DB-Güterwagen BTs 030: Brawa 50595 / 50597 bis 50599 / 50602 / 50606
Für den rationellen Transport wurden schon frühzeitig neue Transportwagen und Behältnisse geschaffen, um möglichst wenig Zeit beim „Warenumschlag“ liegen zu lassen. Erste Entwicklungen waren in den Niederlanden zu erkennen, wobei der Transport von „Haus zu Haus“ als wesentlicher Aspekt einer funktionierenden Transportkette anzusehen ist. Eine gleichgelagerte Entwicklung trat auch in Deutschland ein, als die Deutsche Bundesbahn, die zunehmend in Konkurrenz mit dem Straßengüterverkehr stand, ebenfalls neue Konzepte entwickelte.
Die erste Umsetzung einer solchen Entwicklung ergab sich in den Niederlanden infolge des hohen Umschlagpotentials mit den Seehäfen. Die Idee schwappte auf Deutschland über, sodaß noch vor dem Ausdruck des Zweiten Weltkrieges entsprechende Fahrzeuge konzipiert wurden, die über genormte Großbehälter sowohl auf der Straße wie auf der Schiene problemlos umzuschlagen und zu transportieren waren.
Die DB hat im Jahr 1949 ein neues System mit p-Behälter geschaffen. Während die dazu notwendigen Behälter neu gebaut wurden, griff man bei den Transportwagen auf bestehendes Material zurück. Die Untergestellte wurden von verschiedensten Vorkriegswagen gewonnen, welche infolge von Kriegsschäden herumstanden. Zum Umbau wurden u. a. die Fahrwerke des Omm 34 herangezogen, die dann als Behältertragwagen mit der neuen Gattungsbezeichnung BT(hs9 30 in Verkehr gesetzt wurden. Die Wagen wurden in einem einem gemeinsamen Nummernkreis mit BT-Wagen aus anderen Spenderwagen geführt. Auf diese Weise entstanden insgesamt 273 dreiständige Tragwagen mit der Gattungsbezeichnung BT 30. Ab 1952 wurden seitens der DB noch Neubauwagen beschafft. Mit der Umstellung auf die Beschriftung mit Computernummer änderte sich auch die Gattungsbezeichnung, welche fortan als Lb(r)s 577 bezeichnet wurden. Wagen mit Computernummer waren noch bis ca. Ende 1971 im Einsatz. Die dreiständigen Behältertragwagen BT 30 wurden für verschiedene Ladegüter verwendet, wofür unterschiedliche Typen an Spezialbehälter geschaffen wurden. Diese Spezialbehälter dienten dem Transport von Flüssigkeiten, Lebensmittel wie Bier und ähnliches sowie zum Transport von gefrorenen Lebensmitteln. Das pa-Behältersystem wurde dann gegen Ende der 1960er Jahre durch die neu aufkommenden, ebenfalls genormten Container verdrängt, konnten sich aber in einzelnen Fällen bis gegen Ende der 1990er Jahre noch halten.
Modellvorstellung
Die Firma Brawa aus Remshalden hatte schon einige Jahre zuvor fünfständige Behältertragwagen der Gattung BTmms 58 gefertigt. Diese Modelle wurden auch hier vorgestellt. Im Zuge dieser Modellumsetzung konnte der Hersteller schon auf verschiedene Behältertypen zurückgreifen. Welche Behältertypen es bei der Deutschen Bundesbahn gab, wurde bereits zuvor bei den im Jahr 2016 erschienen vierständigen Behältertragwagen von Liliput ausgeführt.
