ESU 36494 / 36496 / 36497 – DB „Mintlinge“

Das Umbauprogramm der Deutschen Bundesbahn, mit dem sie ihre alten, aus den 1950er- und 1960er-Jahren stammenden Nahverkehrswagen, die sogenannten „Silberlinge“, auf den neuesten technischen Stand brachte, waren so umfangreich, dass es in den bahneigenen Ausbesserungswerken nicht bewältigt werden konnte. Deshalb vergab die Bahn in den 1990er-Jahren auch Umbauaufträge an Industriebetriebe. Dabei wurden aber nicht nur deutsche Unternehmen berücksichtigt, sondern es gingen auch Aufträge ins Ausland. Zu diesen Betrieben gehörte unter anderem die italienische Firma Officine Ferroviarie Veronesi (OFV), die unterschiedliche „Silberling“ Bauarten aufarbeitete und den Innenraum mit dem von OFV entworfenen Design einrichtete.

Zu den umgebauten Wagen gehörten unter anderem die gemischtklassigen und scheibengebremsten ABnrz 704, die ab 1995 in Güterzügen nach Verona überführt wurden und das Werk als RegionalBahn-Wagen der Bauart ABnrz 418 Richtung Deutschland wieder verließen. Nachdem der reguläre Umbau bei OFV beendet war, wurden die CityBahn-Wagen der Bauart ABnrz 400, die Mitte der 1980er-Jahre aus Silberlingen entstanden waren, ein zweites Mal modernisiert und in die Bauart ABnrz 418 überführt. Außer Wagen mit OFV-Design gibt es auch ABnrz 418, die nach dem Design der DB-Medien eingerichtet sind.

Alle ABnrz 418 haben Drehgestelle der Bauart Minden-Deutz 43 leicht mit rollengelagerten Radsätzen. Deren Hauptbauteil ist ein H-förmiger Stahlrahmen mit zwei Kopfstücken, die den Rahmen stabilisieren. Gummifedern zwischen den Radlagergehäusen und dem Rahmen übernehmen die primäre senkrechte Federung. Schraubenfedern mit einer Pendelabstützung zwischen dem Drehgestellrahmen und der Wiege dienen der sekundären, senkrechten Federung. Gummifedern nehmen Kräfte in horizontaler Richtung auf. Hydraulische Dämpfer vermindern die Relativbewegungen zwischen den Drehgestellen und dem Aufbau. Der Wagenkasten liegt in einer Drehpfanne auf der Wiege auf und wird über seitliche Gleitstücke gestützt. Die schnell wirkende Scheibenbremse der Bauart KE-GP-A (D) arbeitet mit selbstständigem, pneumatischem Lastwechsel und elektronischer Gleitschutzeinrichtung. Bei dieser Bauart werden zwei Bremszangen je Radsatz von einem eigenen Bremszylinder mit integriertem Bremsgestängesteller bewegt. Die zugehörigen Bremsscheiben sind auf den Radsatzwellen montiert. Die Feststellbremse lässt sich über ein Handrad im Einstiegsraum am Wagenende 1 anlegen und lösen. Die Auslösekästen für die vorgeschriebene Notbremse sind in allen Fahrgasträumen montiert.

Schraubenkupplungen und Zughaken in einer Ringfederpatrone stellen die Verbindung zu den Nachbarfahrzeugen her. Eine automatische Mittelpufferkupplung kann zwar eingebaut werden, ist aber an keinem Wagen der Bauart ABnrz 418 zu finden. Hülsenpuffer der Bauart Ringfeder übertragen Stoßkräfte. Sie haben runde Pufferteller, die oben und unten abgeflacht sind, außerdem sind sie oben innen abgeschrägt, um den nötigen Freiraum für die Kupplung, den sogenannten „Berner Raum“, zu sichern.

Das Untergestell besteht aus elektrisch verschweißten Stahlblechen und -profilen. Die Lang-, Quer- und Kopfträger werden durch einen Wellblechboden ergänzt, der die Stabilität der Konstruktion erhöht. Im Bereich der Radscheiben ist er nach oben gewölbt, damit die Wagen auch auf Fähren verladen werden können. Rammsteife Vorbauten schließen die Stirnseiten des Untergestells ab. Sie sollen Schäden bei Aufstößen vermindern. Der Wagenkasten besteht aus unterschiedlichen Walzprofilen und Blechen. Das Kastengerippe ist in sich und mit dem Untergestell verschweißt. In die Stirnpartien sind besondere Rammsäulen integriert, die die Wagenenden versteifen. Die Beblechung besteht aus rostfreiem Stahl und ist ohne Deckleisten mit dem Gerippe verschweißt. Die einzelnen Blechbahnen des Dachs sind stumpf aneinander gelegt und an die Spriegel und Pfetten geschweißt.

