Brawa 47973 / 47987 / 47988: Bauart Oppeln – SAAR / ÖBB
Die Wagen der Bauart Ghs Oppeln waren die dritte geschweißte Bauart gedeckter Güterwagen, die die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft ab 1936 in Dienst stellte. Die anderen in Schweißtechnik gefertigten Neubauwagen waren die Bauarten G(h)s 31 (Glhs Dresden) und die vierachsige Bauart GGhs Dresden (GGhs 41). Die Deutsche Reichsbahn hat insgesamt 28.077 Wagen bauen lassen, davon besaßen 6.150 Wagen eine Handbremse. Auffälligste Unterschiede zu den Vorgängern der Bauart Gr Kassel (G 20) waren der vergrößerte Achsstand und das dadurch notwendig gewordene Sprengwerk.
Dem Stand der Entwicklung entsprechend bekamen die Wagen Radsätze mit Gleitlagern. Die Radsatzlager wurden in Seitenwangen geführt und waren über siebenlagige Blatttragfederpakete mit dem Untergestell verbunden. An den Enden der längsten Federblätter waren Augen vorhanden, an denen Einfachschaken befestigt waren.
Das Laufwerk wies einen Achsstand von 6.000 mm auf, so dass sich recht kurze Überhänge an den Wagenenden ergaben. Dies brachte einen ruhigen Lauf, auch bei höheren Geschwindigkeiten. Damit die Fahrzeuge auch auf der russischen Breitspur verkehren konnten, wurden sie mit Spurwechselradsätzen bestückt.
Bei den meisten Wagen war eine Druckluftbremse der Bauart Hildebrandt-Knorr Hik-GP vorhanden. Sie verfügte über einen Bremszylinder, einen Bremsgestängesteller und eine zweistufige, von Hand umzustellende Lastabbremsung. Einfache Bremsklötze lagen über den Laufflächen der Radsätze. Ein Teil der Wagen war mit einer Feststellbremse ausgestattet, die über eine Kurbel von einer Stirnbühne aus zu bedienen war. Bei anderen Wagen war keine eigene Bremsanlage, sondern lediglich eine Druckluft-Durchgangsleitung vorhanden.
Die Höchstgeschwindigkeit der Ghs Oppe1n mit Bremsanlage betrug 100 km/h. Wagen mit einer Durchgangsleitung konnten nur bis 80 km/h eingesetzt werden. Die handgebremsten Wagen sowie ein Teil ohne diese waren mit einer Dampfheizung ausgestattet, womit ein Einsatz in Personenzügen möglich war. Normale Schraubenkupplungen und Zughaken bildeten die Verbindung zu den Nachbarwagen. Der Einbau einer automatischen Kupplung war nicht möglich. Als Seitenpuffer waren solche der Bauart Ringfeder vorhanden.
Das geschweißte Untergestell bestand aus Lang-, Quer- und Kopfträgern und war aus Profilen unterschiedlicher Form hergestellt. Ein dreieckiges, ebenes Sprengwerk sorgte für eine weitere Versteifung dieser Konstruktion. Bei den Wagen mit Handbremse war das Untergestell einseitig um eine 700 mm lange und aus Stahl gefertigte Bühne verlängert, Die Bühne wies Trittstufen und ein festes Geländer auf. Um das Rangierpersonal bei schlechtem Wetter zu schützen, war bei einigen Wagen ein Bremserhaus aus Holz mit seitlichen Zugangstüren auf dieser Bühne vorhanden.
Der Wagenkasten bestand aus einem Stahlgerippe mit senkrechten Eck- und Mittelprofilen. Die Wandsegmente neben den Schiebetüren waren durch diagonal angebrachte Profile verstärkt. Das Gerippe war von innen mit waagerechten Holzbrettern beplankt. Bei einigen Wagen wurden diese Planken bei Untersuchungen gegen unverdichtete Kunstharzholzplatten ausgetauscht. Sie waren ebenfalls von innen am Gerippe angebracht. Über den Wagenkasten wölbte sich ein Tonnendach.
Für die Be- und Entladung befand sich in der Mitte einer jeden Seitenwand eine einflügelige, manuell zu bedienende Schiebetür. Sie bestand aus einem Stahlprofil-Rahmen und war mit Holz verkleidet. Die Tür war oben an Laufschienen aufgehängt und besaß Handgriffe und Riegel.
Unter den Türen waren lange Trittbretter aus Holz vorhanden. Außer den Türen besaßen die Wagen zwei kleine Öffnungen in jeder Seitenwand. Eine war mit Lüftungslamellen ausgestattet, die andere konnte durch eine Klappe verschlossen werden. Durch sie konnte kleines und langes Ladegut verladen werden.
