ÖBB SSm/s: Roco 34580 / 34581 / 34582

Der Eisenbahn-Güterverkehr unserer Schmalspurbahnen hatte zu Beginn der Beschaffungszeit auch eine Vielzahl an zweiachsigen und später auch dreiachsigen Güterwagen offener Bauart im Bestand. Die übliche Bauart bestand aus einem Wagen mit abnehmbaren Stirn- und Seitenbordwänden, die durch verschiedene Zubaustücke für unterschiedliche Transportgüter angepasst werden konnten. Die Möglichkeiten erstreckten sich von Aufsatzbretter für leichte Schüttgüter, Aufsatzgitter für Großviehtransporte über Zusatzrungen für Stroh und sperrige Güter bis hin zu Spriegel und Planen aus robusten Material, um auch nässeempfindliche Güter sicher transportieren zu können. Im Laufe der Zeit wurden die Wagen auch technisch angepasst und nach den jeweiligen Bedürfnissen dann beschafft oder adaptiert.

Die Konstruktion von zweiachsigen Bauarten basiert im Wesentlichen auf dem Entwurf eines Wagens und war in der Größe und Trägeranordnung angepasst. Dazu kamen auch noch unterschiedliche Laufwerksbauarten. Während die österreichischen Privatbahnen selbst einige Bauarten ausbildeten, wurde bereits in Deutschland ab 1929 ein Einheitsprogramm der Deutschen Reichsbahn schrittweise auch auf der Schmalspur angewendet. Ein relativ geringer Bedarf wegen noch ausreichend vorhandener Wagen, die Dominanz der Rollwagentransporte und auch der bekannte Lauf der Geschichte, aber auch die Wirtschaftslage während der Zwischenkriegszeit verhinderten die Beschaffung von neuen Bauarten. Selbst die Verstärkung des Oberbaues auf Schmalspurbahnen ermöglichte auch dort die Erhöhung des Ladegewichtes mit 15 Tonnen Ladegewicht. Solche Wagen wurden bei der Deutschen Reichsbahn ab 1927 dann mit doppelten Gattungsbuchstaben ohne folgendes p bezeichnet. Für Schmalspurwagen mit einem Ladegewicht von 20 Tonnen gab es dann später zum Hauptgattungskennzeichen noch den Buchstaben „m“ als neues Nebengattungskennzeichen nachgestellt.

Die Entwicklung der vierachsigen Güterwagen hatte in Deutschland schon eine längere Tradition, welche über Jahrzehnte bis ins vorige Jahrhundert zurückreichen. In mehr als 30 Jahren entstand daher eine Vielzahl an verschiedenen Baulosen vierachsiger Wagen. Speziell die Schmalspurbahnen in Sachsen nahmen bei der Beschaffung eine Vorreiterrolle ein.

Nachdem bereits bei den ab 1930 gelieferten GGw-Serien durch die Nutzung genormter Teile und Halbzeuge der Austauschbau für Einheitswagen auch bei den Schmalspurwagen der Deutschen Reichsbahn Verwendung fand, baute die Waggonfabrik Bautzen im Jahr 1938 eine Serie von 15 offenen Einheitswagen für die RBD Dresden. Auch die Waggonbaufirma LHB lieferte während des Zweiten Weltkrieges derartige offene Güterwagen sowie auch an die Heeresfeldbahnen. Eine größere Serie derartiger Fahrzeuge sowohl in Geschlossener Bauart als GGm/s und in Offener Bauart als OOm/s wurden während des Zweiten Weltkrieges sogar in die damalige Ostmark geliefert.

Die Wagen wurden aufgrund des hohen Ladegewichtes bereits robust ausgeführt. Das Untergestell entsprach mit inneren und äußeren Langträgern aus U-Profil mit 180 mm Höhe der Bauart der gedeckten Einheitswagen (siehe GGm/s). Es war wie bei diesem mit einer offenen Bremserbühne und mit unsymmetrisch zur Untergestell-Mitte angeordneten Drehpfannen ausgestattet. Die Kopfstücke, Querträger und Diagonalstreben waren durch Knotenbleche mit den Langträgern noch vernietet. Die Drehpfannenquerträger lagen paarweise nebeneinander und nahmen neben der zylindrisch abgestuften Drehpfanne und den oberen Gleitplatten auch das Strengwerk auf, das über zwei Stützen an den inneren und äußeren Langträgern das Zugband aus Flacheisen verspannte.

Allerdings verursachte das Sprengwerk im Betrieb Probleme. Das Flachsprengwerk ließ offenbar den Pressrahmendrehgestellen bei engen Bögen zu wenig Raum, sodass die Zugbänder schon kurz nach der Indienststellung im Drehgestellbereich in der Längsachse um 90° verdreht wurden. Die Kopfstücke und die Hilfsträger zu den Drehpfannenquerträgern waren für den Einbau der geteilten ungesteuerten Zugvorrichtung ausgelegt, die über einen Federapparat die Zug- und Stoßkräfte elastisch auf den Rahmen übertrugen. Am Kloben der Zugstange konnte der Kopf der Scharfenberg-Kupplung oder der mit der Trichterkupplung kompatible Übergangskopf der Kupplung angebaut werden. Letzteres kam jedoch nur bei Wagen zum Einbau, die hauptsächlich im alten Reich Verwendung fanden.