Die Ankündigung als Neukonstruktion erfolgte im Neuheitenprospekt von 2022. Brawa hat bei dieser Erstankündigung verschiedene Modellausführungen ins Auge gefaßt:
• 50595 – DB-Behältertragwagen BTs 30 mit drei „Von Haus zu Haus“-Behältern der Bauart Ekrt 212,
• 50596 – DB-Behältertragwagen BTs 30 mit drei „Von Haus zu Haus“-Behältern der Bauart Ekrt 212 und der zusätzlichen Firmenaufschrift „Zündapp“,
• 50597 – DB-Behältertragwagen BTs 30 mit drei „Von Haus zu Haus“-Behältern der Bauart Efkr 401,
• 50598 – DB-Behältertragwagen BTs 30 mit drei Behälter der Bauart Efkr 401 im Design der Firma „Birkel“,
• 50599 – DB-Behältertragwagen BTs 30 mit drei Behälter der Bauart Efkr 401 im Design der Firma „Knorr“,
• 50600 – DB-Behältertragwagen Lbs 577 mit drei „Von Haus zu Haus“-Behältern der Bauart Ekrt 212,
• 50601 – DB-Behältertragwagen Lbs 577 mit drei „Von Haus zu Haus“-Behältern der Bauart Efkr 401,
• 50602 – DB-Behältertragwagen BTs 30 mit drei „Von Haus zu Haus“-Behälter der Bauart Eoskrt 022 mit Kohleladung,
• 50603 – DB-Behältertragwagen Lbs 577 mit drei „Von Haus zu Haus“-Behälter der Bauart Eoskrt 022,
• 50604 – DB-Behältertragwagen BTs 30 mit drei Behälter der Bauart Ekrt 212 der Firma „Bahlsen“,
• 50605 – DB-Behältertragwagen BTs 30 mit drei Behälter der Bauart Ddikr 621 der Firma „Holsten-Bier“,
• 50606 – DB-Behältertragwagen BTs 30 mit drei „Von Haus zu Haus“-Behälter der Bauart Ddikr 621,
• 50607 – DB-Behältertragwagen Lbs 577 mit drei „Von Haus zu Haus“-Behälter der Bauart Ddikr 621,
• 50608 – DB-Behältertragwagen Lbs 577 mit drei Behälter der Bauart Ddikr 621 der Firma „Dinkelacker“,
Der UVP für alle Modelle wurde damals mit einem Einheitspreis angegeben. Die Brawa-UVP-Preisliste liegt mir nicht mehr vor, aber in den Jahren 2023 und 2024 wurde der UVP mit € 62,50 angegeben. Mit diesem Preis erklomm der Hersteller ein neues Plateau an Höchstpreisen, wiewohl die vorgesehenen Behältertypen schon im Sortiment verfügbar waren und auf eine bestehende Konstruktion zurückgegriffen werden konnte.
Die Auslieferung der neuen Modelle erfolgte dann im Laufe des Jahres 2024. Dabei sind nicht gleich alle Modelle überall bei allen Händlern verfügbar gewesen. Mittlerweile scheint die Auslieferung der neuen Brawa-Modelle zu einem Lotteriespiel geworden zu sein. Aus gut unterrichteten Kreisen – oder wenn man Gerüchten glauben schenken darf – hänge dies mit der Zahlungsfreude und den Offenen Rechnungen der Händler zusammen.
Verpackung
Die Auslieferung der Modelle erfolgt in der bekannten und sehr robusten Blisterbox des Herstellers. Diese zweiteilige Plastikverpackung nimmt das Modell gut geschützt auf. Das Modell sowie die einzelnen Behälter sind in einer zweiteiligen Plastikeinlage samt umliegender Plastikfolie eingepackt. Darunter liegt ein Zurüstbeutel für die Wagen und eine Betriebsanleitung. Anhand der Betriebsanleitung wird erst richtig ersichtlich, welche Komplexität bei der Umsetzung des dreiständigen Behältertragwagens gegeben ist. Das Betrachten der Betriebsanleitung wird den einen oder anderen Wagenexperten zum Schmunzeln verleiten und verleitet der Annahme, daß dort auch Ahnungslose am Werke sind. Der darauf genannte BTmms 58 sieht dabei etwas anders aus … nicht wahr?
Das Modell
Die Behälter sind komplett aus Kunststoff gefertigt und verfügen über vier bodenseitige Zapfen, von denen zwei verlängert sind und als Befestigungsstifte im Wagen dienen. Diese Befestigungsmöglichkeit hat allerdings den Nachteil, daß ein normales Stapeln der Behälter ohne dem Entfernen der Übersteher nicht möglich ist. Außerdem erweisen die Behälter einen weiteren Nachteil. Leider „flutschen“ die Übersteher nicht immer Reibungslos in die dafür vorgesehenen Öffnungen im Wagen. Ein Hineindrücken erfordert Kraftaufwand, zudem gibt es nur ganz wenige Angriffspunkte dafür. Zudem besteht immer die Gefahr, daß man Teile des Rahmens oder vom Wagenboden wie das Sprengwerk mit der Tafel für die Fahrzeuganschriften unfreiwillig beschädigt. Die augenscheinlichen Bilder machen die Problematik deutlich sichtbar.
