Trix 24987: Gepäckwagen Pwg Pr 14
Der Zuspruch und der Siegeszug der Eisenbahn im 19. Jahrhundert galten vor allem in der Möglichkeit des günstigen und einfachen Massentransportes aus den ländlichen Regionen in die Städte und Industriegebiete. Das Straßennetz war anno dazumal noch nicht in jenem Zustand wie wir es heute kennen. Um diese Güter zu transportieren, aber auch solche Transporte in lokalen Güterzügen durchführen zu können, beschafften sämtliche Bahngesellschaften schon frühzeitig eigene Güterzugbegleitwagen, die neben Frachtstücken auch das notwendige Begleitpersonal transportieren.
Die auch als Güterzugpackwagen bezeichneten Fahrzeuge dienten ausschließlich dienstlichen Zwecken, in ihnen wurden keine normalen Güter befördert. Diese grün lackierten Wagen liefen in der Regel an der Zugspitze hinter der Lok. Da sie vom Zugführer als Arbeits- und Aufenthaltsraum benutzt wurden, waren sie meist mit einer Dachkanzel ausgestattet. Die Dachkanzel diente der Zug- und Signalbeobachtung.
Der „Pwg“ enthielt ein Zugführerabteil und einen Packraum. Im Zugführerabteil befanden sich ein fest eingebauter Schreibplatz und darüber ein Sortierregal für die Frachtbriefe. Im Packraum wurden Ersatzbremsschläuche, Ersatzkupplungen usw. aufbewahrt. Hier befand sich auch die Toilette. Eventuelles Dienstgut, wie beispielsweise Petroleumfässer für die Versorgung der Signalmeistereien, wurde ebenfalls hier mitgeführt. Gelegentlich diente der Raum auch als Mitfahrgelegenheit für Rottenarbeiter zur Baustelle.
Die Reichsbahn übernahm bei ihrer Gründung die Güterzugpackwagen der Länderbahnen. Besonders der preußische Pwg war lange Zeit typisch für die Reichsbahngüterzüge. Die Pwg waren den Reichsbahndirektionen fest zugeteilt. Überschritt ein Pwg die Direktionsgrenzen, so wurde er meist zusammen mit der Lokomotive ausgewechselt. Auf diesen Umspannbahnhöfen standen dann meist in der Nähe der Ausfahrgleise auf einem besonderen Gleisstück die Pwg und warteten auf die Rückleistung. Dieses Verfahren wurde erst Mitte der 1930er Jahre aufgegeben.
Die Güterzüge bei den deutschen Länderbahnen wurden bis in die 1920er Jahre durchwegs handgebremst, weshalb im Zugverband laufend Wagen mit Bremserständen mitgeführt wurden. Die Bedienung oblag den Bremsern, die wie die Lokführer, der Zugführer, die Packmeister, der Zugschaffner und die Rangierer (österreichisch: Verschieber) zur Zugmannschaft gehörten. Diese Personen hatten verschiedene Funktionen zu bekleiden und waren somit für das Bremsen des Zuges, für Verschub-/Rangierarbeiten auf den Zwischenbahnhöfen, den Austausch und die Bearbeitung von Frachtpapieren der zu befördernden Güter und weitere Tätigkeiten betraut. Für den Transport dieses Funktionspersonal diente ein mitgeführter Begleit- oder Gepäckwagen, der gleich hinter der Lokomotive gereiht war und zugleich als rollendes Büro auf Schienen diente. Lediglich die Bremser waren auf ihren Bremserständen, in der Regel Bremserhäuser platziert, um den Zug nach genauen, betrieblichen Anweisungen und Vorschriften einzubremsen.
Die KPEV bzw. P. St. E. V beschafften als Abschluß ihrer eigenen Entwicklung erstmals 1913/1914 einen Güterzugbegleitwagen der Gattung Pwg nach dem Musterplat pr IIa 13 a. Um die Typenvielfalt der alten Länderbahn-Begleitzugwagen zu bereinigen, wurde dieser Entwurf nochmals herangezogen und überarbeitet, was zur Nachbeschaffung des überarbeiteten Entwurfes von mehr als 7.000 Pwg bis 1929 führte. Diese Wagen verbereiteten sich nicht nur im Gebiet der ehemaligen KPEV, sondern auch in Bayern, Baden, Württemberg und Sachsen.
Eine Änderung im Erscheinungsbild trat dann unter der DRB ein, die angeblich wegen eines versuchten Raubüberfalles ab Ende der 1930er Jahre durchgehenden Laufbretter und Griffstangen entfernen ließ. Weitere Umbauarbeiten betrafen die Verstärkung des Wagenkastengerippes und das Entfernen des Fensters in der Laderaumtür. Die Wagen sind nach dem Zweiten Weltkrieg ein mehreren Bahnverwaltungen verblieben und wurden auch weiterhin dort eingesetzt.
Modellvorstellung
Märklin/Trix hat die preußischen Güterzuggepäckwagen der Gattung Pwg pr 14 als Formvarianten in den Herbstneuheiten 2024 aufgenommen. Das angekündigte Modell ist Teil der ebenfalls neu umgesetzten E 95 der DRB sowie auch der vierachsigen Erzwagen OOt Saarbrücken. Die schwere Güterzuglok der Reichsbahn ist bei Märklin unter den Artikelnummern 39950 bzw. bei Trix unter der Artikelnummer 25950 bereits erhältlich. Die vierachsigen Selbstentladewagen wurden ebenfalls schon ausgeliefert und weisen die Artikelnummern Märklin 46226 bzw. Trix 24266 auf.
Der Güterzugbegleitwagen basiert auf einer schon existierenden Konstruktion und wird in überarbeiterter Ausführung beim Wagenkasten umgesetzt. Die Formänderung betrifft das durchgezogenen Trittbretter. Das Modell ist aus Kunststoff gefertigt und verfügt über feine Gravuren. Einige Details sind aber weiterhin erhaben umgesetzt. Der mitgelieferte Zurüstbeutel enthält nur zwei Zugschlußtafeln, die gemäß Anleitung in die vorgesehen Löcher einzuführen sind.
Die Auslieferung des Modells erfolgt in der bekannten Kartonverpackung mit Blistereinschub. Der Güterwagen wird zum UVP von € 49,90 angeboten. Das Modell des Reichsbahn Pwg ist mit den Wagenanschriften 95608 Breslau mit der Gattungsbezeichnung Pwg beschriftet. Die Revisionsdaten lauten auf „Unt. Br1 9. 7.27“.
Modellvorstellung







