Roco 76043: Klappdeckelwagen PKP
Für den Transport von nässeempfindlichen Schüttgütern wie Kalk, Soda und Salz wurden schon frühzeitig gedeckte Wagen verlangt, in die das Ladegut von oben hineingeschüttet werden kann.
Die sogenannten Klappdeckelwagen wurden aus den offenen Wagen der Regelbauart mit Blechwänden entwickelt und seit Ende des vorvorigen Jahrhunderts (19. Jahrhundert) in großer Stückzahl gebaut. Die ersten Wagen wurden 1892 als Bauart K Elberfeld von der KPEV beschafft, wobei die erste Musterzeichnung II d4 aus dem Jahr 1897 stammt. Die meisten Wagen hatte die preußische Staatsbahn. Es waren dies im Jahr 1910 8.752 von insgesamt 9.500 dem Deutschen Staatsbahnwagenverband zugehörigen K-Wagen. Das Gattungszeichen der Klappdeckelwagen war K – abgeleitet von Kalk, dem wichtigsten Ladegut.
Die K-Wagen hatten eiserne Wagenkästen, der Boden bestand aus glattem Blech, die Seitenwände aus Buckelblech. Die Stirnwände waren fest, giebelförmig ausgebildet und mit einem Firstbalken verbunden. Die Wagen waren also nicht kippbar, was auch als Manko angesehen werden konnte. Das Dach bestand aus den festen Endteilen und mehreren nebeneinanderliegenden Klappen ebenfalls aus Buckelblech, die auf dem First gelagert waren und hochgestellt werden konnten. Damit die Klappen beim Öffnen bis wenig über die senkrechte Stellung stehen blieb, waren je zwei Anschläge vorgesehen, die die Klappen am Umschlagen hinderten. Die Klappen mußten dicht schließen, sie waren so angeordnet, daß sie an der Gelenkseite bis unter den Firstbalken reichten. Seitlich waren die Klappen überlappt, ablaufendes Regenwasser wurde in rinnenförmigen Profilen abgeleitet. Die Seitenwände hatten Schwenktüren mit 1,5 m lichter Weite. Zum Besteigen des Daches war eine Stirnwand mit Trittstufen und Handlauf versehen.
Die K-Wagen der Länderbauart (also preußisch) hatten zwei mal drei Dachklappen und schmiedeeiserne Radsatzhalter (spätere Ausführungen in Preßblech). Der Wagenkasten entsprach dem des Gattungsbezirks Schwerin, später O 02. Ein Teil der Wagen hatte Handbremse, auf der Bremserbühne befand sich außermittig ein offenes Bremserhaus, die Handbremskurbel war seitlich versetzt am Bühnengeländer angebracht. Das ladegewicht betrug 15 Tonnen, die Tragfähigkeit 15,7 Tonnen, das Eigengewicht 10,3 Tonnen mit, 9,5 Tonnen ohne Handbremse.
Die ab 1913 gebauten K-Wagen der Verbandsbauart entsprachen denen der Länderbauart bzw. im Aufbau den offenen Wagen des Gattungsbezirkes Nürnberg, später O 11. Diese Wagen unterschieden sich nur durch das geschlossene Bremserhaus und eine Ladefähigkeit von 17,5 Tonnen bei gleichem Ladegewicht von 15 Tonnen, ferner waren die Radsatzhalter aus Preßblech.
Die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft (DRB) übernahm 1922 12.252 Klappdeckelwagen (K 06 und K15) in ihren Bestand. Ab 1926/27 wurden rund 1.000 K-Wagen der Austauschbauart hergestellt. Die Wagen waren länger und hatten Holzfußböden, die Zahl der Dachklappen blieb jedoch auf zwei mal drei beschränkt, dafür waren die festen Endfelder größer. Der Dachfirst war mit einer mittigen Säule auf dem Untergestellt abgestützt. Das Ladegewicht bzw. die Tragfähigkeit wurden mit 15 bzw. 17,5 Tonnen beibehalten, das Eigengewicht betrug 11,6 Tonnen mit, 11,0 Tonnen ohne Handbremse.
