Jägerndorfer Collection 20680 / 20630 / 20670: ÖBB 2068.050 / 2068.054-3 / 2068.010
Die akute Überalterung der Fuhrparks bei den Verschubdiesellokomotiven einerseits und die leistungsschwache Ausführung der vorhandenen Konstruktionen führten bei den Österreichischen Bundesbahnen zur Überlegung einer neuen Fahrzeugtype. Die neue Verschubdiesellok, welche zur Beschaffung anstand, sollte dabei dem aktuellen Stand der Technik entsprechen. Die Entwicklung der Reihe 2068 von den Jenbacher Werken hat alle Innovationen auf dem Sektor der lärm- bzw. geräuscharmen Triebfahrzeuge einfließen lassen, weshalb diese JW-Lok zur neuesten und modernsten Diesellokomotive als „Flüsterlok“ titulieren ließ.
Die ÖBB stellten Mitte der Achtziger Jahre erste Überlegungen zur Konzipierung neuer Dieselloks für den Verschubdienst an. Eine dreiachsige Lok schied aufgrund der unruhigen Laufeigenschaften im Geschwindigkeitsbereich von 100 km/h aus. Die Lösung sah man in einer vierachsigen Drehgestellok. Die Jenbacher Werke durften 1989/90 zunächst fünf solche Loks an die ÖBB abliefern, die sie als 2068.001 bis 005 einreihte, von denen noch weitere 55 Stück in den Jahren 1992 bis 1994 folgten. Die Hauptlieferserie weist gegenüber den Prototypen nur geringfügige Änderungen auf. Die Vorserie wurde 1998 für den Raffinerie-Einsatz bei den OMV explosionssicher gemacht. Mit der Indienststellung der neuen „Flüsterlok“ wurden die alten, lärmenden Dieselloks der dreiachsigen Reihe 2067 in untergeordnete Dienste abgedrängt. Der Einsatz der Reihe 2068 besänftigte vor allem lärmgeplagte Anwohner von Bahnanlagen mit umfangreichen Verschubbewegungen. Obwohl die Drehstrom-Asynchron-Antriebstechnik auch bei Dieselloks Einzug hielt, entschieden sich die ÖBB für ein Antriebssystem mit hydrodynamischer Kraftübertragung. Im Zusammenspiel mit rechnergestützter Leittechnik erlaubt heute auch ein Turbowendegetriebe weitreichende regeltechnische Optimierungen samt ausgeklügeltem Gleit- und Schleuderschutz, verschleißfreier hydrodynamischer Bremsung und Fahrtwendung wie auch Schwerlast-Schleichfahrt mit akzeptablem Wirkungsgrad.
Der tragende Hauptrahmen der Lok setzt sich aus zwei durchgehenden, kastenförmigen Längsträgern, mehreren Querträgern und den beiden Pufferträgern zusammen. Die beiden Vorbauten und das Führerhaus sind am Hauptrahmen eingelagert. Rund um die Vorbauten sind Umlaufstege, die über die Verschieberauftritte zugänglich sind. Die gesamte Antriebsanlage sowie auch die elektronische Ausrüstung befinden sich in den beiden Vorbauten. Das fast in der Mitte befindliche Führerhaus wurde nach ergonomischen Erkenntnissen entwickelt, es ist klimatisiert, vier Bedienpulte stehen dem Lokführer zur Auswahl. Der Hauptrahmen stützt sich über 4 x 3 Flexicoil-Federn ab. Die Drehgestelle sind in geschweißter Kastenbauweise hergestellt. Die Zugkraftübertragung erfolgt über ein tiefliegendes Drehzapfenlager. Alle Loks wurden in verkehrsroter Lackierung ausgeliefert. Der Rahmen und die beiden Lätzchen an den Vorbauten sind grauweiß; das Dach und der Drehgestellbereich ist verkehrsgrau.
Die ÖBB legten größten Wert darauf, daß der Motortyp JW 608 DS eingebaut wird (siehe Reihe 2043/2143). Er befindet sich unter dem längeren Vorbau. Die Kraftübertragung vom Traktionsmotor erfolgt über ein hydraulisches Turbo-Wendegetriebe auf die Achsgetriebe. Die Steuerungsbefehle werden vom SIBAS-16-Gerät überwacht. Die Loks haben mehrere Bremssysteme, es sind dies eine verschleißfreie hydrodynamische Betriebsbremse, eine Druckluftbremse und eine Federspeicherbremse. Die Loks haben Sifa und Indusi sowie Verschubfunk, sie sind tandemfähig.