Der Fußboden bestand aus Holzbohlen und konnte befahren werden. Rangierertritte und -griffe sowie Seilösen an den Wagenecken vervollständigten die Ausstattung. Einige Wagen waren zusätzlich mit einer Dampfheizleitung oder einer elektrischen Heizleitung ausgestattet und konnten so freizügig in Reisezügen eingesetzt werden.
Auf Grund ihrer hohen Stückzahl verblieben die Wagen nach dem Zweiten Weltkrieg bei vielen Bahnverwaltungen. Bei der DB wurden einige in den EUROP-Pool eingestellt. Sie wurden jedoch wieder heraus genommen, nachdem genügend Wagen neuerer Bauarten vorhanden waren.
Der Bestand der Wagenfamilie der Oppeln verteilte nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges auf ganz Europa und wurde von den jeweiligen Nachfolgebahnverwaltungen in deren Bestände übernommen. Bei der DB wurden die Fahrzeuge als Gms 30 in den Bestand eingereiht, von denen ein beachtlicher Teil im EUROP-Park eingestellt war. Im Rahmen von Vollaufarbeitungen entstand zu Beginn der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Bauart Gmms 40 (Gs 210) aus den Glm 200. Die nicht umgebauten Wagen schieden bis 1978 komplett aus dem Bestand der DB aus.
Brawa 47973 – SAAR Gms 30
Die Verbreitung der Wagen nach dem Zweiten Weltkrieg sorgt für eine Fülle an Modellbahnvarianten dieser Wagenbauart, wobei die Wagen auch zur SAAR kamen und auch dort im EUROP-Park eingestellt waren. SAAR ist die Kurzbezeichnung für die Eisenbahn des Saarlandes, die als Staatsbahn zwischen 1951 und 1956 existierte und mit dem Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik Deutschland mit 1. Jänner 1957 bei der Deutschen Bundesbahn aufging.
Brawa hat in den diesjährigen Neuheiten ein Modell mit Handbremse angekündigt, das zum UVP von € 39,90 in den Fachhandel gelangte. Der Hersteller liefert das Modell in der bekannten, robusten Plastikverpackung aus. Es ist mit Seidenpapier und Folie umwickelt und in einer zweiteiligen Blistereinlage verpackt. Beigepackt ist noch ein Zurüstbeutel mit Kupplungen und Kupplungshaken sowie Bremsschläuchen.
Der Güterwagen trägt die Betriebsnummer 17002 der SAAR und gehört der Bauart Gms 30 an, der nicht nur im EUROP-Park eingestellt ist, sondern auch das RIV-Zeichen trägt. Dazu passend sind auch die Revisionanschriften (Unt Sbr – Bu 12.3.56) zu betrachten. Der Wagenkasten weist zahlreiche saubere Gravuren auf und zeichnet sich durch verschiedene Details am Wagenkasten aus. Sauber umgesetzt sind auch die Metallprofile sowie die Nietreihen an der Außenhaut, die Lüftergitter sind dezent angraviert. Im Wagenkasten sind verschiedene Teile extra angesetzt. Diese reichen von verschiedenen Handgriffen über Türriegel und Signalhalterungen bis hin zur Bremserbühne. Am Wagenboden ist die Bremsanlage vollständig dargestellt, die außenliegenden Bremssteller sind mehrfarbig dargestellt. Zwischen Bremsanlage und Wagenboden ist die Kurzkupplungskulisse mit Norm-Schacht eingelassen. Am Sprengwerk sind die Trittstufen für die Seitentüren befestigt.
Bilder
Brawa 47987 – ÖBB Gms (Steyr 80)
Im aktuellen Neuheitenprogramm finden sich auch diese Werbewagen mit besonderen Aufdrucken heimischer Industriebetriebe. Dieser Güterwagen ist mit Dekos des Steyr 80 versehen. Der Traktor ist auf der rechten Wagenhälfte aufgedruckt, weitere Anschriften sind auf der Schiebetüre ersichtlich. Das Modell trägt die Wagennummer Gms 140809 sowie die Revisionsdaten REV Lz 07.09.57.
Brawa 47988 – ÖBB Gms (Anker Brot)
Dieses Modell ist im Erscheinungsbild der Firma Anker-Brot gehalten, wobei besonders die hellbeige Kastenfarbe auffällt. Am Wagenkasten sind verschiedene Anschriften und sonstige Hinweise aufgedruckt. Das Modell ist mit der Gattungsbezeichnung Gms und der Wagennummer 140792 bedruckt, am Langträger sind die letzten Untersuchungsdaten (REV Wn 17.08.58) angegeben.
