Piko 97464: FS-Reihe E428
Die Italienischen Staatsbahnen haben in den späten 1920er Jahren mit der Elektrifizierung ihrer Gleichanlagen begonnen. Die Bahnverwaltung legte sich auf eine Gleichstrom-Fahrleitung fest, wofür es noch an geeignete, leistungsfähige Lokomotiven fehlte. Als Weiterentwicklung der Baureihe E.326 entstanden die Hochleistungslokomotiven E.428. Sie wurde in den Jahren 1934 bis 1943 mit 242 Einheiten in Dienst gestellt. Das Einsatzgebiet dieser universell einsetzbaren Lokomotive erstreckte sich im Laufe der Jahre über die gesamte Halbinsel. Die Baureihe E.428 ist in drei Serien unterteilt. Die ersten 122 Lokomotiven verfügen über einen zentralen Aufbau mit zwei Vorbauten. Die Lokomotiven der zweiten Serie weisen die Loknummern E.428.123 bis 203 auf und sind mit dem semi-aerodynamischen Führerstandsfront versehen. Sie zeichnete sich nur einen geschlossenen Aufbau mit nach vorne gesetzten Führerständen aus. Bei der dritten Serie waren Karosserie und Frontplatten in aerodynamischen Form miteinander verbunden. Die Baureihe E.428 war bis zur Indienststellung der Baureihe E.646 im Jahr 1958 die bis dahin stärkste E-Loktype.
Modellvorstellung
Die Firma beackert seit Jahren auch den italienischen Markt und hat in den vergangenen Jahren mehrere Diesellokomotiven als Neukonstruktion aufgelegt. Auf Anregung eines Handelspartners vor Ort hat der Sonneberger Hersteller vor einiger Zeit sein Augenmerk auf die Produktion von italienischen E-Loks gelegt, wiewohl es von der E 428 der FS schon vergleichbare Modelle von Mitbewerbern gibt. Ungeachtet der vorab erfolgten Exklusivfertigung für Italien sind im Neuheitenprospekt 2024 zwei verschiedene Modellausführungen der E 428 enthalten. Ein Modell wird mit der gepfeilten Führerhausbauart umgesetzt, das zweite Modell sieht die Variante mit Vorbau vor. Das zuerst ausgeliefert Modell ist die Variante mit der gepfeilten Führerhausbauart. Diese Modelle sind unter den Artikelnummern 97464 (Zweileiter-Gleichstrom-Ausführung, UVP € 269,–), 97465 (Zweileiter-Gleichstrom-Ausführung mit PIKO TrainSound onboard, digitale Ausführung, UVP € 379,–) und 97466 (Dreileiter-Wechselstrom-Ausführung mit Loksound, UVP € 379,–).
Verpackung
Piko liefert seine neue FS-Lokomotive in der üblichen Verpackungsform der Expert-Modellreihe aus. In die Kartonverpackung mit Kartonschuber ist das Modell in der rutschsicheren Blisterummantelung eingelegt. Es steht wie alle neuen, hochwertigen Produkte des Herstellers auf einem Plastikgleis. Sämtliche Papiere zum Modell sind an der Unterseite in einem eigenen Schuber in die Kartonverpackung eingeschoben. Ein sehr dicker Zurüstbeutel ist in einer Ausnehmung der Blisterummantelung eingeklebt. Die Zurüstteile sind nach Herstellerangabe nur für die Vitrinenausführung vorgesehen und betreffen die großen Aufstiegsleitern beim Führerstand, die Heizkupplung und sonstige Kleinteile. Das Problem der schlechten Lesbarkeit der Betriebsanleitung infolge geringerer Schriftgröße besteht weiterhin. Piko besucht zwar diese Seite hin und wieder, allerdings wurde diese berechtigte Kritik als solche noch nicht erkannt.
Technik
An Antriebskonzept ist wie bei jeder Lokomotive unterhalb des Lokgehäuse untergebracht. Das Öffnen der Lok gestaltet sich einfach. An der Unterseite des Modells sind vier Schrauben vorhanden, die das Lokgehäuse von unten her festhalten. Sobald diese vier Schrauben gelöst sind, ist das Gehäuse nach oben abziehbar. Es wird dann das Innenleben mit der oben liegenden Platine sichtbar, welche auf einer Motorhaltung mit seitlicher Maschinenraumimitation befestigt ist. Piko hat in die Platine eine PluX22-Digitalschnittstelle vorgesehen. Die Steckleiste ist an der Oberseite.
