Roco 71381 / 71379 / 71393: Baureihe 38.10-40 DR / 038 DB / ÖBB 638
Die Baureihe 38.10-40 bzw. die preußische P 8 stellt wohl die gelungenste Konstruktion im Dampflokomotivbau dar, zählt sie doch zu Länderbahnzeiten zu den meist gebauten Fahrzeugtypen, die aus der Hand von Robert Garbe stammt. Die Lokomotive konnte in der Kesselleistung sehr gut überzeugen, nur der Massenausgleich war nicht ganz ausgereift, sodaß die ursprünglich für 110 km/h Höchstgeschwindigkeit ausgelegte Maschine eine Beschränkung auf 100 km/h erfuhr. Das ursprüngliche spitz zulaufende Führerhaus entfiel bei der Serienlieferung. Der gute Ruf der P 8 drang weit über die Landesgrenzen hinweg und veranlaßte auch mehrere in- und ausländische Bahnverwaltungen zum Kauf dieser Personenzuglokomotive. In Summe wurden an die 3.600 Maschinen bei vielen Lokschmieden gefertigt, von denen 3.370 allein an die Preußische Staatsbahnverwaltung (KPEV) gingen. Die Deutsche Reichsbahn übernahm mehr als 3.000 Lokomotiven, die nach dem Zweiten Weltkrieg dann nicht nur bei der Deutschen Bundesbahn, sondern auch bei der Deutschen Reichsbahn und einer weiteren Vielzahl an im Krieg beteiligten Nachfolgebahnverwaltungen verblieben.
Modellvorstellung
Die preuß. P 8 hat bei Roco eine längere Vorgeschichte. Es läßt sich dabei nicht verhehlen, daß das letzte Modell einer P 8 noch unter dem Markennamen Fleischmann in der Baugröße H0 erschienen ist. Das letzte Modell einer Fleischmann P 8 war die DB 38 2780 unter der Artikelnummer 416803. Die Produktion liegt jetzt mehr als sechs Jahre zurück, danach kam eine Neuausrichtung der Markenphilosophie bei der Modelleisenbahn GmbH, indem der Markenname Fleischmann nur mehr für N-Modelle Verwendung findet.
Um die P 8 wieder aufzulegen, waren geringe Veränderungen an den Werkzeugen notwendig, um diese dann bei Roco am Markt zu lancieren. Im Zuge dieses Vorhanden – das Modell war schon angekündigt – kam kurzerhand ein Rückzieher und wenig später wiederum das Dementi, allerdings mit dem Hinweis, daß das Modell nunmehr als hochwertiges Modell der Produktplattform „Edition“ mit zahlreichen Extras und Digitalfunktionen erscheint.
Die Ankündigung in dieser hochwertigen Ausführung erfolgte bereits zuvor als Hinweis, fix verankert wurden die Modelle dann im Neuheitenblatt 2023. Roco hat dabei Modelle der DB und der DR angekündigt, wobei beide Ausführungen in der Epoche IV angesiedelt sind, weil die Fahrzeuge eine Computernummer erhielten.
Als erstes Modell ist dabei die Ausführung der Deutschen Reichsbahn eingetroffen. Roco produziert diese Schlepptender-Lokomotive in drei verschiedenen Modellausführungen. Das vorliegende Modell ist die analoge Ausführung und zum UVP von € 449,90 erwerbbar. Darüber hinaus wurde noch die beiden Digitalmodelle angekündigt. Diese Modelle weisen im Digitalbetrieb extra schaltbare Führerstands- und Triebwerksbeleuchtungen auf, zudem sind die Modelle im Anlagenbetrieb mit einem neuentwickelten dynamischen Dampf mit authentischen Dampfaustritt aus dem Schornstein ausgestattet. Dasselbe Feature wurde zuletzt bei der Baureihe 10 der DB offeriert. Das Gleichstrom-Modell weist daher die Artikelnummer 71382 auf, das Dreileiter-Wechselstrom-Modell die Artikelnummer 79382. Der UVP beider Modell beträgt deshalb € 614,90.
Verpackung
Der Hersteller liefert seine P 8 mit dem Produktzusatz „Edition“ aus. Dies bedeutet für die Verpackung, daß das Modell sich nicht nur ein einer robusten Kartonverpackung befindet, sondern noch zusätzlich auf einem Plastikgleis in einer durchsichtigen Glasvitrine steht und von der Unterseite her zweimal festgeschraubt ist. In diesem Zustand kann das Lokmodell auch staubgeschützt irgendwo aufgestellt werden. Dem Modell liegt noch die umfangreiche Betriebsanleitung und ein Zurüstbeutel bei, in dem aber nur die Roco-Kurzkupplungen und die Zurüstteile für die Pufferbrust beiliegen. Das Ersatzteilblatt ist in der mehrseitigen Betriebsanleitung integriert.