Die Drehgestelle entsprachen der Pressrahmen-Bauart, wie diese schon bei den Einheitsgüterwagen der Gedeckten Bauart GGm/s verwendet worden waren. Sie waren mit 850 mm langen Blattfedern versehen. Dadurch lag der Rahmen etwa 80 mm höher als bei den bisherigen Serien von OO-Wagen. Um die gleiche Kupplungshöhe zu erreichen, musste der aus U-Profil bestehende Untergurt der Kopfstücke geteilt und durch ein unter der Laschenplatte angeordnetes Winkeleisen wieder verbunden werden. Zwischen den inneren Langträgern waren am inneren Drehgestellende tiefliegende Hilfsträger eingebaut, die zusammen mit Anschlagwinkeln am Drehgestell dessen Nickbewegungen begrenzten.

Die Deutsche Reichsbahn hat alle Wagen mit Körting- und Handbremse geliefert. Die Armaturen und Hebel der Saugluftbremse waren mittig im Rahmen angeordnet und so die Bremskraft etwa über gleichlange Zugstangen auf die Drehgestelle übertragen. Die Zugstange zum Drehgestell am Handbremsende erhielt eine automatische Gestänge-Nachstelleinrichtung sowie eine manuell umzustellende Lastabbremsung mit Umstellhahn und einem zweiten Luftbehälter. Die Handbremse wurde über eine stehende Kurbel mit Spindelgetriebe am Geländer der Endbühne betätigt und ihre Bremskraft über eine Schlitzstange in das Bremsgestänge der Saugluftanlage eingeleitet bzw. technisch integriert.

Auf den Langträger-Obergurten war ein Bodenrahmen befestigt, der den Bohlenboden umrahmte. An den Außenseiten der Langträger wurden jeweils sieben Seitenrungen aus T-Profilen sowie zwei Eckrungen aus Winkeleisen gefertigt und mit dem Fahrzeugrahmen angenietet, am Kopfstück der Nichthandbremsseite sowie an einem Hilfsquerträger von der Bremserbühne außerdem zwei Stirnwandrungen. Auf jeder Seite waren zwei Doppel-Drehtüren aus Buckelblech eingebaut, die 1.235 mm hohen festen Seiten- und Stirnwände mit jeweils sechs Brettern verkleidet. Die obersten Bretter waren breiter als die anderen und erhielten ein Saumeisen aus Winkelprofil als oberen Stoßschutz. Die äußeren Seitenwände versteiften innenliegende Diagonalbänder. Die Bühnengeländer erhielten einen am Kopfstück vernieteten Rahmen, der mit Blech verkleidet war. Am Langträger ermöglichten kurze Tritte den Aufstieg. Am Bodenrahmen bzw. unter den Türen am Langträger sind Binderinge für eine Abdeckplane angebracht. Diese kann auch zum Anketten des Ladegutes oder zum Verzurren mit anderen Befestigungsmitteln verwendet werden.

Die Deutsche Reichsbahn ließ ab 1942 bei der Waggonfabrik Busch in Bautzen eine ganze Serie von schmalspurigen Güterwagen in Drehgestellbauart fertigen. Die Wagenserie der Busch-Bautzner-Güterwagen umfaßte die Lieferung von 45 Gedeckten Güterwagen als spätere GGm/s 16800 bis 16844 (DRB GGw 2000 – 2009 Wn und 6000 – 6034 Lz) sowie 71 Offene Güterwagen als OOm/s 76800 bis 76870 (ex Reichsbahn OOw 6500 bis 6519 Wn; 12000 bis 12014, 12019 bid 12022, 12025 bis 12028, 12030 bis 12049, 12051 bis 12056 und 12058 bis 12059 Lz). Bereits zum Zeitpunkt der Umzeichnung der Wagen Anfang der 1950er Jahre ins neue ÖBB-Schema wurden mehrere Wagen schon zu vierachsigen Holztransportwagen der Bauart SSm/s umgebaut. Neben einem ersten Umbau folgten Jahrzehnte spätere weitere Umbauten, wobei es noch zusätzlich eine weitere Serie von umgebauten SSm/s der ÖBB gab, die speziell den Anforderungen der verladenden Wirtschaft geschaffen wurden. Diese umgestaltete Wagen wurden mit robusten Blechstirnwänden und mit fest angeschweißten Rungen versehen, zusätzlich waren auch am Fahrzeugrahmen Seilwinden vorgesehen.