Ein fünfpoliger Mittelmotor ist im Chassis der Lok mit zwei Schwungmassen verbaut. Der Antrieb erfolgt via Kardanwellen und dem Zahnradgetriebe auf alle vier Treibräder. Die erste und die letzte Treibachse ist mit einem Haftreifenpaar versehen und sorgt für optimale Adhäsion. Die Lok läuft auf zwei Drehgestellen, wobei die beiden Treibachsen jeweils starr mit leichtem Seitenspiel eingesetzt sind. Das Vorlaufdrehgestell kann voll ausschwenken und ist beweglich. Die NEM-Kurzkupplungskulissen sind im Fahrzeugrahmen integriert. Die Stromabnahme erfolgt über alle Achsen, sogar von den Vorlaufachsen.
Fahrverhalten
Das neue FS-Lok bringt ein Gewicht von 529 Gramm auf die Waage. Das Modell fällt durch ein solides Fahrverhalten und durch die geringe Geräuschentwicklung auf. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. 182 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 40 % zu hoch, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist die Modellgeschwindigkeit um ca. zehn % zu hoch.
Optik
Die neue FS-Lok gilt als echter Hingucker und Augenweide. Die wunderschön umgesetzte Neukonstruktion zeichnet sich durch Detailreichtum an verschiedenen Stellen aus. Die Farbgebung mag zwar das eine oder andere Detail auf den ersten Blick verbergen, diese werden aber je nach dem Lichteinwürfen deutlich sichtbar. Als Auftakt sind vor allem die doppelreihigen Nietverbindungen anzuführen, gefolgt von den nach außen stehenden Konsolen oder auch die wenigen Abdeckungen an den Seitenwänden. In die ansonsten sehr glatte Kastenhaut wurden mehrere Anbauteile eingesetzt. Diese betreffen die Griffstangen bei den Einstiegstüren, der Frontumlauf und auch die aus Metall gefertigten Scheibenwischer. An der empor stehenden Pufferbrust finden sich bereits montierte Haltegriffe und das Heizkabel. Alle Fenster sitzen paßgenau in der Kastenform. Wie schon oben erwähnt, sind im Maschinenraum Hintergrundreliefs vorhanden.
Das Dach der FS-Lok fällt im Vergleich zu anderen Konstruktionen dieser Zeit sehr schlicht aus. Neben zwei filigran ausgeführte Stromabnehmer finden sich nur wenige Dachleitungen oder andere elektrische Bauteile. Allerdings wurde auch hier in Höhe der Führerstandstüren eine Rohrverbindung extra angesetzt. Zwischen den beiden Phantografen befindet sich der Aufbau für die Widerstandsbremse. Das Dach offenbart bei näherem Hinsehen fein ausgeführte Nietreihen auf.
Der letzte Blick ist dem Fahrwerk gewidmet. Piko hat die aufwendige Bauform auch hier sehr gut umgesetzt. Die Drehgestellrahmen sind dreidimensional umgesetzt und mit Anbauteilen versehen, selbst die Treibräder mit den außenliegenden Details der Antriebselemente bestätigen die saubere Arbeit des Konstrukteurs. Die Vorlaufdrehgestelle befinden sich auf dem selben, hohen Umsetzungslevel wie das Lokmodell. Als einziges Manko gilt eben die von Piko gewählte Form der Aufstiegsleitern zum Führerhaus, welche im Anlagenbetrieb nicht verwendbar ist. Warum Piko diese Leiter nicht am Drehgestelle montiert hat, bleibt wohl ein Rätsel.
Bedruckung und Beschriftung
Das Lackierungsschema von Altbau-E-Loks ist durch ihre Schlichtheit gekennzeichnet. Die braun lackierte Lok ist am Lokkasten einheitlich lackiert, nur das dünklere Dach hebt sich davon ab, wobei die Farbtrennkante am Dachübergang liegt. Die spärlichen Anschriften sind in gelber Farbgebung ausgeführt. Das Lokschild mit der Betriebsnummer E.428.157 und das daneben liegende Fabriksschild befinden sich auf der Seitenwand mittig aufgedruckt. Die angebrachte Loknummer auf der Pufferbrust ist wie in Italien üblich in Schattenschrift ausgeführt. Die Bedruckung ist tadellos. Das Modell ist dem Depot D. L. Milano C. le zugewiesen. Am Modell sind keine Untersuchungsdaten angeschrieben.
Beleuchtung
Das Beleuchtungskonzept erfolgt über warmweise LED. Diese leuchten fahrrichtungsabhängig.
Bilder