Bahnen+Berge 1/2016: Die ÖBB in den 1990ern

Die Verlagsgruppe Bahn legte nun ihren dritten Band der neuen Heftserie Berge + Bahnen vor. Das Heft 1/2016 ist einem österreichischen Thema gewidmet und beschäfftigt sich nunmehr mit dem Bahnbetrieb der ÖBB im letzten Jahrzehnt des abgelaufenen Jahrtausends. Der Verlag hat bereits ähnliche Publikationen zum Eisenbahnbetrieb in Österreich verlegt, allerdings erfolgte die Erstellung der Texte durch einen anderen Autor. Dieser Autorenwechsel schlägt sich in der inhaltlichen Aufmachung dieser Sonderbroschüre durch, und man merkt sehr schnell, dass nur einige auserwählte, dem Autor sehr ans Herz gewachsene Streckenabschnitte in Österreich einer redaktionellen Würdigung unterlagen. Welche Bahnstrecken in diesem Sonderheft berücksichtigt werden, offenbart eine Übersichtskizze zum Beginn des Heftes.

Das Heft hat also nur jene Bahnlinien zum Inhalt, für welche sich der Autor schon seit Jahren und Jahrzehnten interessiert und bei diesen er auch regelmäßig als Eisenbahnfotograf zugegen war. Diese Lieblingsstrecken sind vor allem die Alpenstrecken am Arlberg, die Außerfern- und Mittenwaldbahn, der Brenner, die Giselabahn, die Tauernstrecke, die Drautal- bzw. Pustertalstrecke, das Ennstal, teilweise die Salzkammergutbahn, der Eisenbahnstern Selzthal mit seinen Linien nach Linz (Pyhrnbahn, gänzlich), das Gesäuse (bis Kleinreifling), die Ennstaltallinie nach Bischofshofen und der Schoberpaß nach St. Michael. Berücksichtigung finden auch die Mariazellerbahn sowie der Semmering und die Kronprinzen-Rudolfsbahn bis zur italienischen Grenze. Alle hier nicht genannten Linien fallen schlichtweg durch den Rost und werden in diesem Heft nicht behandelt, obwohl sie fester Bestandteil des ÖBB-Betriebes sind. So gesehen suggiert der gewählte Hefttitel eine Erwartungshaltung, die das Heft inhaltlich gesehen und unter Kenntnisnahme der bisherigen Titel nicht erfüllt.

Es sind also diese Hauptrouten in den Alpen, die kapitelweise vom Westen in den Osten erörtert werden und bei welchen sich nachbarschaftliche Zusammenhänge (Werdenfels, Südtirol) nicht ganz leugnen lassen. Jedes Kapitel beschreibt die geschichtliche Entwicklung und setzt sich dann im zweiten Teil des Textes mit den Veränderungen während des genannten Zeitraumes auseinander. Diese betreffen die Einsatzgeschichte der Triebfahrzeugen ebenso wie die baulichen Veränderungen, die sich je nach Verkehrsentwicklung und politischen Willen ergeben haben. Wer hier jedoch flächendeckende, gesamtheitliche Veränderungsprozesse der gesamten ÖBB erwartet, wird sichtbar enttäuscht. Dafür entspricht das gezeigte Bildmaterial den bisher bekannten Qualitätskritieren des Autors, wobei auch hier anzumerken ist, dass einige Motive neu sind, wiederum andere schon in anderen Publikationen zu sehen waren. Zudem haben sich im Text einige Ungenauigkeiten eingeschlichen wie auf Seite 39 der angebliche Rückkauf der nach Polen gelangten 1822, oder auf Seite 52 der Bildtext unten (Aufnahmeort ist eindeutig Bad Krekelmoos) oder auf Seite 69, wo die Jahreszahl des kleinen Grenzverkehrs mit 2011 statt 1991 verwechselt wurde. Kurios erscheinen auch auf Seite 75 die nur eine Minute lang dauernden Halte in Selzthal an.


Allgemeine Infos:
Verlag: VGB Verlagsgruppe Bahn
Autor: Klaus Eckert
Buchhülle: Paperback
Umfang: 100 Seiten/ DIN A4
Fotos: 160
Grafiken/Pläne: 2
ISBN: 978-3-89610-673-5
Verkaufspreis: € 15,– [D]/€ 16,50 [A]