Liliput 131502: DB 42 694

Die Baureihe 52 als erste Kriegsbauart der Deutschen Reichsbahn (DRB) ist auf die Einheitsgattung der Baureihe 50 zurückzuführen. Dem steht als zweite Kriegsbauart die Baureihe 42 gegenüber, deren Planung lange vor der Errichtung des Arbeitsausschusses Konstruktion in Angriff genommen worden war und deren Entwurf in der Folgezeit mehrfach überholt wurde, um auch sie unter Kriegsbedingungen produzieren zu können. Sie wurde kurzerhand zur KDL 3 auserkoren, von der wie von der Baureihe 52 an die 8.000 Exemplare gebaut werden sollten, schlußendlich wurde nur ein gutes Achtel dieser geplanten Stückzahl produziert.

Entwicklung einer 1’E h2-Lokomotive für die DR

Bis zum Einsatz deutscher Triebfahrzeuge aus der Länderbahnzeit auf den Strecken Österreichs, Polens und der Tschechoslowakei hatten die alten Maschinen für den Bedarf der DRB jedoch ausgereicht. Der Betriebsdienst vertrat indes ab 1939/40 die Auffassung, daß der Einsatz von 15-t-Typen auf den Strecken mit 18-t-Achslast der besetzten Länder nach einer Ubergangszeit sehr unwirtschaftlich sei, da die Streckenkapazität nicht ausgenutzt werde. Die hiervon besonders betroffene Ostbahn ließ deshalb im Werk Krenau Entwürfe zu einem (PKP) Ty-41-Zwilling aufstellen und nahm für 1942 die Beschaffung von 20 dieser Maschinen in Angriff. Etwas früher war jedoch auch für die Strecken des Reiches eine leistungsfähige Güterzuglokomotive mit der Achsfolge 1′ E h2 gefordert worden, die, wie es gern heißt, den „Kessel der Baureihe 44 auf dem Laufwerk der Baureihe 50“ erhalten sollte. Das geringere Gewicht sollte durch Entfall des Innentriebwerks und Verkürzung der Rohre auf 5500 mm bei unveränderter Rohrteilung erzielt werden; Ziel waren 5 x 18 = 90 t Reibungsmasse. Als diese Pläne Anfang 1941 baureif durchgezeichnet waren, stornierte auch die Ostbahn ihren Auftrag bei Krenau und erwartete die ersten Lieferungen der neuen DRB-Gattung für den Spätsommer 1942 nach Krakau.

Bau von Vorauslokomotiven der Baureihe 42

Daneben lief der bereits in der 15. Sitzung vom 4. und 5. März 1943 an Henschel & Sohn (Barrenrahmen, Laufwerk, Montage) und die Wiener Lokfabrik (Brotankessel) vergebene Auftrag über die schon im voraus kontigentierte Probelok 42 0001 weiter, als Liefertermin war der 1. August 1943 genannt. Auch die 42 0002 wurde statt mit dem vorgesehenen Blechrahmen aller Brotanlokomotiven mit Barrenrahmen bestellt. Die Auslieferung der Hauptserien sollte ab Januar 1944 bei Borsig, Esslingen, Krauss-Maffei, Schwartzkopff, Schichau und WLF statt der Baureihe 52 erfolgen; als Übergangsfrist waren drei Monate vereinbart worden. Die ersten 42er von Henschel wurden hingegen erst im Oktober 1944 erwartet, da das Werk außerdem die Baureihe 42 Kon (Prototyp im Mai 1944) zu liefern und die Baureihe 52 Kon fortzuführen hatte. Auf der Grundlage einer Monatslieferung von 500 Maschinen hatte Staatssekretär Ganzenmüller ursprünglich folgende Verteilung auf die verschiedenen Typen vorgesehen:

250 Loks Baureihe 52
30 Loks Baureihe 52 Kon
204 Loks Baureihe 42
16 Loks Baureihe 42 Kon

Bereits Ende April 1943, kurze Zeit nach Friedrich Wittes Stellungnahme gegen den Brotankessel im Konstruktionsausschuß, hatte Degenkolb jedoch entschieden, daß nur noch die WLF die Baureihe 42 Brotan bauen sollte, um das Risiko einzugrenzen. Bis zur 20. Sitzung am 18. Juli 1943 ordnete er vorläufig die ausschließliche Serienfertigung der Stehbolzenausführung an, wovon Schwartzkopff noch vor Jahresende 1943 zwei Einheiten abliefern sollte. Schon in den letzten Julitagen konnte die 42 0001 (Henschel F.-Nr. 29 000; Kessel WLF-Nr. 10881/1) zu Probefahrten starten; die Abnahme im RAW Göttingen war am 5. August 1943. Wie Ende 1942 die Lok 52 001, ging sie bis zum 10. September 1943 auf eine Rundfahrt zu den Lokomotivfabriken in der Gemeinschaft Großdeutscher Lokomotivfabriken (GGL). Die Versuche ergaben zunächst keinen Anlaß zu größeren Beanstandungen. Wie bereits 1942, als die Produktion der Baureihe 52 aufgenommen worden war, betrieb die Industrie ein Jahr später auch die Umstellung auf die 2. Kriegslok mit großer Energie. Vorläufig waren kaum vorstellbare Lose, nämlich Pakete über jeweils 500 Maschinen zugesprochen worden:

42 0001 – 0500 Henschel,
42 0501 – 1000 Schwarzkopff,
42 1001 – 1500 Schichau,
42 1501 – 1800 Esslingen,
42 1801 – 2300 Borsig,
42 2301 – 2800 Floridsdorf,
42 2801 – 3300 Krauss-Maffei.

Die militärisch-politische Entwicklung hatte jedoch bereits neue Maßstäbe gesetzt, so daß es üblich wurde, die Verträge über je 20 Maschinen aus diesen Serien abzuschließen. Dies entsprach den mittlerweile recht eingeschränkten Möglichkeiten der Industrie weit eher, denn von den sieben vorgesehenen 42er-Lieferfirmen waren Borsig und Krauss-Maffei im Herbst 1943 gerade zu Bedarfsreparaturen für die Reichsbahn-Ausbesserungswerke übergegangen, so daß für die Fertigung der neuen Lokomotiven nur noch die Lokbaufabriken Esslingen, Henschel, Schwartzkopff, Schichau und WLF zur Verfügung standen, die jedoch auch nicht mehr uneingeschränkt lieferfähig waren.

Nachdem die 42 0001 im Einsatz stand und bald darauf die 42 0002 (Henschel 28001; WLF 10881/II) gefolgt war, traf man bei Henschel in Kassel nur noch vorbereitende Maßnahmen, um den Brotantyp mit Wannentender in Zusammenarbeit mit der Wiener Lokfabrik möglicherweise noch zu fertigen. Als dieses Modell aber ausfiel und auf einer Sitzung der Leiter aller Arbeits- und Betriebsausschüsse am 5. Oktober 1943 darüber gesprochen werden sollte, wie nun die mit Brotankessei vorgesehenen 650 Kondensloks der Baureihe 42 auszuführen seien, erklärte die DRB, sie benötige durch die veränderte militärische und betriebliche Lage weniger Maschinen mit dieser Einrichtung. Eine endgültige Entscheidung, ob neben den 240 Einheiten der Baureihe 52 Kon noch eine Baureihe 42 Kon aufgelegt werden müsse, wurde auf Januar 1944 vertagt. Zu diesem Zeitpunkt machte jedoch auch die Lokfabrik Henschel ihre Bedenken geltend, daß sie bei durch Kriegseinwirkungen beeinträchtigter Produktion nicht mehr in der Lage sei, auch nur die Tender 2’2′ T 13,5 Kon für die Baureihe 52 in ausreichender Anzahl herzustellen. Somit haben beide Bauarten der Baureihe 42 mit Brotankessel weder im Bau noch im Einsatz bei der DR eine wesentliche Rolle gespielt.

Etwas später als geplant erschien die 42 501 (auch 42 0501; Schwartzkopff 12818) Mitte Januar 1944. Anläßlich ihrer Besichtigung wurden die 25. und 26. Sitzung des Konstruktionsausschusses in Wildau abgehalten (18./19. Januar 1944), wo endgültig von der Ausführung der Brotan-42er, auch in der inzwischen wieder erwogenen Kleinserie von 30 Maschinen, Abstand genommen wurde. Die in der Literatur erwähnten Lieferschwierigkeiten der Röhrenhersteller hatten zu diesem Zeitpunkt wohl keinen Einfluß auf die Entscheidung.

