PKP-Baureihe EP09: Piko 97520 / 97524
Die PKP benötigte für den schnellen Personenverkehr zwischen Warschau und Krakau gegen Ende der 1980er Jahre eine neue Loktype, die den Beanspruchungen des dauerhaften Verkehrs mit 160 km/h Höchstgeschwindigkeit gewachsen war. Die ab 1973 aus der Loktype EU05 umgebauten Lokomotiven der Reihe EP 05 waren einerseits stückzahlenmäßig begrenzt und andererseits auch schon zu alt. Daher konstruiert die Firma Pafawag in Breslau ein neues Fahrzeug mit der Bezeichnung Loktype 104E, dessen erster Prototyp im Jahr 1986 als EP09 001 vorgestellt wurde.
Die Maschinen erfüllten die in sie gesetzten Erwartungen, sodaß die PKP bis zum Jahr 1997 insgesamt 45 wetiere Lokomotiven beschaffte. Die letzten zehn Lokomotiven verfügten bereits über einen klimatisierten Führerstand. Die EP09 wurde flächendeckend in Polen eingesetzt und verdrängte dadurch die Type EP05 fast vollständig. Bis zum Jahr 2008 wurden die Lokomotiven mangels einer gesicherten Finanzierung durch die PKP nicht aus dem hochwertigen Schnellzugdienst zwischen Krakau und Warschau bzw. Warschau und Berlin (fuhren nur bis zur Grenze) abgelöst. Sie prägten bis dahin das Bild der Zeit. Erst mit der Indienststellung der Type EU44 verschwand die EP09 aus den Plandiensten. Sie ist aktuell noch im Bestand der PKP anzutreffen.
Modellvorstellung
Polen gilt für Piko als ein Hauptmarkt. Daher setzt das Sonneberger Unternehmen immer wieder markante Akzente, was die Umsetzung von Vorbildern und die Gestaltung von Modellen betrifft. Auch hier möchte der Hersteller ein Vollsortimenter werden oder sein. Nach den markanten Konstruktionen zahlreicher E-Loks wurde die Serie mit der modernen EP09 fortgesetzt, die der Hersteller als die Topneuheit für das Jahr 2024 ankündigte. Gegenüber früheren Modellausführungen wagt es der Hersteller diesmal, auch eine dritte technische Ausführung umzusetzen. Die EP09 der PKP ist als analoge Gleichstromvariante zum UVP von € 220,– erhältlich. Die digitale Zweileiter-Gleichstrom-Ausführung mit dem PIKO TrainSound onboard ist unter der Artikelnummer 97522 und zum UVP von € 330,– erhältlich, währenddessen die Dreileiter-Wechselstrom-Ausführung (ebenfalls mit Onboard-Sound) unter der Artikelnummer 97523 zum selben UVP erhältlich ist.
Verpackung
Piko liefert seine neue PKP-Lokomotive in der üblichen Verpackungsform der Expert-Modellreihe aus. In die Kartonverpackung mit Kartonschuber ist das Modell in der rutschsicheren Blisterummantelung eingelegt. Es steht wie alle neuen, hochwertigen Produkte des Herstellers auf einem neuartig gestalteten Plastikgleis. Sämtliche Papiere zum Modell sind an der Unterseite in einem eigenen Schuber in die Kartonverpackung eingeschoben. Ein sehr dicker Zurüstbeutel ist in einer Ausnehmung der Blisterummantelung eingeklebt. Die Zurüstteile betreffen geschlossene Bahnräumer, Anbauteile am Drehgestell und für die Pufferbrust. Will man das Modell im voll zugerüsteten Zustand wiederum verpacken, müssen unbedingt die werkseitig montierten Fahrzeughalterungen vom Plastikgleis entfernt werden. Das Problem der schlechten Lesbarkeit der Betriebsanleitung infolge geringerer Schriftgröße besteht weiterhin. Piko besucht zwar diese Seite hin und wieder, allerdings wurde diese berechtigte Kritik als solche noch nicht erkannt.
Technik
Die technischen Komponenten der Neukonstruktion sind zwischen Metallrahmen und dem darauf paßgenauen Kunststoffgehäuse untergebracht. Das Gehäuse ist am Chassis verschraubt, hier sind zwei Schrauben bei den Drehgestellen seitlich zu lösen. Am Metallrahmen ist die Fahrzeugplatine montiert. Die Platine ist mit einer PluX22-Schnittstelle ausgestattet, in welcher serienmäßig ein Brückenstecker eingesetzt ist. Damit ist ein nachträgliches Einsetzen eines Sound-Decoders möglich.
Der Motor ist im Zinkdruckgußrahmen eingelassen. Der Mittelmotor ist mit zwei großen Schwungmassen bestückt. Die Kraftübertragung erfolgt über die Kardanwellen auf den Getriebeblock, welcher alle Achsen antreibt. Piko hat seiner Neukonstruktion zwei Haftreifen spendiert, diese sitzen jeweils versetzt auf der innersten Achse eines Drehgestelles. Das Modell wird mit einer Kurzkupplungskulisse ausgeliefert.
Fahrverhalten
Die Lok hat ein Eigengewicht von 433 Gramm. Sie fällt durch hervorragende sowie ruhige Laufeigenschaften auf. Die Höchstgeschwindigkeit beim Vorbild beträgt 160 km/h. Messungen bei 12 V Gleichstrom ergaben umgerechnete Werte der Vorbildgeschwindigkeit von ca. 174 km/h. Die berechnete Modellgeschwindigkeit ist gegenüber der Vorbildgeschwindigkeit um ca. neun % zu schnell, gegenüber dem NEM-Wert (+ 30 %) ist die Modellgeschwindigkeit um ca. 21 % zu langsam.
Optik
Man kann es vorab schon sagen, daß Piko auch bei dieser eher kantigen Bauform wiederum ein guter Wurf bei der Modellumsetzung gelungen ist. Das Modell ist optisch gesehen hervorragend umgesetzt und gibt auch das Vorbild sehr gut weider. Trotz der glatten Flächen sind dennoch verschiedene Details umzusetzen gewesen. Während eine Seitenwand nur mit kleineren Maschinenraumfenster in Gummifassung versehen sind, sind auf der anderen Seitenwand mehrere Lüftergittereinsätze vorhanden. Bereits serienmäßig eingesetzt sind auch die seitlichen Griffstangen bei den Führerstandstüren, aber auch der eingeklappte Seitenspiegel. Der Blick auf die Fahrzeugfront offenbart bereits montierte Scheibenwischer, UIC-Dosen, verschiedene durchbrochene Verschiebertritte und Griffstangen. Die Scheinwerfer sind erhaben umgesetzt und weisen zwei Lampen unten auf, oben ist es ein aufgesetztes Spitzenlicht in der Dachkonstruktion.
Der Blick auf das Dach bringt weitere Detaillierungen hervor. Das Modell ist mit zwei neukonstruierten Einholmstromabnehmern bestückt. Am Dach sind verschiedene Dachstege eingesetzt, die als lackierte Ätzteile ausgeführt sind. Des weiteren wurden dort die vier Dachfelder mit allen Befestigungsteilen wunderschön realisiert und darauf sowohl die weißen Dachisolatoren wie auch die rote Dachleitung montiert. Zudem sind auf dem Dach verschiedene Aufbauten unterschiedlicher Größe berücksichtigt worden. Über dem Führerstand ist das aufgesetzte Klimagerät zu sehen. Die Drehgestellblenden der Neukonstruktion sind dreidimensional durchgebildet und weisen mehrere Leitungsführungen auf. Die Bremsbacken sind auf Radlaufebene situiert, zudem wurden die Sandfallrohre bis knapp über die Schienenoberkante geführt. Zudem sei noch der Blick auf die Unterseite des Modells geworfen, indem dort jeweils ein vom Schneeräumer zur mittigen Trafoaufhängung befindlicher Untergurt montiert ist. Dieser ist aber beim Anlagenbetrieb über Weichenstraßen nicht betriebsbehindernd.
Farbgebung und Beschriftung
Das Gehäuse ist mehrfarbig in den Farbtönen Dunkelblau, hellgrau und weiß lackiert. Die Lackierung ist sauber ausgeführt. Die vielen Farbtrennkanten sind allesamt trennscharf ausgeführt. Selbiges gilt auch für die Anbringung der Schriftzüge und Fahrzeuganschriften. Diese sind allesamt lupenrein ausgeführt. Piko hat die Neukonstruktion mit der PKP-Loknummer EP09-045 bedruckt. Die Lok ist der PKP Intercity S. A. in der Zaklad Poludniowy zugewiesen, desweiteren ist der Hinweis auf ZNLE S. A. Gliwice gegeben. Die Revisionsanschriften bestehen aus den Angaben Napr. gl. 12.12.27, was“in übersetzter Form“ das Datum 27. Dezember 2012 bedeutet.
Beleuchtung
Die Neukonstruktion ist mit warmweißen und roten LED bestückt, die fahrrichtungsabhängig leuchten.
Bilder
Bilder 97524