Den fünf Prototypen folgten 55 Serienloks, die zunächst auf alle größeren Zugförderungsleitungen zum Einsatz kamen. Die Lieferung der Reihe 2070 führte zur Ablöse in Ostösterreich. Alle Loks sind vielfachgesteuert. Zwei Lokomotiven sind bereits aus dem Bestand der ÖBB geschieden und nunmehr als Reihe 409 in Ungarn bei Rail Cargo Hungaria im Einsatz.
Modellvorstellung
Die Firma Jägerndorfer ist schon seit Jahrzehnten in der Modellbahnbranche verwurzelt und hat sich zunächst als Handelsvertreter für mehrere ausländische Hersteller einen Namen gemacht. Die Veränderungen in der Branche einschließlich dem Wegfall von Geschäftsfeldern führte zum Wechsel als Hersteller. Die Firma Jägerndorfer setzt daher verstärkt auf Eigenkonstruktionen und hat somit den österreichischen Markt gezielt bearbeitet. In der Spurweite H0 werden fehlende Modelle realisiert, seit ein paar Jahren wird auch die kleinere Spurweite N aktiv beackert, zur Freude der Modellbahner, die jahrelang auf attraktive Neuheiten warten mußten.
2017 hat Jägerndorfer die ÖBB-Reihe 2068 als Neukonstruktion angekündigt und sogleich verschiedene Farb- und Beschriftungsvarianten angekündigt. Gefertigt werden Ausführungen in der Ursprungsausführung (Valousek-Design mit Frontlatz) sowie in der ganzheitlichen verkehrsroten Lackierung und die Ausführungen der nach Ungarn abgegebenen Loks der neuen Reihe 409.
Zur Vorstellung gelangt die 2068 050-0, die bei Jägerndorfer unter der Artikelnummer 20680 als Analogmodell (Basic-Edition – am Label steht der Hinweis auf High End-Edition) ohne Sound angeboten wird. Das Wechselstrommodell ist unter der Artikelnummer 10680 erhältlich. Die Soundloks werden unter den Artikelnummern 20682 bzw. 10682 geführt. Der UVP für das vorliegende Modell liegt bei ungefähr € 229,–.
Verpackung
Jägerndorfer liefert sein neuestes Modell in einer kombinierten, stabilen Kartonverpackung mit Blistereinsatz aus. Als erstes ist die Kartonumverpackung abzuziehen, danach kann die in die Kartonschachtel eingelassene Plastikverpackung herausgezogen werden. Auch ist nochmals eine Ummantelung zu entnehmen, nach dem Öffnen der Arretierung und dem Entfernen von dünnen Folien ist das Modell zu entnehmen. Gleich am ersten Angreifen ist das hohe Eigengewicht der Metallkonstruktion spürbar. In der Kartonschachtel liegt noch eine ausführliche Betriebsanleitung. Im Plastikschuber der Lok ist der Zurüstbeutel mit haftreifenlosen Achsen und Abdeckungen abgelegt.
Technik
Alle technischen Komponenten sind innerhalb der beiden Vorbauten untergebracht. Jägerndorfer hat hinsichtlich der Befestigung des Lokgehäuses einen optimaleren Weg eingeschlagen, indem dieses an der Unterseite via vier Schrauben verbunden ist. Diese befinden sich unmittelbar neben den äußeren Achsen. Das Gehäuse läßt sich dann abziehen, und es wird die Platine mit der PluX21-Schnittstelle sichtbar. Die Antriebskomponenten befinden sich darunter und bestehen aus einem Mittelmotor mit zwei kleineren Schwungmassen, die über Kardanwellen und Stirnrad-/Schneckengetriebe alle vier Achsen antreiben. Jede Achse ist mit einem Haftreifen bestückt, die Anordnung verläuft im Zick-Zack-Modus. Die Kupplung entspricht der NEM, wobei nur eine Seite ab Werk benützbar ist, da auf der anderen Seite eine verschlossene Pufferbrust mit der beim Vorbild nachträglich montierten Rangierkupplung zur Ausbildung gelangte. Der Umbau auf eine beidseitige Verwendung ist möglich und wird in der Betriebsanleitung dargestellt.
Fahrverhalten
Jägerndorfer hat seine 2068 als Metalledition angekündigt. Schon bei Auspacken des Modells wird das hohe Eigengewicht der Lok spürbar, und selbst die Verwiegung zeigt nackte Tatsachen: 329 Gramm!
