Brawa 43408 / 43418 / 43432 / 63102: DB E 44 / DR 244
Gegen Ende der 1920er Jahre wurden die Arbeiten an der Elektrifizierung weiterer Strecken der Reichsbahn vorübergehend eingestellt. Auch der Neubau von Lokomotiven unterblieb, weil sich auch die Weltwirtschaftskrise um sich griff. In dieser Phase der Stagnation unternahm die deutsche Lokomotivindustrie auf eigenes Risiko den Versuch, eine Universallokomotive zu schaffen. Die Firmen BEW, MSW und SSW entwickelten je eine Lokomotive. Ausgehend von der Konstruktion der Maschinen E 15 01 und E 16 101, entwarfen die SSW eine laufachslose Drehgestell-Lokomotive mit vier Tatzlagermotoren, die Ende 1930 der Reichsbahn zu Testfahrten übergeben werden konnten. Alle Zug- und Stoßkräfte werden von den zweiachsigen Drehgestellen aufgenommen, die mit einer Mittelkupplung miteinander verbinden sind. Der Lokomotivkasten mit den beiden halbhohen Vorbauten war zum überwiegenden Teil geschweißt worden, und auf dem vollkommen geschweißten Brückenrahmen befestigt. Nach ausgedehnten Versuchsfahrten in Bayern und Sachsen wurde die Maschine im Jahr 1933 von der Reichsbahn als E 44 001 übernommen und im Bw Garmisch-Partenkirchen stationiert. Später wurden das Äußere und die Ausrüstung den draus entwickelten Serienlokomotiven der Baureihe E 44/144 angepaßt. Die positiven Ergebnisse der drei Probemaschinen führte seitens der Reichsbahn zur Bestellung von 20 Serienlokomotiven bei SSW in der Achsfolge Bo‘ Bo‘. Als Basis diente dabei eine überarbeitete Konstruktion der E 44 001. Die neuen Fahrzeuge sind für die 1933 elektrifizierte Strecke Augsburg – Stuttgart beschafft worden. Bis 1945 wurden insgesamt 174 Maschinen in Dienst gestellt. Den mechanischen Teil lieferten Henschel, Krauss-Maffei und bei acht Maschinen die LOFAG in Wien. Sieben Lokomotiven beschaffte die Deutsche Bundesbahn noch nach dem Krieg. Hinzu kamen noch die umgebauten E 244 11 und 22 als E 44 188 und 189. In der Ausführung des mechanischen und elektrischen Teils entsprechen die Maschinen weitgehend der E 44 001, die Pufferträger wurden aber angeschraubt, um ein leichteres Auswechseln nach Unfällen zu ermöglichen. Nach 1945 verblieben 45 Lokomotiven in der DDR. Die Deutsche Bundesbahn rüstete mehrere Maschinen für den Wendezugbetrieb aus. Diese Fahrzeuge erhielten den Zusatz G (E 44 009G). Die mit einer elektrischen Bremse versehenen Lokomotiven trugen bis 1962 den Zusatz W für Widerstandsbremse und wurden danach durch eine der Ordnungsnummer vorangesetzte 1 gekennzeichnet (E 44 152W = E 44 1152). Die Reihe E 44 zählte zu den besten Konstruktionen der Lokomotivgeschichte und wurde bei der Reichsbahn auch als KEL 1 geführt.
Modellvorstellung
Endlich ist sie da, die neukonstruierte E 44 von Brawa. Die Neukonstruktion wurde als die Topneuheit 2017 angekündigt und von vielen schon sehnlichst erwartet. Wie es bei Brawa auch üblich ist, hat der Hersteller sogleich verschiedene Modellvarianten angekündigt und das nicht nur in einer Baugröße. Folgende Vorbilder wurden realisiert:
- E 44 007 der DRB als Epoche II-Modell mit Stromabnehmer SBS 10
- E 44 100 der DB als Epoche III-Modell mit Stromabnehmer SBS 10
- E 44 181W der DB als Epoche III-Modell mit Stromabnehmer SBS 39
- 144 119-5 der DB als Epoche IV-Modell mit Stromabnehmer SBS 39
- 244 069-1 der DR als Epoche IV-Modell mit Stromabnehmer RBS 58
Zur Vorstellung gelangt die Modellausführung der E 44 181W. Brawa liefert das Modell in vier verschiedenen Modellvarianten aus, und zwar für Gleichstrombetrieb in der Version Analog Basic (43408, UVP € 299,90) bzw. Digital Extra (43410, UVP € 449,90) und für den Wechselstrombetrieb in der Version Digital Basic+ (43409, UVP € 344,90) und Digital Extra (43411, UVP € 449,90).
