DB-Baureihe E 32/132: Piko 40820
Schon in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg hatten die Länderbahnverwaltungen von Bayern und Preußen die ersten Elektrolokomotiven für den Einsatz auf einem noch bescheidenen Netz elektrifizierter Strecken beschafft. Der Krieg und seine Folgen vereitelten dann aber zunächst alle weiteren Bauvorhaben. Erst zu Beginn der 1920er Jahre, nach der Gründung der früheren Deutschen Reichsbahn Gesellschaft, ging man wieder daran, alte Pläne zu verwirklichen und weitere neue Projekte auszuarbeiten.
Nachdem inzwischen das Verkehrsaufkommen kräftig angewachsen war und auch die Zuglasten eine beachtliche Steigerung erfahren hatten, entstand ein Bedarf an großen und leistungsfähigen Elektrolokomotiven. Im Jahr 1921 kam es deshalb zu einer von der Gruppenverwaltung Bayern veranlassten Ausschreibung zur Entwicklung neuer Elektrolokomotiven für den Einsatz im Personenverkehr.
Ein Beschaffungsprogramm, das nach dem Zusammenschluss der ehemaligen Länderbahnen zur Deutschen Reichsbahn im Jahr 1922 beschlossen wurde, sah den Bau und die Lieferung von insgesamt 138 neuen Elektrolokomotiven vor. Zu diesen Fahrzeugen, die ab 1924 in Dienst gestellt wurden, zählten unter anderem auch die Lokomotiven der Baureihe E 32, die für den Einsatz im leichten Personenzugdienst auf den bayerischen Strecken bestimmt waren. Nach dem damals gültigen Bezeichnungssystem erhielten die Maschinen die Gattungsbezeichnungen EP 2 und die Betriebsnummern 20 006 bis 20 034. Den mechanischen Teil lieferte die Lokomotivfabrik von J. A. Maffei in München; die elektrische Ausrüstung kam von BBC Mannheim.
Zwei zwölfpolige Elektromotoren mit einer Leistung von zusammen 1.170 kW waren auf einem Blechrahmen mit kräftigen Pufferträgern und mit Querträgern aus Stahlguß gelagert worden und arbeiteten auf ein gemeinsames Vorgelege. Von dort erfolgte die Kraftübertragung über einen Parallelkurbeltrieb mit Schrägstangen auf eine Blindwelle, die über Stangen mit den drei Kuppelachsen verbunden war. Bei einem Raddurchmesser von 1.400 mm war die Höchstgeschwindigkeit auf 75 km/h festgesetzt worden. Die beiden Laufachsen mit einem Raddurchmesser von 850 mm waren vorn in einem Krauss-Helmholtz-Gestell gelagert und hinten als Bisselachse ausgeführt.
Nach der Einführung einer einheitlichen Bezeichnung für Elektrolokomotiven im Jahr 1928 hatten die Maschinen die neuen Betriebsnummern E 32 06 bis 34 erhalten. Die Lokomotiven zeichneten sich durch recht gute Laufeigenschaften aus. Die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft lieb ab 1932 bei den Maschinen E 32 26, 29, 18, 30, 32, 17, 13 und 07 die Getriebeübersetzung ändern und setzte die Höchstgeschwindigkeit auf 90 km/h fest. Nach dem Umbau fuhren die Lokomotiven mit den neuen Betriebsnummern E 32 101 bis 108.
Der Lokomotivkasten mit den abgeschrägten Ecken verkörperte die Baugrundsätze aus der Mitte der zwanziger Jahre. In den Stirnwänden befanden sich ursprünglich schmale Türen und davor hochklappbare Übergangsbleche. Später sind die Türöffnungen verschlossen und die Bleche entfernt worden. Bis 1931 waren alle 29 Maschinen in München stationiert; danach fand man die Lokomotiven der Baureihe E 32 in mehreren bayerischen Bahnbetriebswerken so auch in Augsburg, in Rosenheim und in Neu-Ulm. Fünf Lokomotiven – also die E 32 09, 14, 19, 21 und 23 – mussten als Kriegsverluste abgeschrieben werden. Alle anderen Maschinen verblieben nach dem Zweiten Weltkrieg im Bestand der Deutschen Bundesbahn.
Alle Fahrzeuge dieser Baureihe verblieben zunächst noch im bayerischen Raum. Erst gegen 1955, als die letzten Maschinen der Baureihe E 71 auf der Wiesen- und Wehratalbahn ihren Dienst quittieren mussten, kamen die ersten E 32 nach Südbaden zum BW Basel des Badischen Bahnhofs, später zum BW Freiburg. Einige Lokomotiven sollen vorübergehend in Norddeutschland und in Frankfurt im Einsatz gewesen sein. Ab 1969 waren dann alle noch betriebsfähigen Maschinen wieder beim BW München Hbf, wo sie auch die Ausmusterung ereilte, die im Sommer 1972 abgeschlossen war. Die Ablöse der bayerischen Stangenoldtimer erfolgte durch die Neubaulokomotiven der Baureihe E 41/141.
Die Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG) bemühte sich um den Erwerb einer Lokomotive, um sie der Nachwelt zu erhalten. Zunächst war die E 32 20 ausgewählt worden: dann entschied man sich aber für E 32 27, deren Zustand offenbar noch etwas besser war. Diese Lokomotive war auch während der großen Jubiläumsveranstaltung im Mai 1979 in München-Freimann ausgestellt.