Dies verleiht dem Modell bei seinen Testrunden auf der Anlage eine hervorragende Figur. Die Lok ist leise und hat einen taumelfreien Lauf. Erfreulich ist vor allem die Geschwindigkeit des Modells. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. 105 km/h. Diese ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 5 % zu schnell, gegenüber dem NEM-Wert mit der Draufgabe von 30 % um 25 % zu niedrig.
Optik
Die 2068 von Jägerndorfer gilt als Augenweide. Tiefe, saubere Gravuren sind am Lokgehäuse zu erkennen, das von einer Unzahl an seitlichen Wartungsklappen und Lüftergitter durchzogen ist. Auch die „Abrundungen“ bzw. Abkantungen an den Vorbauten wurden hervorragend getroffen. Die Fenstergruppen sitzen paßgenau in den Ausnehmungen. Sämtliche Griffstangen, Haltegriffe udgl. werden als eigene Teile dargestellt und sind bereits werkseitig montiert. Die Griffstangen an den eckseitigen Verschiebertritten sowie die Frontbühne sind aus einem resistenten Kunststoff gefertigt und sind beweglich. Auf den Vorbauten sind alle Wartungsdeckel nachgebildet, ebenso am Dach die Antennen. Das am Vorbau befindliche Lüftergitter offenbart das darunter befindliche und dreidimensional wirkende Schaufelrad. Die Drehgestelle sind dreidimensional ausgeführt und weisen eine hervorragende Tiefenwirkung auf.
Farbgebung und Beschriftung
Die Lackierung des vorliegenden Modells wirkt auf den ersten Blick tadellos. Wenn man aber mit der Lupe dann genauer hinsieht, sind unklare Konturen zwischen den verschiedenen Farbflächen feststellbar, wobei die Ausrundungen einzelner Fahrzeugbereiche nicht gerade förderlich sind. Wesentlich besser sind stattdessen die Anschriften und die Bedruckungen auf dem Modell. Diese sind lupenrein lesbar und vollständig wiedergegeben. Da auf dem Modell keine Dienststelle aufgedruckt ist, entspricht die gewählte Ausführung der aktuellen Epoche VI.
Beleuchtung
Das Modell ist mit einer LED-Beleuchtung ausgestattet. Wartungsarme, weiße und rote LEDs dienen der Darstellung des Spitzen- bzw. Schlusslichtes. Mitbeleuchtet wird auch der Führerstand, was in der Regel nicht der Fall ist. Bei der Analogversion wäre es wünschenswert, wenn die Leuchtkraft gedämmt wird, denn diese wirkt zu intensiv. Im Digitalbetrieb können verschiedene Modi wie Fernlicht, Abblendlicht udgl. eigens geschalten werden.
Bilder
JC 20630 – 2068 054-3
Die Firma Jägerndorfer Collection hat für das Jahr 2020 weitere Modellvarianten der mittlerweile 30 Jahre alten Diesellokreihe 2068 angekündigt. Die gegenwärtigen Neuheiten repräsentieren aktuelle Vorbilder mit verkehrsrot lackierten Kastenaufbau und umbragrau-lackiertem Dach und Fahrwerk. Auf eventuelle Konstrastflächen wurde in diesem Erscheinungsbild verzichtet. Das Modell der 2068 054-3 ist im Erscheinungsbild der Epoche VI gehalten und ist mit der vollständigen NVR-Nummer 92 81 2068 054-3 und A-ÖBB als Länderkürzel angeschrieben. Sie gehört in diesem Erscheinungsbild einer Serie von Lokomotiven an, die auch im Ausland einsetzbar ist. Nicht angeschrieben ist eine Heimatdienststelle, dafür sind im Revisionsraster als letztes Untersuchungsdatum die Angaben REV Pn 12.10.17 angeschrieben. Der UVP des Modells beträgt € 224,90.
Bilder 20670 – 2068 010
Das zweite Modell entspricht ebenfalls einem aktuellen Vorbild, ist ebenfalls lackierungsmäßig mit verkehrsrotem Kastenaufbau und umbragrau lackierten Dach und Fahrwerk versehen. Die Lok ist zwar mit der ÖBB-Wortmarke versehen, trägt aber noch die alte Loknummer 2068 010-4. Am Modell sind keine Angaben zur Heimatdienststelle bzw. der Revisionsdaten ersichtlich. Zum Lieferumfang gehört neben einer ausführlichen Beschreibung wiederum ein „dicker“ Zurüstbeutel, in welchem auch die automatische Rangierkupplung enthalten ist. Der UVP des Modells beträgt € 224,90.