Verpackung
Die Auslieferung der E 44 erfolgt in der von Brawa her bekannten Verpackungsform, und zwar die mittels Kartonschuber ummantelte Kartonverpackung. Das Modell selbst ist in der Blisterbox fixiert, die einerseits durch einen Plastikschuber nochmals ummantelt ist und in die Kartonverpackung eingeschoben ist. In einer Ausparung der Blisterverpackung ist ein Zurüstbeutel eingelegt, der die Kupplungen, Bremsschläuche, Zughaken beinhaltet. Die Betriebsanleitung ist in die Kartonverpackung eingelegt. Positiv ist zu erwähnen, daß die Anleitung sehr gut bebildert ist und die Skizzen auch zum Betrachten von sehschwachen Personen geeignet ist. Die Betriebsanleitung ist in den Sprachen Deutsch und Englisch gehalten.
Technik
Die technischen Komponenten des Modells sind unterhalb des aus Kunststoff gefertigten Gehäuses angeordnet. Zum Abnahmen dieses müssen zuerst die beiden Vorbauten nach außen abgezogen werden, anschließend wird mit den Fingernägeln in den Spalt unter den Führerständen das Lokgehäuse nach oben gedrückt.
Die Mittelplatine ist zwischen den Führerständen eingepaßt, an welcher zwei weitere Platinen anschließen, die in der Höhe des Führerstanddaches befinden. Die Zentralplatine ist mit einer PluX22-Schnittstelle verstehen, in welchem bei der vorliegenden Basis-Version ein Brückenstecker eingesetzt ist.
Für den Antrieb des Modells dient ein Mittelmotor mit zwei Schwungmassen, der sein Drehmoment über Kardanwellen und dem Zahnradgetriebe auf alle vier Achsen überträgt. Die beiden innenliegenden Achsen verfügen über jeweils einen Haftreifen. Der Fahrzeugrahmen ist aus Druckguß gefertigt. Die berücksichtigte Kurzkupplungskulisse ist in den Drehgestellen integriert.
Fahrverhalten
Das vorliegende Modell bringt ein Eigengewicht von 402 Gramm auf die Waage und macht im anschließenden Anlageneinsatz eine hervorragende Figur. Das Modell ist leise und hat einen taumelfreien Lauf, erfordert dafür aber auch eine sauber verlegte Gleisanlage. Erfreulich ist vor allem die Geschwindigkeit des Modells. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. 97 km/h. Diese ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. sieben % höher, gegenüber dem NEM-Wert mit der Draufgabe von 30 % um 23 % zu niedrig. Die Lok läuft ca. 2,5 Fahrzeuglängen aus.
Optik
Brawa legt mit der Neukonstruktion ein Serienmodell auf Kleinserienniveau vor. Der Modellbahner findet ein sauber graviertes Fahrzeug vor, indem sämtliche Details abgebildet sind. Dies umfaßt die dezent nachgebildeten Lüfterjalousien ebenso wie die zierlichen Scharniere und Schlösser der Abdeckungen am Lokkasten. Die darauf sichtbaren Nietreihen sind absolut filigran ausgeführt. Die optische Aufwertung des Modells erfolgt jedoch durch die vielen extra angesetzten Teile, wie bei den Vorbauten (Umläufe), der Griffstangen bei den Führerstandstüren und auch die dazugehörigen Aufstiegsleitern. Beim Testmodell hat sich immer wieder ein solches Steckteil gelöst, weshalb es sich empfiehlt, dieses anzukleben.
Bei der Umsetzung der Dächer hat Brawa auf die verschiedenartigen Bauteile geachtet und dabei sowohl den Stromabnehmer der Bauart SBS 10 und SBS 39 verwendet. Das vorliegende Modell ist mit zierlichen Stromabnehmern der letztgenannten Bauart bestückt, wobei hier die Schleifstücke lackiert sind. Die Scherenstromabnehmer lassen sich problemlos heben und senken und rasten automatisch in Tieflage ein. Die Dachaufbauten sind alle berücksichtigt, ebenso die Trittstufen und der Hauptschalter der Bauart R 628.
