SBB-Reihe Re 4/4′ – Piko 96889
Die SBB beschafften als Ablöse für die alten Rahmenloks der Reihen Ae 3/5, Ae 3/6 und Ae 4/7 im Schnellzugdienst eine neue Fahrzeuggeneration, die zeitgerecht vor dem 100 Jahr Jubiläum zur Verfügung stand. Die vier führenden Hersteller zeichneten sich zunächst für die Lieferung von 26 Loks in den Jahren 1946 – 1948 verantwortlich. Die gute Bewährung führte zur Anschlussbestellung von 24 Stück ohne Übergangstüre, E-Bremse und Fernsteuerung. Zeitgleich mit der Beschaffung der Re 4/4 I wurden auch neue Leichtstahlwagen in Betrieb genommen, die gemeinsam den Schnellzugverkehr revolutionierten. Das Design der Re 4/4 I galt damals als sehr modern. Der Lokkasten besteht aus einer selbsttragenden Konstruktion und stützt sich über Schraubfedern ab. Bei den Drehgestellen kamen erstmals elastische Querkupplungen zum Einbau. Als Antriebssystem wurde der BBC-Federantrieb gewählt. Die elektrische Ausrüstung am Dach besteht aus zwei Stromabnehmer, den BBC-Hauptschalter und der Dachleitung sowie der Fahrmotoren und den Trafo im Maschinenraum. Die beiden Endführerstände erlauben durch die großen Fenster eine gute Aussicht auf die Strecke. Probleme mit Flugschnee führten 1962/63 zum nachträglichen Einbau von Düsenlüftern in den Seitenwänden. Die Loks der ersten Serie (10001 – 10026) wurden ab Werk mit einer E-Bremse ausgestattet, dafür wurde die Zweitserie überwiegend im Flachland eingesetzt. Die Tandemsteuerung besaßen ursprünglich nur die Loks 10001 – 10006, 1958 – 1960 erfolgte die Nachrüstung der gesamten Serie. Die formschönen Re 4/4 I waren zunächst im Schnellzugdienst aktiv. Die Loks 10033, 10034, 10046 und 10050 erhielten 1972 einen TEE-Anstrich. Die ersten beiden Loks wurden zusätzlich mit Stromabnehmer nach ÖBB/DB-Norm für den grenzüberschreitenden Bavaria-Einsatz ausgestattet. Diese vier Loks wurden ab 1977 für hochwertige Verkehre (Bern – Pontarlier – Paris) eingesetzt. Die Beschaffung neuere Fahrzeugtypen ließ die Fahrzeuge in niedrigere Dienst abwandern. Die einstigen Schnellzugloks waren gegen Ende ihrer Dienstzeit auch vor Güterzügen anzutreffen bzw. als Waschloks in Basel eingesetzt.
Modellvorstellung
Der Schweizer Markt scheint noch nicht nach neuen Modellen gesättigt zu sein, sonst hätte Piko nicht eine weitere Re 4/4 I als Neukonstruktion produziert. Die Modellumsetzung geht aber nicht auf Piko allein zurück, sondern entstand im Zusammenspiel mit dem Generalimporteur der Firma Arwico in Ettingen. Dieses Unternehmen gilt als Auftraggeber für dieses und andere Fahrzeugkonstruktionen, die zunächst ausschließlich für den Heimmarkt in der Schweiz gefertigt werden und erst später dann ins internationale Sortiment aufgenommen werden. Diese Vorgangsweise bedauern viele Modellbahner, weil gerade jene im EU-Raum mit zollrechtlichen Formalien zu kämpfen haben.
Ungeachtet dessen hat es eine Re 4/4 I ins Neuheitenprogramm 2024 geschafft, und zwar die zweifärbige und in TEE-Lackierung befindliche 10033, welche auch die TEE-Züge zwischen München und Zürich im schweizerisch/österreichischen Abschnitt bis Lindau Hbf. bespannt haben. Doch bereits zuvor wurden schon folgende Modellvarianten geschaffen:
96873 – SBB Re 4/4 I (1. Serie), Loknummer 10018, rot, Epoche IV
96877/96878/96879 – SBB Re 4/4 I (2. Serie), Loknummer 10031, rot, Epoche V
96880/96881/96882 – SBB Re 4/4 I (1. Serie), Loknummer 401, Epoche III
96883/96884/96885 – SBB Re 4/4 I 10034, TEE-Farben, Epoche IV
96886/96887/96888 – SBB Re 4/4 I 10040, grün mit TEE-Schild, Epoche III/IV
Die zweite TEE-Lok mit der Loknummer 10033 ist in analoger Gleichstrom-Ausführung unter der Artikelnummer 96889 zum UVP von € 249,– erhältlich. Die Modellausführung mit Loksound ist als Zweileiter-Gleichstrom-Modell unter der Artikelnummer 96890 zum UVP von € 359,– erwerbbar. Die Dreileiter-Wechselstrom-Ausführung wird unter der Artikelnummer 96891 zum gleichen UVP angeboten.
Verpackung
Piko liefert die SBB-Schnellzuglokomotive in der üblichen Verpackungsform der Expert-Modellreihe aus. In die Kartonverpackung mit Kartonschuber ist das Modell in der rutschsicheren Blisterummantelung eingelegt. Ein beiliegender Zurüstbeutel ist in der Blisterummantelung angeklebt. Darin sind zwei geschlossene Bahnräumer sowie Anbauteile für die Pufferbrust (Bremsschläuche, Zughaken) enthalten. Die Betriebsanleitung und das Ersatzteilblatt sind wiederum in einem eigenen Schuber in der Kartonverpackung eingeschoben. Das Problem der schlechten Lesbarkeit der Betriebsanleitung infolge geringerer Schriftgröße besteht weiterhin. Piko besucht zwar diese Seite hin und wieder, allerdings wurde diese berechtigte Kritik als solche noch nicht erkannt.