An den beiden Wagenenden können Fahrgäste durch Übergänge in die Nachbarwagen gelangen. Die Übergänge werden durch Gummiwülste und bewegliche Übergangsbrücken gesichert. Rolltore mit Sehschlitzen, die sich nach oben öffnen, verschließen die Übergänge, wenn diese nicht benötigt werden. Die Tore werden vor der Fahrt vom Personal geöffnet und bleiben während des gesamten Einsatzes offen. Zwei Einstiegsräume zwischen den drei Fahrgasträumen ermöglichen einen schnellen Fahrgastwechsel. Dazu sind sie mit doppelten Drehfalttüren ohne Mittelsäulen ausgestattet. In der Mitte der Türöffnung ist ein Handgriff, der das Ein- und Aussteigen erleichtert. Er kann nach dem Lösen von Riegeln schnell ausgebaut werden. Außerdem sind an den Querwänden in der Nähe der Türen Haltegriffe eingebaut. Die Türen haben eine automatische Schließeinrichtung und eine geschwindigkeitsabhängige, elektropneumatische Türblockierung. Sie können vom Zugbegleiter und vom Triebfahrzeugführer ferngesteuert werden. Dank der Trittstufenkästen mit festen Stufen können die Wagen auch an niedrigen Bahnsteigen halten. Beim Umbau bekamen die Wagen neue Fenster. Dabei wurden wechselweise feste und Übersetzfenster eingebaut. Ein Gewichtsausgleich vermindert den Kraftaufwand beim Öffnen und Schließen. Doppelte Verbund-Sicherheitsglasscheiben verhindern das Beschlagen und verbessern die Wärmedämmung. In den Endvorräumen und in der Toilette sind die Fenster schmaler. In den Vorräumen sind sie fest, im WC kann das weiß hinterlegte Fenster geöffnet werden. Die zweiteiligen, beweglichen Türfenster der Spenderwagen wurden durchgehend gegen einteilige, feste Fenster getauscht. Die Fahrgasträume werden durch einflügelige Schiebetüren von den Einstiegs- und Endräumen abgetrennt. Nur beim Zugang zum kleinen „Mehrzweckraum“ wurden doppelflügelige Schiebetüren eingebaut. Der Stahlrohrrahmen ist oben mit einer Sicherheitsglasscheibe und unten mit einer Schichtpressstoffplatte gefüllt. Die Toilettentür aus Holz ist mit Schichtpressstoff belegt. Die inneren Querwände sind aus Leichtmetall-Wellblech. Sie werden mit zur Übertragung von Querkräften herangezogen. Auch in die ursprünglich fensterlosen Quertrennwände wurden Scheiben eingebaut. So soll das Sicherheitsgefühl verbessert werden. Der Fußboden ist mit dem Bodengerippe verschraubt und so zugeschnitten, dass er ohne Demontage der Heizung ausgewechselt werden kann. Filzzwischenlagen dienen der Geräuschdämmung. In den Einstiegs- und Endräumen wurde ein Gumminoppenbelag verlegt. Die Höhe des Bodens beträgt in den Einstiegsräumen 1.100 mm über der Schienenoberkante. Die Bodenhöhe steigt für die Fahrgäste kaum merklich auf 1.250 mm an den Wagenenden an. So ist es möglich, eine genormte Kupplungshöhe einzuhalten, was das Kuppeln der Regional-ßahn-Wagen mit den meisten anderen Reisezugwagen-Bauarten erlaubt.