Die Behälter weisen saubere Gravuren auf und sind reichhaltig detailliert, allein die einzelnen Wagenverriegelungen oder sonstigen markanten Bauteile stellen eine reine Augenweide dar. Besonders punkten kann die Beschriftung und Bedruckung durch ihre Lupenreinheit. Alle Behälteranschriften sind verschieden. Diese werden beim jeweiligen Modell angeführt.
Der Behältertragwagen ist aus ebenfalls aus Kunststoff gefertigt. Die Langträger erweisen sich als elastisch, wenn man die Behälter ohne Gegendruck aufsetzt. Im Wagenboden ist die NEM-Kurzkupplungskulisse integriert. Leider ist diese auch sehr gut ersichtlich, sodaß der Gesamteindruck des Güterwagens durch derartige Notwendigkeiten in Mitleidenschaft gezogen wird. Der zweiachsige Behältertragwagen ist zweifelsohne mit filigranen Details ausgestattet. Anbauteile wie die Griffstangen, die Bremserbühne, die Signalhalter oder das Geländer sind aus robusten Materialien gefertigt. Die Bremssteller sind farblich abgehoben.
Die Betriebssicherheit von Modellen hängt im Wesentlichen vom Eigengewicht ab. Der leere Güterwagen wiegt gerade einmal zwölf Gramm. Das Gewicht der Behälter läßt sich anhand der Angabe im BTmms-Artikel approximieren und dürfe so um die acht bis neun Gramm bewegen. Man darf bespannt sein, wie sich die Modelle im Zugverband eines langen Güterzuges verhalten werden?
Bilder Brawa 50595
Dieser BTs 30 ist mit der Wagennummer 010 005 versehen und weist die Revisionsanschriften REV Ob 22. 4.58 auf. Die Beladung besteht aus drei Behältern der Bauart Ekrt 212, die die Nummern 7261017, 726 1023 und 7261013 aufweisen.
Bilder Brawa 50597
Der Behältertragwagen ist mit der Betriebsnummer 010 377 versehen und weist die Untersuchungsdaten REV Odg 14. 3.59 auf. Das Modell ist mit drei „Von Haus zu Haus“-Behältern der Bauart Efkr 401 beladen, die die Nummern Efkr 723114, 723109 und 723104 aufgedruckt haben.
Bilder Brawa 50598
Der Eier-Nudel-Produzent Birkel hatte seine eigenen pa-Behälter, die in blau/weißer Farbgebung und Firmenaufschrift in Erscheinung traten. Die Behälter sind mit den Nummern Efvkr 7215753, 7215749 und 7215748 mit Heimatbahnhof Schwalm bedruckt. Die drei Birkel-Behälter der Bauart Efkr 401 sind auf dem Behälterwagen BTrs 30 010 364 verladen. Im Revisionsraster stehen die Angaben REV Dst 9.10.61.
Bilder Brawa 50599
Die Firma Knorr hatte ebenfalls eigene pa-Behälter der Bauart Efkr 401. Hellblau lackierten pa-Behälter mit den dunkelblauen Klappöffnungen tragen die Bezeichnungen Efvkr 7230361, 7230354 und 7230351. Der Heimatbahnhof ist in Heilbronn Süd. Das Modell ist mit den Fahrzeuganschriften BTs 30 010 221 und den Untersuchungsdaten REV Ob 12. 9.59 bedruckt.
Bilder Brawa 50602
Das Modell des BTs 30 010 096 der DB erhielt als Ladegut drei „Von Haus zu Haus“-Behälter der Bauart Eoskrt 022. Die Behälter sind allesamt mit einer entnehmbaren Kohleladung bestückt, die leicht aus dem Behälterinneren zu entfernen ist. Die Modellumsetzung dieser Kohlenladung wirkt sehr schemen- und plastikhaft. Die Oberflächenstruktur ist einfach nur häßlich ausgeführt, das haben andere schon besser umgesetzt. Die Behälter tragen die Inventarnummern 7113211, 7113200 und 7113220. Das Aufsetzen der drei Behälter gestaltete sich als sehr schwierig. Als Trägerfahrzeug dient der BTs 30 mit der Wagennummer 010 096 und den Untersuchungsdaten REV Sw 22. 2.61.
Bilder Brawa 50606
Dieser BTs 30 ist mit drei drei „Von Haus zu Haus“-Behälter der Bauart Ddikr 621 beladen, auf denen Biertransport zu lesen ist. Die Wagennummer lautet dabei auf 010 241, die Untersuchungsdaten werden mit REV Odg 28.12.59 angegeben. Die Bierbehälter sind mit den Inventarnummern 72077, 72086 und 72089 bedruckt.