Brawa 494xx – DB Pwg
Der Zuspruch und der Siegeszug der Eisenbahn im 19. Jahrhundert galten vor allem in der Möglichkeit des günstigen und einfachen Massentransportes aus den ländlichen Regionen in die Städte und Industriegebiete. Das Straßennetz war anno dazumal noch nicht in jenem Zustand wie wir es heute kennen. Um diese Güter zu transportieren, aber auch solche Transporte in lokalen Güterzügen durchführen zu können, beschafften sämtliche Bahngesellschaften schon frühzeitig eigene Güterzugbegleitwagen, die neben Frachtstücken auch das notwendige Begleitpersonal transportieren.
Die auch als Güterzugpackwagen bezeichneten Fahrzeuge dienten ausschließlich dienstlichen Zwecken, in ihnen wurden keine normalen Güter befördert. Diese grün lackierten Wagen liefen in der Regel an der Zugspitze hinter der Lok. Da sie vom Zugführer als Arbeits- und Aufenthaltsraum benutzt wurden, waren sie meist mit einer Dachkanzel ausgestattet. Die Dachkanzel diente der Zug- und Signalbeobachtung.
Der „Pwg“ enthielt ein Zugführerabteil und einen Packraum. Im Zugführerabteil befanden sich ein fest eingebauter Schreibplatz und darüber ein Sortierregal für die Frachtbriefe. Im Packraum wurden Ersatzbremsschläuche, Ersatzkupplungen usw. aufbewahrt. Hier befand sich auch die Toilette. Eventuelles Dienstgut, wie beispielsweise Petroleumfässer für die Versorgung der Signalmeistereien, wurde ebenfalls hier mitgeführt. Gelegentlich diente der Raum auch als Mitfahrgelegenheit für Rottenarbeiter zur Baustelle.
Die Reichsbahn übernahm bei ihrer Gründung die Güterzugpackwagen der Länderbahnen. Besonders der preußische Pwg war lange Zeit typisch für die Reichsbahngüterzüge. Die Pwg waren den Reichsbahndirektionen fest zugeteilt. Überschritt ein Pwg die Direktionsgrenzen, so wurde er meist zusammen mit der Lokomotive ausgewechselt. Auf diesen Umspannbahnhöfen standen dann meist in der Nähe der Ausfahrgleise auf einem besonderen Gleisstück die Pwg und warteten auf die Rückleistung. Dieses Verfahren wurde erst Mitte der 1930er Jahre aufgegeben.
Die Güterzüge bei den deutschen Länderbahnen wurden bis in die 1920er Jahre durchwegs handgebremst, weshalb im Zugverband laufend Wagen mit Bremserständen mitgeführt wurden. Die Bedienung oblag den Bremsern, die wie die Lokführer, der Zugführer, die Packmeister, der Zugschaffner und die Rangierer (österreichisch: Verschieber) zur Zugmannschaft gehörten. Diese Personen hatten verschiedene Funktionen zu bekleiden und waren somit für das Bremsen des Zuges, für Verschub-/Rangierarbeiten auf den Zwischenbahnhöfen, den Austausch und die Bearbeitung von Frachtpapieren der zu befördernden Güter und weitere Tätigkeiten betraut. Für den Transport dieses Funktionspersonal diente ein mitgeführter Begleit- oder Gepäckwagen, der gleich hinter der Lokomotive gereiht war und zugleich als rollendes Büro auf Schienen diente. Lediglich die Bremser waren auf ihren Bremserständen, in der Regel Bremserhäuser platziert, um den Zug nach genauen, betrieblichen Anweisungen und Vorschriften einzubremsen.
Die KPEV bzw. P. St. E. V beschafften als Abschluß ihrer eigenen Entwicklung erstmals 1913/1914 einen Güterzugbegleitwagen der Gattung Pwg nach dem Musterplat pr IIa 13 a. Um die Typenvielfalt der alten Länderbahn-Begleitzugwagen zu bereinigen, wurde dieser Entwurf nochmals herangezogen und überarbeitet, was zur Nachbeschaffung des überarbeiteten Entwurfes von mehr als 7.000 Pwg bis 1929 führte. Diese Wagen verbereiteten sich nicht nur im Gebiet der ehemaligen KPEV, sondern auch in Bayern, Baden, Württemberg und Sachsen.
Eine Änderung im Erscheinungsbild trat dann unter der DRB ein, die angeblich wegen eines versuchten Raubüberfalles ab Ende der 1930er Jahre durchgehenden Laufbretter und Griffstangen entfernen ließ. Weitere Umbauarbeiten betrafen die Verstärkung des Wagenkastengerippes und das Entfernen des Fensters in der Laderaumtür. Die Wagen sind nach dem Zweiten Weltkrieg ein mehreren Bahnverwaltungen verblieben und wurden auch weiterhin dort eingesetzt.
Modellvorstellung
Brawa hat die zierlichen Güterzuggepäckwagen der Gattung Pwg pr 14 in das Neuheitenprogramm 2017 aufgenommen und sogleich acht verschiedene Varianten in den Ausführungen der P. E. St. B./KPEV, DRG/DRB, DB (zweimal), DR, CSD, ÖBB und SNCF angekündigt. Die Formneuheit ist in der Nummerngruppe 494xx von Brawa angesiedelt und werden zum UVP von € 49,90 angeboten. Die ersten Modellausführungen kamen kurz vor Weihnachten in den Fachhandel. Brawa liefert seine Wagen in der stabilen Plastikverpackung mit Plastikeinsätzen aus, indem das fein detailierte Modell geschützt transportiert wird. Dem Modell beigelegt ist ein Zurüstbeutel.
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Das erste DB-Modell entspricht dem Ursprungszustand des Fahrzeuges. Die vorliegende Neukonstruktion wird den bisherigen Ansprünchen eines Modelles aus diesem Hause mehr als gerecht. Die vielen Fahrzeugdetails werden durch feine und saubere Gravuren umgesetzt und machen das Modell zum echten Hingucker. Neben der Bretterimitation zählen vor allem die nachgebildeten Metallleisten und die Nietreihen und Knotbleche als Highlights. Selbst die Verschlüsse bzw. Scharnier der kleinen Seitentüren der Kleintierabteile sind perfakt umgesetzt. Das Laufwerk ist vollständig umgesetzt, die Federpakete weisen feine Gravuren auf. Die Bremsklötze sind auf Höhe Radflächen positioniert. Der Fahrzeugboden nimmt einerseits die Kurzkupplungskulisse auf, zugleich ist auch die vollständige Bremsausrüstung zu erkennen. Der große Tank liegt dem Modell als Einsteckteil bei. Sämtliche Trittstufen sind fest in das Chassis eingepaßt, positiv ist vor allem die Verwendung eines äußerst elatischen und robusten Kunststoffes für die Trittstufen und Verschiebertritte. Alle Griffstangen sind freistehend und bereits ab Werk montiert. Sämtliche Kaminrohre bzw. Dachaufsätze sind bereits ab Werk montiert, die am Dach verlegte Leitung ist konstruktiv sehr zierlich ausgefallen. Brawa hat dem Wagen die Betriebsnummer 120 001 Mz verliehen. Das Anschriftenfeld des Wagens ist dabei in gelber Farbe aufgebracht. Die Anschriften am Fahrzeugrahmen sind verschiedenfarbig aufgetragen. Diese sind unter der Lupe trennscharf zu erkennen, sogar ein Fabriksschild wurde am Rahmenteil aufgedruckt. Das letzte Untersuchungsdatum des Wagens stammt von Lu 04.12.52.
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Das zweite DB-Modell betrifft die nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkte Ausführung. Diese mögen zwar auf den ersten Blick nach einheitlichen Kriterien durchgeführt worden sein, immerhin gibt es bei den Wagen dennoch eine Vielzahl an unterschiedlichen Ausführungen. Die Wagen waren bis Anfang der 1960er Jahre mit unverändertem Kastengerippe im Einsatz, fielen aber durch Querverstrebungen optisch auf. Zudem wurden die Öffnungen der Kleintierabteile verschlossen und beim WC nicht nur die Fensterscheibe weiß hinterlegt, sondern auch das Fallrohr am Wagenboden versehen. Allerdings reduzierte sich der Bestand kontinierlich, 1972 sind dann die letzten (ohne Computernummer) ausgeschieden.
Diese Version wird anhand dieses Modells nachgebildet, wobei die Querstreben sehr gut zu erkennen sind. Gegenüber dem obigen Modell ist der große Tank am Wagenboden entfallen, wie auch bei den Seitentüren die Fenster bzw. am Dach verschiedene Aufbauten. Dort verblieben ist nur mehr der Kamin des im Wageninneren eigenbauten Ofens.
Das vorliegende Modell erhielt die Betriebsnummer 123 312 (Nür), welche in weißer Schrift ausgeführt ist. Auch bei diesem Wagen sind verschiedene Anschriften am Längsträger sehr gut zu erkennen, u. a. die Fabrikstafel des Herstellers Köln Deutz. Die Revisionsanschriften lauten auf 3 REV Dst 06.04.58.
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Als einziges Österreich-Variante ist dieses Modell des Pwg 75 117 zu nennen, wobei nach den entsprechenden Unterlagen diese Betriebsnummer für diese Wagenbauart nicht vergeben wurde. Ungeachtet dessen entspricht das Fahrzeug der Ausführung des ersten DB-Wagens in der ursprünglichen Bauform. Der Wagen ist dem Heimatbahnhof Hieflau Vbf. zugewiesen. Das Revisionsraster ist wiederum am Fahrzeugrahmen an der Position anstatt des Fabriksschildes platziert. Die letzte Untersuchung fand in Kd (Knittelfeld) am 09.04.1953 statt.
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Eine weitere DB-Variante gelange im Dezember 2018 zur Auslieferung. Das Modell trägt die Betriebsnummer 123 114, als Gattungsbezeichnung ist Pwg 14 angeschrieben. Das Dach weist gegenüber anderen Modellen keinerlei Aufbauten und Konsolen auf, ausgenommen ist nur der Abgasrohr für den integriten Ofen. Die Fahrzeuganschriften sind in weißer Farbe gehalten. Die Bedruckung ist trennscharf und lupenrein ausgeführt. Mit den Revisionsanschriften 2 REV Om 23.10.56 gehört das Modell der Epoche IIIb an und kann nach der Zwei-Klassen-Reform eingesetzt werden.
Bilder 49404
Brawa 49405 – DR Pwg
Modellbahner mit Bezug zur (D)DR wurden vor Weihnachten 2018 gleich zweifach von Brawa beglückt, indem nicht nur die Epoche III, sondern auch die Epoche IV-Version in den Fachhandel gelangte.
Unter dieser Artikelnummer liefert der Hersteller die Epoche III-Version aus. Der Güterzugbegleitwagen wird unter der Artikelnummer Pwg geführt und trägt die Betriebsnummer 88-31-04. An der Seitentüre ist in großen Lettern die Eigentumskennung DR angeschrieben, wobei der Farbton in beige neigt. Am Fahrzeugrahmen werden die Revisionsanschriften ausgewiesen, für dieses Modell REV Go 22.5.62. Als weitere Besonderheiten seien das Kreidefeld auf der Fahrzeugtüre mit der Angabe des Heimatbahnhof Dresden Alt erwähnt. Der Zettelhalter ist in silberner Farbe am Fahrzeugkasten aufgedruckt.
Bilder 49405
Brawa 49414
Brawa legt den preußischen Güterzugbegleitwagen auch als DR-Modell mit Computer auf, wobei die Fahrzeuganschriften von der linken, oberen Kastenecke rechts neben der Fahrzeugtüre verlegt wurde. Der Pwg ist mit der Computernummer 30 50 940 2 265-7 und darüber mit einem eher zierlichen DR-Schriftzug versehen. Im Kreidefeld steht als Heimatbahnhof Zittau. Als Untersuchungsdaten steht am Fahrzeugrahmen der Hinweis REV M 23.9.72.
Bilder 49414
Brawa 49413 – ÖBB Pwg 75266
Brawa hat im Neuheitenprogramm 2022 weitere Modellvarianten dieser markanten Bauart eines Güterzugbegleitwagens preußischer Herkunft angekündigt. Nachdem die im Jahr 2019 aufgelegten Modelle rasch vergriffen waren, entstand der Bedarf nach weiteren Modellauflagen, wiewohl der Hersteller danach trachtete, neue Fahrzeugnummern auszuwählen. Das Neuheitenprospekt 2022 führt neben der ÖBB-Variante auch Modelle der P. St. E. V. (KPEV), der DRG, der DB, der DR, der SNCB und der CSD an. Das ausgelieferte ÖBB-Modell ist wiederum in der frühen Epoche III angesiedelt, es ist mit den Untersuchungsdaten REV Kd 27.10.53 am Langträger angeschrieben. Die neue Betriebsnummer lautet Pwg 75266. Der aktuelle UVP beträgt € 59,90.