Brawa 50540ff: Klappdeckelwagen K 25
Die Eisenbahngesellschaften entwickelten für den Transport von nässeempfindlichen Gütern wie beispielweise Kalk schon sehr frühzeitig entsprechende Güterwagen, sog. Klappdeckelwagen in verschiedenen Ausführungen. Die Entwicklung dieser Wagenbauart geht auf die zweite Hälfte der 1920er Jahre zurück, die bei der Deutschen Reichsbahn als K Elberfeld mit der Nummerngruppe 80001ff geführt wurden. Diese Wagen wurden damals schon nach Normalien erstellt. Wagen ohne Handbremse wiesen eine Länge über Puffer von 8,1 Meter auf, Wagen mit Handbremse waren um 70 cm länger und 8,8 Meter lang. Die Wagen ohne Handbremse wurden als Bauart K Wuppertal beführt, jene mit als Bauart K Elberfeld. Der Achsstand für diese Wagen lag einheitlich bei vier Meter, das Gewicht der Ladung war für maximal 17,5 t ausgelegt. Um diesem Gewicht Stand zu halten, bekamen die Seitenwände zur Aussteifung auffällig gekreuzte Sicken bei den Seitenfeldern, um damit eine zusätzliche Wandstabilität zu erreichen. Die Wagen waren bei Ablieferung braun lackiert, doch durch die Kalkladung sind an den Fahrzeugen entsprechende Verbrauchsspuren verblieben. Das letzte Indienststellungsjahr dieser Bauart war das Jahr 1933, in welchem 991 derartige Wagen in den Bestand der Deutschen Reichsbahn gefunden haben. Die Beladung der Klappdeckelwagen war für mechanische Bedienung ausgelegt, allerdings erfolgte diese vielfach händisch. Dieser Umstand führte dazu, daß die Entwicklung für Wagen zum Transport von nässeempfindlichen Gütern schon bei der Reichsbahnzeit in Richtung Ausbildung von Selbstentladewagen gelegt wurde und eben die weitere Entwicklung der Bauart K Elberfeld deshalb nicht mehr weiterverfolgt wurde. Diese von der Reichsbahn beschafften Wagen sind nach dem Weltkrieg bei mehreren Bahnverwaltungen verblieben und waren vielfach bis Anfang der 1970er Jahre in kommerzieller Verwendung. Danach wurden einige Exemplare dem bahninternen Verwendungszweck als Bahndienstwagen zugeführt.
Modellvorstellung
Brawa hat die Klappdeckelwagen der Bauart Elberfeld (mit Handbremse) und der Bauart K Wuppertal (ohne) erstmals im Neuheitenprospekt von 2021 als Neukonstruktion aufgeführt. Im Zuge dieser Neuheitenankündigung hat der Hersteller bereits mehrere Ausführungsdetails bekannt gegeben:
* Austauschbauachshalter aus Metall
* extra angesetzte Bremsanlage
* einzeln angesetzte Signalhalter
* feine Gravuren und Nietenbänder
* Varianten ohne Handbremse, mit Handbremsbühnen oder mit Bremserhaus
Im Neuheitenprospekt von 2021 finden sich daher Varianten der Deutschen Reichsbahn (K Elberfeld, K Wuppertal), der DB in Epoche III als K 25 bzw. der Epoche IV als Gattung Uk-v 25, der Deutschen Reichsbahn nach 1945 als Bauart K und der ÖBB als Gattung K. Im Neuheitenprospekt von 2023 wurden auf zwei Prospektseiten weitere 16 Modellvarianten angekündigt. Diese Modelle betreffen wiederum Ausführungen der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft, der DB, der DR Brit US-Zone, der DR und der ÖBB. Neu sind Ausführungen für die SNCF, der NS und der SNCB, alle in den Epochen III bzw. IV. Der UVP war damals bei der Ankündigung schon mit € 49,90 festgelegt wurden.
Brawa liefert das Modell in seiner bekannten, stabilen Plastikbox aus. Die Modelle sind stehend in den Blistereinsatz gestellt, dazwischen befindet sich eine dünne Folie zwischen Modell und Blistereinsatz. Der obere Blistereinsatz unterscheidet sich je nach Bauform des Modells, indem die Bremserhäuser einen extra gefertigen Deckel erhielten. Da diese Verpackungsteile paßgenau ausgebildet sind, sind diese rutschfest abgestellt und somit vor Beschädigungen geschätzt. Daher sollte unbedingt auf das richtige Einlegen des Modells in den Blistereinsatz geachtet werden! Unter dem Blistereinsatz findet sich ein Zurüstbeutel, der auf einem Spritzling Anbauteile für die Pufferbrust (Zughaken, Bremsschläuche udgl.) beinhaltet. Darin enthalten sind auch zwei Bügelkupplungen. Ebenfalls beigelegt ist eine ausführliche Betriebsanleitung, die acht Seiten umfaßt und mehrfach zusammengefaltet ist. Wenn man der Explorationszeichnung auf den Seiten 6 und 7 glauben schenken darf, sind alle Anbauteile auch als eigene Ersatzteile erhältlich.