Die Innenverkleidung der Decke wölbt sich in den Fahrgasträumen tonnenförmig nach oben. Zur Verminderung der Geräusche sind die Deckenplatten gelocht. In den Endvorräumen und den Einstiegsräumen sind die Decken flach, weil hier Aggregate im Dachraum verstaut wurden. Deckenklappen ermöglichen den Zugang zu diesen Aggregaten. Die Innenraumaufteilung wurde von den Spenderwagen übernommen. Deshalb blieb die Sitzaufteilung in den Großräumen der 2. Klasse unverändert erhalten. In der 1. Klasse wurden aber beim OFV-Design die Quertrennwände durch Glasscheiben ersetzt und beim DBM-Design ganz entfernt, so dass ein Großraum entstand. Die fünf Abteile mit Vis-a-vis-Anordnung und der Seitengang blieben erhalten . Die Fahrgastabteile werden durch zwei Einstiegsräume getrennt, und an den Enden schließen sich Vorräume an die Fahrgasträume an. In einem Vorraum blieb die Toilette erhalten, aus dem anderen wurde sie entfernt. Die Sitze wurden neu aufgepolstert und auch in der 2. Klasse mit Stoff bezogen. Beim Design der OFV wurden dazu grüne Stoffe mit blauen Diagonalstreifen verwendet. Die Kopfpolster und Armlehnen sind mit schwarzem bzw. dunkelgrauem Kunstleder bezogen. Die Sitzgestelle wurden dunkelgrau lackiert. Die Seitenwände sind passend zu den Sitzen mit grünen Platten verkleidet. Für die Deckenverkleidung wurden graue Platten verwendet. In der 1. Klasse wurden neue Einzelsitze mit graublauen Bezügen und Kopfkissen eingebaut. Das DBM-Design hat blaue Sitzbezüge mit kleinen blauen Karos. Die Kopfpolster der 2. Klasse sind mit dunklem Kunstleder bezogen, in der 1. Klasse wurde dafür der Sitzbezugstoff verwendet. Die Armlehnen sind in beiden Klassen aus Holz. Die Seitenwandplatten sind wie die Deckenplatten hellgrau. Unter den Fenstern befinden sich Mülleimer. Bei beiden Ausführungen wurden die ursprünglichen Quergepäckablagen über den Sitzen durch Längsgepäckablagen über den Fenstern ersetzt. Die Fenster können in der 1. Klasse durch Vorhänge verdunkelt werden. In der 2. Klasse sind dafür Rollos montiert.

Die Toilette ist mit einem WC-Becken, einem rostfreien Waschbecken, Spiegel, Handtuchspender, Seifenspender und weiteren Kleinteilen eingerichtet. Es gibt Wagen mit offenen Toiletten, mit Bio-Toiletten und mit geschlossenen Toiletten-Systemen. Sie sind entsprechend ihrer Ausführung unterschiedlichen Unterbauarten zugeordnet. Bei allen Ausführungen wird der Wasservorrat in einem im Wagendach über der Toilette angeordneter Behälter mitgeführt. Er lässt sich elektrisch beheizen, so friert das Wasser im Winter nicht ein. Der Behälter wird durch besondere Stutzen und Leitungen vom Wagenende aus befüllt. Bei den geschlossenen Systemen wird das Abwasser in einem Behälter unter der Toilette gesammelt. Er kann durch besondere Anschlüsse mit Vakuumsaugern entleert werden.

In den Endvorräumen sind sechs Klappsitze und die Schaltschränke für die elektrischen Anlagen und die Heizung untergebracht. Alle Wagen haben eine elektrische Heizung. Sie ist bei Wagen mit der Heizkennziffer 45 um eine Dampfheizung ergänzt. Die Bedienung erfolgt über Stellhebel. Ein Thermostat überwacht die gewählte Temperatur. Statische Lüfter der Bauart Kuckuck auf dem Dach sorgen für den Luftaustausch zwischen Innen und Außen. Sie können mit Klappen verschlossen werden, deren Hebel sich über den Seitenfenstern befinden. Die Zugsammelschiene liefert bei den ABnrz 418 die elektrische Energie. Bei den ABnrz 418 sind noch Achsgeneratoren vorhanden, die an den Drehgestellen befestigt sind. Die Energie wird über das Ladegerät in der Batterie gespeichert und bei Bedarf über den Wechselrichter den Verbrauchern zugeführt. Die Batterie ist in Trögen unter dem Untergestell aufgehängt. Leuchtstofflampen erhellen die Innenräume. Sie sind zusammen mit der Glühlampe in Sparbeleuchtung in Aufbauleuchten in Längsrichtung im Dachscheitel montiert. Die Einstiegs- und Vorräume sowie die Toiletten erhellen nur Leuchtstofflampen. Die zwölf-adrige Durchgangsleitung, die Hauptluftbehälterleitung und die 36-polige Steuerleitung ermöglichen den Einsatz in Wendezügen. An beiden Stirnseiten sind elektrische, einzeln schaltbare und von der Hauptbeleuchtung unabhängige Zugschlussleuchten.

Nach ihrem Umbau bekamen die ersten Wagen einen Anstrich mit graubraunem Laufwerk und Untergestell. Der Wagenkasten und das Dach wurden hellgrau lackiert. Das Fensterband war türkisfarben . Ein hellgrüner Streifen bildete den Übergang zur hellgrauen Brüstung. Die Anschriften waren graubraun oder weiß. Nummer, Gattungszeichen und Bauartnummer waren auf dem Langträger angeschrieben. Das DB-Logo befand sich ganz links auf der Brüstung. Der 1.-Klasse-Kennstreifen war bei einigen Wagen über den Fenstern auf der Seitenwand, andere trugen ihn auf der Dachrundung. Später umgebaute ABnrz 418 bekamen einen roten Wagenkasten und ein graues Dach. Das Laufwerk und das Untergestell sind schwarz. Der Wagenkasten wird durch einen hellgrauen Streifen vom dunkelgrauen Langträger getrennt. Die Türen sind ebenfalls hellgrau. Die Anschriften sind alle auf dem Langträger, nur das DB-Logo befindet sich links im Absetzstreifen. 2009 waren alle ABnrz 418 verkehrsrot, grau-türkisfarbene Wagen gab es keine mehr.

