Bahnmedien.at: Die Triebfahrzeugreihe 2043 der ÖBB

Bahnmedien.at hat in der mehr 15jährigen Verlagsgeschichte schon viele dicke Wälzer produziert, doch mit dieser Neuerscheinung betritt man erstmals die Welt der Triebfahrzeuge und versucht sich in der Monografie einer wichtigen Nachkriegsbauart verdient zu machen. Die Reihe 2043 ist das Pendant der Reihe 2143 von SGP und stammt von den Jenbacher Werken. Es ist unbestritten, daß sich der Autor sehr lange mit dem Inhalt seines Buches beschäftigt hat. Ob es sinnvoll ist, gleich jede Schraube zu beschreiben, sei dahin gestellt. Diese Kritik ist ja noch am harmlosesten, wiewohl der Rezensent selbst eingestehen muß, eine Liebe in der Fülle von Information entdeckt zu haben.

Der Buchmarkt hat seit Jahrzehnten eine Unzahl an Monografien von Baureihenbüchern hervorgebracht, es seien hier nur die hervorragenden Werke des EK-Verlages genannt. Diese Bücher dürfen als heutiger Maßstab gelten, wenn man Monografien erstellt, auch andere deutsche, aber auch tschechische Verlage orientieren sich an diesen Maßstäben.

Wenn man das Buch über die Reihe 2043 durchblättert, dann wird der Leser ganz erstaunt die Frage stellen, wo sind die Fotos? Es werden alle Typen, beginnend vom Jumbo über die vier Vorserienloks bis hin zu den Serienloks beschrieben, immerhin in Summe 78 Loks. Daß man aber bei der technischen Beschreibung auf die Fotodokumentation der einzelnen Bauteile vergißt, ist mehr als bezeichnend! Auch finden sich im Buch keine Farbbilder vom Jumbo im Neuzustand, wiewohl man erst gar nicht das Bildarchiv der früheren Jenbacher Werke angezapft hat – Aufnahmen sind genügend vorhanden; außerdem wäre es ein leichtes gewesen, diese bei vorhandenen Exponaten noch anzufertigen! Es wird auch nicht besser, wenn man die allseits bekannten Bilder von Franz Kraus wiederholt, von den weiterem Bildmaterial ganz zu schweigen. Da man bei der Erstellung und der Verwendung von Archivmaterialien lieber unter sich verweilt, ist das Ergebnis einer Katastrophe schon vorprogrammiert. Solche Entscheidungen bzw. Fehltritte in der Erstellung von Eisenbahnliteratur passieren eben nur, wenn die hiesigen Entscheidungsträger weder über den Tellerrand hinaus blicken bzw. sich lieber in ihrer eigenen Arroganz zur Präpotenz sonnen. Es macht auch die zum Teil schlecht ausgeleuchteten Bilder nicht besser bzw. ist die Darstellung über die lange Einsatzdauer unausgewogen.

Im ersten Teil werden Vergleiche mit der Entwicklung bei der DB angestellt. Die schriftliche Erwähnung verdient auch die entsprechende Bebilderung. Diese tragen zum besseren Verständnis der Ausführungen bei. Die Typenskizzen sind einerseits viel zu klein dargestellt und als Zeichnung zu zart dargestellt, wiewohl sich hier Vor- und Nachsatz angeboten hätten. Außerdem wirken die Typenskizzen „etwas“ nackt.

Ein weiterer Fehler ist dem Verlag im hinteren Teil des Buches passiert, indem Dokumente von der Reihe 2043 als Bildunterschrift angekündigt werden, aber von der Reihe 2143 der Firma SGP stammen (Anmerkung: Die Wartungsvorschrift der 2143 läßt sich durch den anderen Dieselmotor bei der 2043 meiner Meinung nach nicht anwenden). Sehr seltsam ist auch der Umstand, daß das Thema der Farbschemata in einer Buchseite fast untergeht, und man sich nicht im Detail mit den verschiedenen Lackierungsvarianten in der Ära Valousek auseinandersetzt – auch hier gab es noch zahlreiche Unterschiede und Änderungen, die gerade in einer Monografie dargestellt gehören. Wie lange der Autor schon an dem Werk arbeitet, wird aus einer Fußnote ersichtlich, indem er im Jahre 2013 für ein Kapitel eine Abfrage im RIS durchführte.


Allgemeine Infos:
Verlag: Bahnmedien
Autor: Georg Karner
Buchhülle: Hardcover
Umfang: 400 Seiten/22,0 x 28,5 cm
Fotos: 297
Skizzen/Grafiken: 16
ISBN: 978-3-903177-08-6
Verkaufspreis: € 65,– [A]

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