Schon beim Auspacken der Neukonstruktion bemerkt man das hohe Eigengewicht des Modells. Die Waage zeigte beim ÖBB-Modell ein Eigengewicht von 68 Gramm an, womit in das Modell ein Beschwerungsgewicht eingebracht wurde. Entgegen anderer Modellkonstruktionen von Mitbewerbern lassen sich die Klappdeckel des Brawa-Modells nicht öffnen, sondern sind fixer Bestandteil des Wagenkastens. Gut erkennbar sind die am Giebel befindlichen Scharniere bzw. Befestigungen. Der Wagenkasten ist aus Kunststoff gefertigt und gibt sehr gut die Details des Vorbildes wieder. Die nach außen ausgekreuzten Seitenwände und der Klappdeckel sind je nach Lichteinfall gut erkennbar. Dabei werden auch die zahlreichen Nietbänder sichtbar. Der Zettelkasten ist an der Außenhaut angraviert, ebenso so mancher Verschluß.
Der Detailreichtum der neuen Modelle ist unübersehbar. Dem Modellbahner fallen sofort eine Vielzahl extra angesetzter Bauteile auf. Diese sind nicht auf auf der Seitenwand vorhanden, sondern vorzugsweise auf den Stirnseiten, indem neben Griffstangen auch Trittstufen vorhanden sind. Dies gilt auch für die angekündigten Signalhalter, aber auch schon die ab Werk montierten Verschiebertritte, die je nach Modell auch in verschiedene Himmelsrichtungen verdreht sind. Hierbei hat es Brawa sich nicht nehmen lassen, die unterseitige Versteifungen der Trittfläche nachzubilden. Der Wagenboden nimmt einerseits die beidseitige NEM-Kurzkupplungskulisse auf, auch wurde die vollständige Bremsanlage eingesetzt.
Achtung – wichtiger Hinweis!
Vor wenigen Tagen wurde in einem Forum ein technisches bzw. vermeintliches Konstruktionsproblem dieser neuen Wagen diskutiert. Der Modellbahner beschwerte sich darüber, daß die neuen Modelle auf einer Gleichstrom-Anlage Kurzschlüsse entstehen lassen. In der weiteren Diskussion fanden sich noch weitere Kollegen mit dem selben Problem. Da dann jemand der Ursache auf den Grund ging, wurde als Übeltäter ein vermeintlicher Konstruktionsfehler ins Spiel gebracht, indem die aus Metall gefertigten Achshalter mit der vollzogenen Dreipunktlagerung und in Kombination mit dem Chassis zu Berührungen neigen und deshalb mangels Isolierung zum „Kurz’n“ führen. Mehrere Teilnehmer berichten von ähnlichen Problemen bei anderen Wagen, einer meinte klipp und klar, die Wagen sind für Gleichstromanlagen untauglich.
Das vorliegende Problem wurde der Firma Brawa zur Kenntnis gebracht. Es wurde Frau Braun am 7. November 2023 mittels E-Mail um eine Stellungnahme zu diesem Problem gebeten.
Edit 17.11.2023: Frau Braun bzw. niemand von der Herstellerfirma hat es bis dato notwendig gehalten, hinsichtlich der Probleme Stellung zu beziehen und ggf. Lösungsansätze zu übermitteln.
Test vom 18.11.2023: Meine fünf Modelle wurden heute auf die Anlage gestellt, und es gab sofort einen Kurzschluß. Nach verschiedenen Rollversuchen kam es zu laufenden Kurzschlüssen. Daß sich die Firma Brawa dafür nicht erklären kann oder will, ist mehr als nur peinlich. Wenn man schon am Markt hochnäsig auftritt und keinerlei Kritik aushält, kann man nur die Empfehlung aussprechen, künftig keine hochpreisigen Modelle aus Remshalden zu kaufen. Das Vorgehen ist schlichtweg als Frechheit einzustufen!
Nachdem die Firma Brawa es bis jetzt immer noch nicht für notwendig erachtet hat, sich zu dem Problem zu äußern, wurde am 25. November 2023 mein Händler kontaktiert. Der Firmenchef persönlich hat meine Beschwerde an Brawa weitergereicht. Am 29. November 2023 kam folgende Antwort:
„wir haben bis jetzt keinerlei Reklamationen bei den Klappdeckelwagen.
Sind vielleicht irrtümlich AC Radsätze eingebaut?
Brawa schreibt mir, dass die Wagen im Werk kontrolliert würden.“
Aufgrund des entsprechenden Echos wundert es mich, daß Brawa nichts von den Mängel weiß. Ich habe dem Händler dann die entsprechenden Diskussionsbeiträge zur Kenntnis gebracht.
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Dieser DB-Wagen gehört der Bauart K 25 an und weist die Wagennummer 340 418 auf, ist mit einer Bremserbühne versehen. Die Untersuchungsdaten weisen die Angaben REV P 21.12.59 auf.
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Dieser DB-Wagen ist ohne Handbremse ausgeführt, gehört trotzdem der Bauart K 25 an und weist die Wagennummer 340 827 auf. Am Langträger stehen die Untersuchungsdaten REV PN 07.01.57. Außerdem liegen der Verpackung schon die ersten, abgefallenen Anbauteile.
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Die zweite Modellvariante ohne Handbremse wurde mit der Wagennummer 340 663 bedruckt und mit den Revisionsanschriften REV P 06.05.61 versehen.
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Der Erstauslieferung gehört auch dieser DR-Wagen an. Die DR hat den Klappdeckelwagen als Gattung K geführt. Das Modell trägt die Wagennummer 21-84-06 und verfügt baulich über eine Bremserbühne mit Bremserhaus. Am Langträger wurde das Untersuchungsdatum REV Dr 13.12.60 angeschrieben.
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Der ÖBB-Wagen ist als K 834 507 beschriftet worden, wobei diese Wagennummer schon früher einmal bei einem Mitbewerber-Modell Verwendung fand. Am Langträger sind die Revisionsanschriften mit REV Lz1 23.05.59 angeschrieben.