Modellvorstellung
Nachdem Piko die Baureihe E 32 bzw. 132 schon vor einigen Jahren als H0-Modell umsetzte, war es irgendwie vorstellbar, daß die Sonneberger diese Stangen-E-Lok auch für die Baugröße N realisieren. Die Neukonstruktion ist im Neuheitenprogramm von 2024 enthalten, produziert werden zwei Modellvarianten. Das vorliegende Modell stellt die analoge Ausführung dar, für die ein UVP von € 230,– veranschlagt ist. Darüber hinaus offeriert Piko noch die digitale Ausführung unter der ARtikelnummer 40821 zum UVP von € 350,–.
Verpackung
Die Auslieferung der neukonstruierten Stangen-Elektrolok E 32 12 der DB erfolgt in der bekannten Piko-Blisterbox, in welchem das Modell nach Abzug des Oberteiles und der Abnahme des Schutzdeckel aus der paßgenauen Plastikeinlage entnommen werden kann. Unter dem Plastikeinsatz befindet sich die Bedienungsanleitung und ein Zurüstbeutel, in welchem sich verschiedene Anbauteile befinden.
Technik
Die Antriebskomponenten des Modells sind im Lokgehäuse untergebracht. Das Gehäuse ist mit dem Chassis über zwei Schraubenverbindungen verbunden. Sobald diese gelöst sind, läßt sich das Gehäuse nach oben abziehen. Beim Innenleben zeigt sich die Zentralplatine. An deren Oberseite ist die Digitalschnittstelle der Type Next18 vorgesehen.
Der Mittelmotor sorgt für einen ruhigen Lauf. Dieser treibt über eine einseitige Kardanwelle ein Stirnrad-/Schneckengetriebe an. Die anderen zwei Treibachsen werden über das Gestänge mitgenommen. Die angetriebene Achse ist auch mit zwei Haftreifen belegt. Alle Achsen haben ein unterschiedliches Seitenspiel, währenddessen die mittlere auch leicht vertikal gefedert ist. Die Neukonstruktion ist mit einer Kurzkupplungskulisse versehen.
Fahreigenschaften
Das Modell bringt ein Eigengewicht von xxx Gramm auf die Waage. Die Testrunden auf dem kleinsten Radius des „piccolo“-Gleissystems von Fleischmann erbracht. Der Motor ist absolut sehr leise surrend.
Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. xxx km/h. Diese ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. xxx % zu gering, gegenüber dem NEM-Wert mit der Draufgabe von 50 % um gerade einmal ca. xxx % zu niedrig.
Optik
Piko hat in der Baugröße H0 bewiesen, anstandslos aufwendige Konstruktionen von Altbau-E-Loks umzusetzen. Ob dies auch in der kleineren Baugröße N ist, wird sich nachstehend zeigen.
Der Lokkasten ist nicht nur mit feinen Gravuren bei den Lüftern versehen, sehr schön zu erkennen sind die erhabenen Zierleisten an der Außenhaut, aber auch andere Nachbildungen, welche sich im Türbereich wiederfinden. Der Blick auf die Stirnfront zeigt weitere Gravuren. Die Scheinwerfer sind extra angesetzt. Vereinzelnd sind unter der Lupe dezent ausgeführte Nieten zu sehen.
Der Blick auf das Dach zeigt ein aufwendig umgesetztes Modell. Am Dach selbst sind die Nieten unverkennbar, aber auch die eingesetzten Dachstege. Die filigran ausgeführte Dachleitung ist rot lackiert, sehr schön nachgebildet sind die verschiedenen Isolatoren und auch der Hauptschalter. Der aufgesteckte Dachaufsatz ist mit verschiedenen Details versehen. Die Stromabnehmer der Bauart SBS 10 stellen eine Eigenproduktion von Piko dar. Auch diese sind sehr zierlich ausgeführt und rot lackiert.
Zuletzt lohnt es sich noch einen Blick auf das Fahrwerk zu werfen. Dieses besteht aus zierliche Speichenräder in roter Lackierung und zierlich gestanzten Kuppelstangen in rot hinterlegten Ausnehmungen. Auch die Kuppelverbindungen sind sehr schön anzusehen. Die Kuppelstangen von der Blindwelle in den Motorraum sind als Attrappe umgesetzt. Einige der in das Fahrwerk hineinragenden Aggregatteile oder Anbauteile sind am Chassis befestigt.
Bedruckung und Beschriftung
Das Modell ist sauber lackiert und bedruckt. Sämtliche Anschriften sind gut lesbar und volldeckend aufgetragen. Piko wählte für sein Premierenmodell die Betriebsnummer E 32 12. Die Lok ist beim Bw Haltingen der BD Kaiserslautern stationiert. Das Revisionsdatum lautet auf Unt MF 11.03.59.
Beleuchtung
Das Beleuchtungskonzept erfolgt über warmweise LED. Diese leuchten fahrrichtungsabhängig dreimal weiß als Spitzenlicht und zweimal rot als Schlußlicht. Im Digitalbetrieb sind weitere Schaltmöglichkeiten gegeben, u. a. die Beleuchtung des Maschinenraums. Die Leuchtkraft für die Stirnbeleuchtung ist im Analogbetrieb viel zu hell.
Bilder