1933/35 folgten einige wenige K-Wagen in geschweißter Ausführung mit gesickten Seitenwandblechen und 1941 geschweißte K-Wagen mit größerer Länge und zwei mal vier Dachklappen, die Seitenwände hatten wieder Buckelbleche. Der Fußboden bestand aus 6 mm starken Blechplatten. Das Ladegewicht dieser Wagen betrug 20 Tonnen, deshalb erhielten sie das Nebengattungszeichen m. Das Eigengewicht war mit 11,2 Tonnen und mit 10,7 Tonnen ohne Handbremse angeschrieben.
Die DB hat nach dem Zweiten Weltkrieg einige 1.000 K-Wagen mit dem Gattungsbezirk Wuppertal übernommen. Weitere K-Wagen verblieben nach 1945 auch bei der DR, der ÖBB und der PKP.
Weitere 20 K-Wagen wurden noch einmal nach dem Zweiten Weltkrieg in geschweißter Bauart beschafft, die ein Ladegewicht von 24 Tonnen (Nebengattungszeichen mm) hatten. Die Seitenwände bestanden aus glattem Blech, es waren je Seitenwand vier Türen vorhanden. Die Anzahl der Klappen war entsprechend dem längeren Wagenkasten auf zwei mal fünf erhöht. Entsprechend den Richtlinien des IEV (später UIC) hatten die Wagen ein überkritisches Laufwerk mit kleinem Radstand (von der DB seinerzeit auf 5,1 festgesetzt), achtlagige 1.200 mm lange Federn, Doppelschakengehänge und Rollenlager.
Diese 1949 gebauten Wagen wurden dem für große Klappdeckel- und Schiebedachwagen neu geschaffenen Gattungsbezirk Düsseldorf zugeordnet. Mit dieser Beschaffung fand die Entwicklung des Klappdeckelwagens sein Ende – die weitere Entwicklung ging in Richtung Schiebedach- und Schwenkdachwagen. Eine weitere Neubenennung der Gattungsbezeichnungen für die K-Wagen erfolgte im Jahr 1952 wie folgt:
Länderbauart K 06, später Tk 940
Verbandsbauart K 15, später Tk 901
Austauschbauart K 25, später Tk 902
Geschweißte Bauart Km 35, später Tk 904
Nachkriegsbauart Kmm 36, später Tu 905
Für die Wagen der Gattungen K 06 bis 25 war bei der DB die Nummernreihe 340 000 bis 349 999 vorgesehen. Diese Güterwagenbauarten waren noch in großen Stückzahlen bis gegen Ende der 1950er Jahre im Einsatz.
In den 1950er und 1960er Jahren waren die kleinen K 06 und K 15 zum Teil als paarweise, festgekuppelte Einheiten im Einsatz, um mit 30 Tonnen Ladegewicht eine günstigere Tarifklasse anbieten zu können. Diese Wagen erhielten dabei neue Gattungsbezeichnungen wie KK 06 und KK 15 bzw. Tak-u 940 bzw. 941. Die Klappdeckelwagen der DB sind im Bestand von 1962 noch nachgewiesen, ihr Ende kam jedoch danach. Im Jahr 1964 schieden die Km 36 bzw. Tu 905 aus. 1965 wurden die letzten K 06 bzw. Tk 940 ausgemustert. Im Jahr 1966 kam der Kahlschlag, die Bauarten KK 06 bzw. Tak 940, K 15 bzw. Tk 901, KK 15 bzw. Tak 941, Km 35 bzw. Tu 904 und K 90 als fremde Bauarten schieden in diesem Jahr aus dem Bestand. Die K 25 bzw. Tk 902 schieben im Jahr 1967 als letzte Bauart aus.
Mit dem Kassieren des Bestandes im Güterwagenpark waren die Güterwagen noch lange nicht von den Deutschen Gleisen verbannt. Eine Vielzahl derartiger Wagen fand nach 1966 Verwendung als Bahndienstwagen, Bahnhofswagen oder Werkwagen, wobei diese Wagen teilweise mit und ohne Klappen noch jahrelang im Einsatz standen.