Die Drehgestellblenden weisen ebenso feine Gravuren auf und sind dreidimensional durchgebildet, wobei der Hersteller bei diesem Modell die Ausführung mit acht Sandkästen gewählt hat. Am Drehgestellrahmen sind auch zierliche Nietreihen sowie weitere Details wie Bremsgestände und Indusi-Magnet erkennbar.
Farbgebung und Beschriftung
Die Lokomotive weist eine saubere Lackierung auf, gleiches gilt auch für die hervorragend und gut deckend aufgetragene Beschriftung. Brawa hat diesem Modell die Betriebsnummer E 44 181 W zugewiesen. Die Lok ist somit beim Bw Freiburg der BD Karlsruhe stationiert. Als letztes Untersuchungsdatum ist der 2.6.57 des AW München-Freimann angeschrieben, die letzte Bremsuntersuchung fand am 6.7.60 in Freiburg statt.
Beleuchtung
Das Modell wird mittels LED beleuchtet. Im analogen Fahrzeugeinsatz leuchten in Fahrtrichtung drei Stirnlampen sowie dezent die Führerstandbeleuchtung, rückseitig sind die unteren Lampen mit roten Schlußlichtern belegt.
Weitere Schaltkombinationen sind im Digitalbetrieb möglich, aber nicht Gegenstand dieser Modellvorstellung.
Bilder 43408 – E 44 181W
Modellvorstellung 43418 – DR 244
Brawa nützt im Zuge der Modellumsetzung seiner Neukonstruktion auch weiterführende Modellvarianten umzusetzen. Bekanntermaßen sind einige E 44 nach dem Zweiten Weltkrieg bei der Deutschen Reichsbahn in der DDR verblieben. Als Vorbild für das Brawa-Modell diente die 244 069-1, die mit ihrer Computernummer als Epoche IV-Modell erschienen ist. Brawa liefert die DR-Ausführung wiederum in allen vier technischen Varianten an, die den Nummernbereich 43416 bis 43419 einnehmen. Mir vorliegend ist das Modell 43418 als Digital-Extra-Ausführung als Gleichstrommodell zum UVP von € 449,–, welches im September 2018 zur Erstauslieferung gelangte.
Die Modellausführung entspricht wiederum den hohen Fertigungsstandards von Brawa. In der Farbgebung entspricht die Modellausführung dem Vorbild der DR-Maschine mit seiner hellen Kastenfarbe, der schwarzen Zierlinie und dem Rahmen. Das Dach ist hellgrau lackiert, die beiden Drehgestelle in roter Farbgebung. Als Heimat-Rbd ist Halle aufgedruckt, Heimatdienststelle ist das Bw Engelsdorf in Leipzig. Bei den Revisionsdaten sind die Angaben REV Ds 28.10.71 links daneben am Lokrahmen zu lesen. Weitere Unterschiede betreffen die Dachausrüstung mit den Stromabnehmern der Bauart RBS 58 und dem Hauptschalter der Bauart DAT1.
Die Digitalversion Extra ist aufgrund des berücksichtigen Energiespeichers für den Digitalbetrieb betriebssicherer und vermeidet Unterbrechungen beim Sound, Motor und der Beleuchtung. Außerdem sind in dieser Modellausführung umfangreiche Lichtfunktionen enthalten. Für die Wiedergabe des Originalsound wurde ein rauschfreier 16-bit Sound mit bis zu 8 unabhängigen Kanälen auf den Decoder aufgespielt. Der verbaute Decoder erkennt die gängigen Digitalformate wie DCC, Motorola, SX1 und SX2. Beim Fahrverhalten ist die DR-Ausführung etwas langsamer übersetzt und benötigte für die Testrunden jeweils ca. zwei Sekunden mehr.