Technik
Die technischen Komponenten der SBB-Lokomotive sind zwischen Metallrahmen und dem darauf paßgenauen Kunststoffgehäuse untergebracht. Das Gehäuse ist über zwei Schraubenverbindungen an der Unterseite jeweils links beim inneren Radsatz befestigt. Nach der Abnahme des Kunststoffgehäuses wird das Innenleben mit dem Metallrahmen, der dazwischen befindlichen Kunststoffhalterung mit den Maschinenraumreliefs und der darauf befestigten Zentralplatine ersichtlich. Die Platine verfügt über eine PluX22-Schnittstelle, im vorliegenden analogen Modell ist darin ein Brückenstecker eingesetzt. Damit ist ein nachträgliches Einsetzen eines Sound-Decoders möglich.
Der Motor befindet sich unter der Plastikhalterung. Der Mittelmotor ist mit zwei großen Schwungmassen bestückt. Die Kraftübertragung erfolgt über die Kardanwellen auf den Getriebeblock, welcher alle Achsen antreibt. Das Modell ist mit zwei Haftreifen bestückt. Diese befinden sich gegenüber liegend an den Innenachsen. In die Fahrzeugfront ist eine NEM-Kurzkupplungskulisse eingearbeitet.
Fahrverhalten
Die Lok hat ein Eigengewicht von 393 Gramm. Sie fällt durch hervorragende sowie ruhige Laufeigenschaften auf. Die Höchstgeschwindigkeit beim Vorbild beträgt 125 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte der Vorbildgeschwindigkeit von ca. 136 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. neun % zu schnell, gegenüber dem NEM-Wert (+ 30 %) ist die Modellgeschwindigkeit um ca. 21 % zu langsam.
Optik
Die Ästhetik dieses Modells wird eindeutig durch die windschnittige Fahrzeugfront in Kombination mit dem nach abgerundeten Fahrzeugrahmen sowie der ebenfalls aerodynamisch umgesetzten Dachpartie erzielt. Piko hat diese Fahrzeugpartien ideal ins Modell verkleinert und dabei ein Modell mit feinen Gravuren und zahlreichen Details geschaffen. Die glatte Seitenwand wird nur durch die einseitige Führerstandstüre rechts samt der Aufstiege sowie der jeweils beiden Lüsterlamellen und der Maschinenraumfenster und dem Führerstandsfenster unterbrochen. Gut erkennbar sind auch die Deckleisten im Übergang zwischen Führerstand und Maschinenraum bzw. im Dachübergang. Im Rahmen sind auf Höhe der Drehgestellmitte sog. Anhebepunkte angraviert. Die halbrunde Stirnfront verfügt über drei bündig eingesetzte Stirnfenster, wobei nur die äußeren mit zierlichen Scheibenwischern versehen sind. Extra angesetzt ist noch der Frontumlauf, ansonsten sind kleinere Abdeckungen im Lokkasten angraviert.
Die feinen Details am windschnittigen Dach sind erst bei der Draufsicht erkennbar. Hierbei zeigen sich zierlich ausgeführte Nietverbindungen über den Führerständen und den drei abnehmbaren Dachfeldern. Der Dachgarten besteht aus braunen Isolatoren und der orange lackierten Dachleitung samt Hauptschalter. Das Modell ist mit zwei baugleichen Scherenstromabnehmern bestückt, allerdings mit unterschiedlichen Wippen. Die Wippe über dem Führerstand I entspricht der DB-/ÖBB-Norm und war für Einsätze im TEE-Verkehr nach Lindau erforderlich, währenddessen der Stromabnehmer über dem Führerstand II die schmale SBB-Wippe aufweist. Unverkennbar sind natürlich die markanten Verkleidungen des Stromabnehmerantriebs. Die Drehgestelle sind dreidimensional durchgebildet und geben die Federpakete und die Achslagerdeckel sehr gut wieder. Auch die unterflurig angeordneten Aggregate sind detailgetreu umgesetzt worden.
Farbgebung und Beschriftung
Die Lackierung der windschnittigen Maschine ist sehr gut gelungen. Es sind trotz der abgerundeten Gehäuseform keinerlei Ausfransungen zu erkennen, auch die Farbtrennkanten sind allesamt anstandslos umgesetzt, und selbst die erhabenen Teile sind ebenfalls lupenrein umgesetzt. Die Anschriften sind mehrfarbig und gut deckend ausgeführt. Die zweite TEE-Maschine erhielt die Loknummer 10033. Obwohl die Ziffern einen dezenten Schattenwurf aufweisen, ist diese infolge der silbernen Farbgebung je nach Lichteinfall gut ersichtlich. Die Lok ist dem Depot Winterthur zugewiesen und somit für grenzüberschreitende Einsätze in Richtung Österreich/Deutschland geeignet (siehe auch unterschiedliche Wippenbereite beim Scherenstromabnehmer über dem Führerstand I). Die Revisionsanschriften lauten hierbei auf R3 Yv 29. 6.72.
Beleuchtung
Das Modell ist mit warmweißen LEDs illuminiert. Die Stirnbeleuchtung besteht aus drei weißen Lichtern, das Schlußlicht gemäß SBB-Norm mit einem unten rechts.
Bilder