PKP – Y/B 70-Wagen: Roco 6200102
In der DDR verblieben nach dem Zweiten Weltkrieg eine Vielzahl an Vorkriegs-Schnellzugwagen, die in den 1960er Jahren zusehends in die Jahre gekommen sind. So entschloß man sich eine völlig neue Wagenfamilie zu schaffen. Im VEB Waggonbau Bautzen wurden fast alle der neuen, von der UIC-Wagenvereinigung als Y-Wagen bezeichneten Schnellzugwagen gebaut. Das RAW Delitzsch war aber nur in der Lage, Wagen bis zu einer bestimmten Länge zu behandeln. Daher resultiert eine, im Verhältnis zu der „westlichen X-Länge“ (UIC-Standardlänge von 26,4 m) geringe Gesamtlänge von nur 24,5 m Länge über Puffer.
Die DDR war quasi der Wagenbauer für den Osten, somit mußten viele andere osteuropäische Bahnverwaltungen dieses Längendiktat übernehmen. An die CSD wurden beispielsweise 2.370 „Bautzener“ geliefert. Ab 1966 wurden die Y-Wagen nach UIC Richtlinien hergestellt: mit breiteren, aus Stahl gefertigten Wagenkästen und sich leicht verjüngenden Wagenenden. Die Abteilwagen, die als A, AB und B Variante ausgeführt wurden, mit Drehfalttüren, automatischen Doppelschiebetüren und mit Gummiwulst-Wagenübergängen ausgestattet. Die Übersetzfenster waren alle 1.200 mm breit und als Drehgestelle verwendete man die Bauart Görlitz V mit einem Raddurchmesser von 950 mm. Eine weitere Wagenserie, die noch mehr den UIC-Richtlinien entsprach, wurde als Y/B Wagen bezeichnet. Neben Post- und Salonwagen fanden besonders die Schlafwagen der Bauart Y breite Verwendung. Neben der Deutschen Reichsbahn (DR) bestellten besonders die Staatsbahnen der Tschechoslowakei (CSD), Ungarns (MAV) und der UdSSR (RZD) mehrere Serien von Schlafwagen, die bis heute weite Teile Europas befahren. Der Einsatz der Y-Wagen bei der Deutschen Reichsbahn (DR) war hauptsächlich der hochwertige Reisezugverkehr, bis in die 1980er Jahre kamen sie auch mit den Interzonenzügen regelmäßig nach Westdeutschland. Einige Wagen wurden nach der Wende an die Deutsche Bundesbahn (DB) vermietet – bis Mitte der 1990er Jahre war dann die Ausmusterung dieser Wagenfamilie vollzogen.
Modellvorstellung
Die Schnellzugwagen der Bauart UIC-Y/B 70 sind seit dem Jahr 2020 im Sortiment von Roco zu finden. Der Salzburger Hersteller hat seither verschiedene Modellausführungen von mehreren Bahnverwaltungen umgesetzt. Mit den Neuheiten 2024 erweitert der Hersteller sein Sortiment und versucht in neuen Märkten Fuß zu fassen, indem erstmals Modelle von der Polnischen Staatsbahn (PKP) angekündigt worden. In den Winterneuheiten 2024 ist daher ein zweiteiliges Wagenset mit diesen Wagen unter der Artikelnummer 6200102 angeführt, für welche ein UVP von € 139,90 festgelegt ist.
Die Auslieferung dieser PKP-Wagen erfolgt in der bekannten Blisterverpackung von Roco. Beide Modelle sind in einer Überverpackung abgelegt. Jedem Modell liegen zwei Zurüstbeutel bei. Im ersten Beutel sind die Standard-Kupplungen zu finden, im zweiten Zurüstbeutel sind verschiedene Anbauteile abgelegt und umfassen zum ersten die silbernen Griffstangen bei den Türen und zum zweiten die noch zu montierenden silbernen Trittstufen bei den Einstiegstüren. Des weiteren sind noch verschiedene Anbauteile für die Pufferbrust zu finden. Für die Montage der einzelnen Teile empfiehlt es sich, auch einen kurzen Blick in die beigelegte Betriebsanleitung zu werden, aus welcher hervorgeht, daß die Trittstufen erst ab dem Radius R3 betriebssicher einsetzbar sind. Zuglaufschilder liegen den beiden PKP-Wagen keine bei. Da die Modelle ohne Innenbeleuchtung ausgeliefert sind, können diese mit einem einen Nachrüstsatz (Artikelnummer ) zum UVP von € xx,xx nachgerüstet werden.
Das Wagenmodell ist aus Kunststoff gefertigt und ist mit zahlreichen feinen und tiefen Gravuren versehen. Beim genauen Hinsehen ist ersichtlich, daß die Türbereiche leicht verjüngt (eingezogen) sind. Besonders feine Gravuren finden sich im Bereich der Einstiegstüren sowie am Wagenboden oder an den Stirnwänden. Der Wagenkasten darf als gelungene Konstruktion angesehen werden, wobei sich der Wagenboden durch extra angesetzte Aggregatkästen auszeichnet. Die Bremssteller sind extra angesetzt und farblich behandelt, die Bremsanlage ist vollständig nachgebildet. Die umgesetzten Drehgestelle sind mit einer entsprechenden Tiefenwirkung umgesetzt worden. Die Bremsklötze sind natürlich auf der Radlaufebene situiert. Das eher glatte Dach wird durch einige Dachlüfter der Bauart Kuckuck durchbrochen. Lackierung der Modelle ist tadellos, allerdings sind bei der Bedruckung leichte Abstriche erkennbar. Nähere Angaben stehen beim jeweiligen Modell.
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Beide Modelle sind mit der gleichen Gattungsbezeichnung beschriftet worden, die mit der Bezeichnung Bwxzd angegeben ist. Das erste Modell trägt die Wagennummer 51 50 20-80 723-2. Da das Modell im Ablieferungszustand umgesetzt wurde, finden sich im Revisionsraster die Abnahmedaten des Herstellers mit der Angabe REV Gtz 18. 9.78. Der Wagen ist im Bahnhof St. Warszawa-Szczesliwice in der Contralna DOKP stationiert.
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Das zweite Modell unterschiedet sich nur in den Anschriften. Die Wagennummer ist als 51 51 20-80 735-6 angegeben, wobei die Angabe zur Beheimatung ident zum Schwestermodell ist. Auch dieses Modell ist im Ablieferungszustand ausgeführt, im Revisionsraster sind die Abnahmedaten REV Gtz 25. 9.78 angegeben.