Trix 16181: DRG 18 527

Nach dem katastrophalen Ausgang des Ersten Weltkrieges und den politischen Umbrüchen in Europa gewannen Reisen wieder an Popularität. Für größere Destinationen benützte man fast ausschließlich die Eisenbahn, da sie eine schnelle und bequeme Beförderung versprach. Im Fernverkehr dominierten die privatrechtlich geführten Schlaf- und Speisewagenunternehmen, die eine weitreichende Palette bis zum größten Luxus anboten.

Die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft (DRG) wollte ihrer Konkurrenz nicht tatenlos zusehen und das junge, selbstbewußte Unternehmen entschied sich mit einem Luxuszug internationaler Prägung seine Präsenz auf den Schienen Europas zu unterstreichen. 1927 verlautbarte die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft offiziell die Bestellung von Schnellzugwagen für die Bildung von FD-Zügen, die Innovation und Komfort auf den Schienen Europas darstellten sollten. Am Bau dieses Fuhrparks waren die namhaftesten Gesellschaften der Deutschen Waggonbauindustrie beteiligt, u. a. die Waggon- und Maschinenfabrik AG, Görlitz und die Waggonfabrik Wegmann & Co. Der Fuhrpark des Rheingold bestand aus 26 Salonwagen und drei Gepäckwagen mit Einrichtungen für Zollverschluß und Hundetransport.

Die Bespannung des Rheingold oblag den damals schnellsten und schönsten der Dampflokomotiven der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft. Es waren dies die ehemaligen S 3/6 der K. Bay. Sts. Bahnen, deren Bestand als Baureihe 18.4 bei der DRG aufging.

Die K. Bay. Sts. B. haben mit dieser Schnellzuglokkonstruktion eine der schönsten und windschnittigsten Schnellzuglokomotiven deutscher Baukunst geschaffen. Maffei lieferte zwischen 1908 und 1918 zunächst 71 Maschinen in mehreren Baulosen, deren auffälligstes Merkmal die Windschneide am Führerhaus ist. Die zweite Beschaffungswelle umfaßte den Zeitraum von 1923 bis 1930. Die erste Lieferung umfaßte 30 Lokomotiven und wurde noch 1923 bis 1924 in Dienst gestellt. In den Jahren 1927 bis 1928 folgen nochmals 20 weitere Maschinen, und im Jahr 1930 noch zwei Loks. Als Lieferant trat wiederum Maffei in Erscheinung. Die anstehende Wirtschaftskrise hat Maffei in arge finanzielle Nöte gebracht, weshalb die letzten S 3/6 in den Jahren 1930/31 als Lizenzbauten von Henschel folgten. Diese Lokomotiven wurden bei der Reichsbahn als 18 479 bis 506, 18 509 bis 530 und 18 531 bis 548 bezeichnet.


Modellvorstellung

Minitrix/Trix hat zum 90jährigen Jubiläum des Rheingolds nicht nur das fünfteilige Wagenset, sondern auch die dazu passende Schnellzuglok bayrischer Herkunft als Neuheit angekündigt. Die Ankündigung erfolgte zwar schon im Jahr 2018, doch die Wartezeit auf die S 3/6 dürfte sich für viele gelohnt haben. Trix legt das Modell erstmals mit einem Tender der Bauart 2′ 2′ T 31,7 und mit dem passenden Sound auf. Das Modell wird zum UVP von € 399,99 feilgeboten.

Verpackung

Das elegante Reichsbahn-Schnellzuglokomotive wird in der bekannten Kartonumverpackung ausgeliefert. In dieser ist einerseits die Blisterbox mit dem Modell eingeschoben, andererseits befinden sich in einem eigenen Ablagefach – in der Regel, diesmal fehlend – die notwendigen Dokumente bzw. Papiere wie Betriebsanleitung, das Zertifikat udgl. Die Lok ist in einer paßgenauen Plastikeinlage mit Deckel verstaut, um das Modell befindet sich noch eine Folie. Dem Modell liegen keine Zurüstbeutel bei.