Technik
Die Dampflok besteht aus einem antriebslosen Lokteil und den angetriebenen Tender. Die Antriebskomponenten sind im Tendergehäuse untergebracht. Das Tendergehäuse ist am Chassis mit vier Schrauben an der Oberseite befestigt. Es bedarf also zuvor der Abnahme des Kohlekasteneinsatzes. Nach dem Lösen der Schrauben läßt sich das Kunststoffteil hochziehen. Der kleine Mittelmotor ist mit einer kleinen Schwungmasse ausgestattet, über zwei Wellenstummel werden die äußeren Tenderachsen angetrieben. Diese sind mit Haftreifen versehen. Die mittleren Tenderachsen sind gefedert und mit einem Seitenspiel versehen. An den jeweiligen Lokenden sind Kurzkupplungskulissen verbaut. Werkseitig ist aber nur jener am Tender montiert. Die frontseitige Kupplungsdeichsel befindet sich im Zurüstbeutel und muß selbst umgerüstet werden, womit dann Doppeltraktionen möglich werden.
Die Fahrzeugplatine befindet sich ebenfalls im Tender und zwar über dem Motor. Diese ist für den Digital-Betrieb mit einer PluX22-Schnittstelle versehen. Der Zugang zur Platine ist ganz einfach durch das Abnehmen des Kohlekastens möglich.
Das Fahrwerk besteht weitgehendst aus Metall. Die Kuppelachsen sind alle aus Metall gefertigt und weisen feine Speichen auf. Die Kuppelachse 1 und 2 sind gefedert ausgeführt und mit einem Seitenspiel versehen. Die letzte Kuppelachse liegt starr im Fahrwerk.
Fahreigenschaften
Das Modell weist ein Eigengewicht von 418 Gramm auf. Das Vorbild ist für eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h in Vorwärtsfahrt zugelassen, andernfalls 50 km/h. Das Modell erreicht bei 12 V Gleichstrom eine Modellgeschwindigkeit von umgerechnet ca. 105 km/h. Diese ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. fünf % zu schnell, gegenüber dem NEM-Wert mit der Draufgabe von 30 % um 45 % zu langsam.
Optik
Bei der optischen Beurteilung des Modells läßt sich vorab gleich festhalten, daß der Hersteller seine neue P 8 überarbeitet hat. Die Überarbeitung ist an verschiedenen Stellen des Modells durch die verfeinerte Ausführung zu erkennen. Gegenüber früheren Modellausführungen aus dem Hause Fleischmann sind auch konstruktive Unterschiede an verschiedenen Bauteilgruppen ersichtlich.
Der Anblick der Neukonstruktion verspricht eine filigranere Modellausführung, wobei vor allem die am Modell bestehenden Nietverbindungen wesentlich zierlich umgesetzt wurden. Beim Blick auf den Langkessel fällt auf, daß die Durchmesser der Leitungen auch dünner, also zierlicher geworden sind, selbiges gilt auch für die Auswaschluken. Die drei Dome sind teils mit freistehenden Leitungen verbunden, zu sehen sind auch angravierte am Lokkessel. Auf dem Kesselscheitel sind Sicherheitsventile der Bauart Ramabottom sowie seitlich davon die Speisepumpe der Bauart VEB BBW KP4-250 mit Peters-Steuerung montiert. Bei den Windleitblechen wurde darauf geachtet, die Wandstärke beim Vorbild modellgerecht umzusetzen. Das Dach des Führerhauses weist eine geknickte Regenrinne auf, zusätzlich ist am hinteren Ende ein „Kragen“ als Windabweiser vorhanden. Sehr fein sind die Nietreihen ausgeführt. In das Führerhaus sind verschiedene Griffstangen montiert. Selbiges ist auch an der Rauchkammertüre zu erkennen. Die Umläufe sind in geriffelter Form als Trittschutz versehen.
Der mitgelieferte Tender gehört der preuß. Bauart an, wobei die Drehgestelle sehr stimmig umgesetzt wurden. Die Radsterne sind äußerst zierlich realisiert worden und bestehen aus Metall. Beim Laufwerk dürfte es zu früheren Ausführungen fast keine Änderungen gegegeben haben, allerdings wurden die Bremsbacken gegenüber dem früheren Fleischmann-Modell wesentlich verfeinert.
