Piko 51097 / 51098: DB-Baureihe 193 / E 93

Mit der Entwicklung dieser Maschinen leitete man zu Beginn der 1930er Jahre einen neuen Zeitabschnitt im Bau großer Elektrolokomotiven für den schweren Güterzugdienst ein. Die zuvor von den Länderbahnverwaltungen die mit elektrischer Energie gespeist wurden, hatten meist große und schwere Gestellmotoren. Die Kraftübertragung erfolgte über Vorgelege und über Treib- und Kuppelstangen. Steigende Lasten im Schienenverkehr verlangten Mitte der 1920er Jahre stärkere Triebfahrzeuge, die dann aber nach den damals gültigen Konstruktionsprinzipien noch größer und schwerer wurden. Um nun aber die Achslasten in den zulässigen Grenzen zu halten, mußten verschiedene Gattungen mit Laufachsen ausgestattet werden. Ein weiteres Kriterium waren die inzwischen sehr hohen Beschaffungspreise für die großen Elektrolokomotiven. Die im Jahr 1927 in Dienst gestellten Lokomotiven der Baureihe E 95 waren mit einer Länge über Puffer von 20.900 mm die längsten und mit einer Nennleistung von 2.278 kW die stärksten Maschinen der Deutschen Reichsbahn. Gigantisch waren aber nicht nur die Abmessungen, sondern auch die Kosten. Der Beschaffungspreis für ein Exemplar der Baureihe E 95 wird in den amtlichen Unterlagen mit insgesamt 542 000 Reichsmark angegeben.

Ziel der weiteren Entwicklung ab 1930 war der Bau von Drehgestell-Lokomotiven mit Einzelachsantrieb ohne Laufachsen. Mit den drei Versuchslokomotiven der Baureihe E 44 wurde hier ein entscheidender Schritt getan. Die ab 1932 in Serie gefertigten Mehrzweckmaschinen bewährten sich außerordentlich gut. Der nächste Meilenstein in der weiteren Entwicklung war dann die sechsachsige Güterzuglokomotive der Baureihe E 93 aus dem Jahre 1933 mit einer Nennleistung von 2.502 kW. Die Elektrifizierung der Hauptbahn von Stuttgart über Ulm nach Augsburg, mit der „berüchtigten” Geislinger Steige verlangte die Beschaffung leistungsfähiger Triebfahrzeuge. Auf der Steilrampe mit einer Neigung von 22,5 Promille sollte ein 720-t-Zug noch mit einer Geschwindigkeit von 40 km/h befördert werden. Für Züge mit 1.200 t war auf einer sind. Genau in der Fahrzeugmitte fand der Dachpartien erlauben den Ausbau der großen Steigung von 10 Promille eine Geschwindigkeit von 50 km/h gefordert.

Die Bauausführung

Der mechanische Aufbau von Lokomotiven gliedert sich in die beiden dreiachsigen Drehgestelle mit den aufgesetzten Vorbauten, in den Brückenrahmen und in den Kastenaufbauten mit den beiden Stirnführerständen, die einen Seitengang miteinander verbunden sind. Genau in der Fahrzeugmitte fand der große Öltransformator seinen Platz. Im Lokomotivkasten befinden sich außerdem das Nockenschaltwerk, der Zusatztransformator, verschiedenen Schütze und Sicherungen. Alle anderen Aggregate, der Luftpresser und die Hauptluftbehälter wurden in den Vorbauten untergebracht. Der Brückenrahmen ist vollständig geschweißt, er stützt sich über zwei federnd ausgeführte Gleitstuhle und über einen Federtopf auf jedem Drehgestell ab. Der vordere Drehzapfen ist fest, der hintere längsbeweglich ausgeführt. Abnehmbare Dachpartien erlauben den Ausbau der großen Bauteile der elektrischen Ausrüstung.

Die beiden Drehgestelle mit einem Achsstand von 4400 mm sind miteinander kurzgekuppelt Der Drehgestellrahmen besteht aus 28 mm dicken Seitenblechen, eingenieteten Querverbindungen und den Kopfträgern, von denen der jeweils äußere die Zug- und Stoßvorrichtungen aufnimmt. Zwischen den äußeren und mittleren Radsätzen sind kräftige Querträger zur Aufnahme der Drehzapfenlager vorhanden.

Der Betriebseinsatz der E 93

Die beiden ersten Exemplare der E 93 mit den Fabriknummern 4798 und 4799 waren bereits im Jahre 1931 bei der AEG in Berlin in Auftrag gegeben worden, die sowohl den mechanischen Teil, als auch die elektrische Ausrüstung für alle Fahrzeuge dieser Baureihe lieferte 1933 erfolgte dann die Indienststellung der E 93 01 und 02 her der Rbd Stuttgart. Haupteinsatzgebiet war die Beförderung von Güterzügen nach Ulm und Zu jener Zelt war die Hauptbahn von Stuttgart nach Augsburg elektrifiziert worden. Zwei weitere Lokomotiven mit den Fabriknummern 4872 und 4873 waren 1935 fertiggestellt. Diese Maschinen, E 93 03 und 04, dazu eine Serie von neun Fahrzeugen aus dem Jahre 1936 mit den Betriebsnummern E 93 05 bis 13 und mit den Fabrik-Nummern 4959 bis 4967, kamen ebenfalls zur Rbd Stuttgart.

Haupteinsatzbereich war die Beförderung von Güterzügen nach Ulm und Augsburg. außerdem der Schubdienst auf der Geislinger Steige. Die letzten fünf Exemplare, E 93 14 bis 18. Fabrik-Nummern 5049 bis 5053. gelangten 1937 zur Ablieferung und waren zunächst bei der Rbd Halle zwischen Leipzig und Magdeburg eingesetzt Wahrend des Zweiten Weltkrieges wurden dann alle Maschinen In Suddeutschland zusammengefaßt und die meisten Bw Kornwestherrn beheimatet. Bei Bombenangriffen und durch Tieffliegerbeschuß waren mehrere Maschinen zu Schaden gekommen Nach Ihrer Instandsetzung standen dann ab 1950 alle 18 Lokomotiven der BD Stuttgart zur Verfügung. Einige Fahrzeuge blieben weiterhin im Schubdienst an der Geislinger Steige. Andere Maschinen der Baureihe E 93 fuhren im Personennahverkehr im Großraum Stuttgart. Jene meist im Berufsverkehr eingesetzten Züge waren zunächst aus „Donnerbüchsen” später aus 3- und 4-achsigen Umbauwagen zusammengestellt worden.

Nach der Elektrifizierung weiterer Strecken liefen die E 93 im Güterzugdienst bis nach Tübingen, nach Schorndorf und nach Aalen. Obwohl die Lokomotiven der Baureihe E 93 den Maschinen der Reihe E 94 in Leistung und Geschwindigkeit unterlegen waren, blieben sie sehr lange im Unterhaltungsbestand der Deutschen Bundesbahn. Am Ende des Jahres 1976 waren im BW Kornwestherrn noch alle 18 Fahrzeuge vorhanden, die 193 010 war aber bereits z-gestellt Das Jahr 1977 brachte dann das Ende für weitere sechs Maschinen bis zum 31.12.1977 waren außer der 193 010 auch die Lokomotiven 193 001, 005, 007, 009, 010, 015 und 017 ausgemustert. In den Jahren 1978 und 1979 blieb der Bestand mit 11 Maschinen konstant, erst 1980 erfolgte die Ausmusterung der 193 011.

Am 13. Januar 1982 wurde dann die 193 018 z-gestellt, der am 3. März 1982 die 193 003 folgte Wenig später, am 29. April 1982, wurden beide Lokomotiven ausgemustert Das Jahr 1983 brachte dann den Fristablauf der 193 003 und 193 013. Am Jahresende 1983 war der Bestand nun also auf sechs Exemplare geschrumpft. die in drei Umlaufpläne eingeteilt waren, oft aber nur bei Bedarf verkehrten. Der Ablauf der Fristen steht in der nachfolgenden Tabelle:

193 004 am 16.09.1984
193 006 am 30.08.1984
193 008 am 03.02.1984
193 012 am 11.05.1984
193 014 am 18.03.1984
193 016 am 07.04.1984.

Nach dem Ende der Baureihe 144 wurde jener der Baureihe 193 eingeläutet und es hieß Abschied zu nehmen. Zusammen mit den Schnellzuglokomotiven der Baureihe 118 waren die Kornwestheimer E 93 bis Ende Mai 1984 anzutreffen.


Modellvorstellung

Obwohl die Modellankündigung der Baureihe E 93 der DRG sowie die nachfolgende E 93 / 193 der DB noch ins alte Jahrtausend zurückreicht und 1999 im Neuheitenblatt zu finden war, lassen sich weiterhin noch Nummern- und Beschriftungsvarianten des „kleinen Deutschen Krokodils“ produzieren. Piko hat für 2017 unter dem Produktlinie „Classik modelle“ eine Epoche IV-Modell angekündigt. Das Gleichstrom-Modell wird unter der Artikelnummer 51097 zum UVP von € 259,99 vertrieben, das Modell für die Dreileiter-Wechselstrom-Modellbahner ist unter der Artikelnummer 51297 zum UVP von € 279,99 erhältlich. [Anmerkung: Der UVP mag relativ hoch klingen. Es ist dabei zu bedenken, daß das Modell bereits bei der Ankündigung im Jahr 1999 umgerechnet rd. € 200,– (DM 399,–) kostete.]

Verpackung

Piko liefert seine sechsachsige Güterzuglok weiterhin in der alten Verpackungsform aus. In der zweifachen Kartonschachtel ist die 193 006-4 in einer Styroporeinlage mit Styropordeckel gelegt. Die Betriebsanleitungen liegen darunter in der Kartonumverpackung. In einer eigenen Ausnehmung ist der Zurüstbeutel eingelegt. Darin befinden sich weitere Anbauteile für das Bremssystem und die Handläufe für die Vorbauten.

Technik

Die Antriebstechnik befindet sich teilweise unter dem Mittelteil der Lok sowie in den Drehgestellen. Die drei Gehäuseteile sind aus Kunststoff gefertigt und über Rastverbindungen auf dem Rahmen aufgesetzt. Ein Mittelmotor mit einer Schwungmasse ist im Chassis der Fahrzeugbrücke eingelassen. Der Antrieb des Modells erfolgt über beidseitige Kardanwellen und -gelenke in den am Drehgestellrahmen platzierten Getriebeblock. Dabei werden alle Achsen angetrieben und von allen zwölf Laufflächen der Fahrstrom abgegriffen. Mit ihren vier Hafthaften, die auf den jeweils äußersten Achsen beidseitig aufgezogen sind, erreicht das Modell selbst im Modellbetrieb beachtliche Zugkräfte. Über dem Zinkdruckgußrahmen und dem Mittelmotor ist die Platine der Lokomotive festgeschraubt. Für den Digitalbetrieb ist darauf eine 8polige Schnittstelle nach NEM 652 vorgesehen. Die Beweglichkeit der Drehgestelle wird zum Brückenrahmen durch eine Kurzkupplungskinematik sichergestellt. Eine weitere Kurzkupplungskinematik wurde jeweils am Fahrzeugende mit Normschaft vorgesehen.

Fahrverhalten

Das Modell bringt ein Gewicht von 419 Gramm auf die Waage.  Das Modell fällt durch ein solides Fahrverhalten und durch ein leises Summen des Motors auf. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 65 (E 93 01 – 04) bzw. 70 km/h (E 93 05 – 18). Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. 74 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. fünf % zu hoch, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist die Modellgeschwindigkeit um ca. 25 % zu niedrig.

Optik

Schon der erste Anblick auf die 193 in der Verpackung verrät sofort eines, es liegt Modell vor, das eine Unzahl an Details aufzuweisen hat und die hohe Fertigungskunst im Modellbau zeigte.

Die Ausführung der Gehäuseteile in Kunststoff erlauben eine besonders filigrane Ausführung einzelner Fahrzeugdetails. Beide Seitenwände sind vorbildgerecht und unterschiedlich ausgeführt und fallen durch feine Gravuren und einer Vielzahl an sehr dezent ausgeführten Nietenreihen auf. Die Fenstereinsätze sowie die Lüftergitter sind paßgenau in das Fahrzeuggehäuse eingesetzt. Einzelne Abstriche sind auch zu konstatieren, indem beispielsweise die in den Frontfenstern befindlichen Scheibenwischer lediglich angraviert und farblich hervorgehoben werden. Ansonsten finden sich an der Güterzuglok auch angesetzte Teile wie die Frontläufe an den Vorbauten oder die Griffstangen bei den Führerstandstüren, aber auch die aufgesetzten Stirnlampen.

Die Dachausrüstung ist vollständig und korrekt wiedergegeben. Es finden sich dort zwei vorbildgerecht modellierte Stromabnehmer mit Einfachschleifstück. Die korrekte Nachbildung der Dachleistungen, sämtlicher Isolatoren und dem Hauptschalter werten das Modell zusätzlich auf. Die gleichen Konstruktionsprinzipien sind an den Drehgestellen ebenfalls wiederzufinden. Weitere eigene Anbauteile wie Sifa-Antrieb, Luftbehälter, Bremszylinder und dem -gestänge, Sandkästen samt den Fallrohren udgl. sind zur vorbildgerechten Modellierung eigens angesetzt.

Farbgebung und Beschriftung

Nachdem wesentliche Fahrzeugteile monoton in den Farben grün, silber und schwarz ausgeführt sind, die Radsterne sind rot, sind die Anschriften des Modell sauber und lupenrein aufgedruckt. Piko gab seiner aktuellen Ausführung die Betriebsnummer 193 006-4, die beim Bw Kornwestheim in der BD Stuttgart beheimatet ist. Als letztes Untersuchungsdatum ist jenes des AW München Freimann vom 30.08.1976 angeschrieben. In den Kastenschrägen stehen die großen Ziffern der Führerstandseiten. Verschiedene Fahrzeugteile wurden verschiebenfarbig bedruckt.

Beleuchtung

Das Dreilicht-Spitzensignal wird mittels LED dargestellt. Die Stirn- bzw. Schlußbeleuchtung brennt fahrrichtungsabhängig in den Farben weiß bzw. rot.


Bilder


Piko 51098

Unter der Label „Classic nostalgie“ legt Piko eine weitere Nummernvariante der sechsachsigen Güterzuglok der Baureihe E 93 auf. Die Neuauflage ist mit der Betriebsnummer E 93 05 versehen und stellt somit eine Vertreterin der Epoche III dar. Die Lok ist in der BD Stuttgart bzw. beim Bw Kornwestheim stationiert. Am Fahrzeugrahmen ist als letztes Untersuchungsdatum der 5. Oktober 1959 des AW München-Freimann angegeben, als letzte Bremsuntersuchung wird der 12.9.54 ausgewiesen. Dem Modell liegt wiederum ein dicker Zurüstbeutel für das Aufrüsten der Zurüstteile bei. Piko offiert das Modell zum UVP von € 259,99.  Die Wechselstromausführung ist unter der Artikelnummer 51298 verfügbar, der UVP beträgt € 289,99.


Bilder