ÖBB-Reihe 93: Liliput L131406 / L131407 / L131409

Die BBÖ haben in den 1920er Jahren die Lokomotivfabrik Floridsdorf beauftragt, eine Heißdampf-Tenderlokmotive für die Nebenbahnen zu entwickeln. Sie sollte gegenüber den bisherigen Ausführungen eine weitere Leistungssteigerung aufweisen und was die Bauteile bzw. Ersatzteile betrifft, mit der als Reihe 478 in der Entwicklung befindlichen Reihe 478 kompatibel sein. Die Serienfertigung begann im Jahr 1926, ohne daß zuvor ein Prototyp entstand. Bis 1931 wurden insgesamt 167 Lokomotiven als Reihe 378 der BBÖ in Dienst gestellt.

Die BBÖ-Reihe 378 bzw. die Reihe 93 bei den ÖBB (ab 1953) prägte das Bild auf den heimischen Nebenbahnen bzw. Lokalbahnstrecken. Die Bahnverwaltung setzte die Lok vorrangig im Personenverkehr ein und war bis zur Einstellung des Dampfbetriebes in Österreich unentbehrlich. Die Deutsche Reichsbahn stufte die Maschinen als Baureihe 93 ein, nach dem Zweiten Weltkrieg sind 128 Maschinen bei den ÖBB verblieben. Davon wurden bei 72 Maschinen in den Jahren 1957/58 noch Giesl-Flachejektoren eingebaut, welche die indizierte Leistung von 875 auf knapp 1.000 PS steigerte.

Die ÖBB setzten die Loks der Reihe 93 wie auch der Baureihe 52 bis zum Ende der Dampftraktion ein. Die letzten 93er wurden im Jahr 1982 abgestellt und noch als „strategische Reserve“ hinterstellt. Somit war es möglich, eine Vielzahl an Exemplaren museal zu erhalten, welche heute noch im Nostalgieverkehr Verwendung finden.


Die Reihe 93 der ÖBB ist bei Liliput schon länger im Sortiment und wurde noch unter dem früheren Österreich-Generalimporteur ins Leben gerufen. Dem Vernehmen nach gab es damals auch Abstimmungsgespräche zu einem Mitbewerber, bei welchem dort die Neukonstruktion dieser Dampfloktype ausgeschlossen wurde. Wie das Leben so spielt, kam es dann doch zur unglücklichen Doppelentwicklung dieser österreichischen Tenderlokomotive. Die ersten Modelle liegen ca. zehn Jahre zurück, vor zwei/drei Jahren wurde eine Neuauflage dieser Bauart mit drei verschiedenen Modellausführungen angekündigt. Der UVP für die analoge Version wurde mit € 313,95 festgelegt.

Verpackung

Die ÖBB- bzw. BBÖ-Dampfloks werden in der bekannten Liliput-Verpackung ausgeliefert. Nach dem Abziehen des Kartonüberzuges und der Schutzverpackung aus Plastik ist das Modell aus der passgenauen Blisterbox entnehmbar. In der Blisterbox befindet sich in einer Ablage ein Zurüstbeutel. Mitgeliefert wird eine Betriebsanleitung und ein Ersatzteilblatt. Im Zurüstbeutel sind Teile für die Pufferbrust und andere Bauteile enthalten.

Technik

Die technischen Komponenten hat Liliput bei dieser Tenderlokomotive entweder im Langkessel oder im Führerhaus untergebracht. Um an das Innenleben heran zu kommen, müssen mehrere Montageschritte vorgenommen werden. Zunächst ist es notwendig, zwei Schrauben an der Unterseite bei beiden Tenderaufstiegen zu entfernen. Danach ist das Führerhaus abnehmbar, wobei zu beachten ist, daß eine Stellstange zwischen Führerhaus und Langkessel angesteckt ist. Als nächsten Schritt muß die Motorabdeckung (Rauchkammerrückwand) herausgezogen werden und an der Modellunterseite sind gleich sechs Schrauben zu entfernen. Erst danach läßt sich der Langkessel samt Wasserkasten vom Fahrwerk abheben. Liliput hat diese Gehäuseteile aus Metall gefertigt, um das Eigengewicht des Modells zu erhöhen.

Der Antriebsmotor ist auf Höhe der Feuerbüchse montiert und verfügt frontseitig über eine kleine Schwungmasse. An der hinteren Motorseite ist ein Wellenstummel aufgezogen, der über ein Zahnradgetriebe die letzte Kuppelachse direkt antreibt. Die anderen drei Kuppelachsen werden über das Gestänge mitgenommen.