Zu den beiden Standardausführungen der Baureihe 42 wurden jedoch noch mehrere Varianten vorgeschlagen. Die Wiener Lokfabrik empfahl bereits im März 1943 auch einen Brotankessel mit Verbrennungskammer, falls ihr erster Entwurf nur im Detail beanstandet werden sollte. Er wurde aber von Degenkolb gleichfalls abgelehnt. Daneben sind hier die Bemühungen um einen mechanischen Rostbeschicker zu erwähnen, der dem Heizer seine Tätigkeit erleichtern sollte. Ursprünglich hatte Schneider-Creusot einige Loks der Baureihe 44 mit Stoker liefern sollen, um die deutsche Produktion damit nicht zu stören. Als hier Verzögerungen durch den französischen Widerstand gegen die Deportation von Arbeitern zu den Rüstungsfabriken des Reiches eintraten, war bei der 21. Sitzung des Konstruktionsausschusses am 16. Juli 1943 die Firma Schwartzkopff mit der Projektierung von 10 bis 20 Loks der Baureihe 42 mit Stoker beauftragt worden. In der 24. Sitzung am 21 . Oktober 1943 wurden die ersten Pläne vorgelegt, wonach die Antriebsmaschine des Stokers auf der Lok untergebracht werden sollte. Ein Schüttelrost war nicht vorgesehen. In Zusammenarbeit mit Henschel sollten Stokeranlagen für Kondensloks untersucht werden, so daß eventuell 40 Maschinen diese Einrichtung erhalten sollten. Auf der 25. und 26. Sitzung in Wildau legte die BMAG die Pläne zur Versuchsausführung vor, die zwar den Hulsonrost aufwiesen; dennoch wurde auch ein Versuch mit festem Rost und engen Spalten vorgesehen. Die praktische Ausführung der Anlage wurde indes zurückgestellt.

Die Deutsche Reichsbahn hat erst ab Ende 1943 eine zweite, schwere Ausführung von Kriegslokomotiven in Auftrag gegeben, und zwar die Baureihe 42. Gegenüber der Baureihe 52 wies sie mehrere Verbesserungen am Lauf- und Triebwerk auf. Die Maschinen sollten in großer Stückzahl gefertigt werden. Das Ende des Zweiten Weltkrieges stoppte jedoch die Entwicklung. Zahlreiche Lokomotiven waren aber in den Lokschmieden und -fabriken noch halbfertig vorhanden. So kam es, daß auch noch im Jahre 1947 solche Kriegslokmotiven gefertigt und an die Staatsbahnen geliefert wurden. Ein Teil davon ging allerdings nach Belgien und Frankreich, in Österreich wurden die Loks durch die ÖBB übernommen. Insgesamt waren 866 Maschinen gebaut worden. Die Lokomotiven der Deutschen Bundesbahn waren bis 1960 im Einsatz, wobei viele davon im Saarland ihre Heimat hatten. Die Reichsbahn setzte ihre Maschinen bis 1968 ein.


Modellvorstellung

Die Kriegslokomotive der Baureihe 42 wurde schon vor bald als 40 Jahren noch bei Liliput Wien aufgelegt und findet sich seither im Programm von Liliput, das den Weg über Herpa zu Bachmann machte. Da der Hersteller wie andere schon zuvor einen Umstruktuierungsprozeß durchmachte und verschiedene Altlasten aufgearbeitet wurde, wurden für das Neuheitenprogramm 2017 kurzerhand verschiedene Ausführungen dieser Dampfloktype angekündigt. Die Wiederauflage ist wohl auch einem Mitbewerbermodell geschuldet, der die Baureihe 42 als Neukonstruktion angekündigt hatte. Auf der Neuheitenliste fanden sich jedoch nur DB- und DR-Ausführungen und keine ÖBB-Maschine. Bei der technisch überarbeiteten Neuauflage gelangten nur Gleichstrommodelle zur Ausführung. Stellvertretend für alle Modelle gelangt die DB-Variante mit der Artikelnummer 131502 als DB 42 zur Vorstellung. Der UVP des Modells beträgt aktuell € 303,–.

Verpackung

Liliput liefert sein Modell in der herstellerbekannten Verpackung aus. Ein Kartonumschlag ummantelt die Kartonverpackung mit der eingelegten Blisterverpackung. Das Modell ist in diese ummantelt und fix arretiert. Mitgeliefert eine eine ausführliche Betriebsanleitung. Ein Zurüstbeutel ist in einer Mulde der Blisterbox eingeklebt und beinhaltet verschiedene Ansteckteile für die Pufferbrust und die Kolbenschutzstangenrohre. Zum Lieferumfang gehört ein Ersatzteilblatt und die Betriebsanleitung, letztere könnte hinsichtlich der technischen Angaben noch besser gestaltet sein.

Technik

Das vorliegende Modell verfügt über einen Tenderantrieb. Die gesamten Antriebskomponenten sind im Wannentender ungebracht. Das Tendergehäuse ist am Fahrzeugboden mit zwei Schrauben befestigt. Ein Mittelmotor mit einer Schwungmasse treibt die beiden Außenachsen des Tenders an, die mit Haftreifen bestückt sind. Die Achsen 2 und 3 des Tenders sowie alle Kuppelachsen sind als reine Laufachsen konzipiert. Die beiden Tenderachsen sind gefedert ausgeführt, sämtliche Kuppelachsen liegen starr in den Führungen, sind aber alle seitenverschiebbar. Das Modell ist für einen Mindestradius von 420 mm ausgelegt. Die Kraftübertragung erfolgte über angeflanschte Wellenstummel und das Zahnradgetriebe auf die Antriebsachsen. Über dem Motorblick befindet sich die Fahrzeugplatine mit der 21poligen Schnittstelle nach NEM 660. Die Zugänglichkeit des Decoders wird über den Kohlekastenaufbau sichergestellt.

Das Laufwerk selbst ist ebenfalls zugänglich, indem an der Unterseite Schrauben gelöst werden. Normalerweise sollten außer dem Ölen der Lager keine anderen Erhaltungsarbeiten notwendig sein. Die Inbetriebnahme eines Rauchgenerators erfordert allerdings die Abnahme des Lokkessels, das nur über das Entfernen mehrere Lokteile wie der Vorlaufdeichsel und dem Lokgehäuse möglich ist. Als Rauchgenerator empfiehlt sich jener von Seuthe (Nr. 9 für den Analog- oder Nr. 11 für den Digitalbetrieb), der in die dafür entsprechende Vorrichtung beim Zylinderblock einzustecken ist.

Fahrverhalten

Die Güterzuglokomotive weist ein Eigengewicht von 535 Gramm auf. Die Maschine läuft bei seinen Testrunden taumelfrei und leise. Erfreulich ist vor allem die Geschwindigkeit des Modells. Das Vorbild hat eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte von ca. 75 km/h. Diese ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 6 % zu langsam, gegenüber dem NEM-Wert mit der Draufgabe von 30 % um 36 % zu niedrig.

Optik

Beim ersten Begutachten des Modells wird ersichtlich, daß Liliput am Modell Verbesserungen vorgenommen hat, wiewohl aber noch alte Fertigungsteile weiterhin Verwendung fanden, was an den großen Nieten zu erkennen ist. Dies betrifft aber lediglich die Windleitbleche, denn an Kessel sowie am Führerhaus sind weitaus filigranere Ausführungen umgesetzt. Die Kesselleitungen sind teilweise freistehend und angespritzt, die Auswaschluken dezent angedeutet, wie auch die verschiedenen Deckel bzw. Abdeckungen am Zylinder, dem Dampfdom bzw. am Wannentender. Die Laufflächen des Umlaufrahmens sind feinst geriffelt.

Das gesamte Fahrgestell der Lokomotive, das Gestänge, die Achsen und der Tender besteht aus Metalldruckguß. Die Räder fallen durch feine Speichenteilungen auf, die Gegengewichte sind korrekt umgesetzt. Das Gestänge ist zierlich ausgeführt.

Farbgebung und Beschriftung

Die Farbgebung ist wohl das unkomplizierteste bei einer Dampflokomotive. Die Farbaufteilung ist dabei schon konstruktionsbedingt vorgegeben, indem die Lokaufbauten alle schwarz und das Laufwerk sowie der Rahmen rot lackiert ist. Liliput hat seiner DB-Lok die Betriebsnummer 42 694 vergeben, die auf dem Führerhaus aufgemalt ist. Anstatt eines DB-Kekses ist der Schriftzug „Deutsche Bundesbahn“ zu sehen. Die Lok ist bei der BD  Nürnberg und dem Bw Bamberg beheimatet. Das letzte Untersuchtungsdatum geht auf den 24.09.1952 zurück.

Beleuchtung

Das Modell ist LEDs ausgestattet, deren Lichtstrahl über Lichtleitkörper weitergeleitet wird. Die Frontlichter sind korrekt im Zylinderkasten untergebracht, die rückwärtigen an der Tenderrückseite. Die Feuerbox ist ebenfalls beleuchtet.


Bilder


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