Piko 59714 / 59723 – DB 220 048-3 / 220 023-6

Die Deutsche Bundesbahn beschaffte zwischen 1953 und 1958 insgesamt 86 dieselhydraulische Großdiesellokomotiven. 1953 erfolgte die Lieferung von fünf Prototypen, die Serienlieferung erfolgte in den Jahren 1956 bis 1958. Hersteller dieser Lokomotiven waren die Firmen Krauss-Maffei und MaK. Diese formschönen Lokomotiven hatten eine Leistung von 2 x 1.100 PS und waren für die Beförderung des hochwertigen Fernverkehrs vorgesehen. Die ca. 80 t schweren Loks waren für eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h auf und wiesen die Achsfolge B‘ B‘ aus. Die Lokomotiven V 200 001 bis 055 waren bereits ab Werk dem Schriftzug „Deutsche Bundesbahn“, welcher mittels großer Aluminium-Lettern auf den Seitenwänden angeschrieben war, ausgestattet; die übrigen Loks wurden nur mehr mit dem schlichten DB-Keks versehen. 1968 erfolgte die Umzeichnung zur Baureihe 220. Das zeitlose Design der V 200 in purpurrot und schwarzgrauem Rahmen hielt sich bis zur Ausmusterung der Baureihe. Lediglich die 220 012, die 220 023 und die 220 060 wurden nach 1974 in den Farbtopf getaucht und erhielten als einzige Maschinen das seit 1974 existierende Farbschema in ozeanblau/beiger Lackierung. Die letzte Maschine wurde 1984 ausgemustert. Einige Maschinen sind heute noch als Museumsexponate der Nachwelt erhalten geblieben. Weitere Maschinen gelangten ins Ausland, unter anderem auch zur SBB als Am 4/4.


Modellvorstellung

Nachdem bereits einige Modelle der Neuheit 2013 schon produziert wurden, hat Piko die bekannte V 200 als Epoche IV-Modell realisiert. Die aktuelle Auslieferung zählt als Neuheit 2016 und ist unter den Artikelnummern 59714 (Gleichstrom-Analog-Modell) sowie 59715 (Wechselstrom-Ausführung). Der UVP beträgt € 119,99 bzw. € 139,99. Ein Sound-Zurüstsatz mit Decoder und Lautsprecher wurde für die V 200 eigens angeboten.

Verpackung

Piko liefert seine Fahrzeuge in einer Kartonschachtel an den Fachhandel aus. Das Modell ist in einer fixen, passgenauen Plastikform ummantelt. Nach dem seitlichen Entriegeln ist das Modell aus der klappbaren Plastikform entnehmbar. Verschiedene Prospekte und die mehrsprachige Betriebsanleitung inkl. Ersatzteilblatt liegen dem Modell bei. Auf die Beigabe eines Zurüstbeutel wurde verzichtet, da sämtliche Anbauteile nun fix montiert sind.

Technik

Für die technische Begutachtung des Modells ist es notwendig, das Chassis vom Lokrahmen abzunehmen. Nach dem Lösen der beiden Kreuzschrauben an der Unterseite des Modells (große Löcher) lässt sich das passgenau auf dem Metallrahmen sitzende Chassis problemlos nach oben abziehen.

Das technische Innenleben besteht aus einer auf dem Metallrahmen montierten Platine. Diese ist für den Digitalbetrieb werksseitig vorbereitet und inkludiert eine PluX22-Schnittstelle. Anstatt des serienmäßig berücksichtigten Brückensteckers kann stattdessen ein Sounddecoder eingesetzt werden, wozu Piko eigens das Nachrüstsatz 56341 anbietet.

Der Mittelmotor ist im Metallrahmen unter der Platine platziert und hat zwei große Schwungmassen. Dieser ist weiters durch ein Plastikteil umschlossen, welches im Halbrelief für die Maschinenraumfenster entsprechende Anlagenteile imitiert. Die Kraftübertragung erfolgt vom Mittelmotor samt der beiden Schwungmassen über die beidseitigen Kardanwellen auf das Stirnradgetriebe im fix verkapselten Getriebeblock, der alle vier Achsen antreibt. Für Wartungszwecke hat Piko am Getriebeunterboden entsprechende Öffnungen für die Zahnräder vorgesehen.

Die neu aufgelegte 220 bringt ca. 450 Gramm auf die Waage. Es ist mit zwei Haftreifen bestückt, welche diametral auf der jeweils inneren Achse jedes Drehgestells aufgezogen sind. Der Fahrstrom wird von allen Achsen abgegriffen.

Fahrverhalten

Das vorliegende Modell macht bei den Testrunden auf der Anlage eine hervorragende Figur. Das Modell ist leise und hat einen taumelfreien Lauf. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. 191 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 37 % zu hoch, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtung des um 30 % höheren Wertes – um gerade einmal ca. 7 %.

Optik

Der Käufer erhält zu seiner Freude bereits ein vollständig zugerüstetes Modell, lediglich die Bremsschläuche und der Zughaken sind selbst zu montieren. Der hervorragende Gesamteindruck wird durch eine gut gelungene Kopfform unterstrichen und mausert sich zum Hingucker. Die Seitenwände sowie die Dachpartie sind ebenso typisch, dazu zählen die die Doppellampen ebenso wie die darüber befindlichen Klappen. Die Scheibenwischer der Frontfenster sind im Fensterteil angespritzt und kommen durch die schwarze Einfärbung gut zur Geltung bzw. neigen zur optischen Täuschung.

Der nächste Blick ist dem Dach gewidmet. Positiv fallen sofort die wunderschön gravierten Doppellüfterräder in den hauchzarten Gittereinsätzen auf. Weiters wurden die Dachlucken samt Nietreihen und die Kranhaken sauber nachgebildet, was auch für die Auspuffanlagen gilt. Die Führerstandsfenster ermöglichen uns einen Blick in die allerdings sehr leer geräumten Führerstände. Das Führerpult ist zwar nachgebildet, auf die Bestückung mit einem Lokführer wurde jedoch verzichtet.

Der weitere Blick gilt den Seitenwänden. Auch dieser wurde sauber und tief graviert. Das Modell weist alle für eine V 200/220 typischen Merkmale auf. Die filigran nachgebildeten Gitter der großflächigen Lüfteröffnungen suchen ihres gleichen. Die Fenstereinsätze sind ebenfalls sauber dargestellt, hinzu kommen noch die zarten, silbern lackierten Fensterstege. Die Haltegriffe der Führerstandstüren und die darüber befindlichen Regenrinnen sind angespritzt und silbern bedruckt. Insgesamt macht das Chassis einen sehr robusten Eindruck und kann mit bis zu 3 mm starken Seitenwänden punkten.

Eine abschließende Betrachtung ist dem Fahrwerk geschuldet. Der Fahrzeugrahmen ist aus Metall gefertigt und weist ebenso Gravuren für verschiedene Klappdeckel, Trittstufen udgl. auf. Das Modell weist dafür im Bereich der Frontschürzen eine Besonderheit auf. Die Frontschürzen nehmen zugleich die Kurzkupplungskulisse auf und sind mit dieser beweglich ausgeführt und schwenken somit beim Befahren von Kurven je nach Radius entsprechend aus. Die Bremsschläuche sind darauf dezent nachgebildet. Die Ausführung der Drehgestelle weisen einen hohen Wiedererkennungswert zum Vorbild auf. Hierbei handelt es sich diesmal um eine Nachbildung mit Blattfedern. Diese wirken sehr plastikhaft, sind aber sauber durch graviert.

Farbgebung und Beschriftung

Die Lackierung des vorliegenden Modells ist tadellos. Sämtliche Farbübergänge sind durch erhabene, silber lackierte Zierlinien unterbrochen. Alle Anschriften sind sauber und gut lesbar aufgedruckt. Die Lok gehört zum Bw Villingen bzw. zur BD Karlsruhe. Das Revisionsdatum stammt vom 13.08.72 des AW Nürnberg.

Beleuchtung

Das Modell ist mit einer LED-Beleuchtung ausgestattet. Wartungsarme, weiße und rote LEDs dienen der Darstellung des dreibegriffigen Spitzen- bzw. zweibegriffigen Schlusslichtes.


Verwandte Modelle

http://modellbahninfo.org/modelle/15050401.html


Bilder


Modellvorstellung 59723 – DB 220 023-6

Mit der ozeanblau/beigen 220 023-6 wurde ein weiteres Modell der ehemaligen V 200 geschaffen. Das Neuheitenblatt listet drei verschiedene Modellausführungen auf, und zwar die analoge Zweileiter-Lokomotive mit besagter Artikelnummer zum UVP von € 150,–. Von der Gleichstrom-Ausführung ist auch die Variante mit Digitaldecoder und Loksound mit der Artikelnummer 59724 verfügbar, die einen UVP von € 270,– aufweist. Zum gleichen UVP ist auch die Dreileiter-Wechselstrom-Ausführung mit Geräuschkulisse unter der Artikelnummer 59725 zu bekommen. Das gegenwärtige Modell hat wie eingangs schon erwähnt, die Loknummer 220 023-6 erhalten. Diese ist beim Bw Lübeck beheimatet, das zur BD Hamburg gehört. Beim angegebenen Revisionsdatum REV U4 Nür 05.02.75 liegt die Vermutung nahe, daß die Maschine nach dem AW-Aufenthalt in Nürnberg das ozeanblau/beige Farbschema erhielt. Während die Lackierung des Modells soweit tadellos umgesetzt wurde, ist an einigen Stellen des Modells kein guter Farbauftrag bei den Anschriften zu erkennen.