Im Jahr 1983/84 wurde im Vorfeld der anstehenden 150 Jahr Feierlichkeiten nach noch gut erhaltenen Wagen gesucht. Nach langem Suchen wurde noch zwei einigermaßen gut erhaltene bzw. brauchbare Exemplare gefunden und sichergestellt. Zur Aufarbeitung eines dieser Wagen kam es erst 1987/88 anläßlich des 75jährigen Jubiläums des AW Paderborn. Dort wurde dieser Wagen aufwendig restauriert wurde danach dem Museumsbestand des AW Paderborn zugeführt. Ein weiterer Klappdeckelwagen K 06 wurde 1983 von dem Verein Freunde Eisenbahn EV Hamburg von der ÖBB, wo er nach dem Zweiten Weltkrieg verblieben ist, erworben und 1983 restauriert. Der Wagen wurde der Fahrzeugsammlung in Hamburg-Wilhelmsburg zugeführt. Auch zur Fahrzeugsammlung der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte gehört ein K-Wagen. Dieser Wagen in der Austauschbauart K 25 steht im Museum von Bochum-Dahlhausen.
Modellvorstellung
Diese zierlichen Güterwagen wurden noch unter Fleischmann ins Sortiment genommen. Die Gebrüder Fleischmann in Nürnberg (GFN) war ein traditionsbewußter Modellhersteller, der nicht nur die gängigen Epochen der DB und DR im Auge hatte, sondern vor allem ein reichhaltiges Sortiment an Modellen der Preußischen Staatsbahnen entwickelte und somit eine schöne Vielfalt früherer Wagenmodelle ins Modell umsetzte. Die Fleischmann-Konstruktion entstammt zumindest aus den 1990er Jahren und wurde in verschiedenen Vorbildausführungen umgesetzt. Dabei kamen Modelle ohne Bremserbühne/-haus, mit offenen Bremserhaus und geschlossener Ausführung zur Umsetzung. Weitere Modelle wurden auch bei Fleischmann unter dem Dach der Modelleisenbahn GmbH gefertigt.
Die Markenbereinigung im Hause Modelleisenbahn GmbH führte die Neuaufstellung des Sortiments und die Überleitung der H0-Modelle zu Roco, unter dessen Marke für dieses Jahr (erstmals) ein Set mit zwei Wagen der Polnischen Staatsbahn (PKP) angekündigt wurden, welches unter der Artikelnummer 76043 vertrieben wird. Der Setpreis ist mit einem UVP von € 52,90 belegt, wobei anzumerken ist, daß diese zierlichen Klappdeckelwagen selbst bei GFN nicht gerade günstig waren.
Das gegenwärtige Roco-Set beinhaltet jeweils eine Ausführung mit und ohne Handbremse. Die Roco-Modelle sind einzeln verpackt. Als Verpackung dient die alte Fleischmann-Blisterbox, beide Modelle sind in einer weiteren Umverpackung abgelegt. Zum Lieferumfang gehört auch die mitgelieferte Fleischmann-Kurzkupplung.
Beide Modelle sind aus Kunststoff gefertigt und in der robusten Fleischmann-Ausführung gefertigt, die auch schon eine Kurzkupplungskulisse umfaßt. Die drei Klappdeckel sind in den Dachfirst eingesetzt und sind beweglich. Das Modell wurde schon damals sauber detailliert umgesetzt und weist alle baulichen Besonderheiten wie den ausgebauchten Seitenwänden oder Klappen auf. Nicht zu übersehen sind auch die feinen Gravuren wie der Nietreihen an den verschiedensten Stellen des Wagenkastens oder auch die feinen Detaillierungen der erhaben dargestellten Scharniere, Verschlüsse oder Leisten. Ebenfalls aus der Fleischmann-Zeit zu sehen sind die angespritzten Griffstangen bei den ebenfalls angespritzten, seitlichen Trittstufen an der Stirnwand. Der Wagen ohne Handbremse ist mit Vollrädern versehen, jener mit der Handbremse hat Speichenräder.
Beide Modelle sind sauber bedruckt und weisen unterschiedliche Betriebsanschriften auf. Das Modell ohne Handbremse ist mit der Gattungsbezeichnung Sdw und der Wagennummer 701197 beschriftet. Die Revisionsanschriften sind am Langträger des Modells verzeichnet, zu lesen sind die Angaben REV Gliwice 30.05.57 mit Hinweis auf die nächste Revision in zwei Jahren (30.05.59). Das zweite Modell gehört der Bauart Sdwh an und ist mit der Betriebsnummer 701062 angeschrieben. Seine Revisionsanschriften lauten auf REV Gliwice 29.08.57.
Bilder 76043/1
Bilder 76043/2