Modellvorstellung

Roco hat diese durch Umbau entstandene Wagentype als Neukonstruktion in das Modellbahnjahr 2020 aufgenommen und dabei einen Einzelwagen sowie ein zweiteiliges Rungenwagenset mit Rundholzbeladung angekündigt. Der Einzelwagen wird unter der Artikelnummer 34580 zum UVP von € 31,90 angeboten, das Zweierset wird unter der Artikelnummer 34581 geführt und ist mit dem UVP von € 74,90 angeschrieben.

Die Neukonstruktion wurde Anfang November 2020 ausgeliefert. Das Modell wird in der üblichen Blisterbox des Herstellers ausgeliefert und ist dabei rutschfest in einem Plastikeinsatz gelegt. Roco liefert zum Modell zwei Zurüstbeutel mit, in welchem einerseits der Schildersatz mit dem Fahrzeuganschriften enthalten ist und andererseits die Kupplungsteile abgelegt sind. Der Schildersatz liegt dreifach bei und besteht aus einem lackierten bzw. bedruckten Blechteil. Diese Schilder müssen zur Vervollständigung des Modells als einzige Teile am vorgesehenen Fahrzeugrahmen angeklebt werden. Das Modell ist mit der Betriebsnummer 36851-9 versehen, die Revisionsdaten gehen auf den März 1994 zurück, womit das Modell ab der Epoche V einsetzbar ist.

Die Neukonstruktion wurde aus einem robusten Kunststoffrahmen gefertigt, indem der „Holzboden“ – ebenfalls aus Kunststoff – ein die tragende Form eingesetzt ist. Die Stirnwand bei der Verschieberplattform und auch die geriffelte Oberfläche sind ebenfalls Bestandteil des Fahrzeugrahmens. Ob die Rahmen in die Form angespritzt sind oder nur extra angesetzt wurden, ist nicht erkennbar. Im Sprengwerk des Wagen befindet sich die vollständig nachgebildete Bremsanlage des Modells, am Sprengwerk wurden die Bremssteller farblich abgehoben dargestellt und weitere Details (zB Zettelkasten) berücksichtigt. Die Drehgestelle sind dreidimensional durchgebildet und mittels Steckverbindung am Fahrzeugrahmen festgemacht. Die Kupplung ist mit dem Drehgestell verbunden. Die Bremsschläuche sind bereits ab Werk am Modell angesetzt.

Bilder

Bilder – zugerüstetes Modell

Modellvorstellung 34581 – Zweierset, beladen

Bereits oben wurde schon erwähnt, daß Roco von seiner Formvariante auch ein Doppelset mit Holzladung auflegen wird. Das Set gelangte Anfang Dezember in den Fachhandel, womit von diesem offenen Vierachser zwei weitere Nummernvarianten zur Verfügung stehen. Die Holzbeladung stellt eine Echtholzbeladung dar, wobei man schon anmerken darf, daß die Stappelbildung nicht ganz den Beladungsvorschriften entspricht. Dieses Manko läßt sich ggf. mit eigens ersteller Holzbeladung korrigieren. Roco bietet das Set zum UVP von € 74,90 an.

Bilder 34581/1

Der Rungenwagen ist mit der Betriebsnummer 36808-9 betafelt, die letzte Revision fand im Juni 1994 in Waidhofen an der Ybbs statt.

Bilder 34581/2

Das zweite Modell ist mit der Wagennummer 36868-3 angeschrieben. Die letzte Wagenuntersuchung fand in Waidhofen an der Ybbs im März 1994 statt.


Testbilder

Modellvorstellung 34582 – Zweierset, beladen

Daß die Schmalspurbahn im Modell lebt, beweist die Verfügbar dieses Wagensets mit zwei mit Rundholzbeladung versehene Rungenwagen. Das bereits werkseitig ausverkaufte Set ist ein Neuheitenartikel aus 2021 und wurde in der Modellausführung zum ersten Set (siehe oben) hinsichtlich des Einsatzzeitraumes bzw. den Fahrzeuganschriften gleich gestaltet. Das Set wird zum UVP von € 79,90 angeboten. Die ausgeführten Holzstapel entsprechen der Phantasie des Produzenten, für die Fahrzeuganschriften liegen wieder eigens bedruckte Blechschilder zur Selbstmontage bei.

(Hinweis: Bilder im zugerüsteten Zustand folgen, wenn ich meine Lesebrille habe. Zudem darf sich der Hersteller Gedanken machen, für das nächste Jahr eine weitere Neuauflage vorzusehen.)

Bilder 34582/1

Der erste Wagen trägt die Wagennummer 36806-3 und die Revisionsanschriften 5 REV Wh 21.11.94.

Modell im „zugerüsteten“ Zustand:

Bilder 34582/2

Der zweite Güterwagen der Bauart SSm/s ist mit der Wagennummer 36866-7 versehen und weist die Revisionsanschriften 5 REV Wh 28.02.95 auf.

… und im zugerüsteten Zustand: