Elektrische Triebwagen in Mitteldeutschland

Mit dem gegenständlichen Buch ist es der Verlagsgruppe Bahn bzw. dem Klartext-Verlag gelungen, mit beiden Autoren, die bereits ähnlich gelagerte Literatur auf einem sehr hohen Niveau schrieben, eine weitere, interessante Publikation unter dem Gesichtspunkt der elektrischen Traktion zu lancieren. Während sich die (beiden) Autoren bereits um die Entwicklung des Wechselstromnetzes in Deutschland ebenso verdient machten wie in der Darstellung des Buches über die ersten Serien-Elektroloks in Preußen, findet der bisher eingeschlagene Weg seine Fortsetzung mit den Elektrischen Triebwagen, und zwar in Mitteldeutschland. Wie erinnerlich haben sich in Deutschland schon frühzeitig aufgrund des starken Güterverkehres und der topografischen Situation mehrere Inselbetriebe mit elektrischer Traktion herausgebildet, unter anderem in Mitteldeutschland, also die Region rund um Magdeburg und Leipzig. Im wesentlich lässt sich das Buch in drei markante Schwerpunkte einteilen:

Der erste Teil des Buches hat die Entwicklungsgeschichte der elektrischen Triebwagen ab den 1920er Jahren bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges zum Thema. Die Autoren beschreiben die Ausgangssituation und gehen dann vertiefend in die Beschaffung und Konzeption des ET 82 als damaliges Neubaufahrzeug ein, um dann auf den ET 41 als Nahverkehrstriebwagen überzuleiten. Zur technischen, geschichtlichen und betrieblichen Abhandlung der Triebwagenbaureihen werden dabei stets die entsprechenden Beiwagen in gleicher Manier berücksichtigt, wobei zahlreiche Pläne und Skizzen sowie dem Rezensenten unbekannte Bildaufnahmen diese sowie weiterführend in den nachfolgenden Kapiteln positiv bereichern.

Der zweite Schwerpunkt des Buches betrifft die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Kriegswirren blieben natürlich nicht verborgen und haben nachhaltig in der Fahrzeuggeschichte der späteren Deutschen Reichsbahn niedergeschlagen, ehe die Besatzungsmächte das noch vorhandene Material als Kriegsbeute abtransportierten. Der Exkurs nach Holland ist an dieser besonders hervorzuheben, um die fahrzeugtechnische Entwicklung dieser fremden Triebwagen in der späteren DDR nachvollziehen zu können, zumal es über diese Fahrzeuge keine Literatur in deutscher Sprache gibt.

Der letzte Teil des Buches ist dem Neustart ab Mitte der 1950er Jahre gewidmet. Die Autoren beschreiben dabei den schwierigen Weg von der Improvisation noch vorhandener Fahrzeugteile (ET 25, „Holländer“) bis hin zu geplanten Entwicklungen der ET 26 und 27 bzw. dem stattdessen eingeführten Wendezugbetrieb sowie der Beschaffung einer neuen Fahrzeugflotte in Form des S-Bahn-Triebwagens ET 280.

Das Buch wurde nach wissenschaftlichen Aspekten erstellt. Sehr dienlich und hilfreich ist die auf den Schlussseiten abgedruckte Chronologie zur Geschichte der Triebwagen in Mitteldeutschland. Abschließend sei jedoch noch eine Kritik vorgebracht. Im Buch finden sich leider keinerlei statischen Angaben zu den Baudaten der Fahrzeuge.


Allgemeine Infos:
Verlag: Verlagsgruppe Bahn GmbH, Fürstenfeldbruck und Klartext Verlag, Essen
Autor: Thomas Borbe, Peter Glanert
Buchhülle: Hardcover
Umfang: 132 Seiten / DIN A4 hoch
Fotos: 135
Grafiken/Skizzen: 44
ISBN: 978-3-8375-1159-8
Verkaufspreis: € 24,95 [D]/€ 25,70 [A]