Technik

Die Antriebskomponenten sind im Lokkessel untergebracht. Ein Mittelmotor mit frontseitigem Wellenstummel treibt über Zahnräder alle Kuppelachse an, wobei auch eine Mitnahme über die Kuppelstangen erfolgt. Alle Achsen weisen ein leichtes Seitenspiel auf, die letzte Kuppelachse ist beidseitig mit Haftreifen versehen. Wie man beim vorliegenden Modell im Zuge von Wartungsarbeiten an die Antriebskomponenten herankommt, wird in der Betriebsanleitung nur sehr dürftig bis gar nicht erklärt. Man wird wohl durch das Lösen verschiedener Schrauben an der Unterseite des Modells herumexperimentieren müssen.

Die Lok und der Tender sind miteinander über eine elektrische Verbindung kurzgekuppelt. An der Tenderrückseite befindet sich ein NEM-Normschacht. Im Tender ist die Fahrzeugplatine untergebracht. Das Tendergehäuse sitzt über Rastnasen am Chassis. Der Kohlenkasten ist dabei ebenfalls abnehmbar und gestattet somit den Zugang zur verbauten Digitalschnittstelle. Die Lok ist im DCC- und SX-Modus einsetzbar. Der Lautsprecher befindet sich unter der Zentralplatine und strahlt seine Töne/Geräusche über die im Rahmen befindlichen Löcher unterflurig zwischen den Tenderdrehgestellen aus. Die Achsen der Tenderdrehgestelle dienen paarweise zur Stromaufnahme. Zudem sind am Tender optisch feine Nietreihen zu erkennen, aber derart dezent umgesetzt, die sich kaum ertasten lassen.

Fahrverhalten

Die bay. Schnellzugdampflok bringt ein Eigengewicht von 97 Gramm auf der Waage. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben einen umgerechneten Wert von ca. 92 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 23 % zu niedrig, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 50 % – ist die Modellgeschwindigkeit um ca. 73 % zu langsam.

Optik

Das vorliegende Modell ist eine Kombination als Metalldruckguß (Langkessel und Tendergehäuse) und eingesetzten Kunststoffteilen. Mehrere freistehende Leitungen sind am Langkessel extra angesetzt, einzelne sind am Kessel angraviert. Extra angesetzt sind auch die seitlichen Pumpen, aber auch die Leiteraufstiege an der Tenderrückwand.

Das Fahrwerk besteht aus zierlichen Speichenrädern und einer ebenso zierlich ausgeführten Steuerung samt filigranem Gestänge. Die konstruktive Antriebsausführung über die vordere Kuppelachse ermöglicht sogar in dieser Baugröße den freien Durchblick zwischen Kessel und Fahrwerk. Filigran umgesetzt sind auch die weiteren Bauteile des Fahrwerks, wie dies auch beim Tender zutrifft. Die Umlaufbleche weisen feine Riffelungen auf, die Lampen sind freistehend im Fahrzeugrahmen aufgesteckt. Sehr schön nachgebildet sind auch die Nietreihen an der Rauchkammertüre samt der Verschlüsse oder auch der Klappdeckel am Tender für die Wasservorräte.

Farbgebung und Beschriftung

Die 18 527 ist vorbildgerecht lackiert. Die Anschriften der Lok entsprechen der Epoche II und sind in goldener, gelber und weißer Farbe ausgeführt. Sämtliche Anschriften sind unter der Lupe trennscharf lesbar. Die Lokomotive ist in Mainz beheimatet. Als letztes Untersuchungsdatum wird am Rahmen der Lok der 28.01.31 angegeben.

Beleuchtung

Das Modell ist mit warmweiße LED versehen. Das Spitzenlicht ist zweifach belegt und leuchtet fahrtrichtungsabhängig. Im Digitalbetrieb werden weitere Schaltmöglichkeiten geboten.


Bilder