Bilder 43418 – DR 244 069-1
Modellvorstellung der E 44 in der Baugröße N – Brawa 63102
Die Modellbahner der kleineren Spurweite können sich ebenfalls über die Neukonstruktion der E 44 aus dem Hause Brawa freuen, die vier Jahre nach der erstmaligen Ankündigung ebenfalls in den Fachhandel gelangte. Vorgestellt wird die aus dem Neuheitenprospekt gelistete E 44 006 mit der Artikel 63102 als Epoche III-Modell der DB. Die Ausführung mit Loksound steht unter der Artikelnummer 63103 zur Verfügung. Aktuell wird das Modell zum UVP von € 174,90 bzw. € 299,90 angeboten.
Verpackung
Die für H0-Modelle bekannte Verpackungsform findet in modizierte Form auch bei Modellen der Baugröße N Anwendung. Allerdings ist das Modell in einer zweiteiligen Plastikvorrichtung eingelegt und in einer Blisterbox verpackt. Beigelegt ist eine umfangreiche Betriebsanleitung, die jedoch nicht so hervorragend illustriert ist, wie das größere Pendants. Ein Zurüstbeutel enthält die Bremsschläuche und die Kupplungshaken.
Technik
Im Gegensatz zum H0-Modell ist das Lokgehäuse in einem Teil gefertigt. Es läßt sich durch seitliches Auseinanderspreitzen nach oben abziehen. Das Innenleben weist den gleichen Fahrzeugaufbau auf, indem die Zentralplatine zwischen den Führerständen eingesetzt ist und daran zwei weitere Lichtplatinen anschließen. Der Mittelmotor ist im Fahrzeugrahmen eingesetzt, die Kraftübertragung erfolgt ebenfalls via Kardanwellen und Zahnradgetriebe auf alle Achsen. Je ein Haftreifen sind an den Achsen 2 und 3 aufgezogen. Als Digital-Schnittstelle ist eine des Typs NEXT18 verbaut. Berücksichtigt wurde auch die Kurzkupplungskulisse.
Fahrverhalten
Die Fahreigenschaften der Neukonstruktion können sich ohne weiteres sehen lassen. Das Modell durfte seine Proberunden auf einem Gleisoval auf dem kleinsten Radius des „piccolo“-Gleissystems von Fleischmann erbringen.
Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. 83 km/h. Diese ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. acht % zu niedrig, gegenüber dem NEM-Wert mit der Draufgabe von 50 % um gerade einmal ca. 58 % zu niedrig. Das 68 Gramm schwere Modell weist einen Auslauf von mind. einem halben Meter auf.
Optik
Das Modell weist ebenso feine Gravuren in vielerlei Hinsicht auf, die an den Lüftergittern, den Verkleidungen am Lokkasten, den Nietreihen usw. erkennen lassen. Brawa hat in dieser Baugröße sogar noch extra angesetzte Umläufe und Griffstangen berücksichtigt, hingegen aber die Auftrittsstufen an der Form angespritzt. Das Dach wurde vorbildgerecht mit freistehenden Leitungen umgesetzt. Die Drehgestelle sind ebenfalls dreidimensional nachgebildet.
Farbgebung und Beschriftung
Die Lokomotive weist eine saubere Lackierung auf. Die Anschriften sind auf diesem Modell zu dick aufgetragen und sind selbst unter der Lupe nur sehr schwer lesbar bzw. zu entziffern. Brawa hat diesem Modell die Betriebsnummer E 44 006 zugewiesen. Die Lok ist somit beim Bw Garmisch der BD München stationiert. Die Untersuchungsdatum sind leider unleserlich dargestellt.
Beleuchtung
Das Modell wird mittels LED beleuchtet. Im analogen Fahrzeugeinsatz leuchten in Fahrtrichtung drei Stirnlampen sowie dezent die Führerstandbeleuchtung, rückseitig sind die unteren Lampen mit roten Schlußlichtern belegt.
Bilder 63102 – E 44 006
Modellvorstellung 43432 – DB 144 071-8
Natürlich darf auch eine Ausführung in der wohl unbeliebtesten Farbgebung nicht fehlen, die als Neuheit 2019 aufgelegt wird. Brawa hat für seine ozeanblau-beige lackierte 144 die Betriebsnummer 144 071-8 ausgewählt und legt das Modell in vier verschiedenen Modellausführungen auf. Die Lok ist beim Bw Stuttgart bzw. der BD Stuttgart beheimatet und hat im Revisionsraster die Untersuchungsdaten REV Mf 24.11.75 angeschrieben.
Bilder 43432 – 144 071-8
Weiterführende Information: