Fleischmann 731311 – BLS Re 465 „Cat’s Eye“

Die Entwicklungsgeschichte der leistungsstärkeren Re 465 ist fast ident wie jene der Re 460 der SBB (siehe Vorbildtext zur SBB-Werbelok Migros, Roco 73644). Zeitgleich mit der Beschaffung der Re 460 hat die BLS 18 fast baugleiche Loks beim selben Hersteller fertigen lassen. Rein äußerlich ist die Re 465 vom Design her der Re 460 gleichartig, im technischen Teil sind jedoch markante Unterschiede zu verzeichnen, wenn man von der ursprünglichen dunkelblauen Farbgebung – die ihr den Spitznamen „Tintenfassl“ einbrachte – und von den Werbeloks einmal absieht. Für den alpenquerenden Güterverkehr über den Lötschberg mussten die Loks leichter als ihr SBB-Pendants sein, dafür hatten diese eine wesentlich höhere Leistung. Die ersten acht Loks wurden von der BLS erworben, die restlichen zehn Loks von der SBB. Diese wurden von der BLS dann angemietet. Gegen Ende 2002 erfolgte die vollständige Übernahme aller Re 465 durch die SBB, um diese dann wenig später wieder an die BLS komplett zu übertragen.

Die Lokomotiven der Reihe Re 465 der Bern-Lötschberg-Bahn (BLS) waren zum Zeitpunkt ihrer Beschaffung die stärksten vierachsigen Serien-Elektroloks der Welt. Besondere Strecken benötigen besondere Lokomotiven – und etwas Besonderes ist die 84 km lange Lötschbergbahn von Thun nach Brig allemal. Die maximale Neigung beträgt 27%o; auf der Nordrampe werden bis zum Kulminationspunkt der Strecke im 14,6 km langen Lötschbergtunnel fast 700 Höhenmeter überwunden, auf der Südrampe sind es immerhin 562 Höhenmeter bis hinunter nach Brig.

Mit der ersten laufachslosen schnellfahrenden Elektrolokomotivbaureihe Ae 4/4 leistete die Berner Alpenbahn-Gesellschaft Bern-Lötschberg-Simplon (BLS) bereits vor 50 Jahren Pionierarbeit, ebenso 1964 mit der klassischen Berglok Re 4/4, deren mechanischer Achslastausgleich eine optimale Adhäsionsausnutzung ermöglichte.

Auch die deutsche Fahrzeugindustrie nutzte die besonderen Strecken- (und Witterungs-)verhältnisse auf der Lötschbergbahn schon für Testfahrten, zuletzt mit dem Eurosprinter-Prototypen 127 001 im Jahr 1994. Im Mai 1995 kamen bei der BLS nun die stärksten vierachsigen Serien-Elektrolokomotiven der Welt in den Plandienst, nachdem im vergangenen September 1994 die erste BLS-Lok 465 001 mit Probefahrten begonnen hatte.
Die acht Loks Re 465 001 bis 008, denen eine zweite Lieferserie folgte, haben Asynchron-Drehstrommotoren mit GTO-Thyristoren. Ihre maximale Leistung beträgt 7.000 kW (das entspricht ungefähr 9.500 PS), die Dauerleistung 6.270 kW.

Die Re 465 ist eine Fortentwicklung der seit 1992 gelieferten „Lok 2000“ Re 460 der Schweizerischen Bundesbahnen, die maximal 6.100 kW leistet (Dauerleistung 4.700 kW). Die Re 465 ist mit 82 t Gewicht zwei Tonnen leichter als die SBB-Re 460, beide Baureihen sind für 230 km/h Höchstgeschwindigkeit zugelassen. Mechanisch unterscheidet sich die von einem Konsortium aus der Schweizer Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM), Winterthur, und Asea Brown Boveri (ABB), Zürich, gebaute Re 465 nur unwesentlich von der Re 460 der SBB.

Weitgehend neu ist dagegen ihre Antriebstechnik mit Einzelachssteuerung: Der Motor jeder Achse wird von einem eigenen Antriebswechselrichter gespeist, wodurch die übertragbare Zug- und Bremskraft individuell geregelt werden kann, während die Re 460 einen Umrichter je Drehgestell hat. Die Re 465 soll damit auf den Lötschberg-Rampen auch bei ungünstigen Adhäsionsbedingungen höhere Zugkräfte auf die Schiene bringen. Bei Steigungen von 27 %o sollen maximal 650 t Anhängelast mit 100 km/h befördert werden können; die 35 Re 4/4 schaffen immerhin 630 t mit 80 km/h.

Die Re 465 sollen als Universalloks im Personen- und Güterzugdienst auf der auch im Nord Süd-Transit wichtigen Lötschberg-Simplon Achse Bern – Brig – Domodossola (Italien) eingesetzt werden. Ab Mai werden sie zunächst vorwiegend Reisezüge bespannen. Im Güterverkehr sollen sie später auch außerhalb des BLS-Netzes laufen. Für Mehrfachtraktionen können sie mit allen modernen BLS- und SBB-Elektroloks vielfachgesteuert werden; außerdem sind sie für Wendezüge fernsteuerbar.
Auch die SBB wollen zehn Re 465 beschaffen: Mitte Februar hat der Verwaltungsrat darüber zu entscheiden. Sie rollen ab 1998 mit Huckepack-Zügen (Rollende Landstraße) am Lötschberg fahren. Gewartet werden sie von der BLS, die zudem die Option erhalten soll, die Loks später ganz in ihr Eigentum zu übernehmen. In guter Schweizer Tradition erhalten die neuen BLS-Loks Namen von Bergen und Ausflugszielen im Wallis und Berner Oberland. Mit ihrer Formgebung, der blauen Lackierung und dem großen BLS-Schriftzug setzen sie auf der 82 Jahre alten Lötschbergbahn auch optisch neue, moderne Akzente.

Anfang Mai 2020 wurde das Refit der ersten Re 465 der BLS abgeschlossen. Im vergangenen August hatte das Unternehmen mit der Modernisierung der Re 465 begonnen. Als erste Maschine durchlief Re 465 011 das Refit-Programm. Dabei erhielt die vormals blaue Elektrolok einen Neulack im aktuellen BLS-Design (hellgrün mit blauen BLS-Logos). Zudem wurden die Lokkästen saniert und es wird die zeitmultiplexe Mehrfachtraktionssteuerung (ZMS) für den Güterverkehr und ETB (Ethernet Train Backbone) für die Autoverladung am Lötschberg eingebaut. Die Steuerungen IIId und 61-polig entfallen dafür. Zudem werden die Loks vor dem Golden-Pass-Express zum Einsatz kommen. Einsätze im Personenverkehr mit Pendelzügen werden hingegen nicht mehr erfolgen. Die Arbeiten werden in der Werkstatt Bönigen durchgeführt und dauern bis Mitte 2022. Dabei werden die Loks für weitere 20 Einsatzjahre fit gemacht. Insgesamt besitzt die BLS 18 Re 465 (001 bis 018).

Auf Basis dieser äußerst gelungenen Konstruktion hat auch die Norwegische Staatsbahnen ein Auge auf die Konstruktion gelegt. Am 2. September 1994 wurde seitens der Norwegischen Staatsbahnen ein Großauftrag über 140 Mio. Schweizer Franken, an welchen die ABB Strömmen mit 30 Prozent, ABB Verkehrssysteme AG mit 45 % und SLM mit 25 beteiligt ist. Die aktuelle Bestellung aus Norwegen bildet ein weiteres Glied in der Entwicklung der Lokomotive-2000-Familie. Im Mai 1992 hatten schon die Finnischen Staatsbahnen (VR) 20 auf der Schweizer Technik basierende breitspurige Lokomotiven Sr 2 für 25 kV/150 Hz bestellt, von denen zwei Vorausexemplare bereits 1995 ausgeliefert werden. Wie die finnischen Schwestermaschinen sind auch die neuen NSB-Lokomotiven für universellen Einsatz sowohl im schnellen Intercity als auch im schweren Güterverkehr bestimmt.

Zum Erfolg beigetragen haben dürfte auch das auf kurvenreiche Strecken ausgelegte und damit auf norwegische Verhältnisse passende Laufwerk der „Lokomotive 2000“, außerdem günstige Life-Cycle-Kosten und die kurze Lieferfrist. Nicht zu vergessen ist ebenso, dass Norwegen eine Tradition sowohl mit Traktionstechnik von BBC (EI 11, El 13, El 14, EI 17 und Di 4) als auch von ASEA (EI 12, EI 15 und EI 16) aufzuweisen hat. Andererseits sind in den letzten Jahren die beiden NSB-Großaufträge für neue Diesellokomotiven Di6 und Di8 an Siemens gegangen.


Modellvorstellung

Das schweizer Paradepferd, die Re 460 der SBB, wurde bei Fleischmann 2012 als Neukonstruktion in der Spurweite N erstmals erwähnt und die sich nur geringfügig von der Re 465 der BLS-Version unterscheidet. Als aktuelle Neuheit 2016 wurde als Werbelok „Cat’s Eye“ ins Neuheitenprogramm aufgenommen, die unter der Artikelnummer 731311 (Standard-Ausführung, UVP € 169,–) zur Auslieferung gelangte. Für die Freunde des Loksounds steht das Modell mit der Artikelnummer 731381 zur Verfügung, welches zum UVP € 249,– zu haben ist.

Verpackung

Die fast vollflächig weiß lackierte Werbelok wird in der für Fleischmann bekannten Blisterbox ausgeliefert. Das Modell liegt paßgenau im Plastikeinsatz und wird dazwischen nur durch eine Plastikfolie geschützt. Im Plastikeinsatz ist eine Ausnehmung, worin sich die Zurüstteile befinden. Die Betriebsanleitung ist auf das Kartoninlet gedruckt, zudem wird eine weitere Betriebsanleitung und ein Ersatzteilblatt mitgeliefert.

Technik

Das technische Herzstück der BLS-Lok ist wie bei anderen auch unterhalb der Chassis versteckt. Das Chassis wird über die vier Puffer am Metallrahmen gehalten. Nach dem Herausziehen der vier Puffer kann das Gehäuse durch leichtes Auseinanderdrücken abgezogen werden.

Die Lok verfügt über einen Mittelmotor mit einer großen Schwungmasse und zwei langen Kardanwellen mit aufgesetzten Wellen, die jeweils in die Getriebeblöcke der Drehgestelle greifen und somit alle vier Achsen antreiben. Je ein Haftreifen befindet sich auf den Innenachsen. Das Modell ist mit einer Kurzkupplungskulisse nach NEM 355 ausgestattet.

Die Fahrzeugplatine erstreckt sich über dem inneren Metallrahmen oberhalb des Mittelmotors. Die Platine entspricht dem aktuellen Stand der Technik und hat eine sechspolige Schnittstelle nach NEM 651.

Optik

Es ist immer wieder erstaunlich, wie detailtreu sich die Modelle auch in kleineren Maßstäben umsetzen lassen. Das Modell ist äußerst vorbildgerecht umgesetzt und zahlreiche Gravuren erstrecken sich über die einstige Neukonstruktion. Fleischmann hat dabei besonders die Bereiche der Führerstandstüren, die gesickten Seitenwände, aber auch die Frontpartie mit den extra angesetzten und hauchdünn ausgeführten Griffstangen hervorragend umgesetzt. Die hohe Kunst einer gelungenen Konstruktion wird dabei sogar im Dachbereich sichtbar, welcher mit äußerst dezenten Gravuren korrekt wiedergegeben wurde. Daß Modelle auch sehr filigran im Maßstab 1:160 umgesetzt werden können, wird selbst an den verbauten Stromabnehmern sichtbar, was technisch überhaupt machbar ist.

Farbgebung und Beschriftung

Die Qualität der Lackierung und Beschriftung der Re 465 ist tadellos umgesetzt, selbst die lupenreine Beschriftung im Vergleich zum Roco-HO-Modell grandios umgesetzt. Sämtliche Farbübergänge sind trennscharf, die Anschriften sind sauber und gut deckend dargestellt. Die neue, vollständige Loknummer lautet Re 465, 91 84 4465 0 015-6 CH-BLS. Als Revisionsdatum ist der 25.02.11 zu lesen.

Beleuchtung

Das Beleuchtungskonzept der Re 460 schließt ebenfalls an aktuelle Entwicklungen an. Warmweiße und rote Leuchtdioden sorgen für den Lichtwechsel nach Schweizer Vorbild. Das Spitzenlicht wird durch drei warmweiße, das Schlusslicht durch zwei rote LED dargestellt, die fahrtrichtungsabhängig leuchten.

 


Bilder