Aufgrund der hohen Stückzahl von knapp 290 Exemplaren waren die Wagen in nahezu ganz Deutschland anzutreffen. Haupteinsatzgebiet waren dabei überwiegend RegionalExpress oder Regionalßahn-Züge, die meist als Wendezüge gebildet wurden. Sie liefen dabei sowohl hinter Diesel- als auch hinter Elektroloks. Die Wagen waren in fünf Unterbauarten unterwegs, die sich in der technischen Ausstattung und der Inneneinrichtung unterschieden. Einige wurden während ihrer Einsatzzeit in eine andere Unterbauart umgebaut. Dies betrifft besonders die ABnrz 418.0 und 418.1 mit offenen Toiletten, sie bekamen geschlossene Toilettensysteme und wurden dann als 418.3 oder 418.4 geführt. In der Unterbauart 418.4 sind auch Wagen enthalten, die nach Vorgaben der Länder Bayern (By 99) oder Schleswig-Holstein (SH 99), abweichend von der Serie ausgestattet wurden. Mit der Beschaffung von neuen Doppelstockwagen und der Vergabe von Strecken an private Eisenbahnunternehmen wurden die Wagen zunehmend überflüssig, nach und nach ausgemustert und überwiegend verschrottet. Einige wurden aber an private Unternehmen verkauft. So hat Train Rental International (TRI) aus Eckental die Wagen 50 80 31-34 105-2, 182-1 und 382-7 im Bestand. Die drei Fahrzeuge sind inzwischen weiß-blau lackiert und werden zusammen mit weiteren ehemaligen DB-RegionalBahn-Wagen im Planeinsatz von TRI genutzt. Die Schienenverkehrsgesellschaft mbH (SVG) mit Sitz in Stuttgart hat die beiden Wagen 50 80 31-34 117-9 und 204-3 im Betriebspark, die sie in ihren Sonderzügen nutzt. Auch die Gesellschaft für Eisenbahnbetrieb mbH (GfE) aus Crailsheim kann mit den Wagen 50 80 31-34 240-7 und 324-9 zwei ABnrz 418 für den Museumseinsatz ihr eigen nennen.


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Das Neuheitenprogramm 2020 von ESU sieht die Auslieferung der mintgrünen Fahrzeuge ebenfalls vor. Die mintgrün lackierten n-Wagen stellen die modernisierte Version der Silberlinge dar und verkörpern ganz klar die Epoche V. Beim 2. Klasse-Wagen wurde die Vorbildgattung Bnrz 451 gewählt und nachgebildet, der mit der Betriebsnummer 50 80 22-34 381-0 aufgelegt wird und ist bei der BD München beheimatet. Mit dem angeschriebenen Heimatbahnhof München Hbf. wird bei dieser Modellausführung vor allem der bayerische Raum bedient. Im Revisionsraster werden die Angaben REV HHX 15.11.94 gemacht. Obwohl die Lackierung tadellos ist, lassen einzelne Anschriften des Fahrzeuges zu wünschen übrig und sind viel zu deckend aufgetragen. Der UVP des Wagens beträgt € 69,90.


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Der gemischtklassige Wagen dieser Fahrzeuggattung weist die selben Ortsangaben auf, wobei dieses Modell weitaus besser bedruckt ist. Das Modell gehört zur Wagengattung ABnrz 418.1 (angeschrieben ist nur ABnrz 418) und erhielt die Wagennummer 50 80 31-34 097-1 sowie die Untersuchungsdaten Unt. LHBX 27.03.96.


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Die Vervollständigung dieser Nahverkehrswagen wird durch die Auslieferung eines umgebauten Steuerwagens mit dem Wittenberger Kopf erreicht, wobei dieses Modell ohne Angaben zur Heimatdienststelle aufgelegt wurde. Ungeachtet dessen bestehen die Wagenanschriften aus der Gattungsbezeichnung Bnrdzf 483.1, der Wagennummer 50 80 80-35 128-3 und den Revisionsanschriften Unt. ANX 08.02.95. Der Steuerwagen wird zum UVP von € 124,90 angeboten und läßt sich wiederum zum Wechselstrommodell umfunktionieren.


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