Die große Modellvielfalt einer Reichsbahnbauart
Die Güterwagen der Reichsbahn ermöglichen aufgrund des geschichtlichen Ablaufes im letzten Jahrhundert bei der Konstruktion von Güterwagen einen unerreichten Variantenreichtum. Die Wagenbauart ist nach dem Zweiten Weltkrieg in verschiedenen Staaten verblieben und wurde dann in die Güterwagenbestände der neuen Bahngesellschaften nach 1945 eingegliedert. Neben der Deutschen Reichsbahn (Gesellschaft) als Beschaffer dieser Wagenkonstruktion sind diese Güterwagen bei den Besatzungszonen in Deutschland, der Deutschen Bundesbahn (DB), der Deutschen Reichsbahn (DR), der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), der SAAR-Bahnen (ab 1956 DB), der Französischen Staatsbahnen (SNCF), der Belgischen Staatsbahnen (NMBS/SNCB), der Niederländischen Staatsbahnen (NS), der Polnischen Staatsbahnen (PKP), der Tschechischen Staatsbahnen (CSD), der Ungarischen Staatsbahnen (MAV), der GySEV, der Bulgarischen Staatsbahnen (BDZ), der Rumänischen Staatsbahnen (CFR), der Jugoslawischen Staatsbahnen (JZ) und der Norwegischen Staatsbahnen (NSB). Weitere Modellvarianten entstehen durch die Ausführung der verschiedenen Epochen (III oder IV) und bei den Ausführungen mit Verschieberbühne oder -haus. Selbst das Dach bietet zwei Varianten (Blech- oder Tonnendach), wenn man von den Ausführungen mit Eisluken, Lüftungsklappen bzw. Lagerausführung usw. absieht. Positiv ist vor allem zu erwähnen, daß der Hersteller insbesondere Modellausführungen von Bahnverwaltungen hinter dem einstigen Eisernen Vorhang produziert.
Exact-Train hat in einem ersten Auftakt Modelle der Deutschen Reichsbahn (Gesellschaft) angekündigt. Allerdings hält sich die Variantenwahl in Grenzen, indem zu Einzelwagen mit Bremserhaus auch Modellausführungen des Roten Kreuzes als Zweierset erschienen sind. Bei den Modellen der DR gibt es sogar Modellausführungen, in denen ein Ofen nachgebildet ist. Es deutet hierbei sehr auf Mannschaftswagen hin. Die DR-Wagen sind als Kühlwagen mit Eisluken, Bananenwagen, Expressgutwagen für die Epochen III und IV erhältlich. Die DB-Varianten sind ebenfalls für die Epochen III und IV zu erwerben, dafür aber in den Ausführunge als EUROP mit unterschiedlichen Ausprägungen des Vorbildes, aber auch als neuere Variante mit den zuletzt im Stückgutverkehr verwendeten Typen. Modellausführungen mit verschiedenen Werbeausführungen gehören auch dazu wie die DB-intern verwendeten Bahndienstwagen. An dieser Stelle seien noch die Modelle der Französischen, der USSR-US-Zone und der DR Brit. Zone zu erwähnen.
Die Modellausführungen der SNCF erschienen in den Farbtönen Rotbraun und dem bekannten Dunkelbraun. Auch hier gibt es Modelle mit Bremserbühne bzw. Bremserhaus. Alle Modelle liefen der Epoche III, einzeln wie im Set. Die ÖBB-Wagen sind in der Regel alle einzeln erhältlich, lediglich ein Zweierset für die Epoche III ist erhältlich. Spannender wird es mit den Modellen aus den ehemaligen Ostblockländern. Modelle der PKP sind mit und ohne Bremserhaus erhältlich, gleich verhält es sich mit den Modellen der CSD. Modelle der GySEV und MAV stellen bekannte Einzelstücke dar.
EUROP-Wagenpark
Neun Mitgliedsstaaten des RIV-Verbandes (DB, DSB, FS, NS, ÖBB, SBB, SNCB, SNCF und CFL) haben Anfang der 1950er Jahre neben RIV-Abkommen noch ein weiteres Übereinkommen getroffen, das den Leerlauf von Güterwagen zwischen den Mitgliedsstaaten einschränken soll. Nach diesem EUROP-Übereinkommen dürften bestimmte Güterwagen, die das Zeichen RIV-EUROP tragen, wie eigene Wagen verwendet werden. Ein ähnliches Abkommen haben sieben Verwaltungen des ehemaligen Ostblocks (BDZ, CFR, CSD, MAV, PKP, SZD und DR) geschlossen. Die Güterwagen dieses gemeinsamen Wagenpark OPW (Obschtci Park Wagenow) tragen die Anschrift RIV-OPW.