Farbgebung und Beschriftung
Dampflokomotiven sind von der Farbgebung sehr einfach zu realisieren, sofern es sich nicht um Farblackierungen der Länderbahnzeit handelt. Das Modell ist in den Farbtönen Schwarz bzw. Rot gehalten und seidenmatt lackiert. Die Beschriftung ist lupenrein aufgetragen und besteht neben den Anschriften am Führerhaus auch verschiedene Anschriften am Lokkessel, an der Rauchkammertüre sowie auf der Tenderrückwand. Roco hat bei der DR-Lokomotive die Loknummer 38 2471-1 angeschrieben. Die Maschine ist beim Bw Roßlau in der Rbd Magdeburg stationiert. Die letzten Revisionsdaten sind mit den Angaben Letzte Br Unt Mei 12.10.70 vermerkt. Auf der Pufferbrust steht hingegen die Angabe „H Unt Mei 14.10.66“. Die Anschriften sind sauber, trennscharf und mehrfarbig aufgetragen. Zudem besteht die Möglichkeit, die beiliegenden und lackierten Schildersätze am Modell anzubringen.
Beleuchtung
Die Beleuchtung besteht aus wartungsarme, weißwarme LED, die richtungsabhängig leuchten. Es gibt nur eine dreifach belegte Spitzenbeleuchtung.
Bilder
Modellvorstellung 71379 – DB 038 509-6
Roco hat von der Neukonstruktion der preuß. P 8 im Rahmen der Neuheiten 2024 eine DB-Ausführung angekündigt. Die Modellausführung der DB ist mit einem Kastentender, Indusi-Kasten am Führerhaus und Witte-Windleitbleche ausgestattet. Roco hat seiner DB-P8 die Loknummer 038 509-6 vergeben, die Maschine ist beim Bw Tübingen der BD Stuttgart beheimatet. Das letzte Untersuchungsdatum ist am Vorschuh mit den Angaben Unt Tr 30. 5.68 angeschrieben. Roco produziert das Modell in drei Ausführungen. Die analoge Modellversion ist unter der Artikelnummer 71379 zum UVP von € 449,90 erhältlich. Die Modellausführung mit Digitaldecoder und dynamischen Dampfausstoß weist für die Zweileiter-Gleichstromausführung die Artikelnummer 71380 auf, dieselbe Ausführung für das Dreileiter-Wechselstrommodell die Artikelnummer 79380. Diese Modellausführungen sind mit dem UVP von € 619,90 belegt.
Modellvorstellung 71393 – ÖBB 638.2692
Die Ankündigung der preuß. P 8 zunächst für den deutschen Markt ließ die Hoffnung aufkeimen, daß endlich wieder eine Lok der Reihe 638 der ÖBB als Modell in aktueller technischer Ausführung angekündigt wird. Diese Hoffnung wurde mit der Ankündigung der 638.2692 wahr, wobei Roco hierbei sich ein besonderes Vorbild ausgewählt hat. Das erste ÖBB-Modell des Herstellers, wenn man die früheren Modelle des später übernommenen Herstellers Fleischmann außen vor läßt, zeigt ein Modell mit zwei unterschiedlichen Radsätzen beim Vorlaufdrehgestell, fehlende Windleitbleche, eine vorbildgerechte Rauchkammertüre, ein Führerhaus mit geradem Dachaufbau sowie die angebrachte Erhöhung des Kohlekastenaufbaus mit Holzbohlen. Als Vorbild diente die in der Zgfst. Wels beheimatete 638.2692 mit den Untersuchungsanschriften Letzte Br. Unt. Ff. 12. 2.59. Das Modell ist mit einem Tender preußischer Bauart ausgestattet, der bei den ÖBB mit der Betriebsnummer 9680.09 geführt wurde. Rote Radsätze sind bei Dampfloks deutscher Herkunft üblich, üblich sind auch die roten Griffstangen bei ÖBB-Loks. Roco produziert die 638.2692 in drei technischen Ausführungen. Die analoge Modellausführung wird unter der Artikelnummer 71393 geführt und weist einen UVP von € 449,90 auf. Dasselbe Modell ist auch für das Zweileiter-Gleichstromnetz mit Loksound und Decoder unter der Artikelnummer 71394 erhältlich, hierbei ist der UVP mit € 619,90 festgelegt worden. Der selbe UVP gilt auch für die Dreileiter-Wechselstrom-Ausführung mit der Artikelnummer 79394.