der Bogen spannt sich über den Gotthard- und Lötschberg-Basistunnel sowie dem Simplontunnel und den Ceneri Basistunnel, wobei auch der zukünftige, längste Eisenbahntunnel der Welt, der Brenner-Basistunnel, ebenfalls nicht zu kurz kommt.

Das gezeigte Bildmaterial offenbart viele bauliche Anlagen, zu denen man einerseits während der Errichtung oder im Betrieb keinen Zutritt hatte. Gerade im ersten Kapitel werden viele historische Aufnahmen berücksichtigt, die zeigen, unter welchen schwierigen Arbeitsbedingungen die Mineure zu werken hatten. Allerdings ist das Buch nicht ganz fehlerfrei abgefasst. Neu war für den Rezensenten, dass der Übergang der Umfahrungsstrecke Innsbruck in die neue Unterinntalbahn in Tulfes liegt (richtig Baumkirchen) und das darin beschriebene Faktum, dass für talwärtsfahrende Züge am Brenner mind. zwei Lokomotiven notwendig sind. Bei regelmäßigen Besuchen hätte der Autor konstatiert, dass dort genügend Güterzüge nur mit einem Triebfahrzeug talwärts rollen bzw. alle weiteren Triebfahrzeuge in der Regel Leervorspann-Maschinen sind.


Allgemeine Infos:
Verlag: Transpress-Verlag, Stuttgart
Autor: Marc Dahlbeck
Buchhülle: Hardcover
Umfang: 168 Seiten / 23,8 x 27,0 cm
Fotos: 120
Skizzen: 1
ISBN: 978-3-613-71456-5
Verkaufspreis: € 29,90 [D]/€ 30,80 [A]