Der Antriebsradsatz ist beidseitig mit Haftreifen belegt. Alle Achsen weisen ein Seitenspiel auf, allerdings im unterschiedlichen Ausmaß. Keine der Kuppelradsätze ist zusätzlich vertikal gefedert. Die Vor- bzw. Nachlaufachse ist über einen zentralen Drehpunkt mit dem Rahmen befestigt. An beiden FAhrzeugfronten ist eine NEM-Kurzkupplungskulisse verbaut.

Die Fahrzeugplatine ist im Führerhaus auf Fußbodenniveau untergebracht. Für den Digitalbetrieb steht eine Diegital-Schnittstelle nach NEM 660 (21MTC) zur Verfügung.

Fahrverhalten

Das Modell bringt ca. 317 g auf die Waage. Das Vorbild ist für eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h zugelassen. Die Modellgeschwindigkeit beträgt bei Fahrt unter 12 V Gleichstrom ca. 74 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. 24 % zu schnell, gegenüber dem NEM-Wert – unter Berücksichtigung der Erhöhung um 30 % – ist die Modellgeschwindigkeit um ca. sechs % zu niedrig. Die Digitalmessung brachte eine Geschwindigkeit von 78,6 km/h hervor.

Optik

Das Dampflokmodell wird vor allem durch das Metallgehäuse geprägt, an dessen Oberfläche verschiedene fahrzeugspezifische Gravuren versehen sind. Beim Betrachten fällt aber auch, daß diese nicht so scharfkantig ausgeführt sind. Natürlich sind am Modell auch freistehende Teile vorhanden. Diese betreffen die Griffstangen an den Wasserkästen und Leitungen auf dem Wasserkasten bzw. am Langkessel. Die Sicherheitsventile und die Lokpfeife sind ebenfalls als Steckteil ausgeführt, wie die Griffstangen bei den Aufstiegen zum Führerstand.

Das Metallgehäuse ist auch mit feinen Nieten versehen, die sich vorrangig auf den Wasserkasten und den Tenderaufbau für den Kohlebunker verteilen. Selbst am Langkessel sind Nietreihen vorhanden.

Das Fahrwerk besteht aus Achsen aus Metall, deren Gegengewichte auch in erhabener Ausführung realisiert wurden. Das zierliche ausgeführte Gestänge ist teilweise rot ausgelegt.

Farbgebung und Beschriftung

Die schwarze Farbgebung beim Vorbild stellt schon bei der Nachbildung eine wesentliche Erleichterung dar. Nachdem die Gehäuseteile nicht aus Kunststoff, sondern aus Metall bestehen, mußten diese alle lackiert werden. Alle Fahrzeuganschriften sind gut deckend aufgetragen und lupenrein lesbar. Die Eigentumskennung und die Betriebsnummer sind am Führerhaus aufgedruckt, das Revisionsdatum steht am Kohlekastenaufbau. Das neue Modell ist mit der Betriebsnummer 93.1447 bedruckt. Sie ist in der Zfl. Attnang-Puchheim stationiert und mit den Revisionsdaten Br. Unt. At 11.12.63 bedruckt.

Beleuchtung

Die fahrtrichtungsabhängige Beleuchtung wurde mit warmweißen LEDs realisiert. Das Spitzen- bzw. Schlusslicht besteht aus jeweils zwei Lampen, von denen nur jene in Fahrtrichtung leuchten.

Modellvorstellung Liliput L131406 – ÖBB 93.1447

Das ÖBB-Modell ist gegenstand der obigen Modellvorstellung. Alle fahrzeugspezifischen Angaben wurden bereits im obigen Text niedergeschrieben.


Modellvorstellung Liliput L131407 – BBÖ 378.04

Liliput hat auch zwei Modelle der BBÖ für die Epoche II angekündigt. Das erste Modell ist im regulären Erscheinungsbild im schwarzer Farbgebung und apfelgrünen Beschneidungslinien gehalten. Diese sind am Wasserkasten angebracht. Das Modell ist mit der Loknummer 378.04 bedruckt, im Unterschied zur ÖBB-Ausführung verfügt das Modell einen Rundschlot. Die Modellausführung punktet vor allem durch trennscharfe Bedruckung, indem die Fahrzeugbeschriftung unter einer Lupe gut lesbar ist. Als Untersuchungsdatum ist der 08.04.27 angeführt. Am Modell ist keine Heimatdienststelle angeschrieben, dafür ist das Fabriksschild und das Fassungsvermögen des Wasserkasten angebracht.


Modellvorstellung Liliput L131409 – BBÖ 378.27

Das dritte Modell ist eine im Photo-Lack gehaltene Maschine. Die BBÖ-Lok ist mit der Loknummer 378.27 bedruckt. Das auffallende an der Lackierung ist der hellgraue Farbton, welcher durch weiße Beschneidungslinien durchbrochen wird. Auch bei dieser Lok sind alle Anschriften gut lesbar, wenngleich wichtige Daten fehlen.