Roco 73054: ÖBB 770.95
Zur Beförderung leichter Züge auf bayerischen Nebenbahnen beschaffte die K. Bay. Sts. B. von 1910 bis 1915 insgesamt 97 Lokomotiven der Gattung Pt 2/3 in Dienst, welche alle von Krauss geliefert wurden. Die letzte Serie von 1915, insgesamt sechs Lokomotiven, unterschied sich von den früheren Lieferungen nur geringfügig bei einer Gesamtlänge von 9.265 mm. Bis zum Jahr 1937 waren ungefähr 50 Maschinen von der Reichsbahn mit Bisselachsen ausgerüstet worden. Die Deutsche Reichsbahn hatte 1925 alle 97 Lokomotiven übernommen und als 70 001 bis 097 in ihren Bestand übernommen. Bei der DB standen 1947 noch 89 Loks im Dienst, die letzte (70 083) schied 1968 beim Bw München Ost aus und blieb als Museumslok erhalten. Vier Lokomotiven sind nach 1945 bei den ÖBB verblieben, die ab 1953 als Reihe 770 geführt wurden.
Modellvorstellung
Die ersten Modell dieser zierlichen Nebenbahnlokomotive wurden im Maßstab 1:80 gefertigt. Fleischmann hat seine Pt 2/3 bzw. Baureihe 70.0 im Jahr 2000 einer grundlegenden Überarbeitung unterzogen und diese mit sechspoliger Digitalschnittstelle neu aufgelegt. Die Markenbereinigung der Modelleisenbahn GmbH hat dazu geführt, daß H0-Modelle nur mehr unter dem Namen Roco produziert werden. Deshalb wurde als der alten Fleischmann-Konstruktion eine Roco-Maschine. Roco hat die zierliche Dampflok für 2019 in einer Ausführung der K. Bay. Sts. B. und auch eine Neuauflage der ÖBB-Reihe 770 angekündigt. Vorgestellt wird die Analogausführung mit der Artikelnummer 73054 zum UVP von € 229,90.
Roco bietet die ÖBB 770 erstmals auch mit Loksound an. Dieser stammt von Leo SoundLab. Das Modell in dieser Ausführung (73055) wird zum UVP von € 314,90 angeboten.
Verpackung
Die Lok ist zwar äußerlich in einer Roco-Verpackung, liegt aber in einer Blisterummantelung. Hierbei ist vor allem beim Einpacken darauf zu achten, daß die Lok sauber in die Arrettierungen eingesetzt wird, ansonsten drohen Verformungen am Rahmen. Mitgeliefert wird eine Betriebsanleitung, ein Ersatzteilblatt sowie ein Zurüstbeutel, in dem nur die Kurzkupplungen und die Zughaken beiliegen.
Technik
Die Technik ist unter dem Lokgehäuse untergebracht. Drei Schrauben sind notwendig, um das Gehäuse vom Rahmen zu lösen und abnehmen zu können. Ein Mittelmotor mit rückseitiger Schwungmasse treibt die Lok über einen Wellenstummel und Zahnräder auf der ersten Kuppelachse an. Die zweite Kuppelachse wird über die Kuppelstangen mitgenommen.
Die Digital-Schnittstelle befindet sich seitlich des Motorblocks. Fleischmann verbaute vor gut 20 Jahren eine sechspolige Schnittstelle nach NEM 651. Zusätzlich wurde an beiden Lokseiten ein NEM-Kupplungsschaft berücksichtigt.
Fahrverhalten
Das Eigengewicht beträgt 120 Gramm. Die Vorbildgeschwindigkeit beträgt 65 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 111 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 71 % zu hoch, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist sie sogar um ca. 41 % zu hoch.
Optik
Fleischmann hat damals bei der Überarbeitung ein maßstäbliches Modell vorgelegt, was für das Roco-Modell gleichermaßen gilt. Somit stimmen nicht nur die Proportionen, sondern auch der Gesamteindruck. Am Lokgehäuse sind feine Gravuren und insbesonders zarte Nietreihen zu erkennen. Die Konstrukteure haben jedenfalls ein mustergültiges Fahrzeug vorgelegt. Alle Griffstangen sind frei stehend ausgeführt, als Augenweide gelten die feinen Stellstangen mit den Anstellhebeln an Dampfdom und Sandkasten. Bis auf die am Kessel angespritzte Dampfleitung zum Hilfsbläser sind alle anderen Leitungen ebenfalls frei stehend ausgeführt. Dies bild auch die beim Schlot hochgeführte Abdampfleitung der Lichtmaschine. Die Luftpumpe von Westinghouse verdient in dieser Aufmachung seines Gleichen. Allerdings fehlt der freie Durchblick im Bereich der Rauchkammer, was als konstruktiver Kompromiß für die Berücksichtigung des Lichtleiters für das Spitzenlicht geschuldet ist.
Die Räder der Lok weisen feine Speichen auf und sind nicht nur richtig dimensioniert, sondern auch in Metallausführung gehalten. Die Steuerung wurde einerseits aus Metall (Treib-, Kuppel- und Schwingenstange) und andererseits aus eingefärbten Kunststoff (Voreilhebel, Kreuzkopf, Schieberschubstange und Schwinge) gefertigt.
Farbgebung und Beschriftung
Das Modell ist weitgehendst schwarz lackiert, lediglich die freistehenden Triffstangen sind rot. Das Modell ist sauber beschriftet. Alle Beschriftungen sind gut deckend aufgetragen und gut lesbar. Roco hat seiner Neuauflage die Betriebsnummer 770.95 vergeben. Die Lok ist in der Zfst. St. Pölten beheimatet. Als letztes Untersuchungsdatum wird der 4.2.53 (Floridsdorf) genannt.
Beleuchtung
Die gegenwärtige Konstruktion bedient sich für das Beleuchtungskonzept noch der Glühlampen. Die Beleuchtung erfolgt fahrtrichtungsabwechselnd.
Bilder